Wer hat " The green Mile" gesehen?

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Amely67
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Mo 12. Mär 2012, 16:47 - Beitrag #1

Wer hat " The green Mile" gesehen?

Von diesem Film bin ich sehr fasziniert. Dieser Ausdruck - diese Rollenverteilung und so viel Mystik.
Ich habe lange nicht so viel geweint und musste Stellen überspringen, da ich so viel Brutalität nicht ansehen kann.
Und bis zum Schluss habe ich gehofft, dass man John freispricht.
Eie ging es Euch mit diesem Film?

Lykurg
[ohne Titel]
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Mo 12. Mär 2012, 19:26 - Beitrag #2

Habe erst den Roman gelesen, dann den Film gesehen, ist aber beides einige Jahre her. Fand ersteren schon grenzwertig zwischen einem einigermaßen erträglichen und einem richtig schlechten Erzeugnis - zwischen Gewaltfaszination in einer 'harten Welt' und pseudosakral-mystischem Kitsch; der Film hat das dann mit den entsprechenden Bildern unterlegt und vor allem letztere Tendenz verstärkt. Nicht mein Fall, sowieso ist Stephen King, wenn er ins Religiöse abdriftet, oft allzu deutlich, da wird alles zum Ringkampf zwischen Gott und Teufel schlechthin.

Freisprechen? - Ich vermute, du meinst eher begnadigen? Nein, insofern ist die Handlung konsequent; wenn schon tumber Tor und Sühneopfer der Menschheit, dann richtig; Begnadigung wäre ein unpassend sanftes, 'gerechtes' Bild unserer Gesellschaft gegenüber der dargestellten Gefängniswelt. Allenfalls hätten sie John eigenmächtig freilassen können, und die Folgen tragen. Aber gerade daß dieser Schritt nicht gewählt wird, macht ihn wenigstens problematisch.

Traitor
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Mo 12. Mär 2012, 20:46 - Beitrag #3

Hier ein paar gut abgehangene Meinungen... ;)

"Green Mile" ist schon ein ziemlich guter Film, der vor allem sehr atmosphärisch gehalten ist und starke Schauspieler bietet. Beides war aber in "Die Verurteilten" ("The Shawshank Redemption", 1994, ebenfalls von Frank Darabont und ebenfalls eine Stephen-King-Verfilmung mit Gefängnisgeschichte) noch ein Stück besser.
Die mystischen Elemente sind dabei so eine Sache. Einerseits geben sie dem Film das Besondere, sodass er eben nicht nur der x-te Gefängnisfilm ist. Andererseits strapazieren sie die Glaubwürdigkeit etwas und sind auch moralisch zu dick aufgetragen. Am Ende
[spoiler]ist die Jesus-Analogie dann schon richtig holzhammerig.[/spoiler]

@Lykurg: Sehr negatives Urteil dafür, dass er dich 2005 noch zum Weinen gebracht hat. ;)

Amely67
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Mo 12. Mär 2012, 21:47 - Beitrag #4

Was ich nicht ganz verstanden habe ist - John sagte: " Seine Liebe brachte sie um" . Ich weiß nicht, ob die Vermutung, dass die Kinder von diesem jungen Kerl missbraucht wurden und dann brutal umgebracht, richtig ist.
Ich weiß nur, dass dieser John unschuldig getötet wurde. Er wollte helfen und er kam mit den Ungerechtigkeiten und der Bösartigeit seiner " Mitmenschen" nicht klar.

Ich denke, als er bei den Mädchen ankam, lagen diese schon blutüberströmt da und deshalb vermutete man, dass er der Mörder sei.

Sorry - die Lücken - ich habe nicht alles gesehen.

Der Schauspieler hat eine großartige Mimik, mit der er all meine Sympathien errungen hat.

Maglor
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Mo 12. Mär 2012, 22:22 - Beitrag #5

Der Film ist bildgewaltig, atmospährisch und emotional bewegend.
Charaktere bleiben archetypenhaft. Es gibt ein paar nette Gutmenschen, zwei Monster und die Monströsität einer offensichtlichen Christus-Allegorie. (Im Sinne der Kunst bekennt sich der Film nicht auf konkrete Weise christliche sondern arbeitet nur mit bekannten Schablonen und Topoi.)
Einer der entscheidenden logischen Fehler des Films bleibt, dass die kriminelle Karierre der "netten" Todeskandidaten außen vor bleibt. Der nette Onkel hat wahrscheinlich früher nicht nur Mäuse gezähmt.

Die Todesstrafe als solche wird im Film bezeichnenderweise an keiner Stelle klar und deutlich in Frage gestellt, sondern viel mehr durch das letzte Wunder des Heilands bestätigt - ich meine den vom Heiland gelenkten Lynchmord des bösen Wärters am wahren Kindsmörder. Des Todestrakt wird als harmonische Endlösung dargestellt, die nur von einem einzelnen teuflichen Aufseher gestört wird. Die gerechten Henker wenden sich erst von der Todesstrafe ab, nachdem sie wissentlich einen Unschuldigen, ja einen Heiligen hingerichtet haben. Vielleicht kann man es auch als eine Art Adaption der christlichen Longinus-Legende betrachten.

Der Film sticht deutlich aus der großen Zahl der Steven-King-Verfilmungen heraus.
Es ist ein schönes, trauriges Märchen, dass mich tief berührt hat.
Ich mag solche Kitsch-Filme. :(

"Seine Liebe brachte sie um"
An diesem Punkt bezieht sich John offensichtlich auf die Motive des Mörders, die offensichtlich sexueller Natur waren. Seine Ausdrucksweise bleibt natürlich in der üblichen kindlichen Weisheit eines gutmütigen Idioten.

Amely67
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Di 13. Mär 2012, 08:36 - Beitrag #6

Danke und auch für den Link von früher vielen Dank. Damit fühle ich meine Ansicht bestätigt - und die Kommentare haben alle meine Fragen geklärt.

Nur - warum ist man eigentlich ein Idiot, wenn man ein herzensguter Mensch ist?
John war und ist in meinen Augen kein Idiot - nur eben andersdenkend.

Ipsissimus
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Di 13. Mär 2012, 11:28 - Beitrag #7

weil der Begriff "Idiot" nichts mit mangelnder Empfindsamkeit sondern mit mangelnder Intelligenz zu tun hat, und weil mangelnde Intelligenz als Makel gilt, mangelnde Empfindsamkeit aber als Geschäftstüchtigkeit durchgehen kann

der Film hatte mich vor vielen Jahren zutiefst beeindruckt, natürlich nicht wegen seines Realismus sondern in seinem märchenhaften Charakter, und natürlich war ich damals noch für die gut-böse-Dichotomie empfänglich, ohne die ein solcher Film gar nicht vernünftig funktioniert. Nicht auszudenken, der Film würde damit gelangweilt haben, zu zeigen, wie der böse Wärter zum bösen Wärter wurde^^


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