So, inzwischen habe ich dankenswerterweise die erste Staffel sehen können. Ein bißchen was muß ich noch wiederholen, vielleicht auch, wenn ich Zeit dazu finde, alles; in jedem Fall noch was dazu lesen. Bin jedenfalls hellauf begeistert von der intelligenten und, soweit ich es beurteilen kann, bis in kleine Details authentischen, liebevoll gemachten filmischen Rekonstruktion der Zeit und Gesellschaft. Die Serie wirkt viel echter, lebendiger, plastischer als diverse Gegenwartsfilme der 60er, natürlich auch, weil ihr Anspruch ist, eben das darzustellen; wäre aber vielleicht die Frage, inwieweit ein Zeitzeuge das teilen, widersprechen oder es im einen oder anderen Detail als klischeemäßig überzogen beurteilen würde.
e-noons dreifachen Widerspruch gegen Traitors Bedenken kann ich dahingehend unterstützen, daß ich zumindest innerhalb der ersten Staffel kaum das Gefühl einer Wiederholung als Wiedereinführung hatte, eher schon, daß ich bei den Mengen von überaus interessanten Nebenfiguren etwas den Überblick verlor (ein guter Grund, zu recherchieren bzw. wiederholen), in großen Teilen hatte ich das Gefühl eines monströsen Spielfilms. (Nebenbei bemerkt bin ich kein Seriengucker, schon lange nicht mehr.) Das einzige, was sich für mich zu sehr wiederholte, war die Titelmusik der DVD zwischen den Folgen und während der Einleitungscredits, ist aber dann auch meine Schuld, wenn ich zwischen zwei Folgen noch mal eben ins Netz gucke und währenddessen das Titelmenü weiterläuft.
Eher hatte ich zudem das Problem - und hier tatsächlich ein deutlicher Kritikpunkt - daß die letzte Folge der ersten Staffel zu viel auf einmal und in zu kurzer Zeit will - immerhin mit einem (mindestens doppelten) Clou am Ende, aber zumindest einen Handlungsstrang hätte ich im Ergebnis gern über mehrere Folgen verteilt, so war es zwar knalliger, aber sehr unwahrscheinlich. Das unterstreicht aber gerade die Filmwirkung der Staffel als Gesamtheit und nicht loses Konvolut von Folgen. Ich bin sehr gespannt, in welchem Maße diverse offengelassene Handlungsstränge der ersten in der zweiten Staffel aufgegriffen werden, wobei auch mich dabei eigentlich mehr die Kunstfertigkeit des Gewebes interessiert als der Fortlauf des einzelnen Fadens.
@Traitor, Off-Topic: Dabei ging es ja gerade darum, daß Mad Men in ZDF neo läuft, Seidl zufolge aber einen Platz im Hauptprogramm verdient hätte, etwa anstelle des betagten und in der Produktion sicher nicht billiger als der Einkauf einer qualitativ besseren US-Serie kommende 'Traumschiffs'. Und ich sehe auch nicht recht ein, wieso die ÖRs sich mit den Privaten einen Preiskampf über Fußballübertragungsrechte leisten müssen, die sind meines Erachtens keine Rundfunkgebührengelder wert. Dem Fußballfan sollte es doch egal sein, wo er guckt, und daß das ZDF deswegen dann auch wesentlich mehr Zuschauer in seinem sonstigen Programm hätte, glaube ich nicht so recht.