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Feuerkopf
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Mo 20. Feb 2006, 01:58 - Beitrag #1

München

Dieser Film von Steven Spielberg über das Attentat während der Olympischen Spiele 1972 in München und die teilweise fiktive Geschichte eines Mordkommandos des Mossad hat mich sehr bewegt.
Es mag daran liegen, dass ich mich noch deutlich an das Attentat erinnere, an die Hoffnung, die Geiseln seien frei. Und am nächsten Morgen die Nachricht, dass alle gestorben waren. Grauenhaft.

Der Film hat keine wirklichen Helden. Zwar kommen die Mossad-Attentäter insgesamt ein bisschen besser weg als die der PLO, aber der Protagonist Avner zahlt einen hohen Preis für seine anfängliche Blauäugigkeit.

Selten war ein Spielbergfilm so explizit brutal. Wenn etwas in die Luft fliegt, dann drückt es einen richtig in die Sitze.
Es wird m. E. gut dargestellt, dass Gewalt immer nur Gegengewalt gebiert.
Avners Mutter erinnert frappierend an die Mütter der islamistischen Selbstmordattentäter...

Mich hat der Film noch lange beschäftigt.

Traitor
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Mo 20. Feb 2006, 02:10 - Beitrag #2

Danke, Feuerkopf - ich wollte den Thread seit exakt einer Woche eröffnet haben, habe es aber immer wieder vergessen.

Ich schätze den Film dafür, dass ihm etwas ganz seltenes gelingt: er ist gleichzeitig einerseits ungeheuer ernstgemeint und bewegend, andererseits so sarkastisch-ironisch-zynisch, dass er in keinem Moment gutmenschelnd rüberkommt, glaubwürdig und sogar unterhaltend bleibt.
Ich bin überzeugt, dass genau dies die richtige Mischung für einen Film, der eine Botschaft übermitteln will, ist.

Und besonders das dargestellte Thema, den "Alltag" eines staatlich beauftragten Rachemörders, kann man anders wohl gar nicht auf die Leinwand bringen, ohne unerträglich pathetisch in die eine oder andere Richtung zu werden. Man befindet sich stets in einem leichten Schockzustand über die Untaten, die da von beiden Seiten begangen werden, und denkt über Rechtfertigungen und das Verhalten der Menschheit an sich nach, aber parallel und zwischendurch kann man immer wieder über das abstruse Verhalten der Ministerpräsidentin, des quittungenverlangenden Auftraggebers, des wirren französischen Syndikatspatronen etc. lachen. Höhepunkt für mich (wegen Spolers gebläut): Die Doppelbelegung des Athener Zimmers mit Mossad und PLO. Die Abstrusität eines durchkommerzialisierten internationalen Terroristen-Infrastruktur-Systems, dem dann soetwas unterläuft, sowie das Geschick, mit dem die direkte ideologische Konfrontation hiermit eingebracht wird.

Zusammenfassend: Klar einer von Spielbergs größten Filmen und ein Anwärter auf den besten des Jahres.


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