Deutsche Fernsehfilme

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Padreic
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Do 6. Aug 2009, 11:44 - Beitrag #1

Deutsche Fernsehfilme

Es ist ein übliches Vorurteil, dass der deutsche Film nicht viel taugt und das, was man im Kino davon sieht, noch das beste ist. Ich will hier über eine Gattung reden, die noch nicht einmal geschmäht, sondern in der öffentlichen Diskussion oft vielmehr ignoriert wird: der deutsche Fernsehfilm. Meine Absicht ist es, hier gelungene Exemplare zu sammeln.

Ich habe als Beispiele mal drei zusammengestellt. Ich will nicht behaupten, dass sie ganz große Meisterwerke oder besonders originiell sind. Ich will aber sagen, dass sie sehenswert, besser als vieles, was im Kino läuft, und angenehem unhollywoodig sind.

Die Tochter meines Vaters (?): Ich habe im Internet leider nichts über diesen Film gefunden, deswegen bin ich mir mit dem Titel nicht ganz sicher. Die Story ist jedenfalls in etwas wie folgt:
Ein junger Mann erfährt von seiner Mutter, dass sein Vater nicht tot ist, sondern noch lebt. Er besucht ihn, will mit ihm sprechen, doch dieser will nicht recht mit ihm was zu tun haben (hat insbesondere seiner neuen Familie die Existenz des Sohnes verschwiegen). Daraufhin beginnt der Protagonist das Haus seines Vaters zu beobachten, folgt insbesondere dessen Tochter (seiner Halbschweste) und es kommt wie es kommen muss: sie verliebt sich in ihn.
Die Story ist vielleicht nicht sehr unkonventionell, doch die entstehenden Komplikationen sind sehr fein und zugleich packend ausgesponnen. Es ist eher ein Film des Understatements als der grellen Farben, dabei Regie und Schauspieler (besonders die beiden jungen) sehr gut.

Meine verrückte türkische Hochzeit: Junger Mann verliebt sich in türkische Frau. Es gibt multikulturelle Verwicklungen. Klingt wie eine Kopie von my big fat greek wedding, ist aber dabei besser (zumindest für deutsche Zuschauer). Die Inszenierung spielt mit den gängigen Klischees, bleibt aber keineswegs darin gefangen.

Die Koferenz: Neun Lehrer sitzen in einem Raum. Sie müssen darüber verhandeln, dass eine Schülerin behauptet, ein anderer Schüler habe sie vergewaltigt: Aussage steht gegen Aussage. Die kammerspielartige Situation erinnert an die 12 Geschworenen (an die es auch sicherlich angelehnt ist), doch die Inszenierung ist dynamischer: Es ist nicht einer, der alle anderen versucht zu überzeugen, es ist ein Ehepaar dabei, es gibt einen sehr gelungenen Einsatz von dem Stones-Song "Play with fire".

Traitor
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Do 6. Aug 2009, 12:04 - Beitrag #2

Früher habe ich immer mal wieder in ARD oder ZDF historisch-politische Aufbereitungsspielfilme gesehen. An "Deutschlandspiel" über die Wiedervereinigung erinnere ich mich explizit, der ist glaube ich auch ziemlich bekannt und viel gelobt wurden. Ansonsten sind die Erinnerungen da nebulös, aber es gab so einiges, sei es nun zur Nazizeit, DDR oder BRD.

Bei ARTE sieht man öfters interessante Filme, bei denen ich mir aber nicht in jedem Fall sicher bin, ob sie reine Fernsehfilme sind oder vorher eine limitierte Kinoerscheinung hatten. "Alles auf Zucker" hatte ich definitiv vorher im Kino gesehen; bei einem ziemlich guten über einen Jugendlichen, der in den 80ern in einer Anti-Atomkraft-Demonstrantenkommune aufwächst, weiß ich weder den Titel noch, ob er Fernseh- oder Kinoproduktion war. Auch aus dieser Kategorie gäbe es noch einige, die mir spontan nicht einfallen, aber durchaus sehenswert waren.

Lykurg
[ohne Titel]
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Do 6. Aug 2009, 12:08 - Beitrag #3

Ich erinnere mich an einen vor ein paar Jahren gesehenen sehr eindrucksvollen Fernsehfilm, dessen Titel ich nicht kenne, und dessen Handlung ich nur vage skizzieren kann: Das Gehör einer Konzertcellistin wird durch einen Bombenanschlag schwer geschädigt. Sie versucht in der Folge, mit den Konsequenzen zu leben, was der Film sehr eindrucksvoll vermittelt, indem man vollständig ihre Hörperspektive einnimmt - nach dem Knall längere Zeit nichts, dann alles sehr unklar, leise und fragmentarisch. Dann Experimente mit Hörgeräten - ständig Quietsch- und Klirrgeräusche, die ihren ersten Konzertbesuch nach dem Anschlag zu einer Qual für sie machen. Später bekommt sie heraus, daß für den Anschlag, dessen Opfer sie zunächst nur zufällig geworden zu sein meinte, ihr eifersüchtiger Mann/Ex-Mann (?) verantwortlich war - aber die Handlung selbst ist mir, wie gesagt, weniger im Gedächtnis geblieben als die gelungene Bild- und vor allem Tonregie des eher unspektakulären, aber eben doch für mich wichtigen Films.

Traitor
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Do 6. Aug 2009, 12:34 - Beitrag #4

Der Anti-AKW-Protestler-Film hieß "Am Tag als Bobby Ewing starb", 2005, NDR-ARTE-Coproduktion, vermutlich reines Fernsehen, sicher ist das Rechercheergebnis da aber nicht. Wenn ich länger drüber nachdenke, war er aber eigentlich auch nicht "ziemlich gut", sondern eher "ganz nett". ;) Zu sehr vor sich hin plätschernd und nicht genau genug in der Charakterzeichnung für das höhere Prädikat.

Was ich schon im ersten Beitrag geschrieben haben wollte: Generell meide ich im deutschen Fernsehen noch viel mehr als bei internationalen Produktionen alles, was auch nur leicht nach Melodrama aussieht, dies kann ich in seiner deutschen Fassung meist noch weniger ertragen als sonst schon. Abseits davon gibt es aber gute, witzige wie ernste, Filme.

janw
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Do 6. Aug 2009, 21:44 - Beitrag #5

Von Heinrich Breloer gibt es eine Reihe IMHO sehr gelungener Dokudramen, vor allem das "Todesspiel" über den sog. "Deutschen Herbst" ist mir in sehr guter Erinnerung. Der von Lykurg genannte Film war mir damals auch sehr positiv aufgefallen.

Insgesamt habe ich spontan den Eindruck, daß es beim deutschen Fernsehfilm gerade diejenige mit einem Realitätsbezug sind, die häufig gut gelingen, während die reinen Unterhaltungsfilme eher abfallen, das werden meist kitschige Melodramen, biedere Komödien oder flache Comedy-Filme.

Amy
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Do 6. Aug 2009, 23:37 - Beitrag #6

("Meine verrückte türkische Hochzeit" fand ich etwas fad :( )

"Das große Hobeditzn" - ist zwar ein bayerischer Film, aber das ist egal!
Ich selbst habe bisher kaum einen guten deutschen (erst recht nicht bayerischen) Film gesehen, aber DER ist so klasse. Ich hab von der ersten bis zur letzten Sekunde Tränen gelacht, dabei schafft man das bei mir normalerweise nicht so schnell :)
Leider lief der Film bisher, glaube ich, nur zweimal im TV. Auf DVD nicht erhältlich, obwohl ich vor Monaten den Bayerischen Rundfunk schon angeschrieben/angebettelt habe, doch die ignorieren mich gekonnt.

Worum es in dem Film geht? Ich bin so dreist und kopiere von br-online.de:

"Die komplette Viehherde des Hobeditz-Hofs ist verendet. Auf einen Kredit zum Aufbau einer neuen Herde hoffen der jungen Bauer Christoph, derzeit von Liebeskummer geplagt, und sein dominanter Onkel Korbinian vergeblich. Doch es gibt Hoffnung. Ein Unbekannter vererbt dem Hobeditz-Bauern 53 Millionen Euro. Das Erbe ist aber an die Bedingung geknüpft, dass Christoph – in Erinnerung an den Großvater – den Brauch des Hobeditzn wieder aufleben lässt. Doch Christoph kennt den Brauch nicht. Was um alles in der Welt ist "Hobeditzn"?
Onkel Korbinian will helfen, wird zur treibenden Kraft des Duos und macht sich mit auf die Suche. Nachdem sich im Dorf aber keiner an das Hobeditzn erinnern kann, beschließen die beiden, den Brauch zu fälschen. Der Plan einer wenig aufwändigen Inszenierung scheitert aber, als alte Fotos auftauchen, die mit "Hobeditzn" beschriftet sind und ein Riesenspektakel darstellen. Jetzt ist die ganze Dorfgemeinschaft gefordert, schließlich geht es auch um aller Zukunft."


Einer meiner absoluten Lieblingsfilme! "Das große Hobeditzn" teilt sich jetzt die Favoritenplätze mit Filmen wie "The dark knight" ;)

blobbfish
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Fr 7. Aug 2009, 00:43 - Beitrag #7

Um Weihnachten rum lief auch arte auch ein netter Weihnachtsfilm, der spielte überwiegend in Polen und hatte noch eine versteckte Liebesgeschichte, nebenher wurden auch ein paar Vorurteile abgebaut, leider weiß ich den Namen nicht mehr.
Im Endeffekt ging es um einen Jungen, ein Jurastudent meine ich, und ein Mädel, vmtl. Soziologie oder sowas, die "zusammen" nach Polen sind, er um Großvaters grab zu besuchen und Besitz einzufrdern (Familie wurde nach dem zweiten Weltkrieg vertrieben), was sie wollte, weiß ich nicht mehr. Das Auto war ein Golf 2, der hatte auch Pannen und wurde auch mal geklaut, aber es wurde nett ausgeholfen. Zwischen den beiden gab es öfters Zoff, insbes. auch wg. der Besitzeinforderung, aber es ging dann alles gut aus und die beiden wurden zusammengeführt. Weihnachtskitsch gab es keinen, im Vordegrund stand der traditionelle Weihnachtsbrauch in Polen, die übrigens den Tisch für eine Person mehr decken, weil Maria damals ja nirgends aufgenommen wurde. Diese Tatsache spielte auch eine wesentliche Rolle.


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