Tödliches Kommando (en: The Hurt Locker)
Gesehen: Bonn, 09. 07. 2009
Genre: Kriegsfilm
Regisseur: Kathryn Bigelow
Bekannte Schauspieler: Ralph Fiennes (unwichtige Nebenrolle)
Kurzbewertung: Gescheitert.
Inhalt: Eine US-Elite-Einheit kümmert sich im Irak um Bombenentschärfungen. Nachdem bei einem Einsatz der Leiter eines Drei-Mann-Teams umkommt, stellt sich sein Ersatz als Einzel- und Draufgänger heraus, mit dem die beiden anderen große Probleme haben. Trotzdem meistert man zusammen zahlreiche brenzlige Situationen. Der dauernde Terrorzustand zehrt aber immer mehr an den Nerven.
Kritik: "Hurt Locker" hat seine Qualitäten, insbesondere im Vermeiden von explizitem Patriotismus und Militär-Glorifizierung, da die Macherin sich wohl einen möglichst neutralen, rein darstellenden und nicht wertenden Stil auf die Fahnen geschrieben hat. Allerdings funktionierte der Film für mich auf mehreren Ebenen nicht.
Da wäre die dramaturgische. Ich kenne wenige solche Filme, die in fast jedem Moment atemberaubende Spannung (im Sinne von thrill) bieten, aber schon über eine halbe Stunde gemittelt und erst recht über die gesamte Laufzeit ausgesprochen langweilig und spannungslos (im Sinne von suspense) bleiben. Dies liegt vor allem am episodenhaften Aufbau, der Willkürlichkeit der einzelnen Ereignisse und der unglücklichen Balance zwischen Pseudo-Doku und Charakternähe.
Die Willkürlichkeit - es wird ein Bombeneinsatz gezeigt, dann noch einer, dann noch einer. Mal sind die Entschärfungen trivial, mal anscheinend sehr riskant - aber nichts zeigt dem Zuschauer, wann und warum welches davon zutrifft. So kann man weder die Gefühle der Entschärfer nachvollziehen noch den Realismusgrad wirklich beurteilen, fühlt sich einfach den Plänen des Drehbuchautors ausgeliefert. Dazu eine ziemlich unzusammenhängende Wüstenszene, in der das Team plötzlich Schützenaufgaben übernimmt, und das völlig absurde Vorgehen der Einheit im letzten Einsatz. Hier fragt man sich, ob die US-Armee denn gar keine Organisation hat, und überhaupt keine Maßnahmen ergreift, wenn soetwas vorfällt.
Gleichzeitig bleibt der Film aber immer zu nahe an den Charakteren, füllt klischeehafte Lagerlebenszenen ein, sodass man sich nicht weit genug von ihnen distanzieren kann, als dass das absurde Verhalten als bewusste Kritik gezählt werden könnte.
Tiefer interpretierende Aspekte: Wenn sich auch oberflächlich um Neutralität bemüht wurde, so war der Film doch immer noch von einem enormen US-Chauvinismus durchströmt. Die Einheimischen erschienen stets klar als minderwertige Statisten bis Wilde. In den optimistischeren Szenen wirkte es teils fast wie ein Abenteuerurlaub für die Soldaten, die mal hierhin, mal dahin fuhren und halt ein paar Aufgaben erledigten. In den pessimistischeren war jeder Araber ein böser Feind, und das war's. Nur der nette Professor konnte kurz eine andere Seite zeigen, wurde dann aber auch sofort wieder von seiner Klischee-Frau relativiert.
Im Fazit: ein technisch ordentlicher Kriegsfilm, dessen Dramaturgie aber einfach nie stimmt, und der zwar immerhin bemüht ist, die häufigen propagandistischen Fehler seines Genres zu vermeiden, dabei aber dennoch in einer zweifelhaften Grundhaltung verbleibt.
Sneak-Wertung: 5 von 10
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