Nehmen wir mein absolutes Lieblingsstück seit vielen Jahren, Gustav Mahlers Vertonung von Friedrich Rückerts "Ich bin der Welt abhanden gekommen" - passend sowohl hinsichtlich des Textes als auch angesichts des Zufalls, daß Fi-Di auf den Tag genau 101 Jahre nach Mahler gestorben ist.
Gesungen von Dietrich Fischer-Dieskau, ist durchgängig ein für ihn typischer knarziger Klang dabei, abgesehen von den Höhen, die silbrig rausfallen, aber wie auch die mittleren und tiefen Abschnitte für mein Empfinden zu weit hinten sitzen.
Aber ja, ich finde gerade seinen frühen Erlkönig extrem emotionalisiert, Fischer-Dieskau griff zB stärker zum Sprechgesang als die meisten Sänger, die ich kenne.
Eigentlich müßte ich jetzt einen großen Quervergleich anstellen, aber dafür fehlt mir die Zeit und teilweise auch die richtigen Aufnahmen. Manches von Thomas Quasthoff ist mir lieber, vieles von Olaf Bär, auch von Bo Skovhus, und wenn man Tenöre dazunimmt, sowieso (ganz besonders Ian Bostridge und Werner Güra), aber das geht am besten mit Liedern, die von möglichst vielen davon in guten Aufnahmen online stehen.
janw, das kann im Extrem stimmen, aber Präzision ist ein riesiger Grenzbereich, der sich seit etwa einem Jahrhundert massiv verschoben hat bzw. verschiebt, hin zu einer immer größeren Präzision als 'Grundanforderung', über die hinaus man kommen muß, bevor Interpretation überhaupt ins Gewicht fällt. Berufsorchester des frühen 20. Jahrhunderts spielten unpräziser als es sich gute Laienensembles heute erlauben würden, und auch im Gesang haben sich die Anforderungen deutlich gewandelt - mal ganz abgesehen von geschmacklichen und technischen Veränderungen.