Black Swan

Spielfilme, Serien, Soaps, Comedy und alles was es im Kino und Fernsehen gibt.
Lani
Experienced Member
Experienced Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 575
Registriert: 08.01.2006
Fr 21. Jan 2011, 20:47 - Beitrag #1

Black Swan

Eben gesehen und - wow! Was für ein Film. Hat mich absolut mitgenommen, was natürlich nicht zuletzt an Natalie Portman lag. Selten schießen mir während eines Films Tränen in die Augen, nur weil mich der Film so in seinen Bann zieht (ja, sowas passiert wahrscheinlich sowieso überhaupt nur mir?! ^^). Die Kameraführung machte mich anfangs schwummrig, passte aber sehr gut, gerade zusammen mit dem rauschigen Bild.

Hm, tja. Mehr fällt mir gerade eigentlich nicht ein, außer Lobeshymnen und Superlative. Außer, dass ein paar Reihen vor uns Jugendliche saßen, bei denen ich schon voller Vorurteile "Was soll das denn sein?" sagte, als sie reinkamen. Hatten dann tatsächlich einfach nicht die Reife für den Film und waren bei bestimmten Szenen nur am Kichern. :rolleyes: Wer den Film schon sah, oder mehr darüber gelesen hat, kann sich wohl denken was ich meine. Vor dem Film hielt ich mich für den absoluten Angsthasen, aber schräg vor mir saß ein Mädchen, dass andauernd hysterisch kreischte. Erst wegen der hab ich mich einige Male erschrocken. :D

Hat noch jemand den Film bereits gesehen, oder hat es noch vor? :)

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Fr 21. Jan 2011, 23:00 - Beitrag #2

Mit Black Swan habe ich es endlich auch mal wieder geschafft, einen groß erwarteten Film am ersten Lauftag zu sehen. Und er hat mir genauso gut gefallen, wie dir - wenn auch wie üblich ohne Tränen. ;)

Black Swan war natürlich auch der Anlass für den Regisseursthread. Will man einen wirklich intensiven Film erleben, so gibt es wohl derzeit kaum eine bessere Adresse als Aronofsky. Wie regelmäßig er solche Werke, die den Zuschauer regelrecht mitreißen, abliefert, ist schon beeindruckend.

Intellektuell lässt "Black Swan" vielleicht ein bisschen zu wünschen übrig, ist die psychologische Betrachtungsweise mit den ausgelagerten Es und Über-Ich doch etwas altbacken. Eine Standard-Handlung, wie einige Kritiken behaupten, ist es aber keineswegs, das naheliegendste in diesem Setting wäre meines Erachtens eine geradlinige Rivalinnen-Geschichte gewesen. Und die wird hier geradezu gezielt dekonstruiert.

Hauptsache ist hier aber ganz klar, wie überzeugend alles umgesetzt wurde. Das Ende so absolut überzuinszenieren, das muss man sich erstmal trauen. Und damit keinen Schiffbruch zu erleben, sondern auch den größten Ballett-Banausen (mich) zu begeistern, das muss man erstmal können. Und auch über die ganze Lauflänge greifen alle Aspekte des Filmemachens perfekt ineinander.
Portman ist in diesem Film eine Erfahrung, Cassel nahezu perfekt, und auch die eher als darstellerisches Leichtgewicht wahrzunehmende Kunis ist für ihre Rolle genau rictig, steht sie ja gerade für das "normale Mädchen".

Die Tendenzen zur Schockmoment-Inszenierung haben mich etwas genervt, können wohl als gezielte Irreführungen des Zuschauers interpretiert werden, die aber auch dann nicht hätten sein müssen. Denn eigentlich ist diese durch den Trailer gestreute Unsicherheit, wohin der Film steuert, auch eher ein Störfaktor, und ich konnte ihn erst voll genießen, als die Lage halbwegs klar wurde. Ein Effekt, der beim Zweitsehen sicher wegfällt - und das, ohne dass ich Spannungsverluste befürchten müsste, denn für mich war das kein Rätseln-was-die-Lösung-ist-Spannungsfilm, sondern alle derartigen Elemente sind ganz klar der Charakterstudie untergeordnet.

Für mich ein großartiger Auftakt für das Kinojahr, Oscars wären absolut verdient, die sexuellen Aspekte dürften da aber die Chancen deutlich reduzieren.

Allerdings kann ich bei aller Begeisterung auch völlig verstehen können, wenn einige Leute "Black Swan" für überschätzt halten oder gar als prätentiöse Plattheit hassen. Aronofskys Werk ist eine extreme Gratwanderung mit der Gefahr des Abkippens zur künstlerischen Selbstverliebtheit mit zu wenig dahinter. Aber für mich funktionierte sie.

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
So 2. Dez 2012, 13:35 - Beitrag #3

Ah, Black Swan. Ich habe den Film letztens gesehen und wurde übel enttäuscht. Nach dem Trailer war die "Natalie Portman spielt ein nervöses Wrack mit eingebildeter Rivalin" - Deutung für mich die wahrscheinlichste und auch langweiligste, aber ja leider die richtige. Ich weiß nicht, woran es liegt, vermutlich daran, dass ich nicht den geringsten Unterschied zum Grundmuster von "Fight Club" sah (bis auf den inzestuösen Aspekt, auf den ich gerne verzichtet hätte):
- Beide Protagonisten verhalten sich so, als wäre ein anderer Protagonist eine eigenständige Person
- Diese Illusion wird den größten Teil des Films über aufrechterhalten
- Es besteht eine Mischung aus Konkurrenz und homoerotischer Spannung zwischen den beiden Figuren
- Die Spaltung oder die sie verursachenden Störungen führen zu stark autodestruktiven Verhaltensweisen (da war mir das Selbstverprügeln des Herrn Pitt noch lieber als das ekelhafte Gekratze und in-den-Finger-Geschneide der Portman).
- Die Gewalt und Spaltung wird mit Verlauf des Films stärker, wird schließlich vom Protagonisten erkannt und führt zur (versuchten) Selbsttötung.

Portman spielt gut, das möchte niemand bestreiten. Auch der Film ist "gut". Aber eben auf eine Weise, die es genauso schon gab, nur eben mit Balletthintergrund und inzestuöser Mutter, die, wie ich fand, nicht gerade den Prototyp, sondern tatsächlich das Clichée der gescheiterten Mutter, die für ihre Tochter den Erfolg wünscht und eine frühe Schwangerschaft fürchtet, verkörpert. Dass sie bei ihr im Zimmer auf dem Sessel schläft, während Natalie Portman mit wieviel-und-zwanzig endlich die Freuden der Selbstbefriedigung entdeckt, überrascht dann auch niemanden mehr, höchstens, dass die Autoren so gnädig waren, sie schlafen zu lassen, anstatt dass sie Portmans exzessivem Hin- und Herrollen ein kühles "Bist du jetzt fertig?" entgegensetzt.

Ich kann verstehen, dass man den Film gut findet, er ist straff durchinszeniert, technisch sehr gut und schauspielerisch ebenfalls, aber mir persönlich sind die Rollen zu clichéehaft und die Handlung, wie oben gezeigt, zu konventionell.

Kleines Edit: Die interessanteste Interpretation kommt offenbar von Portman selbst:
Zitat von wikipedia:Portman recalled, "I thought that was very interesting because this movie is in so many ways an exploration of an artist's ego and that narcissistic sort of attraction to yourself and also repulsion with yourself."

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
Sa 8. Dez 2012, 18:51 - Beitrag #4

Welche alternative "Deutung" (Anführungszeichen, da der Film ja ziemlich ein-deut-ig nur eine zulässt, es wären also schon ganz alternative Filmversionen gewesen) wäre denn weniger langweilig gewesen? Wie ich letztes Jahr schrieb, wäre eine reale Rivalin doch sehr viel naheliegender gewesen, somit für mich langweiliger, und ein Ausfahren der vom Trailer angedeuteten Horrorschiene erst Recht billig.

Fight Club wird sicher auch nicht der erste Film mit solchen Motiven gewesen sein.

Wie unterscheidest du "Prototyp" und "Klischee"? (Oder nicht eher "Archetyp", um die zeitliche Komponente rauszunehmen?) Ich sehe da hauptsächlich einen Umsetzungsqualitätsunterschied. Portmans Figur war für mich eindeutig tiefgehend genug gezeichnet, um kein Klischee zu sein; die Mutter stand zugegebenermaßen auf der Kippe.

Inwiefern liefert das Portman-Zitat eine Alternativinterpretation? Ich lese da nur eine Vertiefung des offensichtlichen heraus.

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Sa 8. Dez 2012, 19:40 - Beitrag #5

Alternativ, nun, gute Frage. Sie hätte ihre Spaltung früher bemerken können; sie hätte sie für sich nutzen können. Die Aussage wäre dann allgemeiner geworden: In einer Leistungsgesellschaft im Extrem wird nicht nur der Körper (blutende Füße), sondern sogar die Psyche eines Menschen auseinandergerissen, um entzweit leisten zu können, was ein Mensch allein eigentlich gar nicht schaffen kann: technische, kontrollierte Perfektion und spielerische, lebensfrohe Leidenschaft in sich zu vereinen, mühelos zwischen beidem zu wechseln. Statt des körperlichen Schadens, den sie selbst sich zufügte, hätte es einen psychischen geben können, der sie weiter funktionieren lässt, in dem Wissen darum, dass sie halluziniert, der sie auf der Bühne perfekt sein lässt und im restlichen Leben tot.

Es wird meines Erachtens letztlich nicht ausreichend erklärt, was sie zu dieser Spaltung getrieben hat: Die ehrgeizige, symbiotisch agierende Mutter, der eigene Ehrgeiz, die Gruppendynamik und ihr Trainer beim Ballett? Ich glaube, ich habe vor dem Film mehr erwartet, was genau, kann ich leider nicht sagen. Vielleicht noch einen zusätzlichen Twist, etwas, das ihn von Pi oder Fight Club unterscheidet. Vielleicht stört mich Portmans völlige Isolation, die zwar natürlich ihre Funktion hat, aber so interessant fand ich sie allein nicht; vielleicht hätte es noch ein Gegenmodell geben müssen, jemanden, der den Black Swan beherrscht, aber beim White Swan größere Probleme hat, und der eben auch psychische Probleme hat, nur anderer Art. Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass ich übergroßen Ehrgeiz ohne sonstige erkennbare Motivation (bekommt man mehr Geld, wenn man die Hauptrolle tanzt? Hat man überhaupt irgendetwas davon außer mehr Stress?) in keiner Weise nachvollziehen kann und sich für mich dann die Frage stellt, warum man für so einen Quatsch diese ganzen ekligen und schmerzhaften Nebenwirkungen in Kauf nimmt.

Achso, Prototyp: Ich habe den Begriff als Terminus der linguistischen Prototypensemantik verwendet, nicht im Sinne von "erstes Modell, nach dem andere gebaut werden." Der Prototyp ist das, woran man kulturell bedingt bei einem Begriff als erstes denkt. Europäer denken beispielsweise beim Begriff "Vogel" prototypisch an eine Amsel, oder beim Begriff "Stiefmutter" erst einmal an böse Stiefmütter wie in Hänsel und Gretel.

Traitor
Administrator
Administrator

Benutzeravatar
 
Beiträge: 17500
Registriert: 26.05.2001
So 9. Dez 2012, 15:12 - Beitrag #6

Das wäre eine mögliche Alternative, ja, aber damit, dass sie funktioniert, doch eine sehr gegensätzliche.

Das "warum" kam tatsächlich etwas kurz, aber das ist bei Film-Charakterstudien oft die deutlich bessere Wahl als das Anfügen einer "origin story" im Vorspann oder in Rückblenden, die geraten nämlich fast immer wirklich klischeehaft.

Ein reales Gegenmodell hätte ich wie gesagt eher störend gefunden, Ballettussen-Zickenkrieg hätte dem Film halt den männlichen Teil der Zielgruppe genommen. ;)

"Archetyp" erschiene mir auch für diese Fachverwendung das passendere Wort, da hat wohl jemand bei der Begriffsprägung nicht aufgepasst...

Rambazamba
Newbie
Newbie

 
Beiträge: 4
Registriert: 27.12.2012
Do 27. Dez 2012, 18:21 - Beitrag #7

Ich fand die story mega. Der film war so gut dass ich an Halloween als Black Swan gegangen bin ^^


Zurück zu Filme, Kino & TV

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste