Die Säulen der Erde (TV-Fassung)

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Lykurg
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Mo 15. Nov 2010, 16:08 - Beitrag #1

Die Säulen der Erde (TV-Fassung)

Heute abend ab 20:15 läuft in Sat1 der erste Teil einer Verfilmung von Ken Follett: "Die Säulen der Erde". Ich werde mir zumindest diesen zu Gemüte führen und bin schon gespannt darauf, wie das Buch, das ich seinerzeit verschlungen habe, umgesetzt wurde.

Ratte
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Mo 15. Nov 2010, 16:43 - Beitrag #2

Stimmt ja, heute Abend geht's los. Ich bin aber sehr sehr skeptisch. Ich kann mir dieses Buch leider nicht richtig gut verfilmt vorstellen - egal für welches Medium. Wahrscheinlich werde ich den 1. Teil aufnehmen und mir morgen Eure Kommentare durchlesen. Wenn Ihr dann sagt, dass das was taugt, schau ich dann morgen....
Mal schauen, was Seeker sagt. Der ist auch skeptisch... Bin gespannt, was die Abendplanung bringt....

Lykurg
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Mo 15. Nov 2010, 17:36 - Beitrag #3

Ja, die Rezension, die ich im Vorfeld las, war auch ziemlich gemischt (wenn auch längst nicht so bissig wie die zu Harry Potter VII/1^^), und allein schon von der Fülle der Figuren her stelle ich mir das schwierig vor (abgesehen davon hat das Buch auch schon seine Schwächen, etwa was die Personencharakteristik angeht).

Amy
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Mo 15. Nov 2010, 18:13 - Beitrag #4

Ich werde den ersten Teil heute Abend gucken, weil eine Freundin mich vor zwei Jahren fast dazu zwang, das Buch zu lesen - was ich leider nie getan habe. Aber dass ich wenigstens in die Verfilmung einen Blick werfe, habe ich bereits versprochen.

Nachdem neulich im Frühstücksfernsehen ein Interview mit Ken geführt und Ausschnitte der Verfilmung gezeigt wurden, bin ich schon ein bisschen gespannt. Schlecht sieht es auf jeden Fall nicht aus :)

janw
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Mo 15. Nov 2010, 22:26 - Beitrag #5

Ich hab eben mal kurz da rein gesehen und mich dann wieder den Wäldern am Bayerischen Regen zugewandt ;)

Ich weiß nicht, ob es an der Verfilmung durch einen Katastrophensender liegt oder daß die Amerikaner einfach kein Europa können, aber schon die weiblichen Dialoge waren für mich zum wegschalten, solch emanzipierte Ausdrucksweise wäre nicht einmal einer Hildegard oder Heloise über die Lippen geflossen. Auch die dargestellte Haltung gegenüber der Kirche und Religion ist IMHO zu modernistisch, Glaube war ein durchdringendes handlungsleitendes Prinzip, hier wird er zu einer Disponibilie.
Von daher, schöne Bilder und Kostüme, aber qualitativ weit hinter dem "Namen der Rose" z.B.

Traitor
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Mo 15. Nov 2010, 23:04 - Beitrag #6

Das Buch kenne ich nicht, nur grob die Verbrettspielung, die natürlich wenig von der Handlung transportierte.

Metaanalytisch interessant finde ich aber, dass es ein TV-Film geworden ist. Mit einem derartigen Beststeller als Vorlage hätte es doch locker ein Kinofilm werden können. Aber vermutlich traute man sich weder zu, den Stoff auf Einzelfilmlänge einzudampfen, noch, einen Kino-Mehrteiler draus zu machen, das darf außer Jackson, Lucas und den Potter-Leuten vermutlich niemand.
Früher hätte es TV-Filme dieses Genres mit großem (Bombast-, nicht Tiefgangs-)Anspruch aber wohl kaum gegeben, rein aus Budgetgründen. Aber vielleicht ist das ja zusammen mit den Pratchett-Verfilmungen und ein paar anderen ja schon ein größerer Trend?

Lykurg
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Di 16. Nov 2010, 00:39 - Beitrag #7

Schöne Bilder, und auch mehr historisches drin als in vielen anderen TV- und Kinoproduktionen. janw hat aber sicher Recht damit, daß Bischof Valeran deutlich zu bigott dargestellt ist - selbst wenn jemand sich dem geistigen Ordnungssystem Christentum so weitgehend hätte entziehen können, hätte er es wohl kaum gewagt, sich einem anderen, obendrein nicht vertrauenswürdigen Mitglied der Organisation gegenüber dahingehend zu äußern. Insgesamt ein bißchen zu offensichtlich in seinem Schwarzweißbild, aber das gilt ja auch schon für die Vorlage.

Ich finde ihn aber trotz meiner prinzipiellen Voreingenommenheit doch deutlich besser gemacht als "The Colour of Magic" (andere Pratchett-Verfilmungen habe ich nicht gesehen). Da ist Folletts Text eindeutig die einfacher umzusetzende Vorlage, und auch das Budget dürfte ein Mehrfaches gewesen sein. - Nur der Einsturz der Kathedrale sah billig aus.^^

Noriko
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Di 16. Nov 2010, 12:42 - Beitrag #8

Zur Metaanalyse:
Das trifft nur auf ein mittlere früher zu Traitor, ganz(nciht zu verwecheln mit ganz ganz früher) früher war der Fernsehfilm das wahre Bombastkino, in denen die wirklich aufwendigen mehrteiler gezeigt wurden (Boot fernsehfassung, shogun ect pp)

Mit der renaissance der Fernsehserie (Angetrieben durch extrem hochqualitative amerikansiche produktionen. Der Shift zur Serie als Medium statt Kino ist in den USA klar zu erkennen) kommt nun Langsam auch wohl wieder die Zeit des Mehrteilers, ein irgendwie typisch deutsches Genre an Fernsehfilm.

Ich muss ganz ehrlich sein, ich Trauer der Rosamunde Pilcher Zeit nicht hinterher.

Traitor
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Di 16. Nov 2010, 13:51 - Beitrag #9

Nunja, Boot und andere Langfilme waren ja TV-Varianten von auch fürs Kino produzierten Filme, das hohe Budget dürfte also primär fürs Kino bewilligt worden sein.

Und ja, die TV-Mehrteiler-Renaissance ist mit Sicherheit ein Beiprodukt der Serien-Neoklassik.

Ratte
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Di 16. Nov 2010, 16:32 - Beitrag #10

Zitat von Traitor:... das hohe Budget dürfte also primär fürs Kino bewilligt worden sein...



Warum ein hohes Budget in die Hand genommen wurde, ist doch eigentlich egal, das Ergebnis zählt. Und wenn ich da an z.B. "Das Boot" denke, dann ist die Aufplusterung fürs TV echt gelungen!

Zurück zu den Säulen: Soll ich mir die Aufnahme mit Seeker zu Gemüte führen? Denkt Ihr, dass sich das lohnt? Oder soll ich sie gleich von der Festplatte putzen?

Als Eltern muß man kinderfreie Zeit (sprich: abends, wenn sie denn endlich schlafen) gut nutzen! Ich bitte, das bei Euren Antworten zu bedenken! ]spiel[/I]?) gegeben.

Lykurg
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Di 16. Nov 2010, 17:22 - Beitrag #11

Ich fand bisher, daß es durchaus Schau- und Unterhaltungswert bot, hatte jedenfalls gleich das Bedürfnis, es wieder zu lesen. Wenn ihr diese Woche nicht dazu kommt, kann ich nach der nächsten Folge sagen, ob es den Stand halten konnte. Bild

Aydee
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Mi 17. Nov 2010, 12:51 - Beitrag #12

habs mir auch angeguckt, und ich glaube, die Verfilmung hält meiner Vorstellung beim Lesen nicht stand :-( (ausgenommen Tom Builder, der passt fast). Ich kann mir vorstellen, dass bei dieser Verfilmung mit insg. 4 Teilen nicht soo viel aus der geschriebenen Geschichte rausfallen muss, wie bei anderen Verfilmungen, aber ich bin kein Befürworter von Rückblenden, ich mag, wenn eine Geschichte "fließt". Und einige der Darsteller kommen irgendwie ganz anders rüber als im Buch. Mal schaun, wie's weiter läuft...

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Mo 22. Nov 2010, 23:51 - Beitrag #13

Der zweite Teil hat sich, wie mir scheint, weiter vom Buch entfernt als der erste (oder mein Gedächtnis), und das nicht gerade zum Guten. Der Cliffhanger rund um die Hängung von Philipp ist in Kombination mit Jacks Scheintod schon reichlich zufällig; die Sache mit der gestohlenen Marktrechtsurkunde rechtlich etwas fragwürdig, ohnehin finde ich das Hin und Her mit Recht gewährt - Recht verloren ein bißchen öde und hatte das nicht so in Erinnerung. Mal gucken, wo das Buch ist. Allerdings besteht nun (anders als nach dem ersten Teil und dessen positiv-offenen Ende) ein gewisser Zwang, es weiter zu sehen.

Ipsissimus
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Di 23. Nov 2010, 13:13 - Beitrag #14

ich habe den Roman nie gelesen; ist er eine Leseempfehlung?

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Di 23. Nov 2010, 14:45 - Beitrag #15

Hält sich in Grenzen. Bei mir ist es einige Jahre her; Kathedralbau als Phänomen und menschliche Leistung rechtfertigt es natürlich schon, und einige der Passagen dazu sind mir als sehr nett in Erinnerung, besonders das Ringen um die Statik. Die Schwarzweißmalerei der Figurenkonstellation habe ich allerdings eher negativ in Erinnerung, und das Intrigenspiel ist etwas ermüdend (wenn auch nicht so schematisch, wie es im Film wirkt). Immerhin verarbeitet es mit Religion, Politik, Krieg, Sozial- und Architekturgeschichte ein paar zentrale Themenkreise des Mittelalters, hat mein Bild der Zeit wesentlich mit geprägt, aber besonderen Realismus der Innerlichkeiten würde ich dem nicht zusprechen wollen, da habe ich inzwischen jedenfalls andere Einblicke erhalten. Der Story als hübscher Fiktion tut das aber keinen Abbruch.

Ipsissimus
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Di 23. Nov 2010, 17:58 - Beitrag #16

Danke^^ hört sich eher danach an, dass ich warte, ob er mir irgendwann mal von selbst vor die Füße fällt^^

Aydee
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Di 23. Nov 2010, 18:22 - Beitrag #17

wenn ich Buch und Film vergleiche, dann würd ich das Buch empfehlen. Es könnte aber sein, dass mein Eindruck hier leicht vorbelastet ist, da ich das Buch gelesen hatte, bevor ich die Verfilmung sehen konnte. Möglicherweise sähe meine Empfehlung genau anders herum aus, wenn ich die Verfilmung gesehen hätte, bevor ich das Buch belesen hätte.

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Ratte
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Mi 24. Nov 2010, 18:33 - Beitrag #18

So, Seeker und ich haben gestern angefangen, den 1. Teil zu schauen. Nach ca. 20 Minuten haben wir aber (erstmal?) wieder ausgemacht.
Es ist zwar schon ca. 10 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe, aber mir kam doch schon in diesen ersten Minuten einiges fremd vor. Außerdem fand ich die ziemlich kurzen Szenen zu abgehackt. Ich denke, wenn man das Buch nicht kennt, ist das ja noch verwirrender. Wir haben die Aufnahmen noch nicht gelöscht, und vielleicht werde ich mir morgen beim Bügeln den Rest des 1. Teils geben, aber bis jetzt hat es mich irgendwie doch eher enttäuscht.
Vielleicht ist ein so monumentales Werk einfach nicht dafür gemacht, auf "Celluloid" gebannt zu werden. Bei den Harry Potters geht es mir ebenso. Ist zwar ganz nett zu sehen, wie manche Dinge umgesetzt werden, aber an die Bücher kommen die Filme nicht im Entferntesten heran.

Eventuell werde ich noch meinen Senf zur weiteren filmischen Gestaltung dazugeben, wenn ich weiterschaue!

Lykurg
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Fr 3. Dez 2010, 23:41 - Beitrag #19

Ja, der Film ist deutlich anders als das Buch - inzwischen habe ich es noch einmal gelesen, um meine Erinnerung aufzufrischen. Unterschiede betreffen die Erzählweise (streng chronologisch im Buch, Vor- und Rückblenden im Film), sehr stark die Personencharakteristik, was etwa Ellen, Jack, Philip, Francis, Waleran, William, Regan u.a. zentrale Figuren angeht, und den Umgang mit dem historischen Rahmen.

Die Eingriffe in die Handlung finde ich weniger schlimm als bei manchen anderen Literaturverfilmungen insofern, als ich hier bereit bin, den Film als emanzipierte seperate Textform zu akzeptieren. Die stark veränderten Charaktere (z.B. Philip, der im Gegensatz zum Buch nicht grenzenlos bescheiden und demütig ist; Regan, der ein inzestuöses Verhältnis zu ihrem Sohn angehängt wird oder Waleran, dessen Machtstreben viel konkreter und weniger chaotisch-destruktiv ist als im Buch) ergeben eine ganz andere Handlungskonstellation, die Entwicklungen anders motiviert. Manches davon hat mir gut gefallen, auch da bereits das Buch einige deutliche Schwächen hat.

Schade ist allerdings, daß der Film zugunsten von billigen Hinguckern die historische Realität außer Acht läßt, etwa als der des Diebstahls bezichtigte Spielmann Jacques Cherbourg mit herausgeschnittener Zunge lebendig verbrannt wird (als wäre er ein Ketzer?) und nicht, wie auch im Buch realistisch dargestellt, gehängt. Die Zungenstrafe gab es ebenfalls für Ketzer bzw. Gotteslästerer (und Meineidige), allerdings üblicherweise nicht in Kombination mit der Verbrennung, und jedenfalls nicht wegen (angeblichen) Diebstahls.

Besonders ärgerlich finde ich aber, daß im Film schon die von Tom Builder errichtete neue Kathedrale gotische Bögen hat und ausgerechnet Alfred 'aus eigenem Antrieb' einen völlig unsinnig gestalteten, aber offenbar als spitzbögigen Kreuzrippenschlußstein gemeinten Stein zurechthaut, obwohl im Buch doch erst Jack die Gotik aus Frankreich mitbringt - hier wird also das innovative Potential der Zeit ohne Not verschenkt.

Wie meistens gilt also: Der Film richtet sich offensichtlich an ein anderes Publikum, kann Teile der Handlung nett bebildern und Dinge leisten, die ein Buch nicht bringen kann, ist aber keinesfalls geeignet, es zu ersetzen und verfehlt dessen spezifische Qualitäten wie so oft in einer tölpelhaften Weise, die man kaum als ein Versehen bezeichnen mag. Bild

Ratte
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Sa 4. Dez 2010, 08:33 - Beitrag #20

Ich habe mich mittlerweile gegen diese TV-Fassung entschieden. Ich habe Teil 1 und 2 von der Platte gefegt und ab Teil 3 nicht mal mehr aufgenommen.
Und bei dem, was ich hier so lese, war das die richtige Entscheidung.

Dass Verfilmungen den Leser generell vor das Problem stellen, das im Kopf entwickelte Bild durch einen Schauspieler zu ersetzen, ist ja vollkommen klar. Aber inhaltliche Abweichungen, wie z.B diese Geschichte mit der Gotik (Danke für diese Info, Lykurg!) oder auch die Arten der Bestrafung, sind nur schwer zu verzeihen. Vor allem, wenn es vom darstellerischen und finanziellen Aufwand keinen Unterschied macht.

Andere Verfilmungen können das doch besser. Ich war z.B. von der "Wanderhure" positiv überrascht. Hat die jemand gesehen?

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