Es ist ein übliches Vorurteil, dass der deutsche Film nicht viel taugt und das, was man im Kino davon sieht, noch das beste ist. Ich will hier über eine Gattung reden, die noch nicht einmal geschmäht, sondern in der öffentlichen Diskussion oft vielmehr ignoriert wird: der deutsche Fernsehfilm. Meine Absicht ist es, hier gelungene Exemplare zu sammeln.
Ich habe als Beispiele mal drei zusammengestellt. Ich will nicht behaupten, dass sie ganz große Meisterwerke oder besonders originiell sind. Ich will aber sagen, dass sie sehenswert, besser als vieles, was im Kino läuft, und angenehem unhollywoodig sind.
Die Tochter meines Vaters (?): Ich habe im Internet leider nichts über diesen Film gefunden, deswegen bin ich mir mit dem Titel nicht ganz sicher. Die Story ist jedenfalls in etwas wie folgt:
Ein junger Mann erfährt von seiner Mutter, dass sein Vater nicht tot ist, sondern noch lebt. Er besucht ihn, will mit ihm sprechen, doch dieser will nicht recht mit ihm was zu tun haben (hat insbesondere seiner neuen Familie die Existenz des Sohnes verschwiegen). Daraufhin beginnt der Protagonist das Haus seines Vaters zu beobachten, folgt insbesondere dessen Tochter (seiner Halbschweste) und es kommt wie es kommen muss: sie verliebt sich in ihn.
Die Story ist vielleicht nicht sehr unkonventionell, doch die entstehenden Komplikationen sind sehr fein und zugleich packend ausgesponnen. Es ist eher ein Film des Understatements als der grellen Farben, dabei Regie und Schauspieler (besonders die beiden jungen) sehr gut.
Meine verrückte türkische Hochzeit: Junger Mann verliebt sich in türkische Frau. Es gibt multikulturelle Verwicklungen. Klingt wie eine Kopie von my big fat greek wedding, ist aber dabei besser (zumindest für deutsche Zuschauer). Die Inszenierung spielt mit den gängigen Klischees, bleibt aber keineswegs darin gefangen.
Die Koferenz: Neun Lehrer sitzen in einem Raum. Sie müssen darüber verhandeln, dass eine Schülerin behauptet, ein anderer Schüler habe sie vergewaltigt: Aussage steht gegen Aussage. Die kammerspielartige Situation erinnert an die 12 Geschworenen (an die es auch sicherlich angelehnt ist), doch die Inszenierung ist dynamischer: Es ist nicht einer, der alle anderen versucht zu überzeugen, es ist ein Ehepaar dabei, es gibt einen sehr gelungenen Einsatz von dem Stones-Song "Play with fire".