Jane Eyre (2011)

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Ipsissimus
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Mo 8. Aug 2011, 21:53 - Beitrag #21

Anthony Hopkins ist sicher geehrt damit^^ aber Quasimodo wurde 1956 von Anthony Quinnhttp://de.wikipedia.org/wiki/Anthony_Quinn gespielt^^

es ist jedenfalls leichter, Hugo zu verfilmen als Eco. Allerdings ist der Roman eher kein Melodram, der Film aber doch, also uminterpretierend, Hollywood sei´s geklagt. Besser finde ich zum Beispiel Alexis Sorbas in der Cacoyannis-Verfilmung; auch Schlöndorffs "Homo Faber" hat mir gut gefallen, obwohl ihn die Kritik zerrissen hat

Lykurg
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Mi 4. Jan 2012, 19:50 - Beitrag #22

Da ich inzwischen glücklicherweise Gelegenheit hatte, sowohl das Buch zu lesen als auch den Film zu besuchen, kann ich mich endlich auch hier einschalten, ohne Spoilerdiskussionen anderer fürchten zu müssen, sondern sie nun selbst zu führen.

Vorangestellt sei die Anmerkung, daß ich hoffnungslos voreingenommen bin. Ich hatte schon sehr positive Rezensionen gelesen, darunter eine, es handle sich wohl um die beste Literaturverfilmung der letzten zehn Jahre; meine Erwartungen waren also dermaßen hoch, daß ich überrascht war, sie nicht enttäuscht zu sehen.
Zitat von Ipsissimus:worin besteht eigentlich der Reiz solcher Filme? Ist der identisch mit dem Reiz der Bücher?
Nach meinem Eindruck war dies die erste mir bekannte Literaturverfilmung eines ernstzunehmenden Textes, die ich als in fast jeder Hinsicht klar besser als die Vorlage fand. Der Reiz war also tatsächlich größer. Das liegt an einigen massiven Schwächen des Romans, die diese Verfilmung konsequent vermeidet, zum Beispiel die große Bedeutung von Zufällen. Im Buch bricht Jane Eyre zufällig halbverhungert auf der Türschwelle des äußerst abgelegenen Hauses zusammen, in dem ihr Vetter und ihre Cousinen leben (wie sich später durch einen weiteren Zufall herausstellt) - von deren Existenz sie aber bis dahin nichts wußte. Sie ist identitäts- und mittellos, da sie ihr Gepäck in der Postkutsche liegenließ. Sie mußte fliehen, da durch ihren Brief an ihren unbekannten Onkel auf Madeira der ihn gerade (als guter Freund und Geschäftspartner) von Jamaika aus besuchende Bruder von Mrs. Rochester rechtzeitig von den (sehr kurzfristigen und im Stillen erfolgenden) Hochzeitsplanungen erfährt, um genau im Moment der Eheschließung in die Kirche zu kommen - in Begleitung eines Anwalts und mit allen Belegen. Diesen ganzen Unsinn läßt der Film weg bzw. entfernt alle überflüssigen Zufälle darin, und ich bin sehr dankbar dafür.

Darüber hinaus versieht der Film die Handlung mit wunderschönen Bildern und bringt mir die Geschichte in einer Weise nahe, die das Buch so nicht leisten kann, darüber hinaus enorm zeitsparend - ich habe mit dem Buch mehrere (zugegebenermaßen sehr schöne) Abende verbracht und mit dem Film nur einen]für mich stellen solche Verfilmungen letztlich eine mehr oder weniger starke Absage an den Gehalt der Vorlage dar, insbesondere an durch subtextuelle Anteile vermittelte Vorstellungsbereiche. All das, was durch variiertes Erzähltempo, Wortwahl, Ausdrucksweise, situative Schilderungen vermittelt wird, wird weitgehend zugunsten filmspezifischer Inszenierungsregeln und mutmaßlicher Verständnisfähigkeit eines heutigen Publikums verändert oder entfernt.
Wenn dies nicht sogar schon aufgrund der Verständnisfähigkeit der Filmemacher geschieht.[/QUOTE] Da muß ich in diesem Fall klar widersprechen. Der Gehalt der Vorlage wurde klar bewahrt, aber in einen höheren Kontext überführt. Gerade die Erzählweise ist hier ein ganz wesentliches Merkmal: Der Roman erzählt streng linear von Janes Kindheit bis zu ihrer Hochzeit und schließt mit einem etwas rührseligen Epilog zur Geburt ihres Kindes und wundersamen Teil-Gesundung ihres Mannes. So weit, so hübsch, so langweilig. Ganz großartig dagegen der Film, der aus einem Schlüsselmoment, dem ihrer Flucht aus Thornfield heraus, die Handlung in mehreren Rückblenden erzählt, die jeweils durch den weiteren Ablauf der Ereignisse in der Haupthandlung motiviert sind.

An dieser Stelle haben Drehbuchautor und Regisseur das Buch ganz hervorragend verstanden, nämlich besser als die Autorin selbst. Und das geht noch weiter. Neben der bereits erwähnten Reduzierung von Zufällen wird an verschiedenen Stellen überaus interessant psychologisiert. Wo etwa im Buch sie ein Bild versehentlich mit ihrem richtigen Namen unterzeichnet statt mit dem angenommenen und deswegen ihre Identität enthüllt wird, benutzt sie im Film den Freiraum unter dem Bild dazu, immer wieder mit verschnörkelten, ineinander verschlungenen Buchstaben ihren Namen zu schreiben, offensichtlich ringt sie um ihre wahre Identität. Das wird nicht weiter thematisiert, es ist nur eine winzige Szene, die auch kaum jemandem aufgefallen ist, mit dem ich bisher über den Film sprach, aber ich finde es ein wunderschönes Beispiel dafür, mit wieviel Feingefühl die Filmemacher hier die Person Jane Eyre durchdacht haben.

Ein paar Dinge, die dem Buch leicht fallen, kann der Film nicht leisten, vor allem die inneren Monologe der Hauptfigur, die etwa ihr schwieriges Verhältnis zu St. John Rivers betreffen, den sie bewundert und in gewisser Weise auch verehrt, dazu noch brüderlich liebt und seine marmorne Schönheit bewundert, aber eben nicht als einen Partner lieben kann, da ihr Herz vergeben ist und er typmäßig für sie nicht infragekommt. Der Film geht darüber in weiten Teilen hinweg, indem er einerseits äußerlich nicht besonders attraktiv ist und andererseits die Szenen, die ihn als rücksichtslos zeigen, sehr stark aufgetragen sind. Hier hätte ich mir vielleicht etwas mehr Differenzierung gewünscht.

Unzufrieden war ich mit dem Schauplatz der Schlußszene (also nur hier negativ abweichend vom Roman) - daß in dieser Brandruine noch Bücher stehen und die Haushälterin mit einem makellosen Kleid in halber Höhe erscheint, wirkte irgendwie surreal und angesichts des zeitlichen Abstands, den das Geschehen haben mußte, unglaubwürdig. Möglicherweise war es auch die Absicht des Regisseurs, eine Deutung des Schlusses als Traumsequenz zu ermöglichen, ähnlich dem Wunschtraum Jane Eyres im Schulhaus (der auch nicht dem Buch entstammt, obwohl er perfekt hineinpaßt)? Das würde der Perfektion des Films noch die absolute Krone aufsetzen - den unrealistisch-positiven Ausgang der Geschichte als Traum entlarvt, oder eben auch nicht, in jedem Fall aber mit offenem Ende - ich muß ihn irgendwann noch einmal sehen, um nach weiteren Anzeichen für diese Lesart des Filmschlusses zu suchen, die, wenn, nur sehr subtil angedeutet wird. - Ich hoffe aber, gezeigt zu haben, daß in diesem Fall sehr wohl der Film mehr bieten kann als das Buch, und das jedenfalls nicht aus Unfähigkeit seiner Ersteller.^^

Amy, du bezeichnetest die Mia Wasikowska als zu blaß, vor allem neben dem wirklich großartig spielenden Michael Faßbender. Ich meine aber, daß sie ganz vorzüglich in die Rolle paßt, sie tatsächlich in herausragender Weise verkörpert. Denn Jane Eyre ist so blaß und unansehnlich, ein Mauerblümchen, im Buch wird ihr immer wieder und von verschiedensten Leuten sehr deutlich gesagt, daß sie im Leben keine Chancen hat, weil sie ja leider nicht hübsch ist. Sie zeichnet sich durch ihr zurückhaltendes Wesen und ihre absolute Selbstlosigkeit aus, mit der sie als dienende Figur neben Rochester, aber beinahe auch schon neben Rivers verschwindet. Man kann seine Probleme mit diesem viktorianischen Frauenbild haben, aber das entspricht nun einmal haargenau dem Geist der Vorlage. Ich finde es erstaunlich, daß der Film das so weitgehend umsetzt, und habe nur Respekt und Bewunderung für diese großartige filmerische und darstellerische Leistung.

blobbfish
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Sa 7. Jan 2012, 22:37 - Beitrag #23

Zitat von Amy:Unterschlupf und Schutz findet sie schließlich bei John Rivers und dessen beiden Schwestern, die sie liebevoll aufnehmen und um die erschöpfte Jane kümmern, welche unter falschen Namen zu einem Teil des Haushalts wird, schließlich fast zu einem Familienmitglied selbst.


Ist so nicht ganz richtig, die Schwestern reden während dem aufpäppeln davon, dass sie sie ja vorher weggeschickt haben und froh sind, eine zweite Chance zu haben, so dass der Geist der dann u.U. verstorbenen Jane Eire sie heim hohlen kann.

Die Kameraführung, Schnitte und Bilder von „Jane Eyre“ gehören zu den schönsten, die ich – objektiv betrachtet – die letzten Wochen in Filmen gesehen haben. Alles ist stimmig und lässt zu, dass sich die Atmosphäre um das Drama der Jane Eyre entfalten und ausbreiten kann. Optisch gibt es daher nichts, was ich bemängeln kann.


Dem kann ich nur zustimmen, wenn ich auch weniger auf Schnitt als viel mehr auf Stil und Komposition achte. Aber beides hatte dieser Film, Darstellungen von Geborgenheit, Glück, Zuflucht und zugleich Isoliertheit durch einigermaßen trostlose Landschaften und viel Raum in den Zimmern.

In seiner Rolle als Mr. Rochester hat Fassbender einfach eine Präsenz auf der Leinwand, der man sich nicht entziehen kann, während Wasikowska als Jane farblos und unauffällig neben ihm verblasst.


Was ich auch notwendig und sinnvoll finde, denn Jane Eyre ist eine Person, die Unterdrückung, Missachtung und Gleichgültigkeit erfährt. Von ihrem bisherigen Leben ist sie es auch nicht anders gewohnt - sie verkennt ja auch zunächst die Wertschätzung, die sie durch Rochester erfährt.

Und so wartet man am Ende des Films nur auf den Moment, in welchem Jane sich losreißt und zurück nach Thornfield kehrt.


Mir ging es genau nicht so. Jane Eyre wird zwar als Liebesfilm propagiert, ich habe nur bedingt einen gefunden, das Liebesdrama ist für mich sekundär, ich habe es als eine Leidensgeschichte betrachtet. Ich war nicht zu sehr überrascht, dass sie nach Thornfield zurückkehrte, hatte aber nicht erwartet, dass der Film dann endet. Jane Eyre wird meiner Meinung nach als eine Person dargestellt, die ständig scheitert, unterdrückt wird, der ständig ihr Glück genommen wird, wenn sie denn welches findet, für die es aber immer weiter geht, deren Leiden kein Ende nimmt, weil sie sich kein Ende setzt, nicht, weil sie Hoffnung hat, sondern weil sie es nicht anders kennt, als es zu ertragen.

„Jane Eyre“ ist ein schöner Film, wird aber wegen seiner ruhigen Geschichte wohl leider keinen (verdienten) Anklang im Kino finden – zumindest ist das meine Vermutung.


Wider dem Erwarten war der Kinosaal sehr üppig gefüllt, trotz dem Neujahrstermin. Allerdings haben wir 28,26 und 23 Jahren den Schnitt wohl auf unter 50 drücken können. ]Stelle ich mir jetzt vor, dass all die unzähligen kleinen Details, die dazu notwendig sind, zugunsten eines opulenten Bilderrauschs entfallen - z.B. weil sie als psychisches Geschehen gar nicht adäquat umgesetzt werden können - frage ich mich schon, was mir diese Filme wirklich bieten.[/quote]

Es gibt da mehrere Varianten. Ein Film und ein Buch sind sehr verschieden, ich stimme dir zu, der Film, der ein Buch als Grundlage hat, sollte kein Film zum Buch sondern ein eigenständiges Werk sein. Handelt es sich nur um einen Film zum Buch, dann fehlen einfach die ganzen Dinge, die ein Buch darstellen, kann, innere Eindrücke, aber die ein Film nur sehr sehr schwer vermitteln kann - abgesehen davon, dass sich allein die Handlung eines z.B. 400 Seiten schweren Werkes zeitlich schon kaum erzählen lässt, beschränkt man sich auf die Handlung. Das Buch kann als Vorlage dienen, der Film eine Art Interpretation, aber als Eigenständigkeit, eigene Schwerpunkte setzen. Aus diesem Grund sind auch die in den letzten Jahren immer öfter auftretenden Comicverfilmungen einer stark gegensätzlichen Kritik unterworfen, sie polarisieren regelrecht.

Zitat von Lykura:Der Film geht darüber in weiten Teilen hinweg, indem er einerseits äußerlich nicht besonders attraktiv ist und andererseits die Szenen, die ihn als rücksichtslos zeigen, sehr stark aufgetragen sind. Hier hätte ich mir vielleicht etwas mehr Differenzierung gewünscht.


War so nicht mein Eindruck, Jane und John haben einfach verschiedene Interessen was ihr miteinander betrifft. John ist noch in der viktorianischen Zeit gefangen, Jane möchte sich aus ihr heraus lösen. Kritisieren kann man doch eher die Kehrtwendung von John, der sich kümmert, wie um eine Schwester - und als sie Schwester ist, Macht über sie ausüben will, die Augenhöhe verliert. Ansonsten ist aber mit der Kehrtwende Kohl nur eine Station in dem fatalen Leben der Jane Eyre.

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Mo 9. Jan 2012, 04:57 - Beitrag #24

Nein. Meiner Meinung nach wirft der Trailer ein vollkommen falsches Licht auf den Film. Zum einem wegen dieser übertriebenen Dramatik, zum anderem wegen dem von dir angesprochenem Punkt. Ich habe - bevor ich den Film sah - auch in irgendeiner Filmbesprechung etwas von "Gothic-Drama mit Märchentouch" gelesen und ging daher auch erst einmal etwas skeptisch in den Film.


Ich hatte den Trailer vorher nicht gesehen und wunderte mich über diese für mich sehr unpassend eingestreuten Gruselszenen. Es hätte mir beispielsweise völlig genügt, wenn man die Angst, die Jane bekommt als sie in ein Zimmer eingesperrt wird, in ihrem Gesicht gesehen hätte. Die schwarze Aschewolke mit Verkrampfe-dich-in-deinem-gemütlichen-Sessel-Horrorhintergrundmusik war in meinen Augen unnötig.

Leider hat der Film bei mir keinen besonders bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber vielleicht liegt es auch einfach an der Geschichte an sich (ich merkte erst irgendwann in der Mitte, dass ich das Buch tatsächlich schonmal gelesen hatte). Es gibt andere Filme aus diesem Genre, die mich mehr gepackt haben, wie zum Beispiel der schon hier erwähnte "Sinn und Sinnlichkeit".

Lykurg
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Mo 9. Jan 2012, 18:52 - Beitrag #25

Zitat von blobbfish:Ist so nicht ganz richtig, die Schwestern reden während dem aufpäppeln davon, dass sie sie ja vorher weggeschickt haben und froh sind, eine zweite Chance zu haben, so dass der Geist der dann u.U. verstorbenen Jane Eire sie heim holen kann.
Du meinst wohl eher 'heimsuchen'? Aber stimmt, das ist einer der vermutlichen Schnittfehler, die mir im Film aufge- und nachher entfallen waren. So wie im Film dargestellt, wird eine Szene des Buchs vorausgesetzt, die im Film dann aber fehlt, nämlich daß sie sie eigentlich an der Türschwelle abweisen und erst durch das Dazukommen des Bruders und unter eben dieser Überlegung reinholen und gesundpflegen. Man hätte es auch ganz weglassen können, aber so wie es im Film angesprochen wird, wirkt es, als wäre da nachträglich was rausgekürzt worden.
Dem kann ich nur zustimmen, wenn ich auch weniger auf Schnitt als viel mehr auf Stil und Komposition achte. Aber beides hatte dieser Film, Darstellungen von Geborgenheit, Glück, Zuflucht und zugleich Isoliertheit durch einigermaßen trostlose Landschaften und viel Raum in den Zimmern.
Ja, insbesondere die Geräumigkeit ist mir auch sehr aufgefallen, wobei ich mir nach der Beschreibung im Buch das Haus der Reeds städtischer und weniger herrschaftlich-schloßartig vorgestellt hatte. Etwas irritierend kam für mich dazu, daß es sich bei den Außenaufnahmen um das Schloß aus "The Remains of the Day" handelte.
Mir ging es genau nicht so. Jane Eyre wird zwar als Liebesfilm propagiert, ich habe nur bedingt einen gefunden, das Liebesdrama ist für mich sekundär, ich habe es als eine Leidensgeschichte betrachtet. Ich war nicht zu sehr überrascht, dass sie nach Thornfield zurückkehrte, hatte aber nicht erwartet, dass der Film dann endet. Jane Eyre wird meiner Meinung nach als eine Person dargestellt, die ständig scheitert, unterdrückt wird, der ständig ihr Glück genommen wird, wenn sie denn welches findet, für die es aber immer weiter geht, deren Leiden kein Ende nimmt, weil sie sich kein Ende setzt, nicht, weil sie Hoffnung hat, sondern weil sie es nicht anders kennt, als es zu ertragen.
Ja, zumindest war das verstärkt die Lesart des Films. Daß sie zugleich und über lange Zeit eine leidenschaftlich (und ihrer Meinung nach vergeblich) Liebende ist, wird aus der Innerlichkeit des Buches deutlicher, da geht manches im Film sehr plötzlich. Auch in ihren Pflichten findet sie durchaus Erfüllung und Trost, das wird in dieser Interpretation nicht so sichtbar.
War so nicht mein Eindruck, Jane und John haben einfach verschiedene Interessen was ihr miteinander betrifft. John ist noch in der viktorianischen Zeit gefangen, Jane möchte sich aus ihr heraus lösen. Kritisieren kann man doch eher die Kehrtwendung von John, der sich kümmert, wie um eine Schwester - und als sie Schwester ist, Macht über sie ausüben will, die Augenhöhe verliert. Ansonsten ist aber mit der Kehrtwende Kohl nur eine Station in dem fatalen Leben der Jane Eyre.
Hmm, interessant - meines Erachtens ist auch John auf seine Art modern, zwar ein Schwärmer, aber sowohl in seinen Bemühungen um die Frauenbildung (Errichtung der Mädchenschule) als auch um die Indienmission am Puls der Zeit oder ihr ein wenig voraus. Die Bedenken, die er aus Gründen der Konvention hat, sind ja nicht unvernünftig. Nicht, daß ich die Motive seines Heiratswunschs gutheißen würde, aber sie unverheiratet mitzunehmen sehe ich in dem historisch-sozialen Rahmen als problematisch an. "Kohl" meint irgendwas im Sinne von "erledigt"?
Zitat von Aspasia:Ich hatte den Trailer vorher nicht gesehen und wunderte mich über diese für mich sehr unpassend eingestreuten Gruselszenen. Es hätte mir beispielsweise völlig genügt, wenn man die Angst, die Jane bekommt als sie in ein Zimmer eingesperrt wird, in ihrem Gesicht gesehen hätte. Die schwarze Aschewolke mit Verkrampfe-dich-in-deinem-gemütlichen-Sessel-Horrorhintergrundmusik war in meinen Augen unnötig.
Sah ich sehr ähnlich (und auch das hatte ich zunächst negativ vermerkt und später vergessen...), wenn ich mich richtig erinnere, gab es ja sogar einen richtigen Knall. Das Zimmer sah eigentlich nicht danach aus, als ob da regelmäßig der Kamin defekt wäre... Die Angst vor diesem Zimmer hätte man besser durch ein bißchen mehr Zeit, eine halbe Minute vielleicht, in der ihre wachsende Panik beobachtet werden kann, zeigen können als durch diesen etwas billigen Effekt.

Amy
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Mo 9. Jan 2012, 19:16 - Beitrag #26

Zitat von blobbfish:Ist so nicht ganz richtig, die Schwestern reden während dem aufpäppeln davon, dass sie sie ja vorher weggeschickt haben und froh sind, eine zweite Chance zu haben, so dass der Geist der dann u.U. verstorbenen Jane Eire sie heim hohlen kann.

Mein Fehler :) Habe den Film ja nur in der Originalfassung gesehen und das scheinbar überhört. Aber gut zu wissen! Danke.

Und freut mich, dass das Kino so voll war.
Ich hatte gehofft, dass mein kleines Lieblingskino den Film bringt, um nicht wieder in ein Cinemaxx & Co zu laufen, wurde aber enttäuscht und werde die deutsche Fassung wohl dann erst auf DVD begutachten. Dank dem Trailer weiß ich zumindest, dass sie Michael Fassbender meine Lieblingssynchro für ihn gegeben haben - puh.

blobbfish
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So 29. Jan 2012, 12:59 - Beitrag #27

Du meinst wohl eher 'heimsuchen'? Aber stimmt, das ist einer der vermutlichen Schnittfehler, die mir im Film aufge- und nachher entfallen waren. So wie im Film dargestellt, wird eine Szene des Buchs vorausgesetzt, die im Film dann aber fehlt, nämlich daß sie sie eigentlich an der Türschwelle abweisen und erst durch das Dazukommen des Bruders und unter eben dieser Überlegung reinholen und gesundpflegen. Man hätte es auch ganz weglassen können, aber so wie es im Film angesprochen wird, wirkt es, als wäre da nachträglich was rausgekürzt worden.


Ich habe ein wenig nach dem Wort suchen müssen und es dann nicht gefunden. Richtig peinlich! :blush:.

Ich finde da ist keine Lücke, aber ich fand es etwas Platt, da es viel z beiläufig eingefügt wurde. Ich kann mir aber vorstellen, dass es seinen Weg in den Film fand um auch hier wieder deutlich zu machen, dass Jane Eyre von nahezu allen Seiten unwürdig behandelt wird. Kurz darauf wird ja auch erklärt, dass ihr das Böse innewohnt. Unverständlich wirkt aber, wenn ich nun darüber nachdenke, die Kehrtwende der Schwestern, die John ja später daran erinnern, dass sie nun auch eine Schwester ist.

Auch in ihren Pflichten findet sie durchaus Erfüllung und Trost, das wird in dieser Interpretation nicht so sichtbar.


Im Buch mag es deutlicher werden, ich finde es im Film aber schon deutlich genug. Aber sie hat eben auch den Hang zu mehr, der, so mein Eindruck, immer dann besonders hervortritt, wenn sie allein gelassen wird, sei es auch nur für ein paar Minuten.

"Kohl" meint irgendwas im Sinne von "erledigt"?


Wohl. Genauer wohl.

Sah ich sehr ähnlich (und auch das hatte ich zunächst negativ vermerkt und später vergessen...), wenn ich mich richtig erinnere, gab es ja sogar einen richtigen Knall. Das Zimmer sah eigentlich nicht danach aus, als ob da regelmäßig der Kamin defekt wäre... Die Angst vor diesem Zimmer hätte man besser durch ein bißchen mehr Zeit, eine halbe Minute vielleicht, in der ihre wachsende Panik beobachtet werden kann, zeigen können als durch diesen etwas billigen Effekt.


Gab es nicht noch einen Hinweis auf Geister? Sie wurde ja noch regelrecht eingeschüchtert. Meine Interpretation des Kamins ist eine gewollte Aschewolke, die dazu dient, der Jane Eyre ihre Bösartigkeit noch weit näher zu bringen.

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