Animationsfilmreihe auf 3SAT

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Traitor
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Di 20. Jul 2010, 22:01 - Beitrag #1

Animationsfilmreihe auf 3SAT

Animationsfilme können Hochkultur sein - schön, dass 3SAT dies anerkennt. Heute beginnt mit einer Doku um 22:25 eine Sendereihe mit exotischen bis anspruchsvollen Animationfilmen. Als erster Film folgt um 22:55 "Blood Tea and Red String", ein äußerst obskur klingendes Werk.
Eine Komplettliste und mehr Informationen gibt es hier.

Gespannt bin ich neben dem Eröffner vor allem noch auf "Nebel" und "Idiots and Angels", die beide äußerst abgedreht klingen. "Renaissance" kenne ich schon von FantasyFilmFest und DVD, absolut empfehlenswert, inhaltlich ordentliche Noir-SF und optisch ein echtes Meisterwerk. Für Anime-Freunde gibt es "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" und "Das wandelnde Schloss". Warum zum Abschluss mit "Lucky Luke" noch Mainstream-Durchschnittsware im Programm landete, ist allerdings ein großes Rätsel.

Lykurg
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Di 20. Jul 2010, 22:15 - Beitrag #2

Danke für den Hinweis! Gerade noch rechtzeitig gelesen, dann bin ich mal gespannt...

Lykurg
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Sa 24. Jul 2010, 12:54 - Beitrag #3

Bisher gesehen:

-die Einführung
(nun ja, Standard; die als Gimmick rumlaufenden Plastikfiguren etwas gewollt - Interviews zeigten, wie schräg unterschiedliche Typen dahinter sitzen. Und mich überkommt regelmäßig der pure Neid, wenn ich sehe, wie ein künstlerisch begabter Mensch mit wenigen Strichen einen Gegenstand,eine Landschaft oder einen Charakter auf seinen Zeichenblock bannt... ;) )

-Blood Tea and Red String
Mir zu abgefahrene Viecher, außerdem bin ich irgendwann dabei eingeschlafen. Und hatte schon vorher das Gefühl, zu wenig von der Handlung zu verstehen, wenn sie nicht hochgradig redundant war.

-das Mädchen, das durch die Zeit sprang
das Gegenteil - eher langweilige Zeitreisegeschichte, ganz lustig immerhin das Immerwiederversuchen derselben Situation (diese Idee hat "Und täglich grüßt das Murmeltier" aber besser verwirklicht). Und die halbtechnologische 'Erklärung' des Zeitreisens war völliger Murks.

-Renaissance
hat mich sehr angesprochen. Die (von einigen wenigen Grauszenen abgesehen) rein schwarzweiße Optik des Films gab der düsteren Handlung den richtigen Hintergrund; eine überzeugende Dystopie, die mit 2054 vielleicht sogar noch zu weit weg verortet ist. Vollendet schwarzer Schluß, überkrönt von den Heilversprechen der Werbung '...für immer'.

-Strings
auch schön, fast noch enger als bei Renaissance die Verknüpfung^^ von Material und Handlung insofern, als die Marionetten ständig auf ihr Marionettendasein bezugnahmen. Einige Inkonsistenzen der Handlung - geschenkt bei einem so 'freien' Schluß.

verpaßt:
Nebel (schade, hätte mich angesichts meiner Vorliebe für Wolkenschafe besonders gereizt, aber irgendwann sollte ich auch schlafen)

Traitor
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So 25. Jul 2010, 11:52 - Beitrag #4

Die Einführungsdoku war ganz in Ordnung. Aufgefallen ist mir vor allem, dass sie dort Japan ganz ausklammerten, obwohl es im Filmprogramm prominent vertreten ist. Der Fokus lag zwar auf Independent-Produktionen, die es bei Anime wohl sehr selten gibt, aber Toy Story 3 kam ja auch vor und ist natürlich alles andere als Independent.

"Blood Tea and Red String" fand ich einerseit sehr faszinierend, andererseits furchtbar langweilig. Die eigentliche Handlung war ja ziemlich minimal, ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie Fantasy-Quest-Klischees erlag oder sie nutze. Relevanter dürfte die Metahandlung mit der teetrinkenden Frau, die das Ei in die Waldwelt bringt und am Ende den Blättersarg zurückbekommt, sein, die dafür sorgt, dass der ganze Film allegorisch für irgendwas steht - nur für was? :D
Technisch waren einerseits die extrem kleinteiligen Bewegungen der Figure zu loben, etwa die Cat's Cradle, sehr beeindruckend. Andererseits gab es auch alle paar Bilder Ruckler und Anschlussfehler, was den Film recht unprofessionell wirken ließ, bei weitgehender Erstellung durch nur eine Person aber kaum vermeidbar sein dürfte.
Insgesamt fand ich, dass der Film eine faszinierende, traumartige Atmosphäre ausstrahlte, etwas sehr das Unterbewusste ansprechend. (Wenn man sich zwecks Standard-Filmkritiker-Repertoire-Kompatibilität diese Begriffsverwendung mal aneignen möchte.)
Letztlich schon interessant, das gesehen zu haben, aber es war eben auch sehr anstrengend, die Repetitivität durchzuhalten.

"Das Mädchen, das durch die Zeit sprang" habe ich mir gespart, da selbst Urd "Animes sind nicht nur für Kinder" Noriko ihn als "netten Jugendfilm" bezeichnete.

"Renaissance" habe ich mir gespart, weil ich ihn schon auf dem FantasyFilmFest und auf DVD gesehen habe, mag ihn aber bekanntlich sehr gerne. Mein Kommentar nach Zweitsichtung war:
Die Optik konnte mich, trotz leichter Abstumpfung gegen derartige Innovationen durch viel Konkurrenz in den letzten Jahren, immer noch begeistern, und sie ist auch kein reiner Selbstzweck, sondern einer düsteren Zukunftswelt durchaus angemessen. Diesmal lag mein Fokus aber etwas mehr auf der Handlung, sodass mir deren Schwäche deutlich stärker auffiel. Wirklich schlecht ist sie aber auch nicht, nur eben nichts Besonderes. Daher bleibe ich bei meinen 8 Punkten von damals, die Optik ist das Sehen einfach wert und der Rest erfüllt seine Aufgabe.


"Strings" habe ich mir gespart, weil ich Marionetten nicht so gerne mag und die Handlung recht gewöhnlich klang. Sieht aber leider so aus, als hätte ich interessante Metaaspekte verpasst.

"Nebel" wollte ich unbedingt sehen, nachdem die erste Rekorder-Programmierung gescheitert war, habe ich dann aber leider vergessen, es nochmal zu probieren. Selbiges gilt für die Kurzfilm-Nacht.

"Das wandelnde Schloss" habe ich mir wiederum als Kinder-Anime gespart. Unbedingt sehen muss ich noch "Idiots & Angels", "Lucky Luke" kann man sich wiederum sparen.

Noriko
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So 25. Jul 2010, 18:43 - Beitrag #5

Nach Morbid-gefühlt nekrophilen drogen Visioenen in Blood Tea, habe icha uch Nebel und Strings verpennt, renecaice ahbe ich mir gespart, weil cih ihn auf dvd habe, ebenso wie "das Wandelnde schloss". Das Mädchen das durch die Zeit Sprang kannte ich zwar schon, habe ich aber gerne wieder geschaut.


Ausserdem muss ich sagen, ja Traitor, du hast mich fehlzitiert.
"Das Mädchen das durch die Zeit sprang" ist ein Sehr sehr guter Jugendfilm ja ein Genialer Jugendfilm geradezu. Bzw Generell ein sehr guter Anime, der jedoch sehr stark ein Zielgruppen-Film ist um seine Volle Wirkung zu entfalten.

Die Zeitreise-Geschichte ist nur ein Plot-Device für die Handlung, die eine Klassische coming of age geschichte ist, denn science-fiction.

Der Zentrale Punkt ist die Botschaft des Films, keineswegs der Film oder gar die Geschichte selber.

auch ich zitiere mich dazu gerne selber:
Es ist ein Film über verantwortung, erwachsenwerdne und Freundschaft, es ist ein "Jugendfilm" vielleicht in gewisser weise, aber ich alsse mich bei Japanischen Produktionen eifnach viiel zu gerne darauf ein, da ihr Humor leichtefüssiger ist, einfach weniger Plump als bei Amerikanischen Produktuinen. Besodners das Ende fand ich herzallerleibst und hoffnunsgsvoll.


Howls Moving Castle ist auch keinesfalls ein Kinderfilm, sondern eher ein Familien-Film, der, wie jeder Miyazaki, extrem viel von seinen Bildenr und seiner Detailverliebheit lebt.

Lykurg
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So 25. Jul 2010, 19:19 - Beitrag #6

Na, da freut es mich ja, daß die Ansichten so zusammenpassen.

Der blutige Tee war unterschwellig bis überdeutlich aufgeladen mit religiöser Symbolik, z.B. als die Puppe vor dem Verschwinden oberhalb des Hauseingangs an das Holz gebunden wurde, war das in der kompletten Haltung eine Kreuzigung, zu allem Überfluß kam noch eine Inschriftentafel oben drüber. Auch Ei und Blättersarg würde ich in dieser Hinsicht als Reminiszenzen an Fruchtbarkeits-/Auferstehungsriten betrachten. Leider habe ich aber wirklich einen zu großen Teil des Films verschlafen, um mehr dazu sagen zu können - und das war sicher kein Zufall. ;)

Die genannten Aspekte habe ich im 'Mädchen' auch gesehen, will auch gar nicht danach fragen, warum das Gerät unbedingt zerstört werden muß - aber nein, ich hätte mir den Film auch sparen können. Die Science-Fiction hätte ich dem Film auch nicht richtig abgenommen, aber auch die Pubertätskonflikte hatten etwas inszeniertes, Gefühle wirkten unecht - da ist mir Miyazaki sehr viel lieber, da sehe ich die kindlichen Extremaffekte eher als Teil der märchenhaften Verfremdung (habe das Schloß aber auch nicht nochmal gesehen).

Bin auch nicht so der Marionettenfan, aber 'Strings' hat mich von den Möglichkeiten doch überzeugt. Die Handlung war in ihren Grundzügen sehr gewöhnlich, immerhin aber die reizvolle Wende, daß eben nicht der 'böse' Onkel und Usurpator die Ausnahme ist, sondern der naiv-gute Prinz; außerdem das (verdientermaßen?) nicht ungetrübte Ende: er kommt genau zu spät, um seine Schwester zu retten. Gut ausgewählte handlungstragende Elemente, wie die Hand, die einem 'Unwichtigen' abgenommen wird, um sie dem Prinzen einzusetzen - später begegnet er ihm wieder, an dasselbe Joch gefesselt. Im ganzen Film sieht man die Fäden (im Vorspann sogar die Hände und teilweise Körper der Marionettenspieler, bevor die Kamerafahrt unter passenden Harfenklängen die Fäden entlang durch die 'Wolken' abwärts geht). Eindrucksvoll ist auch die Schlachtszene, in der überall bis zum Himmel empor die Fäden brennen. Nur am Schluß, auf dem Leichenfloß der Prinzessin, breitet ihr zuvor flugunfähiger Vogel die Schwingen aus und hebt, seine Fäden zurücklassend, ab.

Traitor
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Mo 26. Jul 2010, 00:04 - Beitrag #7

Das Wort "morbide" fehlte definitiv noch in meinem Blood-Tea-Kommentar, ja.

Das Schloss sah mir von Einzelbildern her schon sehr kindlich aus, während ich den Zeichenstil vom hüpfenden Mädchen für Anime-Verhältnisse überraschend brauchbar fand. Aber naja.

Lykurg, die Kreuzigung war sehr offensichtlich, ja. So richtig den Sinn habe ich darin aber nicht gesehen, da sie ja von den Schnabelfledermäusen vorgenommen wurde, die eigentlich sehr wohlmeinend wirkten. Einige Imdb-Theoretiker unterstellen auch der Weiße-Mäuse-Puppen-Beziehung etwas "messianisches", wobei ich das Verhalten eher als besitzergreifend und puppophil interpretieren würde denn als religiös. Ein und Blättersarg würde ich primär als Wandlungszyklus interpretieren, aber von da zu deinen Riten ist es ja kein großer Deutungssprung.

Noriko
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Mo 26. Jul 2010, 18:25 - Beitrag #8

Das problem bei Animes ist oft die Synchronosierung, die beim Mädchen mal wieder selten den richtigen Ton getroffen hat. Ich kenne das Original, und kann von daher sagen, das alleine die Intoneirung der Zeilen im Japanischen das ganze echter rüberkommen lassen, die Emotionen wirken weniger aufgesetzt, es wirkt weniger Synchronisiert.

Aber wiegegsat das ist ein generelles Problem, und Madhouse-Produktionen sind ausserhalb Japans eben keine Blockbuster oder auch nur Ansatzweise Mainstream-Magnete, wie es Giblih mittlerweile ist.

Der Zeichenstil beim Schloss ist tatsächlich "kindlicher", aber das leigt am Stil Miyazakis, weil das nunmal seiner ist, man darf sicha ber dadurch nicht blenden lassen, denn gerade Miyazakis Filme bieten eine Tiefe die Ihresgleichen sucht, sie Bieten Botschaft, visuelles und Geschichten, wobei ich Das Schloss schon deutlich Schwächer als Chihiro und Mononoke fand.
Zum einen ist es in der Bedeutung nicht so Eindringlich (Mononoke) oder Vielschichtig (Chihiro), obendrein ist es vom Erzählfluss etwas schwächer.
Aber es ist nunmal so, das Miyazaki am besten ist, wenn er Originale macht.


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