Die großen Regisseure unserer Zeit

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Padreic
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So 30. Jan 2011, 01:34 - Beitrag #21

bäh, Beitrag verlorengegangen....ich schreib ihn mal nochmal.

Bergmann: Mit 'wilde Erdbeeren' konnte ich eher so mittel viel anfangen. Das ist ähnlich wie bei 'Citizen Kane': ich kann irgendwie verstehen, dass Leute es meisterhaft finden, ich kann mich dieser Meinung aber nicht anschließen. Brilliant fand ich aber 'das siebente Siegel', das ist mehr nach meinem Geschmack.... - insgesamt würde ich heutzutage vom Stil und Inhalt am ehesten Lars von Trier (außerhalb seiner Dogma-Filme) in die Ecke von Bergmann einordnen. Ist er qualitativ so viel schlechter?

Fincher: guter, fast perfekter Kunsthandwerker, aber Künstler oder Genie? Eher nicht. Zu wenig "Wumms" in Noriko-Sprache. Bei 'Die Verurteilten' habe ich übrigens durchaus etwas Wumms gespürt ;).

Coen-Brüder: es gibt bei ihnen Höhen und Tiefen, manchmal im selben Film. Big Lebowski war spitze, Ladykillers scheiße. Bei Serious Man war der Anfang schlicht brilliant (das berühmte Gefühl, dass einem das Hirn mit einem Vorschlaghammer eingehauen wird - in eine Richtung mit das beste, was ein Film machen kann ;)) - der Rest verzettelte sich. 'Burn After Reading' war hingegen rund, skuril und ohne Gags witzig.

Scorsese: gut, auf jeden Fall, haut mich aber wenig davon vom Hocker. Bei Good Fellas ist z. B. wohl auch die Höhepunktlosigkeit - und auch, dass ich dem allgemeinen Kult um Mafia-Filme nicht viel abgewinnen kann. Taxi Driver gefällt mir vielleicht in seiner Härte da schon besser. Was mir richtig gefallen hat, ist aber seine Bob-Dylan-Doku 'No Direction Home'.

Reitman: Juno fand ich spitze, Rest noch nicht gesehen.

Ipsissimus
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Mo 31. Jan 2011, 11:21 - Beitrag #22

Lars von Trier empfinde ich neben Jarmusch (und mit Abstrichen auch Eastwood) ebenfalls als deutlichen aktuellen Anwärter auf einen Platz im Olymp, Padreic, ich würde allerdings gerne erst noch ein paar weitere Filme von ihm sehen, ehe aus der Reservierung eine Buchung wird^^ jedenfalls zählt er zu den wenigen aktuellen Regisseuren, die sich an nichttrivialen Sujets versuchen

Traitor
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Mo 7. Feb 2011, 00:43 - Beitrag #23

Gut, Jan und Ipsi, ihr habt gewonnen, ich eröffne einen Thread über größte Regisseure aller Zeiten. ;)

Von Dörrie habe ich noch nichts bewusst gesehen, erscheint mir aber als eine der vielen Deutschen, die mehr "sich für wichtig halten" als "wichtig sein" zu bieten haben. Bester aktueller deutscher Regisseur wäre für mich Fatih Akin, aber kein international ganz Großer. Von den großen Alten hat Werner Herzog ansonsten ja noch ein halbwegs umfängliches aktuelles Alterswerk vorzuweisen, "Bad Lieutenant" muss ich unbedingt mal sehen.

Ipsi, ist Kitanos Zatoichi etwas genuin neues gegenüber der alten Serie? Leider kenne ich weder alt noch neu.

Padreic, Laydkillers muss man aus der Coen-Filmographie definitiv streichen, ich hoffe, da waren sie gerade an Spielschulden pleite gegangen oder hatten eine andere gute Entschuldigung. ;) Auch ansonsten sind sie sicher nicht Daurspitze, haben aber definitiv eine Menge eigenen Stil und viel Können. Und sind ja noch lange nicht am Ende ihrer Schaffensperiode.

Von Scorsese ist "Taxi Driver" für mich eindeutig der beste Film (und einer der besten überhaupt). Späteren Filmen von ihm fehlte auch immer ein bisschen der "Wumms", wenn sie auch oft nahezu perfekt erzählt und umgesetzt waren. In der "Neuzeit" gefielen mir vor allem Casino, Departed und Shutter Island, auch für ihn eher mäßige Werke wie Aviator oder Gangs of New York waren immer noch sehr ansehnlich.

PS: Haneke möchte ich vielleicht noch auf die Liste setzen. Vor "Das weiße Band" hätte ich eher von einem Filmemacher, bei dem die inszenatorischen Aspekte der Regiekunst deutlich hinter der Drehbucharbeit zurückstehen, geredet, aber damit hat er sich endgültig als kompletter Regisseur gezeigt.

Padreic
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Mo 7. Feb 2011, 11:32 - Beitrag #24

Ich möchte noch zwei zusätzliche Kandidaten nennen, die mir eingefallen sind: Pedro Almodovar und Sam Mendes.

Von Almodovar habe ich 'Alles über meine Mutter' und 'Sprich mit ihr', die ich beide sehr gut, den letzteren sogar teilweise meisterhaft fand. Es gibt da recht subtile-gemachte Kameraeffekte, die mich beim ersten Sehen fast umgehauen haben.

Bei Mendes stich natürlich besonders sein Erstlingswerk 'American Beauty' heraus, das ich für eins der Meisterwerke der 90er halte (soweit ich das beurteilen kann). 'Road to Perdition' fand ich aber auch einen äußerst kraftvollen Film; 'Jarhead' fand ich ganz ordentlich bis gut, aber letztlich weniger überwältigend; andere Filme von Mendes stehen bei mir leider noch aus.

'Das weiße Band' gehört (neben 'Das Leben der anderen') sicherlich zu den besten deutschen Filmen der letzten Jahre. Von Haneke hab ich sonst leider noch nichts gesehen [von von Donnersmark auch nicht, aber das erübrigt sich in seinem Fall ja auch wohl ;)].

Edit: Da fällt mir noch Kaurismäki ein. Sein vielleicht bester Film bisher ist 'Mann ohne Vergangenheit', aber auch einige seiner anderen Filme sind sehr skuril und sehenswert. Besonders lustig ist 'Leningrad Cowboys'.

Ipsissimus
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Mo 7. Feb 2011, 14:05 - Beitrag #25

Der Kitano-Film "Zatoichi" ist ein einzelner Film, Traitor, keine Serie; er bezieht sich allerdings tatsächlich auf die gleichnamige japanische Fernseh-Serie aus den 60er bis späten 80ern (sie lief bis 1989). Diese alte Serie basiert auf der nichthistorischen Figur des blinden Masseurs Zatoichi, greift dabei aber das in der Geschichte japanischer Schwertkampffilme öfter auftauchende Topos des "blinden Samurai" auf. Der neue Film lebt gegenüber der Serie von einer Synthese aus

• zahlreichen "realistisch" gestylten harten Kampfsequenzen (also mit extrem kurzen, schnell entschiedenen Kämpfen) - insofern ist er ein echter - und atemberaubend gut gemachter - Schwertfilm -
• mit typischen Kitano-Elementen - der Kampf der Verspotteten und Verstoßenen um innere und äußere Würde, die mögliche, aber schwer zu erringende Geborgenheit inmitten einer zusammengewürfelten Gruppe Einsamer, eine oft kindisch-ausgelassene Komik und vor allem ein stummes, nahezu spirituelles Verharren auf atemberaubend schönen Bildern -
• und der ironischen Brechung des Genres, speziell des Sub-Genres "blinder Samurai" mitsamt eines entsprechenden Seitenhiebs auf die anhaltende, aber an Klischees orientierten Begeisterung westlicher Konsumenten für in Japan selbst längst als veraltet geltender Aspekte japanischer Kultur

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Di 8. Feb 2011, 22:51 - Beitrag #26

@Padreic: Almodovar ist der allgemeinen Kritikermeinung nach sicher einer derzeit größten, mich haben die für mich eher uninteressanten Themen bisher von Sichtungen abgehalten, ich werde ihm aber sicher bald mal eine Chance geben.

Mendes hat für mich leider das Ausnahmeniveau von "American Beauty" nie mehr erreicht, seine weiteren Filme (gesehen habe ich Road to Perdition, Revolutionary Road und Away We Go) waren alle gut, aber es fehlte doch etwas. Knapp dran ist er aber zumindest.

@Ipsi: Mit Serie meinte ich auch nur die alte. Dabei dachte ich bisher, das seien lose aneinander anknüpfende Kinofilme à la Bond, keine TV-Serie. Spannend klingt Kitanos Version dabei auf jeden Fall.

Traitor
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Di 9. Okt 2012, 17:43 - Beitrag #27

Mal noch ein paar Kandidaten, gezogen aus Oscar-Listen und Mehrfachvorkommen in meinen >=8 Punkten. Viele würde ich dabei weder wirklich als aktuell einen der Größten bezeichnen, noch als echten Anwärter auf die Ewigenliste. Aber ein paar erweiterte Kandidaten sind doch dabei, und den Rest kann man zumindest vom Niveau her einigermaßen fair mit den hier bisher Genannten vergleichen:

Paul Thomas Anderson (Magnolia, There Will Be Blood)
Wenn sein nächster Film, "The Master", so richtig einschlägt, könnte er wirklich an die Spitze vorstoßen.

Sofia Coppola (Virgin Suicides, Lost in Translation, Somewhere)
Konnte nach LiT ihren Erfolg noch nicht verstetigen, Kategorie "ewiges Talent".

George Clooney (Good Night and Good Luck, The Ides of March)
Der Mann kann ja bekanntlich alles, und wenn er im Alter den Eastwood macht und den Fokus mehr Richtung Regie verschiebt, könnte er noch ein Großer werden.

Wes Anderson (Royal Tenenbaums, Darjeeling Limited, Moonrise Kingdom)
Zu verquer für den großen Ruhm, aber in seiner Nische unschlagbar, ewiger Geheimtipp.

Ron Howard (Beautiful Mind, Illuminati, Frost/Nixon)
Schwankend zwischen Mainstream-Standardware und überraschenden Ausreißern. Nur sehr, sehr erweiterter Kreis.

Spike Jonze (Being John Malkovich, Adaption, Where the Wild Things Are)
Früher mal Charlie-Kaufman-Stammregisseur, zuletzt etwas obskures Repertoire. Auch nur erweitert.

Steven Soderbergh (Traffic, Solaris, Ocean's 111213, Good German, Informant)
Die beste Zeit liegt klar hinter ihm, auch immer schon viel Ausschuss dabei, aber vielleicht kriegt er nochmal die Kurve.

Danny Boyle (Trainspotting, Slumdog Millionaire, 127 Hours)
Meines Erachtens eher überschätzt, wenn auch durchaus mit Talent.

Terrence Malick (New World, Tree of Life)
Offensichtlich hochbegabt, aber zu wenig Output.

Und ein paar Unamerikaner, die seit Jahren am großen Durchbruch basteln:
Tom Tykwer (Lola, Parfüm, The International)
"Cloud Atlas" könnte es für ihn werden. Oder auch nicht.

Alfonso Cuarón (Y Tu Mamá También, Children of Men)
Noch nur Talentstatus.

Alejandro González Iñarritu (Babel, Biutiful)
In eine Top10 müsste er ziemlich sicher.

François Ozon (8 Frauen, Swimming Pool, Das Schmuckstück)
Der persönliche Stil fehlt etwas, aber derzeit wohl der größte französische Name, wenn ich das auch nicht wirklich kompetent beurteilen kann.

Und für's Protokoll noch ein paar bisher ungenannte Altmeister, deren aktuelles Werk nicht zu vernachlässigen ist:
Ken Loach (Wind that Shakes the Barley, Looking for Eric, Angels' Share)
Roman Polanski (Pianist, Ghost Writer, Carnage)
Steven Spielberg (Catch Me If You Can, München, etc.)
Ridley Scott (American Gangster, Prometheus, etc.)
Mike Nichols (Closer, Charlie Wilson)

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Sa 22. Nov 2014, 18:46 - Beitrag #28

Nächstes Update: Mike Nichols ist tot, von den anderen Kandidaten haben aber einige durchaus positiv an ihrem Portfolio gearbeitet.

Leider gerade meine Top4 nicht so sehr: Fincher und Nolan weiterhin handwerklich auf Spitzenniveau, aber den Anschluss an die Kategorie "echter künstlerischer Wert" scheinen sie zu verlieren, oder auch nur das Interesse daran. Aronofsky scheint weitgehend in der Versenkung verschwunden zu sein, "Noah" konnte man wohl getrost ignorieren. Und Reitman hat mich zuletzt zweimal auf mittelhohem Niveau enttäuscht.

Dafür hat Lars von Trier sich zumindest dem Ruf nach wohl als historisch Großer etabliert; geschmacklich und qualitativ waren "Antichrist", "Melancholia" und "Nymphomaniac" alle umstritten und bestreitbar, aber der Ruf als relevantester Filmemacher ist wohl da. Oder zumindest zusammen mit Tarantino, dabei vielleicht technisch schwächer, vom Anspruch höher.

Überraschend hat derweil Spike Jonze meines Erachtens mit "Her" sein "kurvekriegendes" Meisterwerk abgeliefert, und Cuarón es mit "Gravity" in den Mainstream geschafft, ohne dabei an technischer Brillianz einzubüßen.

Steve McQueen II (Hunger, Shame, 12 Years a Slave) wäre dann wohl noch die spannendste Talent-Erwähnung, eventuelle Vermainstreamung bleibt aber noch abzuwarten.

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Di 27. Nov 2018, 00:07 - Beitrag #29

In der 2012er Liste ist mir eindeutig Guillermo del Toro entgangen. Mit "Shape of Water" hat er sich wohl endgültig auch den Breitenruhm erkämpft, der ihm zusteht. Mit ihm, Iñárritu und Cuarón gingen damit 4 der letzten 5 Regie-Oscars an Mexikaner - kuriose Statistik.

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Do 29. Nov 2018, 08:11 - Beitrag #30

Wenn du schon, zurecht, del Toro erwähnst: Denis Villeneuve ist auch ein Kandidat. Was der in den beiden Sicariofilmen abgeliefert hat, weckt Hoffnungen (auch wenn Blade Runner 2049 nur beste Unterhaltung wurde, nicht Kultfilm, Teil 2, was viele erwartet hatten)

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Fr 30. Nov 2018, 01:24 - Beitrag #31

Bei Blade Runner hatte ich ehrlich gesagt deutlich weniger erwartet, als es letztlich wurde, eigentlich hätte man bei der Vorlage nur grandios scheitern können, ein "ganz ordentlich" war daher ein durchaus gutes Ergebnis.

Hmm, was hat der Mensch sonst noch so fabriziert... Oh, Arrival. Auch nicht 100% geglückt, aber eine der ganz wenigen wirklich visionären Großproduktionen der letzten Jahre. Ja, doch, zumindest Kandidat ist er wohl.

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Fr 30. Nov 2018, 08:22 - Beitrag #32

Zitat von Traitor:... eigentlich hätte man bei der Vorlage nur grandios scheitern können, ein "ganz ordentlich" war daher ein durchaus gutes Ergebnis.


Hinsichtlich der Buchvorlage würde ich auch von einem Scheitern sprechen^^ aber das Buch lag dem Film leider nicht zugrunde, von daher kann man ihm höchstens vorwerfen, unter falsche Flagge gesegelt zu sein, was aufgrund der personellen Bezüge zum ersten Film allerdings auch nicht 100%ig stimmt, höchstens zu 99%^^

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