Auf den ersten Blick gefiel mir der Film recht gut. Ein relevantes und interessantes Thema, technisch und schauspielerisch gut aufbereitet, ordentliche Spannung, einige starke Dialoge.
Andererseits drängt sich mir aber der Metatext zu sehr auf, die Vermischung des historischen Themas mit der Künstlerpsychologie erscheint mir missglückt. Anfangs schien noch vieles eine orwellsche Tragödie zu versprechen, aber letztlich scheint das gar nicht das eigentliche Ziel zu sein. Letztlich würde ich sogar so weit gehen, die These in den Raum zu stellen, dass das allgemein verbreitete Label "Stasi-Drama" verfehlt ist und der Hintergrund hier eher als schablonenhafte Begründung für die Frage nach Verantwortung und Sinn des Künstlerdaseins dient.
Denn letztlich wird das Stasi-System in Einzelszenen immer wieder beeindruckend klar dargestellt, andererseits sieht man kaum etwas, was nicht schon aus einem diffusen "ja, die haben damals halt überwacht" und den bekannten rein fiktionalen Bearbeitungen des Themas Allgemeingut ist. Und Mühes Hauptmann bleibt trotz starken Spiels vor allem Beobachter und äußerer Einfluss, statt seiner werden vor allem die Motive und Zwiespalte des Autors und der Schauspielerin beleuchtet.
Nicht, dass dieses Thema prinzipiell ungeeignet für gute Filme wäre, und nicht, dass dieser Film dadurch schlecht oder auch nur mittelmäßig würde. Dabei, dass er gut ist, bleibe ich. Aber meines Erachtens hätte eine Fokussierung auf die Stasi einen deutlich besseren Film ermöglicht.
Nachdem ich obige Ausführungen noch möglichst allgemein zu halten versucht habe, noch ein klarer SPOILER:
Dass der Handlungsbogen sich über die Wende hinweg erstreckt, stieß mir erst sehr sauer auf und wirkte wie eine Relativierung des zuvor Gezeigten; ab dem Archiv erschien es mir dann aber wieder schlüssig und gut gewählt. Auch das Buch finde ich wie Lykurg so genau richtig eingesetzt.
Ach ja, wenn die DDR-Regierung tatsächlich solche grausigen Theaterstücke mochte und förderte, gut, dass sie untergegangen ist.
PS: Das "denken Sie an Ihr Publikum" mit seinen Äquivalenten empfand ich in seiner Häufigkeit als hart an der Grenze dazu, als von den Filmemachern selbst akzeptierte Rechtfertigung zu erscheinen.