Die großen Regisseure unserer Zeit

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Traitor
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Fr 21. Jan 2011, 01:08 - Beitrag #1

Die großen Regisseure unserer Zeit

Die Oscars dieses Jahr werden wohl auf ein Dreierrennen zwischen David Fincher, Darren Aronofsky und Christopher Nolan hinauslaufen. Alle drei galten vor einiger Zeit noch als Wunderkinder, jetzt sind sie etablierte Großregisseure, die regelmäßig für die meisterwarteten Filme der Saison zuständig sind. Ich denke, diese drei kann man ganz unzweifelhaft zu den größten derzeit aktiven Regisseuren zählen.

Dabei stehen sie für ganz unterschiedliche Stile, zumindest jeweils seit ein paar Filmen, also seit sie bei Großproduktionen gelandet sind. Fincher war früher mit Fight Club und ähnlichem mal hip und hart, jetzt dreht er eher durchperfektionierte Edelschinken, Mainstream mit Haltung sozusagen (Benjamin Button, Social Network). Aronofsky ist immer noch etwas Enfant Terrible, macht unangenehme, aber ungeheuer intensive Filme (Wrestler, Black Swan). Nolan hat sich von den dreien am stärksten durchkommerzialisiert, arbeitet schon am dritten Batman, auch Inception war primär Action-Blockbuster. Aber Blockbuster mit Hirn, quasi sein eigenes neues Subgenre.

Wie sieht es mit weiteren Kandidaten für die illustre Liste aus? Weiterhin aktive Veteranen à la Woody Allen möchte ich mal ausschließen, deren Hauptruhm gehört eher auf eine Klassikerliste mit lobender Erwähnung aktuellen Spätwerkes. Kandidaten sollten also den Hauptteil ihres Schaffens in den letzten zehn Jahren haben. Clint Eastwood ist da ein sehr spannender Grenzfall, da er schon lange aktiv ist, meines Erachtens aber zuletzt seine größte Produktivität und Qualität erreichte (Million Dollar Baby, Changeling, Gran Torino).

Jason Reitman (Thank you for smoking, Juno, Up in the air) ist für mich auf jeden Fall einer der spannendsten Regisseure, wird aber noch ein paar Filme mehr brauchen, um zu den "großen drei" aufzuschließen. Michel Gondry (Eternal sunshine of the spotless mind, Science of Sleep) und Jean-Pierre Jeunet (Amelie) waren für mich verdammt nah dran, haben zuletzt aber deutlich abgebaut. Ang Lee (Brokeback Mountain, Gefahr und Begierde) hat eine mir nicht so liegende Themenauswahl, gehört aber sicher genannt. Und dann wären da noch die Coen-Brüder, wer und wieviele davon auch immer Regie führen.

Ipsissimus
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Fr 21. Jan 2011, 13:42 - Beitrag #2

noch vor ein paar Jahren hätte ich Luc Besson dazu gezählt, aber er steckt seit geraumer Zeit in einer Krise, gelinde gesagt.

Quentin Tarantino wäre zu nennen, genau wie Tim Burton, desgleichen Martin Scorsese, ganz wichtig David Lynch; John Cassavetes ist leider schon tot.

Aber auf jeden Fall gehört Jim Jarmusch dazu; für mich ist er sogar die derzeitige No. 1

Padreic
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Fr 21. Jan 2011, 14:01 - Beitrag #3

Von Gondry habe ich noch nichts gesehen, Jeunet sehe ich eher als ein-Hit-Wunder. Tarantino würde ich auch sehr weit oben einsetzen - ich kenne keinen anderen Regisseur der so gut seinen cineastischen Stil beherrscht. Jarmusch, nunja, sicherlich ein wirklich guter Regisseur; bei 'The limits of control' bin ich, trotz seiner Qualitäten, aber eingeschlafen ;).

David Cronenberg wäre sicherlich auch eine Erwähnung wert. Ich habe von ihm nur einen Film gesehen - 'Eastern Promises' - aber den fand ich wirklich sehr sehenswert und einige andere seiner Filme sind ja auch recht bekannt. Andererseits sind einige seiner Filme auch schon älter als 10 Jahre, weshalb es fraglich ist, dass er in den von Traitor intendierten Zeitraum reinfällt.

Lars von Trier ist zeitlich ebenfalls fraglich, da bedeutendste Periode bisher wohl die von Breaking the Waves (1996) bis Dogville (2003) war - die aber beide, besonders das letztere, großartig sind. Dogville sehe ich als einen der großen Filme des letzten Jahrzehnts an.

Ipsissimus
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Fr 21. Jan 2011, 14:17 - Beitrag #4

das ist mir bei Jarmusch auch schon passiert, Padreic^^ aber ich finde, er schläfert auf grandiose Art ein^^

Traitor
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Fr 21. Jan 2011, 22:16 - Beitrag #5

Die 10 Jahre sollten nicht absolut exklusiv zu betrachten sein, Allen als Veteran seit den 70ern ist natürlich noch eine ganz andere Kategorie als Cronenberg oder Tarantino. Tarantino gehört sicher drauf, auch wenn ich ihn nicht so sehr mag wie Padreic, aber die große Bedeutung und der klar durchgezogene eigene Stil sind definitiv da.
Bei Cronenberg kann ich noch History of Violence und Existenz als Leistungen anführen, er kann definitiv viel, ich würde aber sagen, dass er weder populär genug noch künstlerisch einmalig genug ist, um unbedingt genannt werden zu müssen. Und sein Ruf stammt eben doch sogar schon aus den 80ern. Ein erweiterter Kandidat aber sicher.

Von Trier ist bei mir weiterhin Bildungslücke, und von Jarmusch kenne ich nur "Broken Flowers", beide haben aber sicher einen herausragenden Ruf.

Wie konnte ich Scorcese vergessen? Sicher neben Eastwood der Veteran, dessen Werke regelmäßig das größte Aufsehen errregen.

Burton hat von allen Genannten die größten Qualitätsschwankungen in seinem Werk, einiger Durchschnitt ist da dabei, aber auch genug gutes und selbstverständlich ein sehr besonderer und fast sprichwörtlicher Stil. Ähnliches lässt sich von Terry Gilliam sagen, nur mit weniger Popularität.

Jeunet ist ein schwieriger Fall, weil nur Amelie wirklich gut war, andere Filme (Verlorene Kinder, Mathilde, Mic-Macs) aber einen sehr verwandten und ganz einmaligen Stil zeigen, der dennoch nie reiner Abklatsch ist, wie man es bei einem klassischen One-Hitler erwarten würde. Aber an irgendetwas scheitert er dann eben immer, und ein zweites Meisterwerk wäre definitiv nötig.

Dieser Thread soll aber keine reine Listensammlung analog zu den Denkern werden, mindestens genauso interessieren mich Meinungen zu Fincher-Aronofsky-Nolan. Her damit. ;)

Noriko
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Sa 22. Jan 2011, 03:39 - Beitrag #6

Bei Nolan und Aronofsky stimme ich zu, Finchers Filme haben aber irgendwie zuwenig "Wumms" zuletzt dabei um jetzt bereits sagen zu könen er sei eienr der Großen unserer Zeit.

Ebenso Würde ich Burton eher als kleiner einschätzen, so sehr ich seine Filme mag, er ist ein grossmesiter der Optik und der Athmosphäre, aber für die Heldenhalle fehlt noch etwas. Besonders Alice war z.b. deutlich weniger ein Burton-Werk, als ein Werk, dem Burton seinen Stempel aufgedrückt hat.

Aber da ich ja auch was spezielles beitargen Möchte, Möchte ich den leider Verstrbenen Satoschi Kon erwähnen, der als Anime-Regisseur grosses geleistet hat, ebenso Mamorou Ooshi, wobei bei ihm auch etwas der Wumms zeitweise fehlt, und Seine Filme streckenweise zu Nachdenklich sind.

Padreic
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Sa 22. Jan 2011, 15:58 - Beitrag #7

Zu Nolan möchte ich noch anmerken, dass seine ersten beiden Filme, The Following und Memento, keineswegs durchkommerzialisiert waren. The Following halte ich auch für zu unrecht recht unbekannt. Er hat eine ungeheuer gut durchdachte und raffinierte Story - was wohl allgemein ein Markenzeichen von Nolan ist. Ich würde behaupten, dass seine Filme auch nicht unwesentlich von den sehr guten Drehbüchern leben. Das ist, was ihn wirklich in die Topliga bringt, auch wenn die Inszenierung natürlich auch immer sehr gut ist.

janw
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Sa 22. Jan 2011, 16:01 - Beitrag #8

Zuerstmal finde ich es bemerkenswert, wie das große, durch alle talkshows durchgehypte Wunderkind mit dem Adelstitel sang- und klanglos untergeht, was haben sich Leute wie Beckmanns verbal daran hochgeschraubt.

Ansonsten, was haltet Ihr von Jacques Tati? Ist leider auch schon in die ewigen Studios eingegangen, aber seine Filme sind schon etwas Besonderes in meinen Augen.

Ipsissimus
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Sa 22. Jan 2011, 19:21 - Beitrag #9

Tati gehört imo mit zu den ganz Großen, vom Kaliber eines Bunuel, Eisenstein und Bergmann

Traitor
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Sa 22. Jan 2011, 23:00 - Beitrag #10

Wumms braucht es nicht unbedingt, Noriko, auch in der Stille kann die Perfektion liegen. Finchers Problem, zumindest bei Button, war aber eher schon fast Überperfektion bei einer gewissen Seelenlosigkeit.

Burton laste ich die Ausreißer nach unten wie Alice nicht unbedingt an. Allerdings hat er auch in meinen Augen noch kein richtiges Meisterwerk, sondern nur mehrere gute bis sehr gute Filme, produziert, also ja, irgendwie fehlt etwas.

@Padreic: Mit kommerzialisiert meinte ich natürlich nur Nolans Filme der letzten Jahre, nicht seine Erstlinge. Aber ja, die Drehbücher sind bei ihm eine Stärke, er ist ja auch meistens selbst daran beteiligt, was ihn zusammen mit Reitman zum kompletteren Filmemacher als Aronofsky oder Fincehr macht.

Jan, Donnersmarck zählt mit einem Erfolg und einem Flop wohl noch ganz klar zu den Talenten, nicht zu den Meistern. Tati ist mit Schwerpunkt in den 50ern und 60ern nun wirklich ganz weit draußen. Eröffnest du den Altmeister-Thread?

Noriko
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So 23. Jan 2011, 01:56 - Beitrag #11

Mit "Wumms" meine ich nicht unbedingt action oder dergleichen, sondern eher etwas mataphorisches, Eine art Bleibender eindruck, ein moment der "erleuchtung" etwas wo man irgendwie im film merkt "wow".
Quasi einen fast schon physisch merkabren Handlungshöhepunkt.

Ich finde Filme die die ganze zeit auf einem einzugen, gal wie hohen nivau, bleiben, irgendwie unbefriedigend.

Wen die Handlung sich nciht irgendwo irgendwie zuspitzt und sich dann entläd, wie auch immer, ist irgendwie nix passiert und alles bleibt belanglos.

Ziemluch schwer zu erklären..

Zu Burton:
Er soll einfach mal Amarican McGee's Alice verfilmen, das könnte von Burton wirklich ein Meisterwerk werden, weil Drehbuch und Regie die perfekte Symbiose eeingehen könnten.

Traitor
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So 23. Jan 2011, 02:21 - Beitrag #12

Ja, Höhepunktlosigkeit bei durchgehender Niveauhöhe kann ein Problem sein, daran krankte BB, oder z.B. auch Goodfellas und Shawshank Redemption. Es muss aber keines sein, "Spiel mir das Lied vom Tod" oder Amelie sind z.B. für mich 10er-Filme, bei denen ich sagen würde, dass sie keinen herausragenden Moment haben, sondern einfach nur durchgängig gleich perfekt sind.

Und zu Burton und McGee sage ich nur mal wieder, dass Burton für mich dazu nicht böse genug ist. Er hat zwar "schwarzen Humor", aber es ist ein buntes Schwarz, kein schwarzes Schwarz. Auch wenn er bissig und gemein ist, ist er immer auch leicht, scherzhaft und positiv. Eben kein Terry Gilliam.

janw
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So 23. Jan 2011, 02:38 - Beitrag #13

Traitor, für die 50er und 60er finde ich Tati gewissermaßen prophetisch, er nimmt für mich einiges vorweg an sozialer Attitüde, was für die Entwicklung in den 70ern und 80ern maßgeblich sein wird.
"Mon oncle" wirkt für mich ein bisschen wie ein verfilmter Bourdieu - "die kleinen Unterschiede".
So gesehen, ist er schon von bleibender Aktualität.
Natürlich könnte man seine Darstellung der Moderne auch als Weiterführung von Motiven aus "Moderne Zeiten" sehen, eine Dystopie der Moderne.

Nori, satori im Film?^^
Wie sieht es aus mit Doris Dörrie, Kirschblüten-Hanami?

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So 23. Jan 2011, 12:39 - Beitrag #14

für mich gehört auch noch Takeshi Kitano zu den Top 3 moderner Regisseure. Filme wie "Sonatine", "Dolls", "Hana-bi" und "Zatoichi" gehören zum Besten, was in der Filmgeschichte überhaupt hervorgebracht wurde ("Hana-Bi" ist nach wie vor einer meiner Lieblingsfilme in seiner abgrundtiefen Folgerichtigkeit und Kompromisslosigkeit, die dennoch mit einer beinahe atemberaubenden, fast elegisch zu nennenden Zärtlichkeit ohne jede Gefühlsduseligkeit einhergehen).

janw
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So 23. Jan 2011, 17:28 - Beitrag #15

Ich muss mir Hana-Bi nochmal ansehen, beim ersten Mal wirkte er auf mich in irgendeiner Weise besonders, allerdings irgendwie befremdlich.

Wie sieht es aus mit "Kirschblüten-Hanami", Meisterwerk oder Spiel mit Japanismen?

Ipsissimus
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So 23. Jan 2011, 18:26 - Beitrag #16

ich habe den Film nicht gesehen, Jan, weil ich die Dörrie nicht sonderlich mag

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Sa 29. Jan 2011, 13:48 - Beitrag #17

ganz generell muss ich ja sagen, dass ich Schwierigkeiten habe mit dem Ausdruck "unserer Zeit"^^ meine Zeit, das ist in filmischer Hinsicht die Zeit zwischen den frühen 60ern und heute mit starken Ausweitungen noch 20 bis 30 Jahre früher, und in Bezug auf diese Zeitspanne müssen viele der hochgelobten Regisseure der letzten 10 Jahre erst noch beweisen, dass sie mehr sind als ein Randphänomen^^

janw
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Sa 29. Jan 2011, 14:06 - Beitrag #18

Ich sehe es ähnlich, wobei ich mich aber frage, ob die Sache mit der Erweisung nicht immer eine zeitliche Distanz zur Zeit der Betrachtung erfordert, oder ob Bergman, Bunuel und die anderen Großen schon in ihrer Zeit so heraus stachen.

Ich musste neulich seufzen, als Til Schweiger sich zum Tode von Bernd Eichinger äußerte...ohne ihn wäre er nicht da, wo er heute sei.
Si tacuisse...

Ipsissimus
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Sa 29. Jan 2011, 16:35 - Beitrag #19

... oder ob Bergman, Bunuel und die anderen Großen schon in ihrer Zeit so heraus stachen
ich stimme zu, Jan, diese Großen gab es schon immer, in jeder Zeit. Nur, unter Maßgabe eines Vergleichs mit Bergmann oder Bunuel - wer der aktuellen Regisseure hielte da stand? Wer wäre auch nur von weitem in Sichtweite?

janw
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Sa 29. Jan 2011, 21:47 - Beitrag #20

Ich sehe da auch niemanden, oder vielleicht Kieslowski? Bertolucci?
Obwohl, das Maß an Durchgängigkeit der Höhe - Massenerhebung^^- haben sie nicht.

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