The Sounds of Silence

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Traitor
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Mo 18. Nov 2002, 22:51 - Beitrag #1

The Sounds of Silence

Im Musiktexte-Thread wusste auch keiner was mit dem Text anzufangen. Deshalb mal ein paar Ansätze von mir, vielleicht weiß ja jemand zu den Detailproblemen etwas.

Simon And Garfunkel – The sounds of silence

Hello darkness, my old friend,
I've come to talk with you again,
Because a vision softly creeping
Left its seeds while I was sleeping
And the vision that was planted in my brain
Still remains
Within the sound of silence.

In restless dreams I walked alone
Narrow streets of cobblestone,
'Neath the halo of a street lamp
I turned my collar to the cold and damp;
When my eyes were stabbed by the flash of a neon light
That split the night
And touched the sound of silence.

And in the naked light I saw
Ten thousand people, maybe more,
People talking without speaking,
People hearing without listening,
People writing songs that voices never share;
And no one dared
Disturb the sound of silence.

"Fools", said I, "You do not know
Silence like a cancer grows.
Hear my words that I might teach you,
Take my arms that I might reach you".
But my words, like silent raindrops, fell
And echoed
In the wells of silence.

And the people bowed and prayed
To the neon god they made,
And the sign flashed out its warning,
In the words that it was forming,
And the sign said, "The words of the prophets are written on the subway walls
And tenement halls";
And whispered in the sound of silence.

Die Stille wird definitiv als schlecht dargestellt ("like a cancer"). Allerdings findet sich die Stille seltsamerweise nicht in der Eisnamkeit, sondern in der Gruppe und im Licht. Als Gegenstück fungieren Alleinsein/Dunkelheit, die ungewöhnlicherweise gut sind ("darkness my old friend"). Am Ende taucht dann noch der "neon god they made" auf, wohl eine art Inkarnation der Stille. Gleichzeitig symbolisiert er auch die moderne Gesellschaft, Technikgläubigkeit, die trotz der hohen Gesellschaftlichkeit zu Einsamkeit (Stille) führt.
Probleme habe ich noch bei der positiven Bedeutung der Dunkelheit (vielleicht Geborgenheit?) und am Ende der Aussage des Schildes, die sowohl eine "Warning" (Obwohl das Schild ja böse ist) ist als auch ihr Inhalt ziemlich rätselhaft...

Thod
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Mo 18. Nov 2002, 23:40 - Beitrag #2

Ich würde den Text von hinten nach vorne lesen.
Dort werden Menschen angeklagt ihre eigenen Götter zu schaffen und anzbeten, zu reden ohne etwas auszusagen, hören und nicht hören etc. Das ganze hört sich ziemlich nach Lärm und grellem Licht etc. an.

Ich würde also sagen: Jemand träumt in seiner Stille (again, also er kommt zu ihr zurück). Dort entdeckt er dann ein Licht und wird aus seinen Träumen aufgeschreckt, erlebt die oben beschriebenen Menschen. Nun will er ihnen was aus seiner Stille mitteilen, von seinem Erleben, findet aber kein Gehör, und geht zurück zu seiner Stille. Der Kreis schliesst sich also.

Ich würde sagen, es ist ein Text gegen die gesellschaftliche Oberflächlichkeit.

Thod.

P.S.
freigegeben zum zerriss :D

Padreic
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Mo 18. Nov 2002, 23:43 - Beitrag #3

Eine definitive Antwort hab ich auf deine Fragen auch nicht, aber ich kann mal was versuchen.

Ich denke, die Dunkelheit ist seine ganz persönliche Einsamkeit. Er findet sie weder wirklich gut noch schlecht, sondern nur eben vertraut, deshalb die Anrede Freund.
Das ganze mit den 10000 Leuten, aber keinen, die sprechen, erinnert mich an Hochhäuser, wo Massen von Leuten wohnen, aber man nicht einmal den Nachbar kennt. Die ganze Atmosphäre passt m. E. dazu. Die kalten Neonröhren, die nicht miteinander sprechenden Leute etc. Das Schild verstärkt das nur, denn es sagt praktisch, dass die neue Religion in Technik und Anonymität liegt.
Die Dunkelheit und die Stille verkörpern unterschiedliche Arten von Einsamkeiten. Die Dunkelheit eine erzwungene, weil niemand einen akzeptiert, aber man kann damit leben, denn man bewahrt seine Menschlichkeit. Die Stille ist allerdings die Unmenschlichkeit.

Nur so mal als Deutungsversuch ;).

Padreic

Traitor
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Di 19. Nov 2002, 17:40 - Beitrag #4

@Orald: Die These von der Kritik an der oberflächlichen Gesellschaft sehe ich auch so. Die Bedeutung des Gottes sehe ich aber eher niedriger (Überraschung *g*), das Wort soll IMHO eher darstellen, dass die Menschen sich der modernen Gesellschaft zusehr hingeben, also nur als Metapher.
@Padreic: Das mit den Hochhäusern ist auch das Bild, dass ich bei dem Lied sehe: eine nächtliche, technisierte Stadt mit grellem, künstlichen Licht, also insgesamt unmenschlich.
Wie passt jetzt aber die Sache mit den Wandschmierereien als Prophetenworte rein?

Thod
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Di 19. Nov 2002, 17:52 - Beitrag #5

es geht nicht so sehr um Gott, finde ich, sondern um einen götzen. den neon-gott. strahlende lichter der grosstadt, die schrift an den wänden, etc. zeichnen doch ein gutes bild dessen, wie sich die gesellscharft betätigt...

Thod

Traitor
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Di 19. Nov 2002, 18:14 - Beitrag #6

Ja, so sehe ich es auch. Aber die Leute sehen auch gar nicht, dass sie dies als Götzen verwenden, sie denken ja, ganz normal zu leben.

Thod
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Di 19. Nov 2002, 18:15 - Beitrag #7

natürlich sehen sie es nicht. Ein Götze wird nicht erkannt, sondern angebetet. Und genau diesen Vorwurf äussert der Textschreiber, indem er auf den Götzen hinweist.

Gruss,
Thod

Traitor
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Di 19. Nov 2002, 18:25 - Beitrag #8

Nein, ich meine, dass sie es auch nicht als Verehrung sehen - sie halten diese Lebenweise für ganz natürlich, was auch die Banalität eines Neonschilds zeigt. Nur der "aufgeklärte" Erzähler merkt, dass es sich um eine Art der Verehrung handelt.

Thod
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Di 19. Nov 2002, 18:27 - Beitrag #9

alte christliche weisheit: der teufel will nicht, dass man an ihn glaubt, sondern dass man ihn anbetet.

Gruss,
Thod

Traitor
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Di 19. Nov 2002, 18:37 - Beitrag #10

Auch eine gute Aussage...

Erdwolf
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Do 23. Jan 2003, 00:31 - Beitrag #11

Nachdem Traitor und ich die Sache im Chat nochmal durchgegangen sind, sind wir zu folgendem Ansatz für die Warnung des Schildes gekommen:

Das Schild warnt vor IHM. Er versucht, die Menschen zu erreichen, als ein Prophet, und das Schild "sagt" den Menschen, daß die WAHREN Worte der Propheten nicht aus seinem Mund kommen, sondern an den Wänden stehen. Feste Worte, stille Worte.

Traitor
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Do 23. Jan 2003, 00:34 - Beitrag #12

Denn das Schild symbolisiert ja die Gesellschaft, und der sind die tumben Graffiti-Botschaften lieber als ein wahrer Kritiker ihrer selbst. Denn was die Graffitis sagen, schadet ihr nichts, was er sagt, dagegen sehr wohl.

Thod
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Do 23. Jan 2003, 16:01 - Beitrag #13

So ganz ist mir eure Interpretation noch nicht deutlich. Was genau versteht ihr unter IHM?

Gruss,
Thod

Padreic
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Do 23. Jan 2003, 16:38 - Beitrag #14

Ich denke, nicht nur Warnung vor IHM (@Thod: ich denke, sie meinen den Ich-Erzähler), sondern vor jedem, der es wagt, die Gesellschaft in prophetischer oder sonstiger Weise zu kritisieren. Das Grafitti ist nicht nur ungefährlich, es manifestiert die Grundsätze der Gesellschaft, sonst wäre es nicht prophetisch.

Padreic

P. S. Gegenüber Blind Guardian-Texten (den einzig anderen Texten, die ich, zumindest ansatzweise, analysiere) ist der hier ja noch schön konkret ;).

LordSephiroth
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Do 23. Jan 2003, 18:01 - Beitrag #15

Hey ich kenn den!!!!

Traitor
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Do 23. Jan 2003, 18:26 - Beitrag #16

@Thod: Wie Padreic sagt, er meint den Ich-Erzähler. Als Erdwolf das "IHM" das erste Mal gebrauchte, dachte ich auch irgendwie eher an Gott, Teufel oder so.
@Padreic: Graffitis sollen ja eigentlich gegen die Gesellschaft sein, Sprayer halten sich für coole Konventionenbrecher. Da macht sich der Gesellschafts-Götze also auch noch über diejenigen, die glauben, ihm entfliehen zu können, lustig, indem er sagt, dass ihr Pseudo-Kampf trotzdem noch Dienst an ihm ist. Nur die "wirklichen Kritiker" wie der Erzähler könnten ihm schaden, und die will er ausschalten.
@Donavan: Na danke, auch Ideen? :shy: ;)

Thod
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Do 23. Jan 2003, 18:31 - Beitrag #17

Die Frage, wer der Ich-Erzähler ist, bleibt aber dennoch.

Gruss,
Thod

Padreic
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Do 23. Jan 2003, 18:32 - Beitrag #18

@Traitor
So ähnlich meinte ich das auch. Auch wenn sie der Gesellschaft scheinbar widersprechen, sind sie doch Manifestation ihrer. Ob sie zum lustig machen überhaupt fähig ist, weiß ich nicht. Aber allein chemisches Zeug an die Wände zu sprühen, zeugt ja schon von dem Geist dieser Gesellschaft. Aber es geht hier ja auch nicht primär um die Sprayer, denke ich...

Padreic

Traitor
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Do 23. Jan 2003, 18:40 - Beitrag #19

@Thod: Gute Frage... Ich denke, ein nicht genauer spezifizierter Mensch, der irgendwie an diese Erkenntnisse gelangt ist. Wie, ist mir auch nicht klar.
@Padreic: Zum lustig machen bräuchte es wohl Persönlichkeit, deren Mangel gerade das Zeichen der Gesellschaft ist, da hast du Recht. Aber die Stelle ist schon wichtig, da sie ja quasi das Schlusswort hat und somit eine der wichtigeren Aussagen ist.

Thod
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Do 23. Jan 2003, 18:42 - Beitrag #20

Diese Erklärung ist halt imho vor allem wegen der stille schwierig. Mal gut, mal schlecht.

Gruss,
Thod

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