Le`arald - Hit?

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janw
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Di 1. Mär 2005, 03:57 - Beitrag #1

Le`arald - Hit?

Seit Anfang des Jahres gibt es nun eine Bereicherung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen:
Harald Schmidt in der ARD!

Ich habe nun fast alle der neuen Folgen gesehen und bin mit der Entwicklung einigermaßen zufrieden, mir fehlt allerdings ein wenig der Vergleich zu seiner Zeit bei SAT 1.

Ich muß dazu sagen, daß ich erst relativ spät begonnen habe, ihn auf SAT 1 zu verfolgen, meine grundsätzliche Abneigung gegen Fernsehunterhaltung hielt mich lange davon ab.
In seiner letzten Zeit empfand ich ihn aber als das beste, was das Privatfernsehen zu bieten hatte. Neben seinem tiefgründigen Humor trug auch die band von Helmut Zerlett ganz erheblich dazu bei.

Die ersten beiden Folgen in der ARD hatten nach meinem Empfinden eine recht gespannte Atmosphäre, wohl durch den recht hohen Erwartungsdruck, der auf der Sendung lastete, aus jetziger Sicht hat er für mich seitdem an Qualität gewonnen.
Gegenüber früher fällt für mich vor allem der musikalische Qualitätsverlust ins Gewicht, die ARD-Showband fällt deutlich gegen Helmut Zerlett ab.
Die früheren "running gags" in Gestalt der beiden Assistenten (wie hießen sie noch?) fehlen auch, was für mich aber weniger relevant ist.
Qualitätvolle Gäste wären in meinen Augen nicht von Übel, die Gäste früher waren diesbezüglich aber nicht immer attraktiv.
Irgendwie ist mir im Hinterkopf, daß Schmidt ganz früher wesentlich satirischer gewesen ist und davon in der Zwischenzeit einiges verloren hatte.
In den letzten Folgen hat er in meinen Augen in diesem Bereich wieder etwas gewonnen, wenn er auch natürlich nicht mit wirklichen Satiresendungen wie dem "Scheibenwischer" mithalten kann - das ist aber auch sicher nicht das Ziel.

Ist also mein Fazit zum jetzigen Zeitpunkt: Qualitätsmäßig akzeptable Sendung mit Potential, die aber nicht mit Satiresendungen wie dem "Scheibenwischer" oder dem anschließend ausgestrahlten Polylux mithalten kann.

Feuerkopf
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Di 1. Mär 2005, 09:33 - Beitrag #2

Ich kenne auch "Schmidt bei SAT 1".
Die ersten Folgen in der ARD liefen sozusagen mit gebremstem Schaum, er musste sich wohl in das neue Arbeitsumfeld einfinden.
Speziell in der letzten Woche hat er m. E. echte Highlights abgeliefert.
Am Mittwoch gab es ein "Bush"-Special, das so komisch und scharfzüngig war wie schon lange nichts mehr von ihm. Besonders die Büttenrede als Uncle Sam war zum abrollen.
Am Donnerstag gab es noch einen Nachtrag: Die kleine Französin (leider ist mir ihr Name entfallen), die schon bei SAT 1 für ihn arbeitete, war tatsächlich in Mainz bis an den RotenTeppich vorgedrungen und entschuldigte sich betreten dafür, dass sie sich hatte dazu hinreißen lassen, Bush zuzuwinken. :)
Schmidt scheint Narrenfreiheit zu genießen, er nutzt seine neuen Möglichkeiten, spannt die höchst seriösen Polit-Journalisten mit für sich ein, dreht extrem seltsame Polit-Werbespots - hat jemand seine "Der Untergang"-Hitler-Parodie gesehen? Er war besser als Bruno Ganz.

Mir gefällt es richtig gut.

Traitor
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Di 1. Mär 2005, 13:51 - Beitrag #3

Ich habe wie Jan erst in der Spätzeit seines Sat1-Engagements zu Schmidt gefunden, mochte die Sendung dann aber schnell sehr gerne. Damals hat er mir besonders dann gefallen, wenn er spontan war und/oder mit seinem gesamtem Studioteam irgendwelchen Unsinn produziert hat. Ich liebe generell Sendungen und Filme, die den Anschein erwecken, dass da gerade einfach mal eine befreundete Truppe irgendetwas macht, das ihnen gerade als spaßig in den Sinn kommt.
Als klassischen Humoristen fand ich Schmidt dagegen selten überzeugend, seine politikbezogenen Kommentare am Sendungsanfang wirkten immer sehr gezwungen.

Von der ARD-Version habe ich bisher nur die ersten drei oder so Folgen gesehen, danach hatte ich es bisher immer vergessen. Auf diese bezogen, fand ich sie sehr enttäuschend: das Format ist zu kurz, die Teammitglieder fehlen, die Gängelung durch die Vorgesetzten ist merklich. Und, vor allem: der Großteil der Zeit wurde durch Witzeerzählen belegt, eben das, was mir an Schmidt nicht gefällt. Zum politischen Satiriker fehlt ihm dann doch das Zeug.
Werde mir aber demnächst mal wieder ein paar Folgen ansehen, vielleicht hat Jan ja Recht und er hat sich bereits wieder etwas zum besseren gewandelt.

Feuerkopf
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Fr 4. Mär 2005, 01:41 - Beitrag #4

Wieder zwei Tage Schmidt und Andrack vergangen. Ich gestehe, ich bin auf dem besten Wege, mir den 23 Uhr-Termin am Mittwoch und Donnerstag frei zu halten.

So viel Eulenspiegelei ist wundervoll!
Heute demonstrierten die beiden eine neue Sportart "Extrem Biathlon". Eigentlich kann man das gar nicht beschreiben, so skurill war das, mit Langlauf ohne Schnee und Mit-Äpfeln-Werfen (wg. Schiller-Jahr) statt mit Gewehrschießen.

Außerdem Schmidt im Faltenrock und blonder Langhaarperücke als Sekretärin beim Diktat für einen Brief an Kanzler Schröder. Unglaublich! All diese Seitenhiebe und Feinheiten, die man fast nicht mitbekommt...

Die Wiederholungen laufen am WE in den Dritten! :)

Noriko
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Fr 4. Mär 2005, 02:12 - Beitrag #5

Oder Donnerstags aufm NDR ^^
Ich find den neuen Harry klasse, auch wenn ich den Sat.1er weniger kenne, nur die Unsinnsspätzeit.

Besonderes Highlight war bisher für mich, wo er Amelie zum Präsidenten geschikt hat. *G*
Unglaublicher Entertainer, so wie der sich aus dem Fenster lehnt, ein wunder das er nicht hinausgefallen ist bisher. ^^

Dirty Harry 4 ever

janw
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Fr 4. Mär 2005, 14:54 - Beitrag #6

@Nori: Ändern sich auf urdu auch Namen? Natalie wird zu Amelie? ;)

Ja, Natalie war der Beweis, das ein paar gute Leute drumrum doch gut sind, auch wenn die Sendung leicht in Gefahr gerät, zum Klamauk zu verkommen.

Und gestern die Sekretärin, wirklich köstlich, die vielen kleinen Anspielungen!

Vor allen Dingen, weil sie teilweise wirklich spontan wirkten, aus dem Moment geboren.

Fritz
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Fr 4. Mär 2005, 17:44 - Beitrag #7

Wie er äpfelwerfend die Flamme der Freiheit entzündete war schon sehr amüsant, in der Kombination mit dem sehr intensiv vorgetragenen "Gedicht" fast Oberschichtenfernsehen. War es eigentlich ein Originalzitat?
Beim Diktat hat mich der Klamauk dann doch etwas gestört, auf das komplett rote Gesicht hätte er gerne verzichten können.
Die Absurdität der Sat.1-Zeit ist teilweise weg, war aber im Ö-R auch nicht anders zu erwarten. Schließlich weiß man ja seit gestern das er jeden morgen das ganze mit Pleitgen besprechen muss ;)

Noriko
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Fr 4. Mär 2005, 17:50 - Beitrag #8

Das Rezitat von der Glocke, ist sowet ich mich entsinne wirklich Original gewesen.
Der Harry ist ja noch einder der alten schule,d er zu seiernzeiten das noch auswendig lernen musste.
Wenns intressiert, hier das ganze stück:

Die Glocke - Friedrich Schiller

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden.
Frisch Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, daß wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
Den schlechten Mann muß man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist's ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es sein,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein.
Kocht des Kupfers Brei,
Schnell das Zinn herbei,
Daß die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Dammes tiefer Grube
Die Hand mit Feuers Hülfe baut,
Hoch auf des Turmes Glockenstube
Da wird es von uns zeugen laut.
Noch dauern wird's in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr
Und wird mit dem Betrübten klagen
Und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiterklingt.

Weiße Blasen seh ich springen,
Wohl! Die Massen sind im Fluß.
Laßt's mit Aschensalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guß.
Auch von Schaume rein
Muß die Mischung sein,
Daß vom reinlichen Metalle
Rein und voll die Stimme schalle.

Denn mit der Freude Feierklange
Begrüßt sie das geliebte Kind
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose,
Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Morgen.-
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe,
Er stürmt ins Leben wild hinaus,
Durchmißt die Welt am Wanderstabe.
Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus,
Und herrlich, in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit züchtigen, verschämten Wangen
Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Da faßt ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, er irrt allein,
Aus seinen Augen brechen Tränen,
Er flieht der Brüder wilder Reihn.
Errötend folgt er ihren Spuren
Und ist von ihrem Gruß beglückt,
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt.
O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
Der ersten Liebe goldne Zeit,
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit.
O! daß sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!

Wie sich schon die Pfeifen bräunen!
Dieses Stäbchen tauch ich ein,
Sehn wir's überglast erscheinen,
Wird's zum Gusse zeitig sein.
Jetzt, Gesellen, frisch!
Prüft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jungfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei.
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.
Da strömet herbei die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.
Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn Ende
Die fleißigen Hände,
Und mehrt den Gewinn
Mit ordnendem Sinn.
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer.

Und der Vater mit frohem Blick
Von des Hauses weitschauendem Giebel
Überzählet sein blühendes Glück,
Siehet der Pfosten ragende Bäume
Und der Scheunen gefüllte Räume
Und die Speicher, vom Segen gebogen,
Und des Kornes bewegte Wogen,
Rühmt sich mit stolzem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
Gegen des Unglücks Macht
Steht mit des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.

Wohl! nun kann der Guß beginnen,
Schön gezacket ist der Bruch.
Doch bevor wir's lassen rinnen,
Betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr das Haus!
Rauchend in des Henkels Bogen
Schießt's mit feuerbraunen Wogen.

Wohtätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand.
Aus der Wolke
Quillt der Segen,
Strömt der Regen,
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!
Hört ihr's wimmern hoch vom Turm?
Das ist Sturm!
Rot wie Blut
Ist der Himmel,
Das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
Straßen auf!
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile,
Kochend wie aus Ofens Rachen
Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern
Unter Trümmern,
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet,
Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
Fliegt der Eimer, hoch im Bogen
Sprützen Quellen, Wasserwogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Flamme brausend sucht.
Prasselnd in die dürre Frucht
Fällt sie in des Speichers Räume,
In der Sparren dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reißen, in gewaltger Flucht,
Wächst sie in des Himmels Höhen
Riesengroß!
Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
Und bewundernd untergehn.

Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Fensterhöhlen
Wohnt das Grauen,
Und des Himmels Wolken schauen
Hoch hinein.

Einen Blick
Nach den Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück -
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.
Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Häupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.

In die Erd ist's aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt,
Wird's auch schön zutage kommen,
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Guß mißlang?
Wenn die Form zersprang?
Ach! vielleicht indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen.

Dem dunkeln Schoß der heilgen Erde
Vertrauen wir der Hände Tat,
Vertraut der Sämann seine Saat
Und hofft, daß sie entkeimen werde
Zum Segen, nach des Himmels Rat.
Noch köstlicheren Samen bergen
Wir trauernd in der Erde Schoß
Und hoffen, daß er aus den Särgen
Erblühen soll zu schönerm Los.

Von dem Dome,
Schwer und bang,
Tönt die Glocke
Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer auf dem letzten Wege.

Ach! die Gattin ist's, die teure,
Ach! es ist die treue Mutter,
Die der schwarze Fürst der Schatten
Wegführt aus dem Arm des Gatten,
Aus der zarten Kinder Schar,
Die sie blühend ihm gebar,
Die sie an der treuen Brust
Wachsen sah mit Mutterlust -
Ach! des Hauses zarte Bande
Sind gelöst auf immerdar,
Denn sie wohnt im Schattenlande,
Die des Hauses Mutter war,
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr,
An verwaister Stätte schalten
Wird die Fremde, liebeleer.

Bis die Glocke sich verkühlet,
Laßt die strenge Arbeit ruhn,
Wie im Laub der Vogel spielet,
Mag sich jeder gütlich tun.
Winkt der Sterne Licht,
Ledig aller Pflicht
Hört der Pursch die Vesper schlagen,
Meister muß sich immer plagen.

Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.
Blökend ziehen
Heim die Schafe,
Und der Rinder
Breitgestirnte, glatte Scharen
Kommen brüllend,
Die gewohnten Ställe füllend.
Schwer herein
Schwankt der Wagen,
Kornbeladen,
Bunt von Farben
Auf den Garben
Liegt der Kranz,
Und das junge Volk der Schnitter
Fliegt zum Tanz.
Markt und Straße werden stiller,
Um des Lichts gesellge Flamme
Sammeln sich die Hausbewohner,
Und das Stadttor schließt sich knarrend.
Schwarz bedecket
Sich die Erde,
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen gräßlich wecket,
Denn das Auge des Gesetzes wacht.

Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das teuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!

Tausend fleißge Hände regen,
helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heilgem Schutz.
Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz.
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis,
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß.

Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen,
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Tal durchtoben,
Wo der Himmel,
Den des Abends sanfte Röte
Lieblich malt,
Von der Dörfer, von der Städte
Wildem Brande schrecklich strahlt!

Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hat's erfüllt,
Daß sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelungnen Bild.
Schwingt den Hammer, schwingt,
Bis der Mantel springt,
Wenn die Glock soll auferstehen,
Muß die Form in Stücke gehen.

Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
Das glühnde Erz sich selbst befreit!
Blindwütend mit des Donners Krachen
Zersprengt es das geborstne Haus,
Und wie aus offnem Höllenrachen
Speit es Verderben zündend aus;
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.

Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocken Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt.

Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,
Der ruhge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher,
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt und Länder ein.

Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! Wie ein goldner Stern
Aus der Hülse, blank und eben,
Schält sich der metallne Kern.
Von dem Helm zum Kranz
Spielt's wie Sonnenglanz,
Auch des Wappens nette Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.

Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Daß wir die Glocke taufend weihen,
Concordia soll ihr Name sein,
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sich die liebende Gemeine.

Und dies sei fortan ihr Beruf,
Wozu der Meister sie erschuf!
Hoch überm niedern Erdenleben
Soll sie im blauen Himmelszelt
Die Nachbarin des Donners schweben
Und grenzen an die Sternenwelt,
Soll eine Stimme sein von oben,
Wie der Gestirne helle Schar,
Die ihren Schöpfer wandelnd loben
Und führen das bekränzte Jahr.
Nur ewigen und ernsten Dingen
Sei ihr metallner Mund geweiht,
Und stündlich mit den schnellen Schwingen
Berühr im Fluge sie die Zeit,
Dem Schicksal leihe sie die Zunge,
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,
Begleite sie mit ihrem Schwunge
Des Lebens wechselvolles Spiel.
Und wie der Klang im Ohr vergehet,
Der mächtig tönend ihr erschallt,
So lehre sie, daß nichts bestehet,
Daß alles Irdische verhallt.

Jetzo mit der Kraft des Stranges
Wiegt die Glock mir aus der Gruft,
Daß sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft.
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt,
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.

Milena
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Fr 4. Mär 2005, 20:42 - Beitrag #9

ist ja glatt, Noriko,
und glaubst Du wirklich, dass sich das einer hier komplett durchliest?!
aber der Schmidti ist schon wahrlich ein käppsele,
ist schliesslich aus meinem Wohnort,
und seine Mama wohnt bei mir in der Nähe:P

aleanjre
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Fr 4. Mär 2005, 22:54 - Beitrag #10

Ich hab's gelesen! Ich liebe dieses Gedicht. *schlagtmichruhig*
An meiner jämmerlichen Schule durfte ich nur die erste Strophe auswendig lernen. Vielleicht ändere ich das jetzt noch. :D

Hm. Ich kann nicht sagen, dass ich irgendetwas gegen den Harald einzuwenden hätte. Er ist immer für einen gelungenen Streich gut. Aber irgendwie gibt es nichts, was mich vor's Fernsehen lockt, um eine ganze Sendung von ihm zu verfolgen. Aber das liegt nicht unbedingt an ihm, ich sehe auch sonst nur selten und wenig fern. So bleibt es denn bei gelegentlichen "ah, da war er!" - Momenten, wenn mein Göttergatte sich mal durch die Kanäle zappt. Bis jetzt war noch keiner dieser Momente so verlockend, dass ich Männe bitten musste, anzuhalten.

janw
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Do 7. Apr 2005, 00:51 - Beitrag #11

Heute war es wieder soweit...

Das Wesentliche hab ich schon im wmig geschrieben, die Kabinettsneubildung fand ich etwas seltsam und unmotiviert, WZG heute? :confused:

Trotzdem, ein netter Lapsus war dabei, als er den Dicken als Bundeskanzler titulierte :shock:

Und Guido als Verteidigungsminister...wofür die 18 doch tauglich ist...*g*

Die band wie üblich im Hintergrund, aber mit einer schönen Melodielinie heute...Sax oder was war das? *Nachdenk*

Morgen jedenfalls kommt Scheibenwischer.

Maglor
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Mi 13. Apr 2005, 16:41 - Beitrag #12

Ich fand Harald schon auf Sat.1 gar nicht so aufregend. HInzu kamen die steten Werbeunterbrechungen.
Und ich sage es laut. Harald hat doch gegen Roberto Capelutti überhaupt keine Chance und ohnehin alles vom Hessen-Fernsehen geklaut!

MfG Maglor

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Do 18. Nov 2010, 01:25 - Beitrag #13

JanW, habe ich die Anmerkung im Wmig richtig interpretierst, dass du Harald bis heute verfolgst? Wie hat er sich deines Erachtens in all den inzwischen angehäuften ARD-Jahren so entwickelt?

Ich habe nach der Anfangszeit nie mehr reingeschaltet, insbesondere von der Pocher-Epoche habe ich zum Glück nur indirekt via Feuilleton Grausames gehört, zu anderen Zeiten hätte es sich aber vielleicht doch mal gelohnt...

Wie sehen die Perspektiven zurück bei SAT1 wohl aus? Retro, etwas ganz Neues, oder langsam ausklingender Vorruhestand?

janw
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Do 18. Nov 2010, 21:48 - Beitrag #14

Wie wo wann welche Anmerkung?
Rezent hab ich das glaub ich nicht angemerkt, aber ich verfolge die Sendungen weiter.

Ich finde die Entwicklung wechselhaft, die Zeit mit Andrack war sicher die beste bei der ARD, hat sich dann etwas totgelaufen, warum wäre zu ergründen.
Die Pocher-Phase war teils schwer zu ertragen - bzw. er war teils gut, und über die Pocher-Anteile musste man hinweg sehen oder während dessen häusliche Tätigkeiten verrichten. Zuletzt hat Schmidt Pocher in der Sendung unterschwellig heftig kritisiert.

Seit dem war es wieder besser, aber selten so gut wie am Anfang.
Seine ironischen Monologe sind gut, aber die Aktionen nicht immer gelungen. Schmidt macht immer wieder Andeutungen über öffrechtliche Fesseln, z.B. bei der Nennung von Markennamen, aber letztlich habe ich eher den Eindruck reduzierter Kreativität - oder ist es gar Lustlosigkeit?
Da recht viel Zeit mit Gästen drauf geht, hängt die Sendung oft davon ab, was für ein Gast kommt und wie dieser sich gibt.

Insgesamt schafft Schmidt es, nicht auf Comedy-Niveau abzusinken, aber satirische Elemente in Niveaunähe zu den Mitternachtsspitzen oder ähnlichem gelingen eher selten, sind vielleicht auch nicht das Ziel.
Insofern ist es eben ein Remake von amerikanischen Unterhaltungssendungen wie Letterman.

Traitor
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Do 25. Nov 2010, 01:13 - Beitrag #15

Zitat von janw: Nachher gibts wieder meinen televisorischen Lieblingszyniker!
Das wird doch vermutlich der Harald sein?

Dass sich Harald über Pocher lustig machte bzw. ihn kritisierte, hätte vielleicht sehenswert sein können.

Echte Satire mit Niveau hatte Harald meines Erachtens nie zu bieten, seine politische Stand-Up-Rede am Anfang war regelmäßig der schwächste Teil der Sendung. Besser war er stets im gepflegten Nonsens.

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Do 25. Nov 2010, 01:50 - Beitrag #16

Ohne je eine Folge davon gesehen zu haben und entsprechend ohne den entsprechenden Sendeplan im Blick zu haben, würde ich vermuten, daß es sich dabei um Dr. House handelt.
Von Schmidt habe ich zwar zweifellos ein Vielfaches davon konsumiert, das hilft mir hier aber auch nicht weiter...

janw
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Do 25. Nov 2010, 02:59 - Beitrag #17

Traitor, das war Dienstag, da bastelt Harald noch ;)
(Wobei die House-Staffel vorbei war, wie ich dann feststellen musste :cry: )

Naja, manche der Gags im Laufe der Zeit waren als Satire einstufbar und als solche nicht schlecht, seine freie Rede ist sicher nicht dazu zu zählen, da hast Du recht

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Do 25. Nov 2010, 19:51 - Beitrag #18

Ach, dieser komische Arzt...

Generell scheinen die echte Satire und das politische Kabarett im deutschen Fernsehen inzwischen ja tot zu sein. Insbesondere die diversen Scheibenwischer-Nachfolgeformate waren leider allesamt Debakel. Taugen die von dir als Referenz herangezogenen Mitternachtsspitzen noch etwas? Wobei die mir eigentlich immer schon zu Dada und zu krawallig waren.

janw
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Fr 26. Nov 2010, 15:57 - Beitrag #19

Ja, seit Scheibenwischer hat die Qualität massiv abgenommen.

Bei den Mitternachtsspitzen hängt es sehr von den Akteuren ab, Hagen Rether ist IMHO oft ein Glanzlicht mit seiner nonchalanten Art, messerscharfe Kritik ganz unspektakulär unter die Haut zu stechen.

Vieles ist etwas krawallig, stimmt wohl, wobei der Schlussmonolog oft recht gut ist - Georg Schramm könnte das allerdings besser.


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