AJAdministrator


Beiträge: 3340Registriert: 14.11.2000
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Blobb, der Film ist alles andere als inhaltsleer. Der Film hat mehr Inhalt als du dir das vielleicht vorstellen magst. Zudem sind die Punkte die du am Film bemängelst wahrscheinlich gezielt eingebracht. Aber ich will jetzt nicht alles aufzählen, dazu habe ich wirklich keine Lust und auch keine Zeit. Ich nenne dir nur die wichtigsten Punkte.
Jack ist das typische Beispiel für einen Menschen der Konsumgesellschaft. Er hat eine monotone Lebensphilosophie, indem er z.B. Designermöbel kauft, um die Vollkommenheit anzustreben. Sein Leben ist langweilig und er quält sich mit einem eigentlich simplen Problem, der Schlaflosigkeit.
Tyler Durden verkörpert all das was Jack sein möchte. Tyler ist ein Rebell der Gesellschaft. Als Kellner verunstaltet bzw. verschmutzt er das Essen der reichen Leute, verkauft den reichen Frauen ihr eigenes Fett und schneidet Pornostreifen in Kinderfilmen rein.
Tyler kritisiert im Film die materiellen Werte und behauptet, dass die wahre Identität im Inneren des Menschen ist. Somit ist Tyler die wahre Identität von Jack, der sich durch gesellschaftliche Konventionen unterdrücken lässt.
Jack nimmt immer mehr seine neue Identität an er wird zu Tyler Durden, wobei er sich noch teilweise gegen diesen Prozess wehrt. Somit wird er in die Rolle des Beobachters versetzt, wenn z.B. Tyler Marla knallt, den Fight Club gründet oder Projekt Chaos startet. Das ganze ist für Jack wie ein Traum, indem erst am Ende des Filmes aufwacht, als er Tyler Durden aus seinem Leben ausradiert. Das erste mal, dass Jack etwas bedeutendes, aktiv unternimmt. Sonst war Tyler immer das aktive Element von Jack. So sagt Tyler am Ende auch, dass er Jack die ganze Zeit hinterher geschleppt hat. Jack schwebt zwischen Illusion und Realität, hat also nicht die Eigenständigkeit sich der Illusion hinzugeben, oder die Realität zu erkennen.
Sogar die Zuschauer werden vom Film getäuscht, bewusst getäuscht. Erst durch die Rückgriffe in Jacks Erinnerung wird Tyler Durden als Illusion entlarvt. Wobei Jack sich nicht von ihm befreien kann. Was vielleicht bei den Zuschauern auch wieder zur Irritation führt.
Als Tyler endgültig ausradiert ist, kriegen die Zuschauer die definitiv richtige Realität zu sehen. Der Zuschauer selbst scheint ein Teil von Jack zu sein, zusammen mit ihm einen Psychotrip zu erleben. Der Mensch sieht nur das, was er sehen will und hinterfragt nicht die anscheinende Realität. Ich selbst habe mir auch meine Gedanken gemacht, dass z.B. Tyler mit Marla schläft, mehrmals mit ihr schläft, obwohl ich persönlich Marla nicht mal mit der Zange anpacken würde. Tyler Durden wird gespielt von Brad Pitt, der auch vom Outfit im Film nicht abgewertet wird. Warum sollte er Sex mit Marla nötig haben? Warum will er nicht, dass Jack vor Marla über ihm spricht? Man macht sich Gedanken, aber man stellt die anscheinende Realität nicht in Frage. Warum auch? Schließlich wirkt der Film teilweise wie ein Dokumentationsfilm, wo Tyler und Jack die Zuschauer sogar direkt ansprechen. (z.B. Szene im Kino) Da fällt es nicht einfach die Existenz von Tyler anzuzweifeln, welcher ausführlicher dargestellt wird als Jack. In dieser Hinsicht ist der Film revolutionär.
„Erst, wenn wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit alles zu tun!" (Z. Tyler Durden)
Hier handelt es sich nicht nur um Gesellschaftskritik, sondern um Ideologiekritik. Die Welt braucht einen Neuanfang, doch dieser kann nur gewährleistet werden, wenn man alte Strukturen zerstört. Wenn man alles zerstört, dann erreicht man den „Nullpunkt“. Der Nullpunkt ermöglicht den Menschen einen Neuanfang, ein Fundament für eine bessere Welt. Kapitalismus, aktuelle Herrschaftsstrukturen, Sozialstrukturen all diese Dinge werden in Fight Club kritisiert. Ein Mensch ist von Geburt an schon bewertet, durch ökonomische Faktoren wie dem Geld. Jeder Mensch soll gleich sein, aber der Eine wird in Reichtum geboren der Andere in Armut. Deshalb soll Projekt Chaos auch alle Finanzinstitutionen des Landes eliminieren, damit jeder Mensch wieder bei Null anfangen kann.
Der Nullpunkt ist für Tyler jedoch nicht nur die materielle Befreiung sondern auch eine seelische Befreiung. Man soll sich frei machen von Ängsten, z.B. der Angst vor dem Tod. Angst ist Schwäche und Tyler will keine Schwäche zeigen. Sehr viele Stellen im Film verdeutlichen diese Philosophie von Tyler. (z.B. Szenen: Autobahn, Säure, Notausgang im Flugzeug usw.) Im Endeffekt läuft alles auf das gleiche hinaus. Im Leben gibt es keine wirkliche Sicherheit und daraus resultiert Angst, aber sinnvoller wäre es die Unsicherheit zu akzeptieren. In jedem Moment deines Lebens kann theoretisch alles passieren. Auch der Tod kann jederzeit kommen. Akzeptiere die Unsicherheit und du verschwendest keine Gedanken mehr um die Sicherheit.
Wenn man nichts mehr besitzt, wenn man nichts mehr zu verlieren hat, wenn man keine Angst mehr hat, dann hat man die Freiheit alles zu tun was man will. Das ist nach der Philosophie von Tyler die vollkommene Freiheit.
Der Fight Club selber ist fast schon eine Institution die sich von der langweiligen Norm abhebt. Tyler will vor seinem Tod noch richtig gekennzeichnet werden mit Narben. Dadurch sieht er eine Identifikation die ihn abhebt von der Norm. Ein schönes Gesicht kann man seiner Meinung nach austauschen, aber Narben und Risse kennzeichnen erst richtig einen Menschen. Im Fight Club gibt es viele clevere Männer mit viel Potential, die aber nur Sklaven der Gesellschaft sind und in der Welt keine Bedeutung haben. Im Fight Club gibt er jedem die Möglichkeit im Mittelpunkt zu stehen. Sogar er der Anführer verliert an Bedeutung während des Kampfes, was zählt sind die beiden Kontrahenten die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.
Tyler stellt Regeln auf, was natürlich auch auf religiöse Parallelen zurückzuführen ist. Die 1. Regel des Fight Clubs ist: „Ihr verliert kein Wort über den Fight Club“. Die Wiederholung dieser Regel als 2. Regel zeigt ihre Wichtigkeit. Obwohl Tyler diese wichtige Regel aufstellt, möchte er eigentlich, dass man gegen diese Regel verstößt. Weil erst dadurch kann sich der Fight Club vergrößern, und nur so gibt es einen Fortschritt vom Fight Club zum Projekt Chaos. Schlussfolgerung aus dieser Erkenntnis du musst Gesetze brechen um Fortschritt zu erlangen.
So langsam werde ich aber müde vom schreiben. Letztendlich ist Fight Club alles andere als inhaltsleer. Ich habe nur ein paar Aspekte genannt, wobei man noch auf viele weitere Punkte näher eingehen könnte.
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