Die Wand war tatsächlich recht 'undeutsch' (wenn auch zum Glück nicht im Dialekt), sehr schöne, teilweise fast schon kitschige Alpenlandschaft mit Holzhaus im Wald, Holzhütte auf der Alm, Katze, Kuh, Hund und Frau. Handlungstechnisch wars das allerdings schon so ziemlich, man hätte auch einen mäßigen Kurzfilm aus dem Stoff machen können. Stattdessen wurde das zugrundeliegende Buch vorgelesen (die erste Seite zu Anfang vollständig, längere Passagen zwischendrin, der Schluß ebenfalls), und illustrierende Bilder dazu gezeigt, so daß die Filmlaufzeit einigermaßen gefüllt wurde. Besondere Anreize, die Vorlage noch zu lesen, entstanden daraus nicht (ich habe es vergleichshalber in Auszügen getan, wesentlich mehr als im Film scheint aber nicht drinzustecken). Ich sehe in der Vorlage und genauso auch in ihrer filmischen Bebilderung (leider macht auch Martina Gedeck nicht wirklich 'mehr' daraus, auch wenn ihre hier sehr herb klingende Stimme gut zu der Rolle paßt) im wesentlichen zwei Probleme. Das erste hängt mit der Glaubwürdigkeit zusammen - das dem Film zugrundeliegende Phänomen einer unsichtbaren Wand, die die Protagonistin einschließt und die Zeit außerhalb anzuhalten scheint (die sichtbaren Menschen jenseits bewegen sich nicht), wird als Ausgangspunkt gesetzt, nicht hinterfragt oder erklärt. Das kann man machen, in diesem extremen Fall geht es auch kaum anders, jede 'technische' Erklärung wäre Unsinn. Sehr wenig nachvollziehbar ist aber, daß die Protagonistin sich sofort mit dieser Situation abfindet und fast nichts versucht, daraus zu entkommen (was psychologisierende Interpretationen nahelegt). Die Schwierigkeiten dafür liegen aber darin, daß man rein gar nichts über die Person weiß und auch im Verlauf des Films nicht erfährt (im Buch sah ich ein paar mehr Details, aber es bleibt spekulativ). Als sie die Wand zum ersten Mal wahrnimmt, faßt sie sie zwei- oder dreimal (?) an und geht zurück. Sie versucht es an zwei verschiedenen Stellen, aber nicht in verschiedenen Höhen. Sie versucht nicht, etwas dagegenzuwerfen, sie zu untergraben, überklettern (falls oben offen) oder untertauchen (es gibt Fließgewässer). Stattdessen bleibt sie jahrelang isoliert, zieht sich selbst Zähne etc. Das zweite Problem ist der ethische Nichtkonflikt am Ende. [spoiler]Es taucht ein Mann auf, man weiß nicht woher, sie hat ja auch nicht wirklich danach gesucht, ob es irgendwo einen Zugang gibt. Der Mann erschlägt ihren Stier und ihren Hund, man weiß nicht warum (ich vermute: weil er ein Mann ist), und ohne zu zögern erschießt sie ihn.[/spoiler] Ja, die Situation ist irgendwie extrem. Trotzdem sehe ich nicht so recht, warum das die einzig mögliche Lösung ist, und finde um so bestürzender, daß es für die Handlung keine weitere Konsequenz hat, sie macht sich weiter keine Gedanken darüber. Das Buch bzw. der Film endet, weil ihr das Schreibpapier ausgeht. Das war entsprechend auch mein abschließender Eindruck, ich verließ das Kino mit ein paar offenen Fragen, die ich aber auch nicht zu beantworten Lust hatte, und ziemlich viel Zweifel an der auch inneren Glaubwürdigkeit der Geschichte. Wäre ihr das Schreibpapier ein Jahr eher ausgegangen (im Film: eine gute Stunde weniger), hätte das nicht viel ausgemacht.
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