Gestern habe ich mir im Kino "Beowulf" angesehen, eine Animationsfilm-Bearbeitung des klassischen angelsächsischen Heldengedichts aus der Feder von Neil Gaiman, Regie Robert Zemeckis. Das besondere des Films ist aber die Technik: entstanden als Computeranimation auf Grundlage echter Schauspieler wird so schon eine der besten Graphikleistungen der bisherigen Kinogeschichte geboten, und dann gibt es auch noch eine 3D-Version, nicht nur für IMAX, sondern auch normale Kinos. Und auf diese bezieht sich der Themenbetreff.
Vorerst jedoch zum Film selbst. Handlung und Charaktere wurden oft als platt kritisiert, mich hat an ihnen aber nichts gestört. Beowulf wird sicher keine Preise für "bestes Drama" erhalten. Aber das will der Film ja auch gar nicht sein, sondern einfach nur nette Mittelalter-Monster-Action-Abenteuerkost. Es gibt zwar durchaus auch sehr komplexe Sagenwelten und ich kenne das angelsächsische Original nicht, um beurteilen zu können, ob hier irgendwo simplifiziert wurde (anscheinend wurde sogar eher vieles ambivalenter gestaltet), aber vor diesem Hintergrund halte ich eine geradlinige und actionfokussierte Handlung mit leicht stereotypen Charakteren für völlig legitim. Alles, was über ordentliche Spannung und Atmosphäre, recht intelligente Dialoge und das Fehlen logischer Fehler hinausgeht, ist da nur Bonus. Und all diese Aspekte hatte Beowulf durchaus locker zu bieten. Dazu kommt auch noch eher selten, aber doch gelegentlich aufblitzender Gaiman-Humor (etwa die Seemonster-Geschichte).
Nun zur Technik. Mit etwas älteren 3D-Projektionen oder gar den altsteinzeitlichen Rot-Grün-Brillen hat das kaum noch etwas zu tun. Einzelne Objekte springen einen an, gelegentlich scheint man mitten im Getümmel zu sitzen, und große Landschaftsszenen wirken gleich doppelt so beeindruckend. Und das eben ohne die Mängel der Vergangenheit wie Doppelungsschlieren. Perfekt ist das alles bei Beowulf natürlich noch lange nicht umgesetzt, der 3D-Effekt brach bei schnellen Kameraschwenks manchmal zusammen und oft wurde er noch zu zögerlich eingesetzt, wenn nur wichtige, aber nicht alle Umgebungsobjekte hervorgehoben wurden. Hier merkt man, wieviel bewusste Handarbeit wohl noch dabei sein muss. Aber diese beiden Punkte sollten in Zukunft behebbar sein.
Dann denke ich, dass die Technik tatsächlich eine Revolution des Kinos bedeuten könnte. Sicher würde 3D nicht jedem Film gut tun, bei Dramen oder Komödien eher ablenken, aber für das ansonsten weitgehend erstarrte und durch immer gleiche Bombastoptik abgenutzte Action-Genre könnte sie genau das richtige sein. Ich bin gespannt, ob sich hier die kritische Masse an Nachfolgefilmen einstellen wird.