Heimliche Spiele - ein guter Erotikfilm oder nur pseudophilosophische Seifenblasen?

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Mi 16. Aug 2006, 03:54 - Beitrag #1

Heimliche Spiele - ein guter Erotikfilm oder nur pseudophilosophische Seifenblasen?

Zitat von http://www.satt.org/film/03_11_spiele.html:Die "heimlichen Spiele" beginnen wie die europäische Version eines David Lynch-Films: Eine splitterfasernackte Frau bewegt sich durch einen dunklen Raum und masturbiert mit lasziven Bewegungen. Schließlich offenbart uns die Kamera, daß Nathalie sich auf der Bühne einer Nachtbar befindet, und bei ihren Aktivitäten aufmerksam von der männlichen Klientel beobachtet wird. Doch mindestens genauso fasziniert ist die junge Frau hinter der Theke, Sandrine.

Etwas später, Feierabend. Der Chef der zwei Frauen macht Sandrine recht rüde das Angebot, auch über ihre Thekenarbeit hinaus tätig zu werden. Die zufällig dazukommende Nathalie setzt sich für ihre junge Kollegin ein - und beide werden rausgeschmissen. Nathalie macht der in der Miete rückständigen Sandrine das Angebot, bei ihr zu übernachten - und durch ein wenig Alkohol enthemmt diskutieren und erkunden die beiden bereits ihre Sexualität.

Die "heimlichen Spiele" werden immer weniger heimlich. Mitten in einer Metro-Haltestelle entledigen sich die beiden ihrer BHs und Slips, verschwinden dann im abgesperrten Bereich, obwohl es klar ist, daß die Bahnbediensteten durch die Überwachungskameras davon erfahren werden.

Nathalie, die ältere und sexuell erfahrenenere, schlägt schließlich vor, daß sie mithilfe der "Waffen der Frauen" und eines ausgeklügelten Plans in einem der Büros einer besseren Gegend ihren gesellschaftlichen Aufstieg initiieren. Bereits beim Vorstellungsgespräch stechen sie alle Mitbewerberinnen subtil aus, später machen sie fast die gesamte männliche Bürobesetzung verrückt.

Sandrine wird dabei auf den zwar verheirateten, aber "offensichtlich" sexuell unbefriedigten Abteilungschef angesetzt, während ausgerechnet Nathalie offensichtlich die wichtigste Regel, sich "nicht zu verlieben", vergisst, und wir über ihre amourösen Erfolge eher wenig erfahren.

Der mittlere Teil des Films ist durchaus interessant, der von Moralvorstellungen befreite Aufstieg in der Arbeitswelt ist ebenso spannend wie von knisternder Erotik durchzogen. Regisseur Brisseau schildert seine Strategie so:

"Als Zuschauer weiß man, daß die beiden Mädchen imstande sind, alle möglichen Dinge zu tun, und folglich strahlen sie selbst dann, wenn man sie in einer alltäglichen Situation sieht, etwa wenn sie ganz normal gekleidet in einem Büro herumstehen, eine besonderer erotische Qualität aus."

Brisseau ist jedoch nicht immer damit zufrieden, Sexualität nur anzudeuten, und spätestens mit der Einführung des gutaussehenden, aber komplett amoralischen Juniorchefs Christophe rutscht der Film in eine immer unerfreulichere Richtung. Christophe, für den sich bereits zwei Frauen lebendig verbrannt haben, ist eine Mischung aus Caligula und dem Marquis de Sade. Zwar wird seine Grausamkeit durch seine Kindheit erklärt, aber wie er sich über sämtliche Gesetze und Gott selbst stellt, ist weniger faszinierend als vor allem abstoßend, und wenn eine unserer zwei "Heldinnen" schließlich mit einem Benzinkanister vor seiner Villa erscheint, kann es mit dem Film eigentlich nur noch bergab gehen, und wenn sich zur schwülen Erotik, den Grenzüberschreitungen und pseudophilosophischen Ansätzen dann noch eine mythologisch angehauchte Figur gesellt, fällt es manchem Zuschauer wahrscheinlich schwer, sich die durchaus gelungenen Aspekte des Films zurückzurufen, die lange Zeit gefangennehmende Geschichte, die überzeugenden Darsteller (nicht nur die Frauen), den meistens interessanten Einsatz klassischer Musik (Bach, Purcell, Vivaldi, Händl) oder die durchstrukturierte Ausleuchtung - was im Gedächntnis bleibt, ist vor allem die wohl schrecklichste Hochzeitsnacht, die man sich nur vorstellen kann...



Zitat von http://film.fluter.de/look/archiv_article.tpl?IdLanguage=5&IdPublication=1&NrArticle=2505&NrIssue=31&NrSection=10:Sandrine arbeitet an der Bar eines Stripteaseladens. Sie ist fasziniert von Nathalie, die extrem selbstbewusst einen erotischen Tanz hinlegt. Sie lernen sich kennen und schon bald unterrichtet Nathalie die eher schüchterne Sandrine darin, ihren Körper und sexuelle Lust als Machtmittel einzusetzen. Sie schließen einen Pakt: Sie wollen Männer von sich abhängig machen, um diese besser ausnehmen zu können und so den gesellschaftlichen Aufstieg zu schaffen. Die wichtigste Regel dabei ist, dass sie sich selbst auf keinen Fall verlieben dürfen. Sandrine und Nathalie beginnen ihr heimliches Spiel als Sekretärinnen in einem Bankhaus. Der Geschäftsführer dort ist ein leichtes Spiel für Sandrine. Doch Christophe, der attraktive Sohn des Direktors - in den sich Nathalie gegen alle Regeln verliebt - ist radikaler und abgründiger als beide Mädchen zusammen. Er kennt keine Tabus - egal ob es sich um Orgien oder Inzest handelt.
FORUM Deine Filmkritik

Der französische Regisseur Jean-Claude Brisseau widmet sich einem Thema, das andere in seinem Heimatland auch seit einiger Zeit beschäftigt. Um den Zusammenhang von Macht und Sex dreht es sich etwa auch in Catherine Breillats Filmen "Baise Moi - Fick mich" und "Romance". Die heimlichen Hauptfiguren in Brisseaus Film sind jedoch nicht die beiden jungen Frauen, sondern es ist Christophe, der im Mittelpunkt steht. Er erinnert an den Marquis de Sade. Sein Lebenssinn besteht daraus, Tabus zu brechen. "Ich möchte die Sonne zerstören", sagt er einmal und meint das auch so. Brisseau liefert eine Auseinandersetzung zum Thema der körperlichen und psychischen Grenzüberschreitung, bleibt dabei in seiner filmischen Umsetzung selbst aber zurückhaltend. Pornografisch ist "Heimliche Spiele" - trotz viel nackter Haut und jeder Menge Sexszenen - nicht, unfreiwillig komisch an manchen Stellen dagegen schon.



Zitat von http://www.film.at/heimliche_spiele/?&forum2_more=4555128#forum2_4555128:Stanley | vor 761 Tagen, 14 Stunden, 1 Minuten
Nur eine Parbel
Tut mir Leid für alle, die den Film nicht erfasst haben, weil sie sich auf die Handlung konzentriert haben, die hier aber nur ein Rahmen für die Aussage war, oder einfach nur ihre voyeuristische Ader befriedigen wollten.
Ein Rat an die männlichen Voyeure - kaufts euch an Porno und bleibts daheim. Ein Rat an die weiblichen Besucher - probiert nicht es nachzumachen - so funktioniert es nicht - es ist nur eine Parabel. ]


Zitat von http://www.kino-zeit.de/video_dvd/artikel/1786_heimliche-spiele.html:Fleisch und Binsenweisheiten

Jeder kann sich mal irren und das ist auch gut so, denn schließlich lernt man aus seinen Fehlern. Einen größeren Irrtum leistete sich die ansonsten hervorragende französische Filmzeitschrift Cahiers de cinéma, als sie im Jahre 2002 Jean-Claude Brisseaus Heimliche Spiele zum besten Film des Jahres wählte.

Sandrine (Sabrina Seyvecou) arbeitet als Kellnerin in einem Stripclub. Dort lernt sie die Stripperin Natalie (Coralie Revel) kennen und ist von ihrer Art ihre Sexualität offen auszuleben fasziniert. Natalie nimmt Sandrine unter ihre Fittiche, um ihr beizubringen, wie sie ihren Körper auch als Waffe einsetzen kann. Dazu ist es immens wichtig, in U-Bahnstationen öffentlich zu masturbieren und nackt durch die Pariser Innenstadt zu laufen. Die zwei sexuell befreiten Frauen beschließen nun den Geschlechterkampf aufzunehmen und ihre soziale Position zu verbessern und Macht zu erlangen, indem sie dumpfe Männchen in einer Pariser Bank hörig machen. Ein paar vorgetäuschte Orgasmen später sind sie auch schon am Ziel. Beide haben einen guten Job ergattert, und die Geschichte könnte ein frühzeitiges Ende nehmen, wenn da nicht Christophe (Patrice Deville), der Unternehmenserbe, auftauchen würde. Christophe ist eine geradezu barocke Gestalt, die spricht, als wäre er Marquis de Sade, der eine Gesamtausgabe von Michel Foucault verschluckt hat. Und tatsächlich kann Christophe noch besser manipulieren, als die beiden Damen. Sein Hobby ist es, Frauen dazu zu bringen, sich vor seinem Schloss anzuzünden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es schon einigen Geschicks. Natürlich verfallen die beiden Frauen dem Jungmachiavelli und das Unheil nimmt seinen schrecklichen Lauf.

Als „in hohem Maße erotisch“ bezeichneten die Cahiers de cinéma in ihrer Kritik Heimliche Spiele. Tatsächlich kann man das dem Film in den ersten zehn Minuten auch nicht absprechen. Doch sehr langsam aber sicher, entwickelt sich der Streifen zu einem gut fotografierten Ärgernis und einer reinen Inszenierung von Männerphantasien, als da wären Inzest, Gruppensex, und, und, und, die von schwülstiger, klassischer Musik untermalt und pseudophilosophischen Diskursen unterbrochen werden. Heimliche Spiele ist eine Fleischbeschau, die nur Umschnitte davor bewahren, als Pornographie eingestuft zu werden, ein prätentiöses Machwerk, das Binsenweisheiten verkündet.



Und was ich davon halte?
Ich finde den Film gut, weil Frauen den auf diese Art und Weise geführten und überzeugend (weil klischeehaft) dargestellten Geschlechterkampf verlieren. Ich habe mein Augenmerk nicht auf Christophe gelegt, sondern lediglich auf die Handlungen und Monologe der Frauen, vor allem Sandrine.
Interessant ist dabei vor allem, wie sie versucht den Geschäftsführer zu angeln. Man sollte jetzt meinen, dass wenn sie dies schafft, dass sie dann gewonnen hat, aber dem ist nicht so. Sie bekommt ihn. Interessant dabei ist, dass es nicht ihre Attraktivität ist, sondern vor allem ihre propagierte Unschuld die ihn zum Verlieben animiert. So erfolgreich das auch klingen mag, in Monologen erklärt sie, dass sie ihn beneidet und sie die eigentliche Verliererin ist, da es sie emotional bedrückt (auf gut Deutsch: Sie fühlt sich ausgenutzt). Man muss über diese Gefühle nicht mehr erfahren, denn diese Gefühle sind unvermeidbar. In dieses Film wird mit der schon seit langem propagierten Vorstellung von der sexuell aktiven Frau, für die Männer nur Spielzeug sind, aufgeräumt. In wie weit ich mich da nun von persönlichen Motiven leiten lasse sei dahingestellt. Diese Passage halte ich jedenfalls für überzeugend und intuitiv sehr nachvollziehbar (und deswegen finde ich den Film gut).
Die Sache, dass die Frauen sich dann in Christophe verlieben, hätte man eigentlich weglassen können, allerdings ist auch dies nicht ganz uninteressant.
Von besonderem Interesse habe ich das Ende betrachtet. Die beiden Frauen begegnen sich später nochmals auf der Straße. Es wird dargestellt, wie Nathalie ihren Gefängniswärter geheiratet hat. (Sie wurde nach der Ermordung von Christophe natürlich zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.) Dabei gilt es vor allem zu beachten, dass eine solche Liebe schon beinahe eine Art Notlösung für Nathalie ist. Sie sucht sich ihren Mann nicht mehr aus, sie musste nehmen was sie noch bekommen konnte. Emotional ist ihr Selbstwertgefühl am Ende, das sagt sie in einem Dialog mit Sandrine auch selber. Sie hat keinen Stolz mehr und kein Selbstwertgefühl. Das ist auch etwas was ich von sexuell aktiven Frauen schon ein paar mal gehört hab: "Irgendeiner wird sich schon noch in mich verlieben." Na wenn das die Lösung ist^^

mfg Michi

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