Django Unchained

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Traitor
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Do 24. Jan 2013, 23:42 - Beitrag #1

Django Unchained

Da ich mal davon ausgehe, dass dieser Film mehr Diskussionsbedarf aufbringt als die meisten anderen, kriegt er direkt seinen eigenen Thread.

Erstrezension aus dem Jahressammelbecken:
Zitat von Padreic:Django
Danach konnte ich nur denken: "What a motherfucker of a movie maker!" Ist höchstens eine Spur schwächer als Inglourious Basterds, also bärenstark.

Grobe Handlung ist, dass ein von Christoph Waltz gespielter Kopfgeldjäger einen Sklaven (Django, mit stummem 'D') kauft, der ihm helfen soll gewisse Typen zu finden. Danach lässt er ihn frei und versucht mit ihm seine Frau zu finden/sie zu befreien. Das Finale findet auf der Farm von Monsieur Candy (Leonardo di Caprio) statt.
Szenerie, Schauspielerei (besonders auch di Caprio!) und Regie sind großartig. Es gibt zwei/drei Szenen, die von der Gewalttätigkeit her hart anzusehen sind, aber ich finde die Darstellung von Gewalt in dem Film insgesamt sehr gelungen (deutlich schmutziger und auch besser als in Kill Bill). Ein Punkt, den ich jedoch besonders betonen möchte, ist die Ernsthaftigkeit des Films.
Natürlich gibt es auch einen Haufen Witz im Film, aber gleichzeitig macht der Film nachdenken und mitfühlen über/mit Sklaverei. Wie viele Filme über Sklaverei kennt man sonst? Hier wird sie in verschiedensten Aspekten durchaus recht subtil dargestellt, ist das Hauptthema quasi den ganzen Film durch.
Nebenbei zu bemerken ist noch, dass in dem Film einige Sätze auf deutsch gesprochen werden, da nicht nur Christoph Waltz einen Deutschen spielt, sondern auch die Frau von Django deutsch kann.


Eigene Rezension, die aber sicher nicht alle Aspekte streift:

Nach "Inglorious Basterds" bleibt Tarantino seinem neuen "epischen" Stil treu - ist aber trotz Genre-Annäherung eher wieder weiter weg von seinem großen Vorbild Leone. "Django" hat so manche wirklich großartig inszenierte Momente, viele kommen aber auch eben knapp nicht über die Grenze von reinem "boah, guckt mal, wie cool das ist"-Geprolle hin zu echter Größe hinaus. Unangenehm fiel mir auch der Musikeinsatz auf - gut, über die zwei Einspielungen von Rap/Hiphop (oder was es auch genau war) kann man noch als Geschmackssache diskutieren, aber insgesamt war der Einsatz viel zu brachial und die Musik kämpfte oft eher gegen den Film an, als ihn zu tragen, wie es bei so vielen klassischen Western der Fall war.

Untadelig dagegen die Schauspielerauwahl. Waltz stiehlt natürlich wieder allen die Show, wobei von seinem Spiel dank "exceptional beard" an sich weniger zu sehen war als bei IB, aber die Rolle selbst ist einfach genial ausgelegt. Auch DiCaprio und Jackson (den ich nicht erkannt habe) begeistern. Foxx scheint ein bisschen abzufallen, das liegt aber hauptsächlich daran, dass er die seiner Rolle eigentlich durchaus eingebaute Tiefe nur selten in Worten ausführen darf]Politisch wäre meines Erachtens vor allem über "black slavers are worse than white ones" zu diskutieren - ich habe die Kontroverse über den Film in den USA nur grob verfolgt, kann mir aber gut vorstellen, dass sich viel an dieser (durch die Bösewichtsüberlebensreihenfolge auch recht explizit vom Macher unterstützte) Aussage entzündet hat. Auch, dass Django das "1 in 10.000" für sich übernimmt, und dass er am Ende weder seine Mitgefangenen rekrutiert noch diese ihm von sich aus helfen wollen, kann man als implizites Bestätigen von Candies Unterwürfigkeits-Anlagen-Gerede (miss)verstehen.

[spoiler]Schade zudem, dass Hildi nicht gerade eine starke Frauenfigur abgibt, reine zu rettende Prinzessin bleibt, gerade der Brunhild-Bezug hätte da doch offensichtliche Anknüpfpunkte für eine aktivere Rolle gegeben. Oder ob die aktiv vermieden wurden, weil z.B. eine überraschende Feuerunterstützung in letzter Minute schon wieder als zu klischeehaft erschienen wäre? Aber auch ohne solche rein kämpferischen Optionen wäre da mehr zu holen gewesen. Und nein, das ist kein unvermeidbares Problem des Western-Genres, siehe "Sister Sara", Jill in "Once Upon a Time in the West" und zumindest ein paar andere.[/spoiler]
Zur Gewaltdarstellung: Ich teile hier Tarantinos mehrfach zu Protokoll gegebene Ansicht, dass das Thema Gewalt braucht, um zu wirken; allerdings denke ich, dass ein gleichzeitig subtilerer und härterer Einsatz besser gewirkt hätte als diese Splatter-Fontänen, die das Gezeigte stellenweise schon eher ins Lächerliche ziehen, als die Dramatik zu betonen.
Aber mit einem realistischeren Stil hätte er sich natürlich auch stärker in die Richtung eines echten Historienfilms bewegt und sich an dessen Kriterien messen lassen müssen. Die gleiche Gratwanderung gab es ja schon bei IB, und neben Tarantinos eigener bio-/filmographischen Perspektive dürfte ein wesentlicher Grund für diese bleibenden Trashaspekte seiner Werke der Versuch sein, sich so einer Verortung zu entziehen.

Zitat von Padreic:Wie viele Filme über Sklaverei kennt man sonst?
Gute Frage. "Amistad" dürfte der prominenteste sein. Aktuell "Lincoln", wenn auch indirekter. Relevanter für Django dürften einige Spätwestern sein, die das Thema zumindest am Rande aufgriffen - in mindestens einem von und/oder mit Clint Eastwood müsste den Helden iirc ein befreiter Sklave begleitet haben, könnte "The Outlaw Josey Wales" gewesen sein (wo, wie ich gerade bei imdb sehe, auch eine "Laura Lee" vorkommt)
Django, mit stummem 'D'
Als mal jemand "D-dschango" stottert, zündet der Witz natürlich; aber gibt es ansonsten eine Aussprachefeinheit, die der Aussage Sinn verleiht? :confused: Oder soll der Witz eben einfach nur sein, dass es sie nicht gibt, und das D so stumm ist wie ein "Ttom" ein stummes t hätte?

Ach ja: [spoiler]Ein Problem habe ich noch mit der Charakterentwicklung von Dr. Schultz. Der Wandel vom fast völlig geldfixierten Kopfgeldjäger zum Mann mit mehr Idealismus und Skrupel als Django, exemplifiziert in der auf die Bauern-Erschießung zurückgreifenden Diskussion der beiden und auf die Spitze getrieben mit seinem letzten Schuss, ging mir zu schnell und grundlos. Ein paar Gründe werden ja (von ihm selbst) genannt ("Verantwortungsgefühl" für Django oder sind durch das Gezeigte implizit (Abscheu über die Zustände auf Candyland, die anscheinend trotz all seiner Abgebrühtheit noch alles übersteigen, was er bisher gesehen hat), aber irgendwie reichte mir das nicht. Oder habe ich am Anfang Anzeichen übersehen, dass da schon mehr unter seiner harten Schale steckte?[/spoiler]

Padreic
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Fr 25. Jan 2013, 05:58 - Beitrag #2

Traitor hat mal wieder eine fundiertere und ausführlichere Rezension geboten. Ich versuche mal anhand dieser auch selbst ein wenig präziser zu werden.

Nach "Inglorious Basterds" bleibt Tarantino seinem neuen "epischen" Stil treu
In der Tat hat Django mehr mit Inglourious Basterds gemein als mit jedem vorherigen Tarantino-Film. Allein schon, dass es in einem historischen und nicht in einem aktuellen (Gangster-)Milieu spielt. 'Episch' trifft es gar nicht schlecht.

"Django" hat so manche wirklich großartig inszenierte Momente, viele kommen aber auch eben knapp nicht über die Grenze von reinem "boah, guckt mal, wie cool das ist"-Geprolle hin zu echter Größe hinaus.
Hier würde ich gerne Beispiele hören. Wie würdest du z. B. die Endszene (das Herumprollen mit dem Pferd ;)) klassifizieren - ich fand sie großartig. Sie machte das Ende so hübsch unpathetisch, gab ihm eine Note wie sie selten so hübsch in einem Film vorkommt: 'Verliebtheit ausgedrückt in Kleinigkeiten' mag man es nennen. [andere Beispiele von dieser Note kommen vor in Käutners 'Unter den Brücken', Godards 'Außer Atem', Whedon's Firefly (ich glaube, in 'Safe' am Anfang)]

Unangenehm fiel mir auch der Musikeinsatz auf - gut, über die zwei Einspielungen von Rap/Hiphop (oder was es auch genau war) kann man noch als Geschmackssache diskutieren, aber insgesamt war der Einsatz viel zu brachial und die Musik kämpfte oft eher gegen den Film an, als ihn zu tragen, wie es bei so vielen klassischen Western der Fall war.
Die Musik hab ich nicht als störend empfunden, hab sie aber auch nicht so im Gedächtnis. Man sollte aber auch im Auge behalten, dass es kein klassischer Western ist, sondern ein anderes Level von Ironiespannung und "Postermodernität" hat.

Untadelig dagegen die Schauspielerauwahl. Waltz stiehlt natürlich wieder allen die Show, wobei von seinem Spiel dank "exceptional beard" an sich weniger zu sehen war als bei IB, aber die Rolle selbst ist einfach genial ausgelegt. Auch DiCaprio und Jackson (den ich nicht erkannt habe) begeistern. Foxx scheint ein bisschen abzufallen, das liegt aber hauptsächlich daran, dass er die seiner Rolle eigentlich durchaus eingebaute Tiefe nur selten in Worten ausführen darf; mit dem, was er macht, bringt er davon eher mehr rüber, als zu erwarten wäre.
Kann dir nicht zustimmen, dass Waltz allen die Show stiehlt; ich finde DiCaprio und Jackson agieren durchaus auf ähnlichem Niveau. Dass ich Jackson auch nicht erkannt habe, spricht wohl auch für ihn - ich hab ihn bisher immer unterschätzt.

Zur Gewaltdarstellung: Ich teile hier Tarantinos mehrfach zu Protokoll gegebene Ansicht, dass das Thema Gewalt braucht, um zu wirken; allerdings denke ich, dass ein gleichzeitig subtilerer und härterer Einsatz besser gewirkt hätte als diese Splatter-Fontänen, die das Gezeigte stellenweise schon eher ins Lächerliche ziehen, als die Dramatik zu betonen.
Du musst hier, denke ich, durchaus die Zweiteilung des Films sehen: Bis zum letzten Schuss King Schultzs und danach. Vorher kann ich mich nur an eine harte Gewaltszene erinnern: die Hunde-Szene. Und die war hart, schmutzig und sehr passend, fand ich [auch später nochmal gut wiederholt in King Schultzs Gedanken].
Danach wird der ganze Film (in der Gewalt) viel comichafter. Weniger Komik dabei wäre vielleicht besser gewesen, insgesamt fand ich aber die Ästhetik der Gewalt hier sehr gut, durchaus besser als das meiste an Gewalt in Kill Bill [dort waren es auch meiner Meinung nach nie die Gewalt- und Kampfszenen, die dem Film primär seine Klasse verliehen haben].

Zu King Schultz: Ist der Wandel wirklich so groß? War er nicht die ganze Zeit jemand, der die Bösen erschießt und gegen Sklaverei ist (wie er auch extra betont)? Schon zu Beginn auf Candieland wollte er den einen Sklaven vom Tod freikaufen. Die extremen Emotionen, denen Candie (und Django!) ihn aussetzen, tun dann ihr übriges. Insbesondere so von Candie zu Handlungen gezwungen zu werden, ging ihm sicher extrem gegen den Strich; die Hand von Candie musste dann für ihn purer Schmutz sein.

Traitor
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Fr 25. Jan 2013, 11:21 - Beitrag #3

Einfach mal generelle "hier wird analysiert, also immer mal wieder Spoiler"-Warnung vorweg, um mir die Tags zu ersparen.

Hier würde ich gerne Beispiele hören. Wie würdest du z. B. die Endszene (das Herumprollen mit dem Pferd ) klassifizieren - ich fand sie großartig.
Die Pferdeszene fand ich nett, eine gelungene Schlusspointe nach dem großen Gemetzel, die zeigt, dass in Django vermutlich mehr steckt, als man bisher gesehen hat, und seine Frau ihn nicht nur wegen seiner Härte mag. Außerdem vermutlich eine Art Tarantino-Markenzeichen, sogar ich als höchstens Semi-Kenner dachte sofort an die Tanzszene aus "Pulp Fiction". Und eine der vielen kleinen Abgrenzungen zu reinen Rachewestern der alten Schule.
Mit dem Geprolle meinte ich eher Kampfszenen, das Dynamit, die zwei Revolver, usw. Das ist sicher eine "Sünde", der sich auch die besten Westernklassiker schuldig machten, aber bei Leone und Eastwood fand ich das oft elegant-leichthändiger untergebracht als bei Tarantino, wo es mich eher an "Stirb langsam" & co erinnerte. Auch nicht die schlechteste Ahnenreihe, und wie du später sagst, ist es ja auch wichtig, Tarantinos postmoderne Genremischungen zu würdigen. Aber inszenatorisch für mich eben nicht ganz höchste Klasse, auch wenn ich sicher weitere Sichtungen und evtl. ein Filmstudium bräuchte, um das Bild für Bild belegen zu können. ;)

Teil meines Musikproblems war auch einfach die relative Lautstärke, vielleicht ein Verleih-/Vorführungsabhängiger Aspekt. Gerade die western-untypischen Stücke hatten natürlich eine ironisch-postmodernen Aspekt, aber auch einige eigentlich genrepassenden Stücke wurden doch sehr brachial drübergebügelt.

DiCaprio war gut, aber keine Show-Figur. Nicht umsonst findet Schultz "panach"/"showmanship" sehr wichtig, während sie für Candie höchstens Kriterium Nr. 6 ist. ;)
Jackson ist einer dieser Schauspieler, der irgendwann darauf festgelegt wurde, nur noch "sich selbst zu spielen", also einen sehr erfolgreichen Rollentypus zu wiederholen. Dadurch hat er sein Können sicher oft etwas versteckt. Aber mit 65 kann er dann halt auch mal eine andere Figur spielen... (Man vergleiche seinen Stephen mal mit Nick Fury aus den Avengers, gerade mal ein halbes Jahr älter, aber was für Welten in der Optik...)

Du musst hier, denke ich, durchaus die Zweiteilung des Films sehen: Bis zum letzten Schuss King Schultzs und danach. Vorher kann ich mich nur an eine harte Gewaltszene erinnern: die Hunde-Szene. Und die war hart, schmutzig und sehr passend, fand ich [auch später nochmal gut wiederholt in King Schultzs Gedanken].
Schon bei Schultz' erstem Auftreten spritzte das Blut doch ähnlich wie im Finale, oder? Die Hunde-Szene war eher die Art Gewalt, die ich meinte. (Ich wollte erst "von der ich mehr sehen wollte" schreiben, aber das auf Gewalt bezogen zu sagen, ist schon irgendwie pervers. Also eher "die den Film realistischer gemacht hätte". Dazu, ob das besser wäre, habe ich ja schon selbst Zweifel geäußert, muss ich nochmal drüber nachdenken.)

Danach wird der ganze Film (in der Gewalt) viel comichafter. Weniger Komik dabei wäre vielleicht besser gewesen, insgesamt fand ich aber die Ästhetik der Gewalt hier sehr gut, durchaus besser als das meiste an Gewalt in Kill Bill [dort waren es auch meiner Meinung nach nie die Gewalt- und Kampfszenen, die dem Film primär seine Klasse verliehen haben].
"Comichaft" ist eine interessante Perspektive, die zu Tarantino durchaus passen könnte, mir aufgrund der ernsten Thematik und des epischen Stils aber gar nicht in den Sinn kam. Sicher ein positiveres Attribut als "trashig", in Bezug auf Tarantinos sonstiges Werk und die übleren Vertreter des Italo-Westerns erscheint mir jenes aber weiterhin als naheliegender. Auch würde "comichaft" für mich eine stärkere Distanzierung implizieren, während der Film es trotz der überzeichneten Gewalt doch irgendwie schafft, sehr nah am Geschehen zu bleiben.

Inwiefern Schultz' anfängliche Sklaverei-Opposition schon echte Agenda oder nur Fassade ist, bin ich mir nicht sicher. Ich würde vermuten, dass er nur allgemein dagegen ist, wie es ein halbwegs zivilisierter Nicht-Südstaatler halt war, aber ihm sein eigener Vorteil jederzeit wichtiger war als so ein abstraktes politisches Thema.
Dass es auf Candyland dann nicht nur Läuterung, sondern auch einfach Frust war, ist aber sicher wichtig.

Lani
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So 3. Feb 2013, 19:46 - Beitrag #4

Auch hier immer mal wieder Spoiler.

Ich wollte erst in den "Kinojahr 2013" Thread posten, weil ich nicht so viel und so klug schreiben kann wie ihr, aber so ist es dann wohl doch weniger Kuddelmuddel.

Hab ihn jedenfalls mit viel Verspätung letzten Donnerstag genossen und bin schwerst begeistert.
Ich finde - hoffentlich ohne eigenartig zu sein - so viel Blut in Filmen einfach schön. (meine Mama behauptet, es hätte was damit zu tun, dass ein Steak bei mir quasi noch "Muh" machen muss, naja. :D)
Die Musik fand ich unpassend passend. Wir saßen in so einem "Maxximum Sound" Saal und da war für mein Empfinden alles gut.

Die Charakterentwicklung von Schultz ging vielleicht etwas schnell, ich fand sie aber dennoch gut. Ich hatte das Gefühl, dass er seine Sicherheit mit Djangos Unsicherheit getauscht hat und das Candie da eine Rolle spielte. Schultz versuchte die ganze Hundesache zu verhindern, Django nicht, die Unsicherheit am Tisch, sowas eben. Diese Situationen hat Django hingegen mit einer gewissen "Coolness" gemeistert, die man anfangs eher von Schultz erwartet hätte.

Im Nachhinein gefällt mir DiCaprio doch am besten. Bestärkt wird das Ganze wahrscheinlich dadurch, dass man so eine Rolle einfach nicht so von ihm gewohnt ist, aber so einen - Verzeihung - Drecksack so charmant darzustellen, das find ich schon klasse. Und natürlich, dass er nicht mit der Wimper gezuckt hat, als er sich wirklich die Hand verletzt hat. ;)

Nicht gefallen hat mir hingegen der Auftritt von Tarantino. Im ersten Moment war's ulkig, aber insgesamt fand ich das dann doch eher...peinlich. Ich kann ihn gut leiden, aber für mich war das schon fast ein Fremdschämmoment.

Traitor
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So 3. Feb 2013, 20:53 - Beitrag #5

Das mit dem Blut klingt in der Tat eigenartig. "Geil" oder "krass" hört man dazu ja oft als Attribute, aber "schön" doch eher selten... speziell diese Art mit Fontänen etc., oder jede Form, auch dreckiger-realistischere?

Der Unsicherheitstausch ist eine interessante Beobachtung. Vermutlich kann man die Geschichte (oder zumindest die Schultz-Django-Beziehung), wenn man will, auch komplett als Umsetzung des "der Mentor überträgt seine Fähigkeiten und Rolle immer mehr auf den Schüler und opfert sich am Ende, verbraucht"-Motivs interpretieren.

Tarantinos Auftritt fand ich ja auch nicht gut. Ich denke, er fiel vor allem so krass auf, weil er aussah wie sonst auch immer auf Dreh- und Pressephotos, optisch überhaupt nicht zu den auf heruntergekommen geschminkten Kollegen passte.

Lani
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Mo 4. Feb 2013, 18:35 - Beitrag #6

Billig produzierte Splatterfilme und sowas finde ich nur albern, da ist dann gar nichts mit schön. Aber hier find ich es speziell optisch ansprechend, wenn Wände mit Blut eingedeckt sind. Keine Ahnung warum, ich mag die Farbe und das Gesamtbild.
Aber nur in Filmen! Nicht, dass man hier dunkle Geheimnisse vermutet. ;)

Feuerkopf
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Fr 20. Jun 2014, 22:03 - Beitrag #7

Habe mir den Film gestern als Blue Ray angeguckt und zwar auf Deutsch, damit ich kapiere, um was es geht. ;)
Ich war mächtig geflasht. Das war wirklich wie früher in den härteren Italowestern. Ähnlich brutal waren die Filme mit Charles Bronson und vor allem natürlich "Leichen pflastern seinen Weg", mit Kinski und Trintignant.
Bilder und Ausstattung sind großartig, der Kontrast zwischen Elend und Pracht, weißem Pack und kultivierten Sklaven, mit viel Liebe zum Detail dargestellt.
(Empfehlenswert hier die Extras auf der Blue Ray zum Thema.)
King Shultz ist eine tolle Rolle für Waltz, er kann wieder seine Ambilvalenz wunderbar ausspielen. Jamie Foxx ist glaubwürdig in seiner Rolle. Er emanzipiert sich immer mehr, wird vom Lehrling langsam zum Meister. (Außerdem ist er sehr sexy. Findich. :cool: )
Don Johnson ist wundervoll, Leo di Caprio einfach nur bösartig. Der Mann gefällt mir eigentlich immer. Samuel Jacksons grantiger Majordomus ist der kluge Kopf hinter seinem Master. Toll gespielt!
Es gibt ein paar sehr spaßige Momente. Djangos erstes, sehr blaues Outfit. Die Verfolger mit den fehlgeschneiderten KluKluxKlan-Masken... Zum Brüllen komisch!
Oder wenn Django neben Franco Nero (dem Ur-Django) am Tresen steht und seinen Namen buchstabiert.
Der Film ist eine Wundertüte an Zitaten. Sogar der Sarg taucht auf. Das Maschinengewehr wird immerhin durch ordentlich viel Dynamit ersetzt.
Habe mir sagen lassen, im Original sei der Film noch sehr viel besser. Werde ich feststellen.
Meine Bewertung: 10 von 10 Kugeln.

Traitor
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Sa 21. Jun 2014, 11:25 - Beitrag #8

So hart wie alte Italos kam wir DjangoU gar nicht vor, dafür waren die Gewalt und das Blut zu kitschig, nicht so bodenständig-dreckig.

Da ich keine Perspektive sehe, an Blu-Ray-Extras zu kommen, möchest du da vielleicht ein paar spannende Aspekte zusammenfassen? ;)

Franco Nero muss ich damals verpasst haben; wusste nichtmal, dass er noch lebte. (Edit: "damals" = Erstsichtung DjangoU, nicht Original-Django; in letzterem war FN natürlich nicht zu verpassen.)

Ipsissimus
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Sa 21. Jun 2014, 12:15 - Beitrag #9

der "liebenswürdige Drecksack" ist wohl ein Eigenzitat, mir ist außer Landa zumindest im Moment keine andere Figur erinnerlich, von der das Konzept stammen könnte

Feuerkopf
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Sa 21. Jun 2014, 12:18 - Beitrag #10

Franco Nero ist mal gerade 73.;) Wusstet ihr, dass er mit Vanessa Redgrave verheiratet ist? [/gossip]
Bild

Die Extras auf der Blue Ray befassen sich einmal mit dem Spezialtraining der Pferde. Tarentino ist besonders stolz darauf, dass der Tierschutz den Film zertifiziert hat. Außerdem musste Christoph Waltz etliche Reit- und Kutschfahrstunden nehmen. Jamie Foxx war teilweise auf seinem eigenen Pferd unterwegs, das speziell trainiert wurde.
Die zweite Doku hat die Kostümbildnerin im Fokus und ihre Ideen für die Kostüme. Waltz bekam Grau in allen Schattierungen, Dunkelrot war di Caprios Farbe. Ganz erstaunlich, wieviel Akribie in der Planung liegt, damit das gefilmte Ergebnis so glaubwürdig aussieht.
Die dritte Doku ist eine Reminiszenz an den Mann, der für alle Locations und Aufbauten verantwortlich zeichnete, denn er starb kurz vor Ende der Dreharbeiten.
Welche Dimensionen da herrschen, wird spätestens klar, wenn die 8 km lange Straße gezeigt wird, die extra angelegt wurde zwischen den beiden großen Plantagengebäuden. Unglaublich! Da ist eine ganze alte Kleinstadt renoviert worden. Oder welche Vorbilder es für den Zahnarztwagen des Doc gab. Der Wackelzahl war übrigens eine Tarentino-Idee.

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Sa 21. Jun 2014, 13:04 - Beitrag #11

Ich bin, was den Film angeht, extrem zwiegespalten. Das scheint mir auch logisch, denn der Film hat zwei deutlich getrennte Teile, sowohl in Inhalt, Stil als auch Darstellung. Die Teilung findet etwa mit dem Erreichen Candylands an. Es gibt einen Wechsel der Musik, einen Rollenwechsel, Django übernimmt die Führung, er wird die Hauptfigur, der Stil gleicht sich sehr stark dem Standardhollywoodkrams an. Endgültig dahinein verfällt er in der Hundeszene, der Unterschied mag noch die Gewaltmenge sein. Ich finde diese Szene sterbenslangweilig und viel zu stereotyp. Zugegeben für einen an den Italowestern angelegten Film ist diese Szene auch extrem schwierig.

Im klassischen Italowestern werden Figuren zu Hauf auf das Übelste geschlagen, misshandelt, bis getötet. Die dafür verantwortlichen Figuren legen aber selbst Hand an, siehe etwa in den drei ersten Leones. Candy wird natürlich keinen Sklaven schlagen. Candy wird sich auch nicht darüber amüsieren, er genießt den Gewaltexzess natürlich nicht, er nutzt ihn, um sich selbst eine falsche Klasse zu geben. Das wird aber schon vorher deutlich, als sich Schultz/Django mit Candie bekannt machen. Tarantino hätte einen Fokuswechsel machen und eine weitere Schicht einfügen sollen, dann hätte er seinen Stil fortführen können und die Szene als gelungen klassifiziert werden können. Candie hätte nicht zu einem Hauptakteur erhoben werden sollen, sondern seine Angestellten, die hätten sich einen richtigen Spaß daraus machen müssen. Dann gibt es keine Skrupel und die Aufforderung Djangos an Schultz, nicht einzugreifen, kann authentisch sein. So wirken beide wie Fremdkörper.

DiCaprio halte ich, entgegen der Meinungen hier, für völlig ungeeignet für den Film. Er ist zu sehr aus dem Ei gepellt und zu aufgesetzt. Natürlich hat Candy nicht die Klasse, die er vorgibt zu haben, aber seine Drohgebärden z.B. kann ich nicht ernst nehmen. Ihm fehlt dafür einfach die Autorität.

Der erste Teil des Film wirkt viel besser. Es schwingt viel mehr mit. Die Welt ist grauenhaft, sie ist nicht einfach und es keine klare Lösung, keinen Helden, der alles ins Gute wendet, der für Gerechtigkeit sorgt. Trotz seines Slapsticks schafft es Tarantino aber, all dies mitschwingen zu lassen. Die Musik unterstützt das m.E. sehr gut, sie passt sich auch hervorragend ein, etwa die Django-Musik, aber auch "Two Mules for Sister Sarah" passt hervorragend in diese Welt.

Zitat von Donna Traitoria:dass ein gleichzeitig subtilerer und härterer Einsatz besser gewirkt hätte als diese Splatter-Fontänen, die das Gezeigte stellenweise schon eher ins Lächerliche ziehen, als die Dramatik zu betonen.

Dem stimme ich zu. Was hier fehlt ist die Ruhe, die Geduld und die Vorbereitung. Allerdings gibt es die auch in vielen Italowestern auch nicht.

Zitat von Don fuego:Habe mir den Film gestern als Blue Ray angeguckt und zwar auf Deutsch, damit ich kapiere, um was es geht. ;)

Schlechte Entscheidung, finde ich. Die dt. Synchronisation fällt gegenüber der Originalen ab. Und es gibt ja Untertitel. Schultz' Vorstellungsszene ist im dt. nur halb so lustig, das Niederdeutsch der Texaner einfach nur grauenhaft und Jackson Figur flucht auf Englisch gleich noch mal so gut.

Redgrave ist wirklich ein toller Name, um Django zu heiraten :D. Wie 73 sieht der aber nicht so richtig aus.

janw
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Sa 21. Jun 2014, 13:12 - Beitrag #12

Feuerkopf, solche "Hingucker-Kriterien" wie bei Jamie Foxx finde ich ein bisschen ambig - im Grunde darf sich nur eine Seite unbedenklich so äußern, außerdem: ist nicht eigentlich entscheidend, wie spielendes Mensch die ihm zugedachte Rolle spielt?

Feuerkopf
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Sa 21. Jun 2014, 14:27 - Beitrag #13

jan,
ich verstehe deinen Beitrag nicht.

Feuerkopf
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Di 24. Jun 2014, 19:06 - Beitrag #14

Ich werde wirklich alt. Ich meine mich erinnern zu können, dass ich recht ausführlich darüber schrub, wieso Di Caprio die Rolle des fiesen Plantagenbesitzers passend spielt. :wzg:

janw
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Di 24. Jun 2014, 20:36 - Beitrag #15

Feuerkopf, Du erwähnst in Deinem vorvorletzten Beitrag einen Leo di Caprio, der einfach nur bösartig sei und Dir eigentlich immer gefalle.
Ist das der di Caprio, der in diesem Titanic-Schmachtfilm gespielt hat? :shy:

Feuerkopf
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Di 24. Jun 2014, 21:21 - Beitrag #16

Ja, Jan, das ist derselbe Leonardo di Caprio, der mit 20 die erste Oscarnominierung für seine Rolle in "Gilbert Grape" hatte. ;)
Derselbe, der mit der Titanic unterging, der den Romeo spielte und so fort http://de.wikipedia.org/wiki/Leonardo_DiCaprio
Er wird im November 40.

Ich hatte eine ziemlich umfangreiche Beschreibung der Rolle des Mr. Candy geschrieben und die in den Zusammenhang des Films gesetzt, aber irgendwie ist das im Orkus verschollen. :para:


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