Dann auch mal losgespoilert:
Wir waren gestern auch im Kino, und es war ein phantastisches Erlebnis! Die Zeit flog nur so dahin, trotz gewaltiger Überlänge des Streifens. Es gab keine Längen, keine Verschnaufspausen, stattdessen einen Rausch beeindruckender Bilder. Es wurde wirklich auf alles verzichtet, das den glatten Weg durch sämtliche Action behindert hätte.
Somit ein sinnliches Vergnügen für alle Eingeweihten.
Wir hatten aber einen Freund bei, der keines der Bücher kennt. Er ist grundsätzlich keine Leseratte, Harry Potter an sich findet er schon interessant, und er hat die ersten drei Teile gesehen. Damit gelebt, das sich ihm so manches Detail einfach nicht erschloss.
Diesem 4. Teil aber stand er wirklich hilflos gegenüber. Welchen Sinn hatte das Quidditch - Match? Im Buch wird hier Winkie eingeführt, Krum, Barty Crouch sen. und einige andere wichtige Nebenfiguren, natürlich Cedric und dessen stolzer Vater. Die Todesser werden vorgestellt, ihre Lust am Chaos. Im Film beschränkte es sich auf Krum, Cedric und dessen Vater (Crouch sen. erschien so kurz, das Uneingeweihte ihn nicht wahrnahmen), und alle kamen so knapp herüber, das man sich die Szene fast hätte schenken können.
Der Hintergrund des Turniers, eben ein Zusammentreffen der Schulen, wird nicht erklärt. (Und ich frage mich grundsätzlich: Was machen weibliche Bulgaren oder männliche Franzosen, die Magie studieren wollen?

)
Das Gespräch zwischen Madame Maxime und Hagrid - gut, es verlief hier friedlich, aber auch das war nur eine Stilblüte für jene, die die Story kennen.
Warum nur wurde Fleur, im übrigen eher dünn als schön, so als unfähige Heulsuse dargestellt? Im Buch durfte sie wenigstens anständig gegen die Unterwasserkreaturen verlieren? Karkaroff - er wird als Todesser geoutet, und danach nicht mehr erwähnt. Das er vor der Rückkehr des dunklen Lords geflohen ist, fällt aus.
Die Erklärung, was ein "Auror" ist, wird nur einmal flüchtig gegeben. Unser Kumpel hatte es verpasst, und damit erschloss sich ihm die Figur des Mad Eye Moody einfach nicht. Was aber auch sonst schwierig gewesen wäre, denn die Ursache seiner anerkannten Paranoia wird nicht ausgeführt.
Auch ihn fand ich optisch enttäuschend. Moody ist im Buch sowohl paranoid als auch cool. Zweiteres fällt im Film flach.
Barty Crouch jun. - der Clou im Buch ist, das er für tot gehalten wird. Ein entflohener Askaban - Häftling? Bei Sirius wurde da die Riesenwelle geschlagen, und hier im Film weiß niemand davon??? Und was geschieht mit ihm, nachdem Dumbledore und Snape ihn enttarnt und überwältigt haben? Das gesamte 5. Buch basiert darauf, das er als wichtigster Zeuge von Dementoren mundtot gemacht wurde und das Ministerium deshalb Dumbledore und Harry nicht glaubt. Im Film wird er schlicht nicht mehr erwähnt.
Und dann Voldemort. Optisch ist er vollkommen überzeugend, mehr als das! Er ist bösartig, angezipft über seine schwächlichen Getreuen (deren Masken leider ziemlich doof sind.

) , er piesackt Wurmschwanz und foltert Harry. Das der Cruciatus - Fluch nicht ganz so durchschlagend dargestellt wurde wie im Buch, war eher eine Wohltat für die Nerven und damit okay.
Aber: Der dunkle Lord. Die Geißel der Zaubererwelt. Er ist schizo, kein Zweifel. Er ist böse, grausam. Aber auch er ist nicht cool. Rowlings Bösewicht ist stets Herr der Lage, mit der einzigen Ausnahme, als die Zauberstäbe sich verbinden. Er ist gelassen, liest die Gedanken seiner Gegner. Der 16jährige Tom Riddle im 2. Film brachte genau diese Qualitäten auch mit, er hatte mich sehr überzeugt.
Dieser Film - Voldi aber - oh je. Hektisch, kaputt, psychopathisch. Verteidigt seine Grausamkeit statt sie gelassen einfach auszuführen. Das Duell war spannend, die Begegnung mit den Visionen der Toten aufwühlend. Ich hoffe einfach, das Voldemorts Schauspieler im nächsten Teil noch besser agieren lernt.
Tja, soviel zu den Logikschwächen. Gestört hat mich noch, das der Drache offensichtlich getötet wurde bei der wilden Hatz. Rowlings Vorgabe, das die nistenden Weibchen nicht verletzt und die echten Eier nicht beschädigt werden sollten fand ich besser. Aber das ist Geschmackssache, und atemberaubend war die wilde Jagd über Dächer und Berge auf jeden Fall.
Auch wenn ich jetzt viel gemeckert habe: Der Film ist sehenswert, auf gar keinen Fall für Kinder geeignet (bei nervenschwachen 14jährigen würde ich selbst da noch Abstinenz empfehlen!). Harrys und Rons Begegnung mit der holden Weiblichkeit macht Spaß, und ich freue mich darauf, ihn auf DVD noch einmal im Original sehen zu dürfen. Schade, dass die niedlichste Liebeserklärung aller Zeiten nicht dabei war. Als Krum nach der richtigen Aussprache des Namens Hermione fragt und sie Her-my-own nennt (sie-mein-Eigen). Und ja: es ist der beste Teil bis jetzt, mühelos!
