Joschka und Herr Fischer

[009]

..so heisst ein Film mit und über den Bundesminister des Äußeren a.D., der nebenbei gesagt eigentlich Joseph Martin Fischer heißt.

In dem am 19.5.11 startenden Kinofilm führt, wie aktuell z.B. hier verrät, Fischer selber die Zuschauer durch sin politischen Leben und die Geschichte der Linken..

Über diesen Film der Art, der auch mich ins Kino locken könnte (was seeeeelten passiert) werde ich darum im Zweifel mehr schreiben, wenn ich ihn gesehen haben sollte.

(Die Idee, ein Matrix.Treffen mottoartig auch um einen gemeinsamen Kino-Besuch zu stricken, werfe ich mit Vorwarnung nach wegen einsetztener Ermüdung bei mir *gäähn*)

[Lykurg]

...aber doch nicht um so einen Film!

Fischers Leben ist wirklich dokumentationswürdig, da symptomatisch für eine bestimmte Art von linkem Werdegang und dessen extreme Vollendung, aber bei einem Film, der in so enger Zusammenarbeit mit ihm entsteht, würde ich spontan Einseitigkeit befürchten. Und für prächtig inszenierte Memoiren gebe ich mich nicht her (okay, "Der letzte Kaiser", aber das war was anderes^^). Wäre gut, wenn du nach Sichtung anderes berichten kannst, aber ohne fundierte Empfehlung würde ich mir den nicht ansehen wollen.

[janw]

Lykurg, gerade deshalb würde ich ihn mir ansehen, um zu sehen, ob er nicht doch mal das nötige Maß an Selbstkritik in den relevanten Bereichen an den Tag legt.
Daran mangelt es ihm nämlich IMHO ganz gewaltig, insbesondere die Phase mit Schröder stellt für mich einen Paradigmenwechsel dar, dem ich nach wie vor nur unvollständig folgen kann.

[Lykurg]

Das sehe ich ganz genauso (auch wenn ich den unglaubwürdigen Wandel zugleich als notwendige Einsicht beurteile und damit teilweise anerkenne^^), und eben deswegen bin ich skeptisch, wenn er in die Entstehung des Films in maßgeblicher Weise eingebunden wurde. Denn dafür, nur meine Befürchtung zu bestätigen, ist mir die Person Fischer nicht wichtig genug, um einen meiner traditionell wenigen Kinoabende im Jahr darauf zu verwenden.

[janw]

(auch wenn ich den unglaubwürdigen Wandel zugleich als notwendige Einsicht beurteile und damit teilweise anerkenne^^)

Notwendig inwiefern? Mit Schröder gegangen, an seinen Lippen gehangen?^^
Über Bosnien mag man diskutieren, aber den Terror putintreuer Kräfte in Tschetschenien, den er kurz zuvor noch gegeißelt hatte, zu legitimieren, ist ein Bruch, den ich nicht nachvollziehen kann.
Ebenso sein kritikloses Mitgehen bei den Hartz IV-Gesetzen.

[009]

Mich interessiert auch gerade, wie er, der früher Straßenkämpfer war und dann den Frieden predigte, dabei tief im inneren wohl wie zu Guttenberg die Wehrpflicht oder besser gleich die ganze Bundeswehr hätte abschaffen, äh außer Kraft setzen wollen, damit umgeht, im Falle Bosniens als erster grüner Außenminister wesentlich den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr nach dem 2. Weltkrieg mitverantwortet zu haben.

Bei mir dürfte das zudem eher ein Film sein, der meine Kinobesuche/Jahr über die nicht-mehr-wirklich-meßbar-Schwelle hinweghebt. Wobei das auch eher nur, wenn sich noch wer findet, weil alleine Kino, das ist bei mir noch seltener als Kino zu zweit.

BTW: ihr wisst, was bei den Popcorn-Eimern für die Kinobetreiber das teuerste ist? Personalkosten, Energiekosten beim aufpoppen, der Popcorn-Mais, die Miete/Raumkosten oder die Verpackung, d.h. der Pappbecher?

[Traitor]

Eine derart persönlich gefärbte Doku erscheint mir sehr verdächtig und nicht unbedingt als Verheißung großen Informationsgewinnes oder großer cineastischer Kunst. Wenn nicht sonderlich großartige Rezensionen kommen, werde ich sie mir auch eher sparen. Obwohl ich Fischer nach wie vor sehr schätze.

im Falle Bosniens als erster grüner Außenminister wesentlich den ersten Kampfeinsatz der Bundeswehr nach dem 2. Weltkrieg mitverantwortet zu haben.

Der Fischer-Schröder-Krieg von 1999 war natürlich der gegen Serbien, nicht der in Bosnien. Während der Bosnien-Operationen 1994-1995 war Fischer noch ohne Regierungsverantwortung, sorgte aber wohl auch schon mit nichtpazifistischen Äußerungen für Befremden ob seiner Wandlung.

[009]

Uuuups
Naja, warten wir es mal ab. Ich würde es mir auch bei Selbetbeweihräucherungstendenz durchaus angucken, wobei ich Fischer zwar mag, aber sicher weniger als manch anderer hier.
Nebenbei, die langzeitdokumentarische Betrachtung von Spitzenpolitikern unter dem (war glaub ich eher TV als Kino) Titel "Spuren der Macht" von Herlinde Kölbl, bei der auch Fischer dabei war, fand ich richtig klasse.

[009]

Unter der Überschrift "Ein Mann mit zwei Gesichtern" gibt es nun beim KStA einen kurzen, eher nur grob renzensionsartigen Text, der das allerwesentlichste wohl schon in der Einleitung enthält:

Unkritisch, aber sehr unterhaltsam: „Joschka und Herr Fischer“ ist ein 140-minütiger Dokumentar- und Imagefilm über einen der prägendsten deutschen Politiker der letzten Jahrzehnte.