Frost/Nixon

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Traitor
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Mi 18. Feb 2009, 22:50 - Beitrag #1

Frost/Nixon

Einer der Oscar-Favoriten dieses Jahres: die Rekonstruktion einer Reihe von Interviews, die der politisch völlig unbeschlagene britische TV-Entertainer und -Talkmaster David Frost 1977 mit dem für den Watergate-Skandal berüchtigten Ex-US-Präsidenten Richard Nixon führte. Und wie er dabei dem völlig überlegen scheinenden Gegner am Ende doch die entscheidenden, lang erwarteten Äußerungen abringen konnte.

Aufgrund des Trailers hatte ich Befürchtungen, dass es in "Frost/Nixon" zuviele bemüht witzige Szenen geben würde. Diese wurden aber beim Betrachten des fertigen Films zum Glück restlos ausgeräumt, der durchaus vorhandene Humor speist sich primär aus Nixons rhetorischen Spielchen und passt damit ins Bild.
Nixon selbst ist dann natürlich auch die größte Stärke des Films, Darsteller Langella liefert eine perfekte Leistung ab und macht den Bösewicht tatsächlich erschreckend sympathisch, wie es ja auch thematisiert werden soll. Ebenso kann er aber auch dessen überhebliche oder zerbrechliche Momente überzeugend transportieren.

Leider bleibt der Film selbst aber genau das ungleiche Duell, das die realweltliche Vorlage damals zu werden drohte. Frost bleibt unbestimmt, schablonenhaft. Seine ursprüngliche Motivation wird zwar genannt, aber es wird zu wenig in seine Psychologie eingestiegen, um wirklich nachvollziehen zu können, dass diese Gründe ihn treiben können. Auch sein Wandel gen Ende, eigentlich das Kernstück der Geschichte, wird nicht ausführlich genug beschrieben, um vollstens glaubwürdig zu sein.
Vielleicht ist dies in gewissem Umfang auch so gewollt, eben, um der historischen Person, als Entertainer per Definitionem irgendwie etwas unbestimmt, gerecht zu werden. Dramaturgisch stellt es für mich aber eine kleine Schwäche dar.

Ansonsten kann man dem Film keine weiteren Vorwürfe machen. Die Doku-Szenen am Anfang stimmen gut ein, die Nebendarsteller arbeiten solide, die Optik stimmt.
Insgesamt 8 von 10 Punkten für einen Film, der mich mehr als Nixon-Psychogramm denn als Medienduell überzeugte und damit seinem Anspruch trotz aller Klasse nicht ganz gerecht wurde. Ihn anzusehen, kann ich jedem politisch oder cineastisch Interessierten hier aber allemal empfehlen.

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