Das Leben der Anderen

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Maglor
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Mi 1. Okt 2008, 20:32 - Beitrag #1

Das Leben der Anderen

Vor kurzem habe ich den Film "Das Leben der Anderen".
Beindruckend, poetisch... ein real-sozialistisches Märchen...
Zurecht mit dem Oscar versehen.
Irgendwie kann ich an dem Film nichts schlechtes, obwohl er aus Deutschland kommt. :P

sony
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Mi 1. Okt 2008, 20:53 - Beitrag #2

hab ihn damals im kino gesehen, mmha erste güte, find ich.

ausser vielleicht der schluss, hätte besser empfunden, wenn der mann aus dem auto ausgestiegen wäre und ihm das buch persönlich ausgehändigt hätte.

das mit der widmung, hätte er persönlich ihm hineinschreiben können.

leider auch im deutschen, europäischen kino, lassen sie sich von hollywood inspirieren. dabei ist doch diese zeit vorbei. amerika geht unter.

Tille_65
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Mi 1. Okt 2008, 22:14 - Beitrag #3

Hab ihn in der Schule gesehen, im Rahmen des Geschichtsunterrichts. Wir hatten das Thema DDR und das war ein echt guter Einblick in die Bespitzelungen der StaSi. Ein sehr interessanter Film!

Lykurg
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Do 2. Okt 2008, 00:53 - Beitrag #4

sony, zu dem Zeitpunkt im Film war das Buch ja noch nicht einmal geschrieben. Es wirkt so weitaus stärker, die gedruckte Widmung ist ja auch weit bedeutsamer als eine handschriftliche in nur einem Exemplar...
Ich sehe nicht so recht, wo genau du die "Inspiration durch Hollywood" siehst; mir kommt der Film ziemlich europäisch vor, wenn man das überhaupt so über einen Kamm scheren will - und den 'Untergang' 'Amerikas' sehe ich auch noch nicht so recht als besiegelt an^^ - die haben sich auch schon aus ganz anderen Schwierigkeiten herausmanövriert. Führt hier ohnehin zu weit.^^

---

Erst beim zweiten Sehen fiel mir die Möglichkeit auf, die Handlung als "Wandel durch Musik" zu begreifen, eben die "Sonate vom Guten Menschen". Insbesondere die Szene mit dem Jungen im Fahrstuhl, unmittelbar nachdem Wiesner das Stück gehört hat... Die Deutung wird unterstrichen durch den Romantitel. "Und versuche, gut zu sein" spielt ja auch darauf an.

Maglor
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Fr 3. Okt 2008, 16:34 - Beitrag #5

Ja, die Musik hat in dem Film eine eigenartige Rolle, da sie ja Teil der Handlung ist und keine künstliche Untermalung.
Was die Widmung im Buch betrifft, so hat die bloße Angabe der Zahl eine erstaunliche Bedeutung, denn der Stasi-Überwacher hatte im Grunde kein eigenes Leben mehr, verwendete den Großteil seines Leben auf die Überwachung der anderen und nahm so mehr und mehr die Identität der Anderen.
Mich erstaunten vor allem die Dialoge, die eine merkwürdige Tiefe hatte. Hier wurden quasi philosophische Themen eingebaut ohne aufgesetzt zu werden.
Was ist die Wahrheit und wo beginnt der Schein? Ist die Wirklichkeit auch nur Theater?

Lykurg
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Sa 4. Okt 2008, 01:00 - Beitrag #6

Ja, etwa die "denken Sie an Ihr Publikum"-Szenen sind stark! Wenn ich es recht bedenke, schreibt ja Wiesner ein Stück für Dreymann, das für diejenigen, die ihm seine Rolle zugewiesen haben, Wirklichkeit wird Bild - und wenn man so will, kann man bei ihm auch (neben der Cäcilianischen Musik-Heilung) eine klassische Katharsis durch Mitleid und Furcht feststellen.^^

Traitor
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Sa 11. Okt 2008, 00:23 - Beitrag #7

Auf den ersten Blick gefiel mir der Film recht gut. Ein relevantes und interessantes Thema, technisch und schauspielerisch gut aufbereitet, ordentliche Spannung, einige starke Dialoge.

Andererseits drängt sich mir aber der Metatext zu sehr auf, die Vermischung des historischen Themas mit der Künstlerpsychologie erscheint mir missglückt. Anfangs schien noch vieles eine orwellsche Tragödie zu versprechen, aber letztlich scheint das gar nicht das eigentliche Ziel zu sein. Letztlich würde ich sogar so weit gehen, die These in den Raum zu stellen, dass das allgemein verbreitete Label "Stasi-Drama" verfehlt ist und der Hintergrund hier eher als schablonenhafte Begründung für die Frage nach Verantwortung und Sinn des Künstlerdaseins dient.

Denn letztlich wird das Stasi-System in Einzelszenen immer wieder beeindruckend klar dargestellt, andererseits sieht man kaum etwas, was nicht schon aus einem diffusen "ja, die haben damals halt überwacht" und den bekannten rein fiktionalen Bearbeitungen des Themas Allgemeingut ist. Und Mühes Hauptmann bleibt trotz starken Spiels vor allem Beobachter und äußerer Einfluss, statt seiner werden vor allem die Motive und Zwiespalte des Autors und der Schauspielerin beleuchtet.

Nicht, dass dieses Thema prinzipiell ungeeignet für gute Filme wäre, und nicht, dass dieser Film dadurch schlecht oder auch nur mittelmäßig würde. Dabei, dass er gut ist, bleibe ich. Aber meines Erachtens hätte eine Fokussierung auf die Stasi einen deutlich besseren Film ermöglicht.

Nachdem ich obige Ausführungen noch möglichst allgemein zu halten versucht habe, noch ein klarer SPOILER:




Dass der Handlungsbogen sich über die Wende hinweg erstreckt, stieß mir erst sehr sauer auf und wirkte wie eine Relativierung des zuvor Gezeigten; ab dem Archiv erschien es mir dann aber wieder schlüssig und gut gewählt. Auch das Buch finde ich wie Lykurg so genau richtig eingesetzt.


Ach ja, wenn die DDR-Regierung tatsächlich solche grausigen Theaterstücke mochte und förderte, gut, dass sie untergegangen ist. ;)

PS: Das "denken Sie an Ihr Publikum" mit seinen Äquivalenten empfand ich in seiner Häufigkeit als hart an der Grenze dazu, als von den Filmemachern selbst akzeptierte Rechtfertigung zu erscheinen.

Lykurg
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Sa 11. Okt 2008, 19:14 - Beitrag #8

Ein 'echtes' Stasi-Drama, das nicht zugleich auch das Leben ihrer Opfer thematisiert? Wie stellst du dir das vor, Traitor? Die Schilderung des Beobachtens besteht nun einmal mit einer gewissen Zwangsläufigkeit in ihrem Nachvollzug...

Zum parteinahen Theater der DDR habe ich gerade einen Band bestellt, der mich hoffentlich mit passenden Titeln versorgt... Von einem DDR-Komponisten, mit dem ich mich intensiver beschäftigt habe, Ottmar Gerster, gibt es eine Kantate mit dem schönen Titel "Eisenkombinat Ost" (für die er einen Staatspreis der DDR bekam), demnächst kann ich vielleicht ein bißchen mehr dazu sagen. Aus der sowjetischen Musik sind Huldigungsmusiken an Lenin und Stalin auch alles andere als ungewöhnlich.


SPOILERND:



Darüber hinaus wurden ja aber auch so einige Szenen aus dem 'Alltag' von Stasimitarbeitern gezeigt - angefangen mit der Ausbildung, Interna (Kantinenszene; Briefe aufdampfen); Privatleben (Hauptmann Wiesner und die Prostituierte), der Anwerbevorgang eines IM, Verwanzung und Durchsuchung einer Wohnung, ganz am Rande die "Allmacht" intern (Minister-Wünsche) und nach außen (Studium der Nachbarstochter; "Sollte wider Erwarten irgendetwas beschädigt sein, melden sie sich" - "Danke, ist alles in Ordnung")...

sony
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Sa 11. Okt 2008, 21:17 - Beitrag #9

@Lykurg , ich hab den film 1 x gesehen damals vor vielen jahren ;)
nochmals, ich fände, es wäre besser gewesen dass er damals aus dem auto augestiegen wäre und ihm gedankt hätte und später, durch dieses treffen wusste er seine persönlichen Umstände, hätte er sein Buch mit der persönlichen Widmung überreicht. Es geht mir um das persönliche Danke. Von Angesicht zu Angesicht. Das andere, find ich, bläst den Mensche auf. "Oh eine Widmung in allen Büchern! Wie schön!"

Was ich eben nicht gut finde ist, dass durch die gedruckte Widmung (o. Dank) das Publikum vom Heldentum geprägt wird. Und das ist eben Hollywood. Meine Ansicht ein bisl blöde gesagt: lieber klein aber persönlich. Das hat Herz, was das andere hingegen zum Star macht, (die innerliche Bewertung).

Traitor
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So 12. Okt 2008, 01:51 - Beitrag #10

@Lykurg:
Natürlich müssen auch die Opfer gezeigt werden. Mir nahm das aber zu viel Raum ein. Vielleicht hat sich der Drehbuchschreiber einfach eine Zielperson ausgesucht, mit der er sich zu sehr identifizieren konnte.

Beim Theaterstück störte mich nicht die Parteinähe, um die festzustellen oder zu beurteilen, hat man zu wenig gesehen. Dieses Vortragen von Sinnfreiheiten in stockendem und getragenem Tonfall, das wohl seit längerem als modern gilt, kann ich nur nicht ausstehen.

Was die von dir genannten Szenen betrifft, habe ich die ja als im Einzelnen beeindruckend genannt, aber sie bleiben für mich zu selbstverständlich und im Gesamtbild eher nebensächlich.


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