District 9

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blobbfish
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Mi 30. Sep 2009, 11:15 - Beitrag #1

District 9

Kein überragender Film, aber ein eigenes Thema ist er bestimmt wert. War sonst noch wer drin?

Inhalt
1982 erreicht ein Raumschiff die Erde und kommt mitten über Johannesburg zum Stillstand, nachdem drei Wochen lang nichts passiert ist wird das Schiff gestürmt: Man findet dem verenden Nahe Außerirdische, statt einer dicken aber sinnlosen Schießerei werden die Außerirdischen mit Lebensmitteln und med. Hilfe versorgt sowie auf die Erde gebracht und in einem neuen Stadtteil, dem District 9 untergebracht. Mehr isoliert denn integriert verkommt District 9 zu einem Ghettobereich mit hoher Kriminalität und auch Übergriffe auf Menschen häufen sich. Man beschließt die Außerirdischen Umzusiedeln, dazu müssen diese aber ein Einverständnis unterschreiben. Beauftragt wird die MNU, wie sich herausstellt ein Waffenfabrikant, der überaus scharf auf die Waffen der Außerirdischen ist, die sich aber leider nur mit Außerirdischen-DNA bedienen lassen.
Die MNU wählt Wiskus van der Merwe als Leiter der Unternehmung aus, eine völlig ungeeignete Person, die keine Ahnung hat wie man das macht, gutgläubig & naiv erscheint und schnell zur Überforderung neigt. Ihm wird ein Team von Elitesoldaten zur Seite gestellt, mit der Beschreibung "Die Jungs die erst schießen und dann fragen stellen. Die Situation beginnt zu eskalieren, die Methoden der Unterschriftengewinnung werden barbarischer und barbarischer, obendrein verwandelt sich van der Merwe in einen der Außerirdischen als er mit eier Antriebssubstanz selbiger in Berührung kommt. Ihm wächst an Stelle der linken Menschenhand eine Hand wie sie die Außerirdischen haben und wer hätte es gedacht, MNU setzt ihn dazu ein, Waffen zu testen. Weigerung wird mit Stromschlägen bestraft die die Waffen auch reflexartig auslösen. Die Waffen werden dicker, die Ziele lebendiger: Aus abgehangenen Schweinen werden Außerirdische. Später wollen sie ihn aufschneiden, Wiskus bricht aus, psychisch total fertig flieht er in district 9, findet Hoffnung, sieht sich kurze Zeit später verraten und fällt seinem einzigen Helfer in den Rücken. Mehrfach.

Kritik
Ipsissimus hätte sicher die hellste Freude am Film, Menschen werden skrupellos und brutal dargestellt. Obwohl der Film nicht viel Tiefe besitzt gehen die Darstellungen durch und durch. Man findet Grausamkeiten wie man sie nicht will und wie sie doch stattfanden und stattfinden. Machtgelüste, Rassismus, Wahn, Gier, Hass, Verzweiflung.
Gespielt wird überzeugt und echt, das Ende bleibt sehr offen, die Action ist nicht übertrieben und nicht dominant.
Gut gemacht ist die Kameraführung in der ersten Hälfte: Der Stil ist dokumentarisch, Wiskus spielt die Rolle eines Reporters. Man sieht gewissermaßen durch seine Augen, auch wenn er die Kamera natürlich nicht hält. Anfangs war ich nicht so begeistert, die Stärke dieses Stils ist aber, dass die Unterhaltung reduziert wird zugunsten dem Inhalt.

Traitor
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Mo 5. Okt 2009, 23:31 - Beitrag #2

Wikus übrigens, nicht Wiskus.

Zitat von Traitor:Ein wirklich erfrischender Film. Sowohl die Pseudo-Dokumentations-Teile als auch die eher gewöhnlichen Passagen überzeugen auf dem selben hohen Niveau. Das ungewöhnliche Südafrika-Setting und die realistische Darstellung des Alien-Slums sorgen dafür, dass man stets etwas neues, unerwartetes zu sehen bekommt. Besonders bemerkenswert fand ich, wie wenig alle Beteiligten am Hintergrund der Aliens interessiert waren, ihre Anwesenheit ergab sich halt und dann musste man damit leben, sie wie jede andere soziale Gruppe behandeln. Auch die Nigerianer waren ein großartiges Element.
Schwächen gibt es in den teils etwas unnötigen Actionszenen und in der etwas konstruierten Logik. (Details wären Spoiler, ich denke an das übliche "Dinge funktionieren genau dann (nicht), wenn es zur Story passt".)
Das sind aber Details, seine 9 Punkte und den SF-Spitzenplatz dieses Jahres hat sich "District 9" redlich verdient.
Ach ja, absolut herrlich fand ich Van der Merwes holländischen Akzent. :D

(Der Akzent bezieht sich auf die englische Fassung.)

Aydee
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Di 6. Okt 2009, 09:17 - Beitrag #3

Kino.....?
(ich geh nicht gern ins Kino :()

blobbfish
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Di 6. Okt 2009, 09:37 - Beitrag #4

Japp, läuft derzeit im Kino. Im TV spreche ich ihm aber an Qualität deutlich ab.

Wikus ist vmtl. ein Verschreiber gewesen und dann schlecht eingeprägt.

Phonic
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Mi 21. Okt 2009, 14:54 - Beitrag #5

Richtig guter Film, besonders auf Kinoleinwand!
Beeindruckende Szenen, tolle Atmosphäre.

Lykurg
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So 6. Dez 2009, 15:45 - Beitrag #6

Habe den Film diese Woche im Unifilm sehen können. Mir hat er auch gut gefallen, wobei ich mir nicht so sicher bin, ob die Kino-Perspektive so nötig ist. Sicherlich gut für die atmosphäreschaffenden Rundblicke auf District 9 und die Stadt; aber bei den dokumentarfilmartigeren Handkamera- und Nauhaufnahmen, die den Film erzählerisch prägen, hätte mich ein Fernseher wohl auch zufriedengestellt.

Die Handlung ist tatsächlich böse, hat in erheblichem Maße Parabelcharakter und hat einen wirklich allzumenschlichen Protagonisten. Mit der Logik und Folgerichtigkeit war ich allerdings auch nicht so ganz zufrieden. Im Nachhinein frage ich mich auch, warum die Aliens sich nicht wehren. Noch ein historisches Versatzstück? Antriebslosigkeit? 'Dankbarkeit'?

blobbfish
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So 6. Dez 2009, 23:25 - Beitrag #7

Nunja, warum machen die im menschlichen Slum keinen Aufstand? Auch eine gute Frage, und analog auch leicht unverständlich.

Kino ist einiges größer und imposanter, das wirkt sich auch auf eine Handkamera aus.

Lykurg
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Mo 7. Dez 2009, 01:30 - Beitrag #8

Der Vergleich ist insofern ein bißchen schief, als ein wesentliches Motiv des Films die Gier nach den weit überlegenen Waffen der Aliens ist. Und bei aller Bereitschaft zu scheinbar spontaner Gewalt verkaufen sie die Teile den Nigerianern, statt denen die leckeren Dosen einfach abzunehmen.
Kino ist einiges größer und imposanter, das wirkt sich auch auf eine Handkamera aus.
Richtig, es wackelt mehr. ;) Ok, es war außerdem lauter; in manchen Szenen ganz eindrucksvoll.

Traitor
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Mo 7. Dez 2009, 22:23 - Beitrag #9

Die "offizielle" Erklärung für den ausbleibenden Alien-Aufstand dürfte tatsächlich Punkt 2, Antriebslosigkeit, sein. Die anfänglichen Doku-Szenen legten nahe, dass es sich bei dem Schiff um einen Transport von Flüchtlingen, Gefangenen oder im Golgafrincham-Sinne Überflüssigen handelte. Diesen dürfte dann genetisch oder sozial das Abfinden mit einer derartigen Situation aufgeprägt sein. Vielleicht hat die Alien-Gesellschaft also eine sehr starke Kastentrennung, oder eine Katastrophe produzierte eine psychisch gebrochene Gruppe. Eher zu ersterem passt, dass der Navigator (welchen Erdennamen bekam er doch gleich?) optisch und in seiner Intelligenz als deutlich vom Rest des Haufens abgehoben erschien.
Aber dass selbst in diesem Zustand nicht mehr Gebrauch von den Superwaffen gemacht wurde, ist immer noch eines der größeren Logikprobleme des Films.

blobbfish
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Di 8. Dez 2009, 00:18 - Beitrag #10

Auf der anderen Seite stehen aber auch die Folgen. Ich denke nicht, dass sie gegen die menschl. Armee eine Chance habe, sicher die Verluste werden hoch sein, aber man bedenke einfach z.B. Luftunterstützung. Selbst der Mecha ist vglws. schnell in die Knie gegangen, obgleich er einen enormen Schaden angerichtet hat.
Mit dem Dosenfutter ist es dann aber auch ähnlich. Die Verkäufer sahen nicht gerade aus, als würden sie sich bedrohen lassen, ohne aktive Provokation wie mindestens einen Warnschuss oder Schlimmeres wird es wohl brauchen, aber dann haben sie einerseits die Verkäufer und andererseits die Armee gegen sich. Und am Ende haben sie ja dann auch tatsächlich attackiert.

Das ganze müsste gut geplant sein. Möglicherweise ist man aber auf seine eigene Haut sehr bedacht und resigniert dann und so fort, das mag ich nicht ausführen, ich denke ihr wisst, was ich meine. Vereinzelte Guerilla-Aktionen wären aber durchaus denkbar.

Ich meine er hieß Christopher William.

Lykurg
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Di 8. Dez 2009, 00:27 - Beitrag #11

Er nannte sich Christopher Johnson - aber da gab es doch noch den anderen, der den Treibstoff gesammelt hatte und der umkam. Und wenn sich einige Aliens am Ende zum Selbstschutz solidarisieren, warum nicht schon eher unter Leitung solcher Führergestalten? Aber du hast schon recht, es ist nur eine von diversen Logikschwächen, die gegenüber den grundsätzlichen Alienfilmproblemen ('für Aliens gilt eine andere Physik') eher klein sind.
Den Eindruck eines gebrochenen Haufens vermittelten die ersten Aufnahmen, ja; hoffentlich verhungern sie am Ende nicht, haben ja nix dabei. Bild

Die Wirklichkeitsbezüge sind übrigens direkter als ich dachte auf die Räumung von District Six in der Apartheid bezogen - ich hatte mehr Holocaustbezug darin vermutet - aber vielleicht ist diese Form der Resignation gegenüber entfesselter Ordnungsmacht eher allgemeingültig.


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