Hollywood-Stars auf der Theaterbühne

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Lani
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Mo 8. Sep 2008, 13:27 - Beitrag #1

Hollywood-Stars auf der Theaterbühne

Zitat von Maurice:Könnten daraus ja einen eigenen Thread machen, welche Hollywood-Stars eventuell als Bühnendarsteller eine gute oder immerhin akzeptable Figur abgeben würden.


Gesagt, getan. ^^

Sind "richtige" Schauspieler nur auf der Theaterbühne zu finden? Oder nur im Kino? Oder müssen "richtige" Schauspieler sowohl im Kino als auch auf der Theaterbühne gut wirken?
Und: Welche Schauspieler waren schon auf der Bühne erfolgreich, oder könnten es sein?

---
Ich persönlich muss sagen, dass ich kein großer Theaterfan bin und mich deshalb nicht sonderlich auskenne. Ich lese zwar zwischendurch ganz gern mal Dramen, aber die Inszenierung davon interessiert mich nicht so.
Spontan würde ich aber sagen: Bei einer Vorführung hat ein Schauspieler nur eine Chance. Entweder er macht die Szene im Theaterstück gut, oder nicht. Im Kino sehen wir die Szenen, wenn sie gut sind (oder die Regie sie so als gut erachtet hat). Wenn bei den Arbeiten zum Film mal etwas schiefgegangen ist, dann erfahren wir es höchstens durch ein Special auf der DVD. Zeit zum Proben haben ja beide Arten von Schauspielern. ;)
Dafür würde ich aber sagen ist die Mimik eindeutig bei dem Filmdarsteller wichtiger. Im Gesicht muss also viel passieren, während wir im Theater manchmal die Gesichter der Schauspieler gar nicht so recht erkennen können.

Ich habe mich etwas schlau gelesen, um rauszufinden, welche "Stars" sich schonmal auf der Bühne probiert haben, da mir auf Anhieb nicht viele einfielen.
Da ist von Catherine Zeta-Jones und Michael Douglas die Rede, was ich um ehrlich zu sein, überhaupt nicht wusste. Vielleicht kann man auch sagen, ich habe es gekonnt verpasst. Oder Nicole Kidmans Vorstellung, die als "Viagra für's Theater" bezeichnet wurde. Oder Daniel-Day Lewis der mitten in der Vorstellung von Hamlet aufgab.
Aber es gibt auch Stars, die gelobt wurden. Zum Beispiel William Dafoe 1997. Oder natürlich Dustin Hoffman. Und vor nicht allzu langer Zeit Daniel Radcliffe in "Equus".

Nun aber genug von einer, die eigentlich sowieso keine Ahnung vom Theater hat, ihr seid dran. ^^

Lani

Ipsissimus
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Mo 8. Sep 2008, 17:55 - Beitrag #2

bei diesem Thema werden wir kaum um eine Diskussion der Begriffe "Kunst" und "Unterhaltung" sowie ihrer wechselseitigen Durchdringung und Abgrenzung herum kommen. Auch ein Begriff wie "Unterhaltungskünstler" - der die Dinge zusammenzufassen scheint - macht eigentlich nur Sinn, wenn von zwei unterschiedlichen Sachverhalten ausgegangen wird, die zusammengefasst werden können.

Um eine Abgrenzung zu versuchen: Unterhaltung zielt auf Amüsement, Kunst zielt auf intellektuelle Einsicht. Und damit würde ich, der groben Simplifizierung durchaus bewußt, den Großteil aller Filme - aller Hollywoodfilme zumal - dem Bereich Unterhaltung zuordnen, einen kleineren Teil dem Bereich Kunst. Das Problem besteht nun darin, dass auch für das Theater diese Unterteilung machbar ist; so können Stücke und Aufführungen des sog. "Volkstheaters" nur in den seltensten Fällen dem Bereich der Kunst zugewiesen werde, der überwiegende Teil sonstiger Stücke und Aufführungen aber wohl.

Der Unterschied liegt also weniger in den Medien, als vielmehr im Stoff. Was macht einen Stoff zu Kunst, was zu Unterhaltung?

Goethe sagte einmal, sinngemäß "Jeder Mensch weiß, was er gerne ausdrücken möchte, aber nur der Dichter weiß, wie er es ausdrücken muss, damit auch verstanden wird, was er ausdrücken möchte."

Es ist also nicht der Stoff, es ist seine Aufbereitung und Verarbeitung.

Und zuletzt haben wir das Problem, dass Kunst auch unterhalten kann. Kann Unterhaltung Kunst sein?

Maurice
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Mo 8. Sep 2008, 18:43 - Beitrag #3

Also mir wurde in der Vergangenheit sehr oft gesagt, ich solle philosophische Grundsatzdiskussionen wenn möglich nur in der Philo-Sektion führen. Deine herangeehnsweise, Ipsi, würde eine solche Grundsatzdiskussion bedeuten. Die könnte auch sehr interessant und gewinnbringend sein - aber wäre in dieser Sektion fehlplaziert. Deshalb sollten wir das Thema hier in einer allgemein zugänglichen Weise besprechen - wenn dir das nicht reicht, kannst du ja noch einen anspruchsvolleren Thread in der entsprechenden Sektion eröffnen. ;)

Ansonsten würde ich gerne wissen, ob man die Fragestellung auch auf Seriendarsteller erweitern könnte.

Lani
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Mo 8. Sep 2008, 18:52 - Beitrag #4

Zitat von Maurice:Ansonsten würde ich gerne wissen, ob man die Fragestellung auch auf Seriendarsteller erweitern könnte.

Ups, hatte die Diskussion nur grob überflogen und dort war meistens von Hollywood-Stars die Rede. Klar, können auch Seriendarsteller mit einbezogen werden, sorry. :)

Maglor
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Mo 8. Sep 2008, 18:58 - Beitrag #5

Es gibt da ein kurioses Beispiel für Seriendarsteller im Theater oder Theater-Schauspieler in Fernsehserien.
Im Grunde ist aber der Hauptunterschied zwischen Kino-Stars und Theater-Schauspielern die Höhe der Vergütung. :rolleyes:

Traitor
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Mo 8. Sep 2008, 21:30 - Beitrag #6

Deiner Kunst-und-Unterhaltungstrennung kann ich weder im Ansatz noch in den Definitionskriterien zustimmen, Ipsissimus, aber das zu diskutieren würde hier jeden Rahmen sprengen, wie Maurice schon sagte. Deshalb nur die kurze Anmerkung, dass Shakespeares Stücke, die du den Hamlet-Erwähnungen nach zu folgern wie ich als Referenz im Theater-Bereich zu sehen scheinst, in keinster Weise weniger kommerziell und auf Unterhaltung ausgerichtet waren als heutige Hollywood-Filme.

Zitate aus dem Ursprungsthread:
einer meiner Hollywood-Referenz-Schauspieler sah das übrigens genauso wie ich^^ Humphrey Bogart, 1999 vom American Film Institute immerhin zum "größten männlichen amerikanischen Filmstar aller Zeiten" ernannt, antwortete einmal auf die Frage, ob er sich als großen Schauspieler empfinde, sinngemäß (Gedächtniszitat) "Können Sie sich mich oder irgendeinen meiner berühmten Kollegen aus Hollywood auf der Bühne vorstellen, den Hamlet spielend? Ich kann es mir nicht vorstellen, denn ich könnte ihn nicht spielen, und auch alle meine Kollegen können es nicht. Und solange wir es nicht können, dürfen wir uns nicht wirklich Schauspieler nennen."
Das ist für mich erstmal nur eine Frage der Begriffsverwendung. Ohne Qualitätskriterien zu liefern, erweckt Bogart den Eindruck, den Begriff "Schauspieler" einfach aus historischen Gründen als eigentlich nur Bühnenschauspieler bezeichnend zu verwenden. Wie gesagt, andere Kriterien müssen nicht höhere sein.

Davon abgesehen ist die Mimik für einen Bühnenschauspieler absolut essentiell, denn damit wirkt er direkt auf das Spiel seiner Mitspieler ein und beeinflusst die Gesamtwirkung in entscheidender Weise (ähnlich wie du Obertöne nicht direkt hörst, aber für den Klang sind sie trotzdem essentiell).
Dass hierbei jedes Grad Blickrichtung und jedes Zucken der Mundwinkel so bedeutend ist wie im Film, würdest du aber nicht sagen, oder?

Einen entscheidenden Unterschied zwischen Theater und Film würde ich darin sehen, dass das Theater stark abstrahierend arbeitet, während Filme, bis zu einem gewissen Grad und mit manchen Ausnahmen, versuchen, die Realität getreu abzubilden. Auch mit ein Grund, warum es Jahrzehnte gedauert hat, bis die frühen Filmschauspieler den im Theater angemessenen, aber im Film als "over-acting" herüberkommenden Spielstil loswurden. ("Sie wussten, dass ich vom Theater kam. Also war es ihnen zu theatralisch." - Dustin Hoffman als Stanley Motts, Wag the Dog :D) Und umgekehrt Filmschauspieler in Theaterproduktionen "starr" wirken mögen.

PS @ Lani: Die Wiederholbarkeit der Versuche ist ein interessanter Punkt, dies ist sicher ein respektwürdiger Druckfaktor auf Bühnenschauspieler. Und gerade das Element, das die perfekte Detailinszenierung der Darstellungen im Film ermöglicht. Dies macht das Filmschauspiel in gewissem Sinne handwerklicher als das Bühnenschauspiel, aber die künstlerische Qualität senkt dies in meinen Augen nicht, ebensowenig wie ein in mehren Versionen entstandenes Gemälde weniger hoch zu schätzen ist als ein Erstversuch.

Ipsissimus
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Di 9. Sep 2008, 11:34 - Beitrag #7

das sagte ich ja schon, Traitor, dass Kunst auch unterhalten kann (und oft will, früher häufiger als heute). Die Frage ist, ob etwas, das dezidiert als Unterhaltung produziert wird, auch Kunst sein kann, und anhand welcher Kriterien sich das entscheidet. Kunsttheoretisch würde ich argumentieren, hinter Kunst steht eine ästhetische Theorie, hinter Unterhaltung steht Psychologie, meist Massenpsychologie; Kunst zielt auf Einsicht, Unterhaltung zielt auf Kurzweil.

Ansonsten bleibt es wohl bei subjektiven Stellungnahmen: es gab Hollywoodschauspieler mit großartiger Bühnenpräsenz, wie Liz Taylor und Richard Burton, und es gibt die große Masse, die auf der Bühne elend scheitern würden.


Doch, da ist jedes Zucken der Mundwinkel wichtig^^ davon abgesehen besteht auch kaum ein Film nur aus Nahaufnahmen des Gesichts^^

henryN
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Di 9. Sep 2008, 15:44 - Beitrag #8

Zitat von .Lani: Dafür würde ich aber sagen ist die Mimik eindeutig bei dem Filmdarsteller wichtiger. Im Gesicht muss also viel passieren, während wir im Theater manchmal die Gesichter der Schauspieler gar nicht so recht erkennen können.


Ja und nein. Ja aber auf andere Weise. Nein, weil er sofort als 'theatralischer Schauspieler' entlarft wäre.

In der Regel ist es so, dass gerade der Bühnenschauspieler das Bedürfnis und eine Zwangsläufigkeit erfährt, die ihn dazu verführt erstens: zu spielen, und zweitens: viel zu tun. Die Besonderheit der Bühne ist, das sich das Sein des Schauspielers über sein Handeln definiert, während im Film auch das Gegenteil eine starke Präsenz erfahren kann. (Nahaufnahme, Zwischenbilder, Montage etc.)

Die Geheimnisse von Präsenz und Authentizität, sind m.E. die wesentlichsten Fragen des 'Schauspielers' im Theater oder auf der Leinwand.
Es scheint mir einer der grössten Künste, in der Lage zu sein, einen Text durch sich hindurchfliessen zu lassen und von ihm auf eine Weise bewegt zu werden ohne selbst der 'Beweger' zu sein, der allerdings eben doch derjenige ist, der handelt.

Der Stoff selbst spielt aber eben doch eine erhebliche Rolle, da jede Figur bestimmte Dispositionen und Potentiale des Handelns vorgibt, die jedoch mit den Inneren Potentialen oder 'emotionalen Gedächtnissen' angereichert werden müssen.

Sehr viel interessantes findet man z.B. bei Stanislawskis Methodik, der Arbeit des Schauspielers an sich selbst und an der Rolle. Eine bereits sehr alte aber hilfreiche Lektüre. Sein Ziel war es auch auf der Theaterbühne eben jenen Fähigkeit des Spiels wie auch des Seins herzustellen, die wir mittlerweile aus Filmen kennen. (Dabei meine ich z.B. solche wie: 'Das Geisterhaus', 'Breaking the waves', 'The Hours', 'Silkwood', 'Das Requiem' etc etc.)
Dafür gab es zu eben jener Zeit überhaupt kein Konzept. Theater war 'theatralisch', d.h. übersetzte, metaphorische, bildhafte Handlung....
Man spielte Traurigkeit, man spielte Liebe, man spielte Überraschtheit, man spielte Entrüstung.
Die Erforschung der Psycholgie hat auch dem Schauspieler ein Material in die Hand gegeben, 'authentischer' zu werden, welche in Filmen psychologischer Thematik, eben besonders zum Tragen kommt.

...tbc

Das ist m.E. auch etwas, was Gothe von den modernen Romanen unterscheidet, jedoch sich immer auch überschneidet (s. Jelinek, Murakami etc.)
s.a. 'der Gott der Poesie' bei Badiou

henryN
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Di 9. Sep 2008, 16:02 - Beitrag #9

ups da fällt mir noch ein.......

das Problem mit Hamlet ist, wie ich meine, dass er im dramaturgischen Sinne eigentlich gar keine Figur ist, sondern die Summe aller möglichen Differenzen, die eine Existenz der anderen Figuren ermöglicht......

Er ist selbst keine 'entscheidende, handelnde Figur' sondern nur eine Folge, deren Funktion es ist, die Schattenseiten der 'realen Figurenkonstellationen' zu beleuchten.

Das ist es was ihn so problematisch macht. Wem gelänge es schon wirklich, eine bildhafte Verkörperung, des Seins wie auch des Nichtseins, im gleichen Sinne und unter den Bedingungen der Gleichzeitigkeit herzustellen (unter dem Axiom Authentizität) und daraus ein Handeln zu generieren.

Das ist eine extreme Gradwanderung, die nicht jeder Mensch sinnvoll aushalten kann und eine enorme Fähigkeit zur Selbstvergessenheit und Energieentfaltung erfordert. In einer Figur wie dieser sind die emphatischen Fähigkeiten des Schauspielers zur Bezugnahme auf die ihn umgebenden Figuren im extremsten gefordert.

Habe vor sehr, sehr vielen Jahren Ulrich Mühe auf der Bühne als Hamlet gesehen...... genial.....

Feuerkopf
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Mi 10. Sep 2008, 00:33 - Beitrag #10

Etliche Filmgrößen haben eine ganz solide Schauspiel-Ausbildung.
Einen Oscar-Preisträger konnte man in diesem Jahr zum zweiten Mal bei den Ruhrfestspielen sehen: Kevin Spacey.
Über die Qualität der Inszenierung kann man streiten, aber nicht über seine Bühnenpräsenz. Der Mann ist nicht besonders groß, untersetzt, hat schüttere Haare - kurz: Er hat sowas von kein Glamour.
Und dann kommt er auf die Bühne und die Luft vibriert. Unglaublich!
(Jeff Goldblum war auch dabei, aber verblasste neben Spacey.)


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