Vor allem: Stummfilme gab es damals ja gar nicht. Die gab es erst, als es den Tonfilm gab. Klingt paradox?
Filme vor 1927, die aus technischen Gründen noch keine eigene Tonspur hatten, sind nie stumm vorgeführt worden. Es gab die unterschiedlichsten Musikbegleitungen - Standardmusiken und eigens auf die kleinste Geste im jeweiligen Film hin komponierte symphonische Originalkompositionen, und als Klangkörper gab es Grammophone, elektrische Klaviere, menschliche Pianisten, gigantische Orgeln, kleine Kappellen, große Orchester, manchmal Geräuschemacher hinter der Leinwand und hie und da versteckte Rezitatoren, die an bestimmten Stellen Texte laut vom Blatt lasen.
Als der Tonfilm aufkam - der Film brachte nun industriell vorgefertigt seinen Soundtrack gleich mit - wurde diese aufwendige Einzelfertigungsapparatur für Musik, die für jede Vorstellung von neuem in Gang gesetzt werden musste, überflüssig. Sie wurde nicht nur abgeschafft. Sie geriet in Vergessenheit. So dass spätere Generationen den materiellen Rest des alten Kinoerlebnisses, den tonlosen Bildstreifen des Films, schon für das ganze Kinoerlebnis der vorigen Generationen hielten und irrig (darin von der Tonfilmwerbung unterstützt) vom Konzept des "Stummfilms" ausgingen.
Erst in neuerer Zeit macht man sich wieder klar, dass früher Film anders präsentiert wurde, anders funktioniert und gewirkt hat, und führt ihn wieder mit Klang auf.
Noch eine Schote zu „Ben Hur“: auch Fred Niblos Stummfilmvariante von 1925, die Schockk gesehen hat, ist nicht die erste Kinofassung des Stoffes. Schon 1906 ist „Ben Hur“ verfilmt worden - allerdings mit der damals üblichen, durch die Technik bedingten Ökonomie. Beachtliche 16 Minuten hat das Mammutwerk gedauert.
Fargo
|