Ciao compagno - zum Tode von Bernardo Bertolucci

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Traitor
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Mo 26. Nov 2018, 23:46 - Beitrag #1

Ciao compagno - zum Tode von Bernardo Bertolucci

Bernardo Bertolucci ist tot - Spiegel Online

Ein sehr schwierig einzuordnender Filmemacher. Genie mit Macken oder nur Mittelbegabter mit Größenwahn?

Definitiv hatte er den Sinn und das Auge für die ganz großen Bilder, die ganz großen Gefühle und den ganz großen politischen Rahmen. Aber auch sehr fragwürdige Sexual- und Gewaltallüren, und allzu kohärentes Erzählen war auch nicht so ganz seine Stärke. Seine stramm linke Gesinnung rechne ich ihm als Pro an, das mag beim Breitenpublikum aber sicher auch anders aussehen.

Am stärksten sind mir "Novecento" (1900, habe ich mir erst kürzlich nochmal in Gänze angetan) und "The Dreamers" in Erinnerung geblieben. Zu beiden gibt es hier auch uralte Threads: Dreamers anno 2006 von Amy - scheint weder ich noch sonst jemand drauf geantwortet zu haben (ups); und 1900 anno 2003 von mir, scheine ich nicht mehr drauf geantwortet zu haben, nachdem ich ihn tatsächlich gesehen habe (doppel-ups).

Ipsissimus
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Di 27. Nov 2018, 00:05 - Beitrag #2

Schneider hat sich auch bitter über ihn und Brando beklagt; das war von beiden definitiv nicht satisfaktionsfähig. Allerdings entzündeten sich die primären Kritiken am "Tango" nicht am Aspekt der Vergewaltigung als solcher - das war anfangs nicht bekannt und blieb dann viele Jahre unbeachtet - sondern an den pornografischen Szenen, die in einem Kunstfilm zu sehen waren. Das ist eine spießige Kritik seitens eines sehr bürgerlich-konservativen Publikums, und wenn die Vergewaltigung nicht echt gewesen wäre - der Film also nicht analog zu einem Splatterfilm eingeordnet werden muss, für den Regisseur und Hauptdarsteller in den Knast gemusst hätten - wäre an den Szenen aus meiner Perspektive nichts auszusetzen.

So bleibt ein Scheißgefühl, und ein Makel, der auf dem Werk liegt. Ich kann seit der Klage Schneiders Bertolucci und Brando nicht mehr ausstehen und habe mir auch keine Filme von beiden mehr angeschaut, ganz analog wie ich das mit Allen oder Polanski halte.

Traitor
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So 2. Dez 2018, 13:29 - Beitrag #3

Zitat von http://www.spiegel.de/kultur/kino/bernardo-bertolucci-eine-begegnung-mit-dem-regisseur-a-1240536.html:"Meine Filme haben sehr stark mit mir zu tun", sagte er. "Als ich 'Der letzte Tango in Paris' drehte, ging es mir darum, Grenzen zu überschreiten, egal wie."
Tja, ganz miese Rechtfertigung. :contra:

Selbst habe ich den Tango nie gesehen, da er mir schon lange vor dem wiederaufgelegten Skandal einfach nie sonderlich interessant vorkam. Wenn, dann würde ich ihn auch vermutlich höchstens mal in einer filmhistorischen Kontextreihe nachholen. (Na gut, wahrscheinlich gab es die jetzt gerade schon bei Arte und ich habe sie verpasst. ;))

Das ist eine spießige Kritik seitens eines sehr bürgerlich-konservativen Publikums
Das ist leider ein allgemeines Problem der aktuellen Sexualgerechtigkeitsdebatte, dass sie sich so wunderbar einfach für spießigen Reaktionismus umdeuten lässt.

Zitat von selber Spiegel:Doch vermutlich kreiste er immer zu sehr um seine eigenen Obsessionen, um ein Regisseur sozialer Utopien zu sein.
Das fasst Teile der Makel von 1900 gut zusammen, ich sollte mich in dessen Thread nochmal äußern.

Ipsissimus
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So 2. Dez 2018, 18:37 - Beitrag #4

Der Film ist auch eher uninteressant^^ und der Roman ist nach dem Film geschrieben worden


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