Avatar - Aufbruch nach Pandora

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Traitor
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Di 22. Dez 2009, 21:48 - Beitrag #1

Avatar - Aufbruch nach Pandora

James Camerons Avatar - der programmierte Mega-Blockbuster (wenn ihm auch das Winterwetter anscheinend die Kasse verhagelt), Monsterprojekt über Jahre hinweg, gepriesen als die endgültige 3D-Revolution des Kinos.


Meine Meinung: Avatar ist sehr gute Unterhaltung mit großartiger Optik und Atmosphäre. Und es ist ein großer Meilenstein für das 3D-Kino. Aber die absolute Revolution ist es nicht. 8/10 Punkten gibt es dafür von mir.

Die Story mag altbekannt und eher platt sein, gestört hat mich das aber kaum. Denn ihren Zweck als Antrieb für den Wechsel von Schauplatz zu Schauplatz und Szene zu Szene erfüllt sie tadellos, und das reicht hier eigentlich schon. Lediglich die titelgebenden Avatare werden etwas halbherzig angegangen.

Mehr möchte ich auf die Optik und Technik eingehen - was ist gelungen, was nicht? Gegenüber "Beowulf" und "Coraline", die ich bisher in 3D gesehen habe, ist "Avatar" ein Riesenfortschritt. Erstmals wirkt das 3D natürlich, nicht wie ein dazugebastelter Effekt, sondern als inhärenter Teil der gezeigten Szenerien. In den Realszenen wohl durch Camerons spezielle Kameras, in den weitgehend animierten durch eine der Realität nahestehende "Kamera"führung, wie sie in 2D auch schon Wall-E auszeichnete. Insbesondere sieht man ein komplettes Tiefenbild, nicht mehrere voreinander gestapelte Ebenen.
Dadurch erreicht der 3D-Film an sich aber auch eine Art "uncanny valley". Zumindest bei mir trat der Effekt ein, dass das Dargebotene so glaubwürdig dreidimensional war, dass ich regelmäßig versuchte, auf eine Stelle zu fokussieren, die nicht im Kamera-Fokus lag - also, als ob ich tatsächlich dreidimensionale Panoramen vor mir hätte. Man fühlt sich von der Führung durch die Kamera befreit, ist es aber doch noch nicht. Zusammen mit der leider immer noch nicht ganz beseitigten Unschärfe bei schnellen Bewegungen führte das in einigen hektischeren Szenen zu leichter Desorientierung.
Auch davon abgesehen hat Cameron noch nicht ganz das Optimum aus der Technik herausgeholt. Mir fiel etwa auf, dass er es sich mit den Tieren sehr leicht gemacht hat, die waren großenteils sehr glatt, während Pixar und Co doch schon sehr bemerkenswerte Felle hinkriegen. Auch war der Dschungel trotz aller wunderschönen Leuchtdinge doch etwas steril, die größeren Tiere tauchten alle immer nur in ihren speziellen Szenen auf und nie mal im Hintergrund. Und die Interaktion von Na'vi und Menschen gelingt meistens nahezu perfekt, wirkt manchmal aber doch noch etwas gebastelt.
Insgesamt kam für mich auch nicht ganz der versprochene Eindruck eines Welterlebnisses auf, die Welt war schon ganz klar so gebastelt, dass die gewünschten Szenen sich ergaben, und drumherum wurde nicht sehr viel ausgearbeitet.


Noch etwas Spoiler-Artiges:

Wenn es eine Fortsetzung geben sollte, dann wäre ihre einzig logische Handlung, dass die Minengesellschaft mit einer Raumflotte anrückt, ein totales Orbitalbombardement durchführt und danach bequem das Unobtanium aus den rauchenden Resten des Planeten sammelt. Ernsthaft etwas gewonnen haben Jake und die Na'vi am Ende des "ersten Teils" nicht.

Lani
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Di 22. Dez 2009, 21:55 - Beitrag #2

Ich habe ihn nicht in 3D gesehen, weil ich sowas nicht vertrage, ohne das mir übel wird. Daher kann ich dazu leider nichts sagen. :/

Die Story war natürlich absolut nicht neu und auch nicht wirklich komplex. Aber das muss sie ja auch nicht, um trotzdem gut zu sein. Und mir hat sie wirklich gefallen! :)
Optisch für mich natürlich erste Sahne und von der Musik super abgerundet, ist ein Film entstanden, der mich mitgerissen und berührt hat.
Avatar ist mein persönlicher Film des Jahres, auch wenn ich dachte, den hätte ich schon im Sommer gesehen.
Ich würde ehrlich gesagt ohne wenn und aber 10/10 Punkten geben. (;

Milena
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Di 22. Dez 2009, 22:02 - Beitrag #3

....hab ihn auch nicht 3D gesehen, weil mein kleines dorfkinole es nicht hergegeben hat...^^
ich als nichtfantasy mensch habe mir zu anfangs sehr schwer getan...ich war am überlegen ob ich jetzt über den zum teil witzig, kitschigen blödsinn lachen oder weinen sollte...
erstaunlicherweise hat er mich aber dann doch gepackt, bei 2 1/2stunden filmlänge muss es ab der mitte passiert sein und ich verfiel dem drama und natürlich fiel ich auf die seite der sich liebenden und den navys sowieso...^^Bild

Traitor
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Di 22. Dez 2009, 22:33 - Beitrag #4

Interessant, dass du die Musik explizit lobst, Lani. Die fand ich während des Films zwar sehr passend, hängengeblieben ist von ihr bei mir aber rein gar nichts, nicht nur keine Melodien, sondern ohne deine Erwähnung hätte ich überhaupt nicht mehr an sie gedacht. Scheint für mich eher unter brauchbare Berieselung gefallen zu sein, den Bildern klar untergeordnet.

Beim Film des Jahres schafft Avatar es bei mir gerade mal in die Top 10. Aber das werden wir in 10 Tagen ja ausführlich sehen. ;)

Milena, und dabei ist der Anfang ja noch am wenigsten Fantasy, eher Science Fiction, und dann wird es immer fantastischer. ;) Aber das ist nur Haarspalterei, ähnlich wie so oft in letzter Zeit vermischen sich die Genres hier stark.
"Kitschig" trifft es eigentlich sehr gut. "Blödsinn" ist mir etwas zu hart, "simpel gestrickt" und in Fällen wie den schwebenden Bergen gerne auch "hanebüchen" gefiele mir besser. Aber kitschig, das ist Avatar ganz zweifelsohne. Sowohl im optischen Overkill als auch in der Naturschutzbotschaft und der Charakterentwicklung. Aber wie du sagst, dann packt es einen halt doch. Einfach gut gemacht.

e-noon
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Di 22. Dez 2009, 22:57 - Beitrag #5

Äh Leute, wir haben doch heute den 22.12.2009 oder? Und ich habe diesen Thread heute nicht gelesen... zumindest nicht, dass ich wüsste... warum habe ich dann jetzt ein total starkes Deja-vu, als hätte ich den vor ein paar Wochen oder Monaten einmal gelesen? Traitor, hast du deinen Beitrag vorher schonmal irgendwo gepostet?

Traitor
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Mi 23. Dez 2009, 01:08 - Beitrag #6

Ja, habe ich, aber nur 5 Minuten vorher auf einer anderen Seite. ;)

Es kann aber sein, dass du dich an meine Beiträge zu Beowulf und 3D generell erinnerst, die dürften in der Wortwahl oft ähnlich gewesen sein. Unter anderem hatte ich da auf die zukünftige Verkontinuierlichung der Ebenen gehofft.

e-noon
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Mi 23. Dez 2009, 03:39 - Beitrag #7

Hm, okay, das könnte gut sein :) War voll das starke Deja-vu!

Eben kam mein Bruder aus Avatar, er fand es auch sehr gut. Hätte ich nicht meine wundervolle Hausarbeit, würde ich wohl auch daran denken, ins Kino zu gehen ^^

Milena
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Mi 23. Dez 2009, 16:27 - Beitrag #8

...ja Traitor^^, mit fantasy meinte ich auch inklusive science fiction...
konnte schon als kind nichts mit raumschiff enterprise etc anfangen...weiss auch nicht, war und bin einfach zu sehr realistisch behaftet...^^
nichtsdestotrotz fand ich sehr schön, wie sie ihren langen schwanz dazu benützt haben sich zu verbinden, verschmelzen, kontakt aufzunehmen...das war rührend gemacht.....
langgliedrig waren sie allemal, wobei die plattgedrückte nase vielleicht nicht hätte sein müssen....und 3meter gross ist schon heftig...
aber wären die unterschiede nicht, hätten wir gleich beim menschen in dem sinne bleiben können...
die filmmusik währenddessen war gut, aber nicht so, dass ich etwas hinausgetragen hätte...als ich draussen war, war fast alles bereits wieder weg..^^

Lykurg
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So 7. Feb 2010, 17:26 - Beitrag #9

So, jetzt war ich auch drin - bin eben nicht unbedingt Premierenpublikum. Die Technik - naja, nett; in ein paar Szenen sogar ziemlich eindrucksvoll (besonders in Erinnerung habe ich den großen 'Schlafsaal' im Schiff zu Anfang); streckenweise erfreulich unaufdringlich; schade aber, daß man 3D zum Anlaß nahm, Berge unbedingt von allen Seiten begucken zu wollen (vgl. Traitor). In ein paar Szenen sah ich allerdings Darsteller deutlich als zweidimensionale 'Pappfiguren' im Raum nach vorn oder hinten gleiten - ganz ausgereift ist die Technik also noch nicht. Ohne die Aufregung um 3D-Kino hätte der Film selbstverständlich kaum weltweit so ein Publikum erreichen können - und was wird daraus gemacht?

Eine Story - nun ja, "Der mit dem Wolf tanzt" in Science-Fiction und mit Happy End. Als zeitgeschichtliches Dokument finde ich aber nett, daß ein Film, der dank quasiindustrieller Technik Rekordeinspielergebnisse erreicht, als zentrale Ideologie naturnahes Leben im Kollektiv gegen Technologie, Großkonzerne und Militärs vertritt. Letztere werden moralisch streckenweise kaum schlechter gezeichnet als die Helden eines durchschnittlichen Kriegsfilms. ;)
Ob dieser Film ein Stückchen Bewußtseinswandel bewirken kann, weiß ich nicht - ich könnte mir auch vorstellen, daß die Identifikation mit den 'eben andersartigen' Na'vi den Effekt bei Verlassen des Kinos schon wieder reduziert. Naja, ein Stück weit engagiertes Theater in jedem Fall. (Mich würde auch interessieren, wie der Film etwa in Vietnam ankommt.)

Die Filmmusik fand ich mäßig berauschend, für mich (wie auch die Na'vi selbst) viel zu menschlich, asiatisch-afrikanisch zusammengemischt. Ich weiß ja nicht, warum sich das Leben auf anderen Planeten immer so ähnlich wie auf der Erde entwickeln muß -die Anzahl der Zehen und Nasenform (!) sind da doch wirklich zu vernachlässigen.

Zu Traitors Spoiler:
Denselben Eindruck (Fortsetzung mit einer Rückkehr stärker bewaffneter Truppen) hatte ich zwar auch, allerdings nehme ich an, daß sie sich auf geführte Verhandlungen verlassen wollen. Der Konzernvertreter auf Pandora war ja auch unter den freigelassenen Gefangenen; einige bleiben aber als "ausgewählte Gäste" auf Pandora; möglicherweise eine bemäntelte Geiselnahme. Den dargestellten Konzern und die Weltöffentlichkeit dürfte das allerdings wenig interessieren; längerfristig wird den Na'vi wohl nicht viel anderes übrigbleiben, als das Unobtainium selbst zu gewinnen und verkaufen.

Lustig auch, daß der Film offen mit dem Begriff "Unobtainium" arbeitet (und seinen weiteren Verwendungszweck dankenswerterweise im Unklaren läßt) - erinnert damit ein bißchen an "The Core", der ja nicht ganz zufällig von einer Seite zum hinsichtlich physikalischer Plausibilität schlechtesten Film aller Zeiten gewählt wurde. Womit wir wieder bei den 3D-Effekten wären... Bild

Traitor
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Do 11. Feb 2010, 17:50 - Beitrag #10

@Milena: Die Körpergröße fand ich einen sehr netten Aspekt, entsprechend niedrigerer Gravitation von Pandora gegenüber der Erde, wenn schon ansonsten soviele Parallelen zur Erde bestehen. Und das Telepathie-Kabel (iirc übrigens in den Haaren) war auch eine kreative Idee, auch passend zur Verflechtung der Bäume über ihre Wurzeln, und allemal besser als die übliche Telepathie über unglaubwürdige elektromagnetische Wellen.

@Lykurg: Den Schlafsaal habe ich auch als beste 3D-Szene in Erinnerung. Ob das tatsächlich so ist, dass hier dank der klaren geometrischen Formen der Effekt stärker ist, oder war es einfach nur die Neuheit am Anfang des Films und später hatte man sich schon dran gewöhnt?
Für die schwebenden Berge wird ja als mögliche Begründung angeführt, diese enthielten besonders viel Unobtainium, und Unobtainium sei ein Zimmertemperatur-Supraleiter, der per Diamagnetismus über dem magnetischen Feld von Pandora schweben kann, wie das kleine Stück auf dem Schreibtisch eines der Menschen demonstriert. Also an sich zufriedenstellend wegtechnobabbelbar, aber immer noch hanebüchen. ;) Als Stratosphere-Referenz hatte es aber auch etwas sehr Nettes.
Zweidimensionale Momente sind mir eigentlich keine aufgefallen, nur die erwähnte Dreidimensionalitätseinbuße bei schnellen Bewegungen.
(Mich würde auch interessieren, wie der Film etwa in Vietnam ankommt.)
Angeblich wurde er in China begeistert als Stellungnahme gegen von Regierung und Konzernen erwirkte Zwangsumsiedelungen aufgenommen, was sicher nicht der eigentliche Hintergedanke war...
Zur interplanetaren Biodiversität siehe den Kurzkommentar zu Milena oben. Ansonsten ja, dasselbe Problem wie die meiste SF. Zumal dadurch verstärkt, dass Pandora ein Gasriesen-Mond und voller Unobtainium ist, somit keineswegs erdähnlich.


Zum Spoiler:
Ob man sich mit einem derart massivem Gegenangriff für Verhandlungen empfohlen hat, bleibt zu bezweifeln. Vielleicht ist es die einzige Sprache, die die Erdlinge verstehen, eher glaube ich aber, dass eine verhaltenere Defensivtaktik Verhandlungen näher gebracht hätte, während so eher Vergeltungsmaßnahmen gerechtfertigt werden. Vor allem hängt das Ergebnis aber von Regierungs- und Sozialsystem der Erde ab, über das man nicht genug erfährt, um die Reaktion vorauszuahnen. Ist die Erde relativ demokratisch-humanistisch geblieben und wird nach Bekanntwerden des Konzernverhaltens empört aufschreien, haben die Na'vi Glück. Handelt es sich um ein totalitäres oder konzerndominiertes System, gute Nacht. Auch die Koexistenz durch Anpassung und Minenkollaboration kann nur mit Gnade der Erdlinge klappen.

blobbfish
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Do 18. Mär 2010, 19:01 - Beitrag #11

So, ich war am Montag auch drin, auch in 3D. Für mich ein mit professionellen aber nicht überzeugende Effekten protzende Low-Budget-Produktion. Soll heißen: Die ohnehin nicht sehr prickelnde Story wurde in seinen Nuancen durch immer plattere Verhaltensweisen und Ausführungen endgültig zu einem Gräuel, das man sich mit Freunden bei 5 Bier angucken kann.
Teilweise ist das aber vielleicht auch der Kritik geschuldet, die der Film aber leider nicht vermitteln kann. Der überaus sinnlose bewaffnete Konflikt gegen Ende und die Art, wie sich darauf vorbereitet wurde, haben hatten wohl den Zweck diese sinnlose Gemetzel in den Blickwinkel der Na'vi zu rücken, aber das ist durch eine Glorifizierung des Gefechts zunichte gemacht. Als Beispiel das gegen Ende in Szene gesetzte Sterben der besseren und im Laufe des Film eingeführten Krieger. Tragik nein, Glorifizierung ja.
Insgesamt inhaltlich für allerunterste Schublade. ;)

Kommen wir aber den schöneren Teilen: Den Effekten und der Welt. Die Welt selbst fand ich gelungen, der Dschungel ist soweit schön gemacht, aber Faszinationen werden nicht geweckt und das wäre so einfach, z.B. über diese kleinen quallenähnlichen Fliegeviecher von Eiwa, die einfach so süß sind. Aber leider wurde das verspielt. Unter anderem durch mangelnde Schärfe der Kamera. Wenn so ein niedliches Dingen einen halben Meter vor mir herschwirrt, dann hat es gefälligst scharf zu sein. Auch sonst hätte man aber die Dschungellandschaft wesentlich greifbarer und anziehender, faszinierender gestalten können.

Große Probleme hatte ich mit 3D-Effekten die in die Tiefe gingen. Konnte ich nicht fokussieren. Anfangs genannte Raumkapsel-Szene konnte ich nicht richtig aufnehmen, kompletter Hintergrund war für mich unscharf. Wurde aber bei andrücken der Brille fester, scheint an mir zu liegen. Denke, ich nehme erstmal keine 3D-Filme.

Traitor
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Mo 5. Apr 2010, 17:34 - Beitrag #12

"Low-Budget-Produktion" - du hast es aber auch mit dem Loslösen von Kritikbegriffen von ihrer eigentlichen Bedeutung. ;)

Mich wunderte aber auch, dass der blinde Militarismus am Ende so wenig Kritik gefunden hat und stattdessen soviel Friede-Umwelt-Tralala-Botschaft hineininterpretiert wurde.

blobbfish
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Di 6. Apr 2010, 01:11 - Beitrag #13

Diesmal weniger ein Kritikbegriff als vielmehr ein abstrahierter Genrebegriff.

Wer hat denn das Tralala-Zeug reininterpretiert? Fachliche Zeitungskritiker, der Film selbst oder dubiose Forengemscheinschaften?

Traitor
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Di 6. Apr 2010, 09:15 - Beitrag #14

"Fachliche" Zeitungskritiker, diverse davon. Avatar wurde auf breiter Front dafür gelobt, die Schönheit der Naturverbundenheit zu demonstrieren, woran ja schon auch etwas dran ist. Nur zeigt das Ende eben, dass die Na'vi, wie auch so viele irdische Naturvölker, keineswegs friedlich sind, sondern offenbar schon immer äußerst kriegerisch organisiert waren, und dann auf die Bedrohung entsprechend reagieren, statt mit bei diesem Umweltvorteil wohl auch durchaus möglichem semipassiven Guerilla-Widerstand.

Lykurg
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Di 6. Apr 2010, 11:09 - Beitrag #15

Dahinter steht in meinen Augen ein Denken, das zur Klarstellung der 'richtigen' Aussage absolute Kategorien von Sieg oder Niederlage als zwingend erforderlich sieht - und daher aus ökoideologischen Gründen lieber "die Natur schlägt zurück, rächt sich erfolgreich und vernichtend" vertreten sehen will als ein "die Natur kann überleben und die Angriffe der Frevler überstehen, was auch immer sie anstellen".

Dazu kommt noch, daß möglicherweise aus historischen Gründen Guerillakämpfer im Dschungel wesentlich schlechtere Identifikationsfiguren abgeben als die siegreichen Helden einer offenen Feldschlacht. Bild

blobbfish
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Di 6. Apr 2010, 15:07 - Beitrag #16

Nunja, siegreiche Helden habe ich keine gesehen, überhaupt tue ich mich schwer damit, überhaupt jemanden siegreiches zu sehen. Ich stimme dir aber zu, dass der Eindruck da ist, da gibt es siegreiche Helden, obgleich sie ableben (natürlich so, dass sie noch wenigstens vier gewöhnliche und einen ranghöheren mit in den Tod nehmen). Insgesamt wird das Gemetzel ja mit den Worten "Die Zeit der großen Trauer war bald vorrüber." auch abgetan, und die dazu gezeigten Bilder vermittelten auch, dass es sich bei der großen Trauer auch um etwas Na'vi-eigenes handelt.

Inwiefern semipassiver Guerillaeinsatz möglich ist, ist fraglich. Zumindest ist klar, dass der Herr mit den drei (oder vier?) Narben quer übers Gesicht in Bezug auf seine Ziele systematisch vorgeht. Nach dem Fall des Baumes ist aber auch quasi klar, dass, und aufgrund auch der Einführung eines zentralen natürlichen Tempels, entweder die systematische Vernichtung bevorsteht, die in einem offenen Kampf oder einen totalen Zerstörung endet, aus letzterer geht vielleicht noch ein gewisser Untergrundkampf hervor, insgesamt aber zu vernachlässigen. Faszinierend ist aber, dass die anderen Na'vi nicht selbstständig tätig werden, der Niedergang des Baumes dürften sicherlich ein Ereignis sein, dass sich durch das Nervensystem, wie es bezeichnet wurde, ausbreitet. Ähnlich der Zerstörung des Planeten in Star Wars, eine Erschütterung der Macht.

Lykurg
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Di 6. Apr 2010, 15:42 - Beitrag #17

Der Vergleich mit einer Erschütterung der Macht ist gut, auch die rein physische Erschütterung könnte schon ganz beachtlich sein, wenn auch ersteres vermutlich nicht vergleichbar mit der Zerstörung der kleineren Seelenbäume durch Bulldozer. Auch das hätte die Na'vis in Bewegung setzen können.

Ist denn Erreichen des Martyriums nicht die höchste Krone für einen siegreichen Helden? Siehe Independence Day - da hat auch noch die letzte verkrachte Existenz oder der zweifelnde Konkurrent des Haupthelden die Chance, sich endgültig zu bewähren und zugleich dem Machtkampf zu entziehen, so daß sich anschließend alles hinter dem Überlebenden vereinen kann - solide Grundlage für eine wohlgeordnete Gesellschaft im Anschluß. Oder so.

blobbfish
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Di 6. Apr 2010, 17:18 - Beitrag #18

Stimmt, die rein physische Erschütterung habe ich außer acht gelassen, schon wieder. Die war tatsächlich nicht vorhanden und hätte eigentlich ein einem ordentlichen Umkreis enorme Verwüstung ausüben müssen, mindestens aber eine lebensbedrohliche Staubwolke erzeugen müssen.

Vielleicht schon Lykurg, im Falle von Avatar sind aber bis auf zwei alle im wesentlichen auf die gleiche Art gestorben (die Ausnahmen sind nicht verstorben), und das sogar zu einer Phase, als der Kampf im wesentlichen beendet und für die Na'vi verloren war (wenn der Baum in seiner Gnade nicht eine für den Film typische Flache Handlung ausgeübt hätte). An Independence Day kann ich mich nicht mehr so gut erinnern.

Lykurg
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Di 6. Apr 2010, 18:18 - Beitrag #19

Mehr Wumms und Verwüstung wäre auf jeden Fall zu erwarten gewesen, wieviel Staub, weiß ich nicht, Pandora ist ja ziemlich feucht. Hätte natürlich auch sein können, daß das unter dem Baum befindliche große Unobtainiumfeld spontan beschließt, sich selbständig zu machen und in einen entfernteren Orbit überzugehen, als der Baum fällt (und es vielleicht mit seinen Wurzeln noch hochhebelt).
zu einer Phase, als der Kampf im wesentlichen beendet und für die Na'vi verloren war (wenn der Baum in seiner Gnade nicht eine für den Film typische Flache Handlung ausgeübt hätte).
Trotzdem opfern sie ihr Leben für die 'gute Sache', die dann letztlich Erfolg hat. Das wiederum ist Voraussetzung für ihre Kanonisierung, nicht, ob sie am Sieg wirklich einen bedeutsamen Anteil hatten. Der Baum handelte sehr plastisch und praktisch, überaus dreidimensional durch Entsendung von allerlei Viehzeugs. Das ist insgesamt verzichtbar, ob es draufgehen würde oder nicht, schert keinen, also kann es auch am Leben bleiben und stiehlt noch nicht einmal dem überlebenden Helden die Show.

In "Independence Day" gab es doch den Bruchpiloten (UnkrautEx-Agrarflieger) mit Alkoholproblem und unfreiwilligem Alien-Migrationshintergrund, der am Schluß jippieyeaiend seinen Jet ins Raumschiff steuert. Solche etwas komplexeren Figuren lassen sich auf diese Weise gut reinwaschen und gesellschaftlich idealtypisch einbinden, indem man ihnen einfach einen würdigen Stein setzt.

blobbfish
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Di 6. Apr 2010, 19:36 - Beitrag #20

Die Sache hat keinen Erfolg. Das Viechzeugs war zwar von el Hauptcharakter mehr oder weniger gerufen, aber im Grunde kein richtiger Plan innerhlab des Gefechts und seine Tuse hatte ja Zweifel am erscheinen, beim Rest berechtigter Zweifel über die Kunde der Anrufung. Das ist wie wenn ein die Prügelei zweier Bodentruppen, wo die eine, die am Ende ist unerwartet Luftunterstützung bekommt. Je nach Umstand kann man dann von einem hinhalten sprechen, insofern es aber unerwartet kommt, mehr eine Schönung in einem Bericht.

Fraglich ist aber, warum man nicht den Rückzug antritt als noch (sinnlos) in den Reihen des Feindes zu wüten. Noch fraglicher, das Wüten prunkvoll in Szene zu setzen. Natürlich kann man damit die Niederlage noch unterstreichen, ob man aber alle quasi synchron sterben lässt ist doch recht fraglich. Möglicherweise wollte man eine weitere Überlänge vermeiden. :crazy:

Staub ist vielleicht zu speziell. Sagen wir einfach Materie. Irgendwas wird der Baum schon verdrängen, außer der Planet ist aus einer kaugummiartigen Masse (dann hätte es aber ein Erdbeben geben müssen). War vielleicht vom Budget nicht mehr drin. :knife:
Bei dem anderen Baum scheinst du dich an der mir vorgeworfenen Plattheit zu stören, kann das sein?

Ich erinnere mich an die Szene. Etwa so, dass ich zustimme, dass da was in den Himmel flog. Ich vertraue dir aber. ;)

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