Beowulf 3D oder Der Anbruch eines neuen Kinozeitalters?

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Traitor
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Di 18. Dez 2007, 06:33 - Beitrag #1

Beowulf 3D oder Der Anbruch eines neuen Kinozeitalters?

Gestern habe ich mir im Kino "Beowulf" angesehen, eine Animationsfilm-Bearbeitung des klassischen angelsächsischen Heldengedichts aus der Feder von Neil Gaiman, Regie Robert Zemeckis. Das besondere des Films ist aber die Technik: entstanden als Computeranimation auf Grundlage echter Schauspieler wird so schon eine der besten Graphikleistungen der bisherigen Kinogeschichte geboten, und dann gibt es auch noch eine 3D-Version, nicht nur für IMAX, sondern auch normale Kinos. Und auf diese bezieht sich der Themenbetreff.

Vorerst jedoch zum Film selbst. Handlung und Charaktere wurden oft als platt kritisiert, mich hat an ihnen aber nichts gestört. Beowulf wird sicher keine Preise für "bestes Drama" erhalten. Aber das will der Film ja auch gar nicht sein, sondern einfach nur nette Mittelalter-Monster-Action-Abenteuerkost. Es gibt zwar durchaus auch sehr komplexe Sagenwelten und ich kenne das angelsächsische Original nicht, um beurteilen zu können, ob hier irgendwo simplifiziert wurde (anscheinend wurde sogar eher vieles ambivalenter gestaltet), aber vor diesem Hintergrund halte ich eine geradlinige und actionfokussierte Handlung mit leicht stereotypen Charakteren für völlig legitim. Alles, was über ordentliche Spannung und Atmosphäre, recht intelligente Dialoge und das Fehlen logischer Fehler hinausgeht, ist da nur Bonus. Und all diese Aspekte hatte Beowulf durchaus locker zu bieten. Dazu kommt auch noch eher selten, aber doch gelegentlich aufblitzender Gaiman-Humor (etwa die Seemonster-Geschichte).

Nun zur Technik. Mit etwas älteren 3D-Projektionen oder gar den altsteinzeitlichen Rot-Grün-Brillen hat das kaum noch etwas zu tun. Einzelne Objekte springen einen an, gelegentlich scheint man mitten im Getümmel zu sitzen, und große Landschaftsszenen wirken gleich doppelt so beeindruckend. Und das eben ohne die Mängel der Vergangenheit wie Doppelungsschlieren. Perfekt ist das alles bei Beowulf natürlich noch lange nicht umgesetzt, der 3D-Effekt brach bei schnellen Kameraschwenks manchmal zusammen und oft wurde er noch zu zögerlich eingesetzt, wenn nur wichtige, aber nicht alle Umgebungsobjekte hervorgehoben wurden. Hier merkt man, wieviel bewusste Handarbeit wohl noch dabei sein muss. Aber diese beiden Punkte sollten in Zukunft behebbar sein.
Dann denke ich, dass die Technik tatsächlich eine Revolution des Kinos bedeuten könnte. Sicher würde 3D nicht jedem Film gut tun, bei Dramen oder Komödien eher ablenken, aber für das ansonsten weitgehend erstarrte und durch immer gleiche Bombastoptik abgenutzte Action-Genre könnte sie genau das richtige sein. Ich bin gespannt, ob sich hier die kritische Masse an Nachfolgefilmen einstellen wird.

Lani
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Di 18. Dez 2007, 19:57 - Beitrag #2

Öhm.
Beowulf und Technik: Zu hoch gelobt. Der Drache war gut und Angelina Jolie war auch noch ganz nett. Aber wenn ich mir z.B. die Königin angucke, dann denkt man sich doch "Toll, kann ich mit Poser 5 auch machen."

Hab diese spezielle 3D Fassung da nicht gesehen, aber die Animationen werden sich dort nicht so sehr verbesser haben, nehme ich an.

Daher: Lieber das "Echte". Für mich lenkt es zu sehr ab, wenn die Animationen nicht wirklich perfekt sind. Das worauf es ankommt, rückt dadurch zu sehr in den Hintergrund.

Traitor
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Mi 19. Dez 2007, 07:17 - Beitrag #3

Welcher andere Film bietet denn bitte vergleichbare menschliche Figuren? Dass die Technik noch nicht perfekt ist, ist klar, aber sie ist der aktuelle Entwicklungshöhepunkt. Interessant finde ich dabei übrigens auch, dass sie eher an eine Weiterentwicklung von Computerspielegraphiken als anderer Animationsfilme erinnert, insbesondere zu Oblivion hatte ich den Eindruck starker optischer Parallelen.
Die 3D-Fassung solltest du dir unbedingt ansehen, ich vermute, dass der Film in 2D enorm verliert, da Schnitt und Perspektive vieler Szenen klar auf den 3D-Effekt ausgerichtet sind. Auch scheint im Schnitt die Bewertung der 2D-Seher weit unter der des 3D-Publikums zu liegen, sodass der Film dort klar unter Wert verkauft wird.

Was ist für dich bei einem Actionfilm "das, worauf es ankommt"? Wie ich schrieb, lenkt zuviel Graphikspielerei bei Dramen oder Komödien sicher ab, aber bei Action geht es doch eben um visuellen Bombast und mitreißende Darstellung.

Lani
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Mi 19. Dez 2007, 17:32 - Beitrag #4

Ich habe nirgendwo gesagt, dass es bereits Vergleichbares gibt. Dennoch finde ich die Figuren teilweise wirklich nicht gut, vor Allem nicht so gut, wie von manchen Leuten beschrieben.

3D-Fassung? Nee, danke. Da wird mir nur schwindelig bei. xD

Sicher kommt es bei Actionfilmen viel auf das Graphische an. Wenn allerdings die Charaktere Computerfiguren sind, lenkt das nur von den üblichen Ballereien, etc. ab, um es mal ganz banal zu sagen. Oder habe ich dich da falsch verstanden?

Traitor
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Mo 20. Apr 2009, 23:29 - Beitrag #5

Derzeit scheint der 3D-Boom tatsächlich loszugehen. "Monsters vs. Aliens" ist der erste 3D-Animationsfilm eines der großen Studios, dazu noch ein komisches Horror-Metzel-Ding namens "My bloody Valentine 3D". Bei den Animationsfilmen scheint es tatsächlich ein allgemeiner Trend zu werden, Pixars "Up" und einige weitere Beispiele folgen in den nächsten Monaten.
Dabei beschränkt sich die Entwicklung weiterhin großenteils auf die USA. Während dort ganz normale Kinos mit den neuen Projektoren nachgerüstet werden (so hatte ich damals auch Beowulf gesehen), werden die Filme hier ersteinmal nur in Spezialkinos, die immer schon auf 3D-, Rundum- und andere Techniken spezialisiert waren, gezeigt, haben also keine Chance auf dem Massenmarkt.

Tja, ich bin gespannt, ob und wann das Potential so richtig erkannt wird. Dass derzeit hauptsächlich die Kinder-Animationsfilme umgesetzt werden, dürfte primär technische Gründe haben, bei Computeranimation sind die Effekte halt leichter einzubauen als bei Realfilmen. Aber den größten Bedarf sehe ich wie gesagt bei Action-Realfilmen.

Ipsissimus
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Di 21. Apr 2009, 09:34 - Beitrag #6

einen eigentlichen Bedarf für 3D-Filme sehe ich eigentlich nirgends so richtig, zumindest nicht in Europa. Ich denke auch, dass die Zukunft des Action-Genres nicht in der Ausweitung der Bombast-Optik ins Dreidimensionale liegt, sondern in der Verknüpfung ansprechender Optik mit einer intelligenten Geschichte, wofür es imo viel zu wenige Beispiele gibt. Und als letztes Element dürfte mittelfristig Interaktivität hinzutreten - der Zuschauer entscheidet selbst, welchen Verlauf und welches Ende der Geschichte er sieht


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