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Und dann der Regen - También la Lluvia

BeitragVerfasst: Sa 7. Jan 2012, 21:36
von Traitor
Angestoßen im Kinojahr-Thread
[quote="Lykurg"]Bolivianischer Film über die Dreharbeiten zu einem Kolumbus-Film, der durch politische Streitigkeiten um die privatisierte Wasserversorgung und entstehende Indio-Unruhen (geschehen 2000) in schwieriges Fahrwasser kommt. Quasi drei Handlungen, die sich gegenseitig durchdringen und beeinflussen] Der Film ist aber nicht bolivianisch, sondern spanisch-mexikanisch produziert. Bolivien ist nur Handlungsort, für die filminterne Filmcrew aus reinen Kostengründen, welche die völlige geographisch-klimatisch-botanische Inkompatibilität zur Karibik überwiegen.

Gesehen habe ich ihn am Dienstag, also schon im neuen Jahr, zähle ihn aber kinostartgemäß noch als nachgeholten 2011er. Meine Kritik:

Filme über Filmdrehs sind meistens etwas ganz Besonderes, und auch hier gelingt die Verbindung von Filmhandlung und Filmimfilmhandlung ausgezeichnet. Manchmal ist da zu viel gewollter Parallelismus, aber insgesamt funktioniert es sehr gut, wie die Unterdrückung um 1500 die um 2000 widerspiegelt. Die Charaktere (der praktisch denkende Produzent, der idealistisch-naive Jungregisseur, der egomanische Hauptdarsteller...) sind anfangs etwas klischeehaft, aber das muss in so einem Metafilm schon fast so sein, und da sie großartig dargestellt sind und zudem auch noch alle eine Entwicklung durchlaufen, ist das kein Nachteil. Dazu ist die Geschichte mit dem "Wasserkrieg" in Bolivien auch noch wirklich interessant. Im letzten Drittel wird etwas zu sehr auf die persönliche Schiene gesetzt, die Kurve am Ende aber noch gekriegt.
Insgesamt ein erinnerungswürdigen Film.

Ach ja, akute multilinguale Titelverwirrung mal wieder, irgendwas ist da schiefgegangen: también=even=dann...? "Immer der Regen" auf spanisch, "Sogar der Regen" auf englisch", "Dann der Regen auf Deutsch".

Und ein persönlicher Bonuspunkt für das Casting: Gael García Bernal = Stéphane aus "Science of Sleep" darf endlich bei einem echten Film Regie führen. ;)

BeitragVerfasst: So 8. Jan 2012, 01:38
von Lykurg
Ich bin gespannt darauf, den sollte ich mir wohl wirklich nicht entgehen lassen. Gerade was du über die Metafilmaspekte sagst, klingt reizvoll.

Zur Titelverwirrung aber: Ich sehe también vor allem als "auch", "genauso", dazu paßt "und dann" jedenfalls besser als "immer".

BeitragVerfasst: So 8. Jan 2012, 11:39
von Traitor
Ups, da habe ich tambien und siempre verwechselt, Spanisch liegt definitiv zu lange zurück. "Auch" und "even" passen dann ganz gut zusammen, bei "Und dann" überwiegt für mich aber der temporale Aspekt. Die spanischen und englischen Titel interpretiere ich als darauf bezogen, dass jede private Wassererzeugung verboten ist, Brunnen und auch/sogar Regenauffang. Der deutsche Bezug ist weniger klar, klingt eher apokalyptisch.

BeitragVerfasst: So 8. Jan 2012, 12:07
von Lykurg
Aaaah! Dann ergibt der Titel plötzlich Sinn^^ - möglicherweise hat der Eindeutscher ('Übersetzer' ist dann wohl eher zu hoch gegriffen) - das auch nicht verstanden. "Auch" oder "und auch" wären besser, "Sogar" wäre denkbar, "genauso"/"Ebenso" sieht komisch aus, aber "und dann" ist eher unverständlich. Wäre höchstens die Frage, ob es im Kontext des Films irgendwann 'genauso' gesagt wird.

Und werden Umweltthemen in Deutschland nicht regelmäßig apokalyptisch wahrgenommen, während Amerikaner darin eher ein Überflußproblem ('even') sehen?^^