Mad Men

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e-noon
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Mi 20. Apr 2011, 16:58 - Beitrag #1

Mad Men

"Why can't Daddy have salt?"
"Because we love him."

Ein Freund von mir spricht von einer nie dagewesenen Brillanz amerikanischer Serien und meint damit insbesondere Meisterwerke wie "Breaking Bad" und eben Mad Men, das ich gerade sehe. Die Serie, die sorgfältiger strukturiert und ausgestattet ist als so mancher Film, spielt im New York der frühen 60er. Don Draper ist die verbindende Hauptfigur, sein Arbeitsplatz - Sterling & Cooper, Werbebranche - und sein Zuhause sowie seine Vergangenheit sind das Thema der Serie, doch auf nahezu alle Darsteller wird im Laufe der Zeit ein besonderes Licht geworfen. Ich möchte nicht zuviel verraten, denn bereits die erste Folge ist sehr fesselnd und gleichzeitig überraschend und rätselhaft.

Darsteller, Musik, Licht und alles andere überzeugen ebenso wie das Opening.

Traitor
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Do 21. Apr 2011, 22:07 - Beitrag #2

Die Serie, die sorgfältiger strukturiert und ausgestattet ist als so mancher Film
Das ist wieder dieses "Serien sind das neue Hollywood", mit dem seit einigen Jahren Werbung gemacht wird. Aber auch die besten Serien leiden für mich immer darunter, in zu vielen Aspekten wiederholend zu sein.

"Mad Men" klingt aber mit Sicherheit nach einem der spannendsten Werke derzeit, vor allem des Retro-Faktors wegen, und sollte es mir mal in legaler OV über den Weg laufen, werde ich es mir sicher gerne ansehen.

e-noon
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Do 21. Apr 2011, 22:21 - Beitrag #3

Das ist wieder dieses "Serien sind das neue Hollywood", mit dem seit einigen Jahren Werbung gemacht wird. Aber auch die besten Serien leiden für mich immer darunter, in zu vielen Aspekten wiederholend zu sein.
Da ich seit Jahren kein Fernsehen sehe und mich auch nicht damit befasse, konnte die Werbung mich nicht erreichen ^^ jedenfalls nicht direkt. Die Serien sind tatsächlich besser als Filme. Die erste Folge von 'Breaking Bad' könnte als Film relativ gut allein stehen. Natürlich möchte man trotzdem wissen, wie es weitergeht...

Natürlich ist einiges in Serien wiederholend. Das ist ja nicht unbedingt schlecht. In Harry Potter ist auch einiges wiederholend, und genau darauf beruht auch der Erfolg der Bände als Serie. Man lernt eben die Charaktere kennen, und das besser, als wenn man sie nur anderthalb Stunden aus einem gewissen Blickwinkel heraus verfolgen könnte. Den Effekt, die Menschen zu kennen und immer mehr kennenzulernen, wie man ihn auch im realen Leben hat, kann man mit einem Film nur schwer erreichen. Du magst darin einen Nachteil von Serien sehen, aber wenn es gut gemacht ist, wird es ein Vorteil.

Traitor
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Do 21. Apr 2011, 22:57 - Beitrag #4

Für Charakterarbeit ist das Serienformat von Vorteil. Auch nur, wenn es wirklich gut gemacht wird, da es meist eher in Breitwalzen von Manierismen ausarbeitet, aber prinzipiell schon.
Die Dramaturgie und künstlerische Qualität über eine ganze Serie hin auf gutem Niveau zu halten, ist aber eine noch viel größere Herausforderung, die auch mir sehr liebe Serien nie so richtig meistern. Die klassischen "Nach jeder Folge auf Anfang zurück"-Serien sind da natürlich viel stärker betroffen als moderne mit durchgehendem Handlungsbogen, letztere leiden dafür aber fast immer daran, künstlich mit Cliffhangern und Nebenplot-Verhackstückelung arbeiten zu müssen, und das Grundproblem, eine viel längere Gesamtspielzeit nicht nur füllen zu können, sondern auch zu müssen, können sie prinzipbedingt nicht lösen.

e-noon
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Fr 22. Apr 2011, 00:04 - Beitrag #5

Nein, nein und nein. :cool:
Auch nur, wenn es wirklich gut gemacht wird, da es meist eher in Breitwalzen von Manierismen ausarbeitet, aber prinzipiell schon.
Die Dramaturgie und künstlerische Qualität über eine ganze Serie hin auf gutem Niveau zu halten, ist aber eine noch viel größere Herausforderung, die auch mir sehr liebe Serien nie so richtig meistern.

Ich kenne nicht viele Serien, aber wenn ich zu einem kompetenten Urteil in der Lage bin, dann ist das bei Mad Men gelungen. Ich bin in der Mitte der zweiten Staffel und die erste war durchweg gut, zum Ende hin dagegen überwältigend und vom Sessel reißend gut. Die Charaktere sind alle sehr eng miteinander verwoben, mal ist der Fokus auf Nebencharakteren, aber nie abgehackt, sondern meist in einem manchmal erst sehr spät erkennbaren Bezug. Auch ist die Figurenzeichnung ein Selbstzweck und einfach sehr gelungen. Wie bei wirklichen Menschen fragt man sich beständig, warum sie jetzt gerade etwas bestimmtes tun, zweifelt aber nie daran, dass es einen Grund gibt, der tief in der Psyche der jeweiligen Figur verwurzelt ist.

Die klassischen "Nach jeder Folge auf Anfang zurück"-Serien sind da natürlich viel stärker betroffen als moderne mit durchgehendem Handlungsbogen, letztere leiden dafür aber fast immer daran, künstlich mit Cliffhangern und Nebenplot-Verhackstückelung arbeiten zu müssen,
Die zwei expliziten Cliffhanger, die vorkamen, waren zwei der genialsten Stellen des Films. Ich glaube, man kann sich das wirklich schwer vorstellen, bevor man es gesehen hat, ich hätte es ja auch nicht geglaubt. Künstlich ist nichts daran, natürlich werden Nebenstränge weitergeführt, aber da alles zusammenhängt und man jeden kennt, macht es nie den Eindruck von Verhackstückelung. Die Folgen sind in sich sehr abgeschlossen; außer bei beiden besagten Cliffhangern hatte ich nicht das Gefühl, weitersehen zu wollen, weil die Handlung mich voll Spannung vorwärts trieb, sondern weil ich noch ein weiteres Kunstwerk genießen wollte.

und das Grundproblem, eine viel längere Gesamtspielzeit nicht nur füllen zu können, sondern auch zu müssen, können sie prinzipbedingt nicht lösen.
Ich behaupte, eben doch. Prinzipiell impliziert die Serie eine größere Ziellosigkeit und weniger Bündelung; die Geschichte wird nicht kurz aus der Rückschau erzählt, sondern eher so, wie sie entsteht. Wenn das Grundkonzept gut strukturiert ist und so auf die Folgen ausgelegt war, dass jede für sich alleine steht und sich dennoch alle harmonisch zu einem größeren ganzen zusammenfinden, kann das gelingen, und ich behaupte, hier ist es gelungen.

Lykurg
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Mo 16. Mai 2011, 15:22 - Beitrag #6

Ich bin sehr gespannt darauf, mir demnächst ein eigenes Urteil bilden zu können, die Beschreibungen klingen jedenfalls faszinierend. Nur, weil es mir aber eben auffiel, hier ein Hinweis darauf, daß die Qualität auch anderen auffällt - der Vorschlag für eine Totalüberarbeitung des ZDF.^^
Plötzlich wird Platz sein im Programm, Platz für die wunderbaren Sachen, welche das ZDF bislang in seine Neben-, Sparten- und Digitalkanäle verbannt hat, Platz für „Mad Men“ und „Xanadu“, für „Breaking Bad“ und den Spielfilm, der nicht schon auf drei anderen Sendern gelaufen ist.

Traitor
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Mo 16. Mai 2011, 21:21 - Beitrag #7

@e-noon: Es ist sicher zu einem großen Teil eine Frage des Sehercharakters, bzw. Grundgeschmackes. Ich bin generell kein Freund ausgewalzter alles-im-Detail-abhandel-Werke, mir sind auch bei Büchern 12 abwechslungsreiche Einzelwerke lieber als eine vielleicht relativ perfekt durchkomponierte und auch mehr in die Tiefe gehende, aber trotzdem nie diesen Reichtum erreichende 12-Bände-Reihe mit durchgehender Geschichte.
Beispielsweise ist es für mich eher ein Negativkriterium, wenn "die Figurenzeichnung ein Selbstzweck" ist, Figurenzeichnung sollte entweder der Handlung dienen oder für ein werkübergreifend relevantes Thema oder Charakteristikum stehen, aber das gerade bei Serienfans (aber auch in anderen Medien) verbreitete "dieser Charakter ist so toll, ich will alles über ihn wissen" ist mir immer fremd geblieben. Nicht, dass es nicht faszinierende Charaktere in fiktionalen Werken gäbe, und faszinierende fiktionale Werke, die primär um ihre Charaktere an sich kreisen, aber das gefällt mir wenn dann eher als Miniatur oder eingebettet in andere, den großen Rahmen tragende Aspekte.

Erzähltheoretisch vertrete ich außerdem noch die Auffassung, dass es keine Geschichte gibt, die so interessant ist, dass sie keine langweiligen Stellen enthält - und wenn man auf eine Geschichte 100 Stunden statt nur 2 verwendet, dann hat man sicher Zeit für 100 statt nur für 10 spannende Aspekte, aber bringt eben auch zwangsläufig einige weniger spannende mit ein, einfach, weil das Gesamtwerk sonst löchrig und unrund wirkte. Damit kann das Gesamtwerk mehr Qualitäten haben, aber niemals eine höhere Qualitätsdichte.
Anders ausgedrückt - wenn ich unbegrenzte Sehzeit hätte, wären gute Serien zu guten Filmen gleichwertig. Da ich die nicht habe, bieten mir aber 10 gute Filme fast immer mehr als 1 gute Serie.

Aber wie schon ganz zu Anfang gesagt, nichts gegen Mad Men, es erscheint mir nach allen Berichten als eine der sehenswertesten Serien und wird sicher mal seine Chance bekommen. Aber das ist eben ein Vergleich zu "Star Trek" oder "Big Bang Theory", keiner zu "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Der Pate"...

@Lykurg, off topic: dass es den teuer einzukaufenden Fußball genauso umsonst im Privatfernsehen gäbe, in den USA produzierte Serien aber unbedingt teuer ins ZDF eingekauft werden sollten, ist aber eine äußerst fragwürdige Argumentation.

Lykurg
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So 19. Jun 2011, 21:58 - Beitrag #8

So, inzwischen habe ich dankenswerterweise die erste Staffel sehen können. Ein bißchen was muß ich noch wiederholen, vielleicht auch, wenn ich Zeit dazu finde, alles; in jedem Fall noch was dazu lesen. Bin jedenfalls hellauf begeistert von der intelligenten und, soweit ich es beurteilen kann, bis in kleine Details authentischen, liebevoll gemachten filmischen Rekonstruktion der Zeit und Gesellschaft. Die Serie wirkt viel echter, lebendiger, plastischer als diverse Gegenwartsfilme der 60er, natürlich auch, weil ihr Anspruch ist, eben das darzustellen; wäre aber vielleicht die Frage, inwieweit ein Zeitzeuge das teilen, widersprechen oder es im einen oder anderen Detail als klischeemäßig überzogen beurteilen würde.

e-noons dreifachen Widerspruch gegen Traitors Bedenken kann ich dahingehend unterstützen, daß ich zumindest innerhalb der ersten Staffel kaum das Gefühl einer Wiederholung als Wiedereinführung hatte, eher schon, daß ich bei den Mengen von überaus interessanten Nebenfiguren etwas den Überblick verlor (ein guter Grund, zu recherchieren bzw. wiederholen), in großen Teilen hatte ich das Gefühl eines monströsen Spielfilms. (Nebenbei bemerkt bin ich kein Seriengucker, schon lange nicht mehr.) Das einzige, was sich für mich zu sehr wiederholte, war die Titelmusik der DVD zwischen den Folgen und während der Einleitungscredits, ist aber dann auch meine Schuld, wenn ich zwischen zwei Folgen noch mal eben ins Netz gucke und währenddessen das Titelmenü weiterläuft. ;)

Eher hatte ich zudem das Problem - und hier tatsächlich ein deutlicher Kritikpunkt - daß die letzte Folge der ersten Staffel zu viel auf einmal und in zu kurzer Zeit will - immerhin mit einem (mindestens doppelten) Clou am Ende, aber zumindest einen Handlungsstrang hätte ich im Ergebnis gern über mehrere Folgen verteilt, so war es zwar knalliger, aber sehr unwahrscheinlich. Das unterstreicht aber gerade die Filmwirkung der Staffel als Gesamtheit und nicht loses Konvolut von Folgen. Ich bin sehr gespannt, in welchem Maße diverse offengelassene Handlungsstränge der ersten in der zweiten Staffel aufgegriffen werden, wobei auch mich dabei eigentlich mehr die Kunstfertigkeit des Gewebes interessiert als der Fortlauf des einzelnen Fadens.

@Traitor, Off-Topic: Dabei ging es ja gerade darum, daß Mad Men in ZDF neo läuft, Seidl zufolge aber einen Platz im Hauptprogramm verdient hätte, etwa anstelle des betagten und in der Produktion sicher nicht billiger als der Einkauf einer qualitativ besseren US-Serie kommende 'Traumschiffs'. Und ich sehe auch nicht recht ein, wieso die ÖRs sich mit den Privaten einen Preiskampf über Fußballübertragungsrechte leisten müssen, die sind meines Erachtens keine Rundfunkgebührengelder wert. Dem Fußballfan sollte es doch egal sein, wo er guckt, und daß das ZDF deswegen dann auch wesentlich mehr Zuschauer in seinem sonstigen Programm hätte, glaube ich nicht so recht.


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