Hm, und wenn sie es täten, hätten sie nicht ein bisschen recht?
Ich finde House auch ganz sehenswert, so manchmal, aber mit solchen Sätzen und seinem arrogantem Gehabe kratzt er schon an Grenzen dessen, wie Menschen miteinander umgehen sollten, aus einer philanthropischen Perspektive betrachtet. Dazu, wie mit Menschen umgegangen werden sollte, die leiden und hilfsbedürftig sind.
Genau diese kleinen Grenzverletzungen machen House für viele Menschen so sehenswert, da liegt der Kick drin, genau dasselbe wie wenn manche Akteure aus der Politik Ausfälle in Richtung von Randgruppen wagen und sich dann darauf zurückziehen, die ihnen dann entgegenschlagende Kritik stamme nur von langweiligen Moralisten und Verfechtern der political correctness.
Das Problem dabei ist, daß die durch diese Grenzen beschriebenen Regeln nicht naturgegeben sind, sondern sich entwickelt haben als Weg zur Erhaltung von sozialem Frieden und der Möglichkeit, allen Mitgliedern der Gemeinschaft Teilhabe an ihren Chancen zu ermöglichen. Sie sind damit Ausdruck einer bestimmten Einstellung der Menschen zu ihren Mitmenschen und damit flexibel - und damit im Visier all derer, die sich eine andere Gesellschaft wünschen.
Die Flexibilität bedeutet außerdem, daß diese Grenzen verschoben werden
können, und dies geschieht am besten, indem man diese Grenzen als Hindernisse der Freiheit, die jeweils "anderen" als "andersartig" hinstellt, bei Bedarf unter Rückgriff auf die "political correctness" und damit das normale Menschsein der Mitmenschen aus dem Bewusstsein schiebt.
Um die sozialen Abwehrkräfte zu schwächen, die sich in Empathie, Mitgefühl usw. äußern, kann man die Menschen "weichkochen", unter anderem durch die Nadelstiche wiederkehrender kleiner Grenzverletzungen ohne negative Konsequenzen für den Verstoßer.
Kurz: Man Verstoße im Grenzbereich gegen Normen, am besten so, daß es Gefühle wie Schadenfreude u.ä. hervorruft, zeige, daß es dafür keine Strafe gibt, dem Grenzverletzer aber mehr Freiheit, und man wird die Menschen über Zeit dazu bringen, ihre Regeln für ein gutes Miteinander, ja den Wert eines guten Miteinanders selbst über Bord zu werfen.
Ganz ehrlich, ich sehe House und viele andere Serien, in die ich ab und zu interessehalber mal reinschaue, vor diesem Hintergrund als nicht ganz unbedenklich an. Die einzelne Serie mag ganz lustig sein, aber wo im Grunde die gesamte "Comedy"-Landschaft von solchen Grenzverletzungssendungen dominiert wird - Raab mal als Extrembeispiel, aber auch Pocher bei Harald Schmidt ist...naja - und Menschen eine dieser Sendungen nach der anderen konsumieren, kann, muss das nicht Folgen haben?
Wenn ich dann sehe, wo all diese Sendungen und Formate herkommen, liegt es nicht nahe, hierin Methode zu ahnen?
Was den Jungen in Finnland letztlich geritten hat, wird man wohl nie ganz ergründen können, aber am Grunde werden da Sachen sein, die Jugendliche zu allen Zeiten bewegt haben. Daß nun immer wieder Jugendliche zu diesem Mittel des Ausdrucks greifen - was läge näher, als dieses Nadelstich-Bombardement mitverantwortlich zu sehen?
Das einzige Problem ist, daß dieselben Medien das aufgreifen würden, die Hauptverursacher des Problems sind.
So, nun will ich euch aber nicht länger den Spaß verderben
