Bernd Eichinger ist tot

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Lani
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Di 25. Jan 2011, 20:06 - Beitrag #1

Bernd Eichinger ist tot

Deutschlands wichtigster und einflussreichster Filmproduzent Bernd Eichinger ist tot. Wie die „Bild“-Zeitung auf ihrer Homepage berichtet, verstarb der Produzent am Montagabend mit nur 61 Jahren in Los Angeles an einem Herzinfarkt.


http://www.focus.de/kultur/kino_tv/filmproduzent-bernd-eichinger-ist-tot_aid_593660.html


:(

Noriko
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Di 25. Jan 2011, 21:00 - Beitrag #2

Das deutsche Kino verliert damit einen, wenn nicht den, großen Produzenten.

Ein herber kultureller Verlust und ein plötzlicher tragischer Tod.

Traitor
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Mi 26. Jan 2011, 00:02 - Beitrag #3

Ehrlich gesagt würde ich ja eher von einem kommerziellen als einem kulturellen Verlust reden. Eichinger stand doch eher für Event-Filme als große Kunst. Aber ein unerwarteter Verlust ist es sicher.

Ipsissimus
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Mi 26. Jan 2011, 12:29 - Beitrag #4

na ja, er hinterlässt schon ein ziemlich durchwachsenes Bild, in dem neben herausragenden Filmen wie "Letzte Ausfahrt Brooklyn", "Elementarteilchen", "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", "Der Fall Vera Brühne" oder "Der Baader Meinhof Komplex" auch Überflüssigkeiten wie die Resident Evil-Reihe, jede Menge Peinlichkeiten à la "Manta Manta" und leider auch Verunstaltungen hochwertiger literarischer Vorlagen wie "Der Name der Rose" oder "Die unendliche Geschichte" autreten.

Natürlich muss ihn als Produzent die künstlerische Qualität der Filme weniger kümmern als der kommerzielle Erfolg. Und genau so, der Menge der Trivialitäten in seiner Filmografie zufolge, war es wohl auch^^

Traitor
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Mi 26. Jan 2011, 21:45 - Beitrag #5

Gerade Rose und Unendliche Geschichte hätte ich eher als Höhepunkte seines Werks genannt - sicher geben sie jeweils die Vorlage nur unter Auslassung wesentlicher Aspekte wieder, sind für sich aber gut funktionierende Film. Elementarteilchen und Baader-Meinhof wiederum hätte ich eher als Peinlichkeiten kategorisiert, wenn auch in diesen Fällen nur nach Kritikerspiegel, selbst habe ich sie nicht gesehen.

Und ja, die Beziehung des Produzenten zur Werkqualität ist eine recht indirekte.

Ipsissimus
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Mi 26. Jan 2011, 21:59 - Beitrag #6

als eigenständige Filme funktionieren der Name der Rose und die Unendliche Geschichte ja auch ganz gut, aber von einer Literaturverfilmung erwarte ich etwas anderes. Beim Bader-Meinhof-Komplex dürfte eher die politische Grundausrichtung der Kritiker ausschlaggebend gewesen sein und bei den Elementarteilchen dürfte schon die Vorlage als peinlich empfunden worden sein^^

009
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Mi 26. Jan 2011, 23:13 - Beitrag #7

Etwas irritiert war ich heute bei der aktuellen Stunde des WDR, wo ein gefühlt schon boulevardesker Rückblick auf sein Leben mit einer vor allem besserwisserischen Art der Erklärung seines Frühablebens (Streß, Rauchen, Trinken, Frauen) kombiniert wurde.
Ein wohl noch jüngerer Arzt der Uniklinik Düsseldorf aus meiner Sicht entblödete sichnicht, konkret auf Eichinger bezogen zu verlautbaren, ein besseres sanfteres Leben nütze in einem gewissen Alter nichts mehr, wenn der Körper vorher überstreßt wurde (im Rückblick waren auch welche zu hören, die meinten, er habe ja aufgehört zu rauchen und sich durch Verehelichung an eine Frau gebunden).

Traitor
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Do 3. Feb 2011, 18:19 - Beitrag #8

@Ipsi: Die UG ist für mich in beiden Formen zu lange her, um sie zu kommentieren. Bei der Rose denke ich, dass die wichtigsten fehlenden Aspekte (Intertextualität, Kirchenkritik, noch etwas?) kaum umsetzbar gewesen wären, und inzwischen kann ich mit soliden Teiladaptionen sehr viel besser leben als mit gescheiterten Vollständigkeitsansprüchen.

Bei den Elementarteilchen war es sicher schon die Vorlage, ja. Bei Baader-Meinhof habe ich schon auch eine Menge rein filmtechnische Verrisse gelesen. Hast du "Carlos, der Schakal" gesehen? Der wurde zuletzt oft als "Baader-Meinhof in gut" beschrieben. Beide müsste ich mal ansehen.

@009: Kein irgendwie eingebundener Arzt, sondern mutmaßende Ferndiagnose, vermute ich mal?

009
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Do 3. Feb 2011, 18:57 - Beitrag #9

Davon ist auszugehen, weil er zwar schon über Eichinger, aber allgemeinsprach. Und wenn es einer von eichingers Ärzten gewesen wäre, hätte dies gewiss Erwähnung gefunden.

janw
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Do 3. Feb 2011, 20:18 - Beitrag #10

009, die Aussage hätte insofern etwas für sich, als es eine, allerdings esoterische, Ansicht gibt, wonach ein Mensch eine gewisse Lebensenergie hat, die im Zuge des Lebens verbraucht wird, bis etwa 70% verbraucht sind.
Viel von all dem, was die Sittenwächter ungern sehen, soll demnach viel Lebensenergie "kosten".
Allerdings spricht die Wirklichkeit eine andere Sprache...

Der Boulevard ist zum amüsieren da, das gilt für den medialen im doppelten Sinne^^

009
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Do 3. Feb 2011, 20:30 - Beitrag #11

In der Tat, allerdings sträubt es sich in mir etwas, die Aktuelle Stunde beim WDR zum Boulevard zu zählen.

janw
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Do 3. Feb 2011, 20:54 - Beitrag #12

Na gut, der Zeitungskiosk auf selbigem^^

Infotainment hat überhaupt eine interessante Doppelbedeutung, Information zum Zwecke des containment...

009
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Do 3. Feb 2011, 21:06 - Beitrag #13

Con? Nicht Enter, so dachte ich bislang immer.

janw
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Do 3. Feb 2011, 21:50 - Beitrag #14

Enter ist das Mittel, mit dem con erreicht wird^^

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Do 3. Feb 2011, 22:40 - Beitrag #15

Ah, eine perentercontainmentliche Sichtweise, jetzt habe ich es. ;) :)

Ipsissimus
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Fr 4. Feb 2011, 12:21 - Beitrag #16

Traitor, der Name der Rose ist unverfilmbar, das ist der Punkt. Wenn du von einem Buch von 600 Seiten die 10 Prozent Szenen zusammenziehst, die eine eigentliche Handlung bieten, kannst du kaum den Anspruch erheben, das Buch verfilmt zu haben. Wenn der Film einen anderen Titel aufwiese und nicht mit der Literaturverfilmung geworben hätte, würde ich sagen, eine gelungene Ableitung.

Über die Verfilmung der Unendlichen Geschichte könnte ich mich heute immer noch aufregen, aber das führt zu weit^^

Was gegen den Baader-Meinhoff-Film in filmischer Hinsicht einzuwenden wäre, hat sich mir nie so recht erschlossen, ich finde ihn grandios.

Und Houellebec muss man lieben, sonst hat man an dem Film natürlich nichts^^

Maglor
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Fr 4. Feb 2011, 19:21 - Beitrag #17

Den Baader-Meinhof-Komplex finde ich auch grandios, vor allem diese Detail verliebt, die Schauspieler ahmen so gar den Tonfall der realen Personen perfekt nach. Fotorealismus ist zwar nicht gerade das, was man gemein unter Kreativität versteht, aber Perfektion steckt da allemal dahinter.
Bezeichnenderweise war Eichinger hier nicht nur Produzent, sondern auch Drehbuchautor. Nur bei ganz wenigen Filmen war Eichinger nicht nur Produzent und sie alle gehören nicht ins Trash-Genre.

Traitor
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Sa 5. Feb 2011, 20:31 - Beitrag #18

Dass er gelegentlich auch als Autor und Regisseur tätig war, war mir unbekannt. Als (Mit-)Autor auch bei einigen größeren Werken der letzten Jahre, in der Tat. Als Regisseur allerdings fast nur in seiner Frühzeit in den 70ern. Fragt sich direkt, ob irgendjemand "Der große Bagarozy" kennt, das einzige halbwegs neuzeitliche Werk, in dem er gleich beides war...

Bei Verfilmungen heißt es ja immerhin üblicherweise nur "nach einem Roman von..." bzw "based on...", nicht "Dies ist eine perfekte Umsetzung von..." ;) Namensänderungen können da helfen, Distanz herzustellen, wenn nur die Grundidee verwendet wird, was aber natürlich bei einer bekannten Vorlage kommerziell ungeschickt ist, und meines Erachtens auch eher dann zu verlangen wäre, wenn die Umsetzung dem Original wirklich widerspricht, anstatt es nur zu kürzen.
Wie übel man eine Verfilmung ihre Auslassungen nimmt, liegt wohl oft auch mit daran, wie wichtig einem die Vorlage persönlich ist. Für mich entscheidend sind aber vor allem zwei Aspekte:
a) wie gut ist der Film als Film?
b) wieviel besser hätte sich der Film als Film machen lassen, indem man näher an der Vorlage geblieben wäre?
Der Name der Rose schneidet dabei in beidem recht gut ab, wie etwa auch der Pate oder 1984, aber z.B. der HdR bei b) nur bedingt.

Zu Baader sage ich am besten mal nichts weiter, bevor ich ihn nicht gesehen habe.

janw
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Sa 5. Feb 2011, 22:36 - Beitrag #19

Beim Namen der Rose muss man aber IMHO schon sehen, daß der gleichnamige Film zu seiner Zeit als Verfilmung des Buches "verkauft" wurde. Dazu eines Buches eines der fundiertesten Kenner der Zeit und bedeutenden Linguisten.
Allerdings könnte man einwenden, daß der Film vielleicht eine Reihe von Menschen zum lesen des Buches animiert haben könnte.


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