Fernsehmist

Spielfilme, Serien, Soaps, Comedy und alles was es im Kino und Fernsehen gibt.
Thod
Harfner des Erhabenen
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Fr 17. Jan 2003, 20:49 - Beitrag #1

Fernsehmist

Hallo,
auf Wunsch von Seeker eröffne ich hier mal wieder einen Stänkerthread, in dem ich zum Ausdruck bringen kann, für wie grossen Müll ich unser TV-Programm halte...

Erst mal nur kurz, Zeit für Ausführungen ist ja dann immer noch:

Mir ist schon des öfteren aufgefallen, dass es kaum eine Sendung gibt, die nicht einen sog. pädagogischen Anspruch mit sich bringt. Die Charaktäre verhalten sich gekünstelt friedfertig, und bauen Pseudo-alltag-probleme auf, die sie dann vorbildlich lösen.
Dabei habe ich besonders so Serien im Auge, wozu auch (daher kommt der Ansatzpunkt für diesen Thread) Startrek gehört.

Letztlich, ob reflektiert oder nicht, steckt hinter diesen Erziehungsbildern ein ganz spezielles Menschenbild und eine besodere Ethik (deren Ursprung ich im glorreichen Amerika vermute). Kleiner Nebeneffekt: letztlich tragen die Konfliktlösungen in wirklichen Konflikten nicht, da die echten Konfliktparteien weitaus mehr Techniken des Blockierens etc. haben, als man sie so vereinfacht darstellen könnte und wollte...
Dennoch stelle ich oft fest, dass gerade diese Inhalte aus dem Fernsehen Basis für die Überzeugung Vieler ist. Sowohl begrifflich, als auch inhaltlich werden überall (auch in diesem Forum) Phrasen wiederholt, die wohl dem sog. Zeitgeist entsprechen, und deren Ursprung ich dort vermute.

Drei weitere Punkte möchte ich noch kurz ansprechen:
- Fernsehen ist so angelegt, dass es alle noch so komplizierten Themen auf 45 Min. reduziert, für einen 12 jährigen verständlich macht, und massentauglich ist. Somit ist das Niveau als kleinstes gemeinsames, ja schon abzusehen.
- auch erzieht Fernsehn dazu, nur zu konsumieren: wenn man alles in einer kleinen Sendung zusammengefasst präsentiert bekommt, mit ton und bild, wer setzt sich da noch an ein ausfühlicheres Geschichtsbuch? Oder gar was philosophisches?
- um bei der Philosophie zu bleiben: einige Sendungen behaupten, sie anzusprechen. Sie bieten dabei Billigstlösungen, dass diese nicht tragen, ist ja wohl klar. Dann werden (hier nehem ich Startrek mal ausdrücklich) ethische Aspekte an extra auf das Ergebnis hin angelegte Beispiele gepresst: Eine Föderation würde so wie sie beschrieben ist, längst im innerinstitutionellen Krieg untergegangen sein, wird aber als Beispiel für eine positive Zukunft herangenommen. Hier wird unbewusst auf ein völlig unreflektiertes und falsches Menschenbild aus den 60er letzten Jhdt. zurückgegriffen, dieses wird in den Köpfen als alltagstauglich verfestigt, und nie hinterfragt. Auch werden Rassen dargestellt, um Menschentypen und Menschengruppen zu repräsentieren. Jugendliche bauen somit leicht ein absolut Weltfremdes Wertesysteem auf, welches imho deutlcihst mit Gefahren verbunden ist. Von komischen Technikvorstellungen ganz zu schweigen, die find ich nicht so tragisch.

Reicht dir das fürs erste, Seeker?

Gruss,
Thod

Seeker
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Fr 17. Jan 2003, 21:24 - Beitrag #2

Zu allererst: ich distanziere mich vom Begriff des "Stänkerthreads" ;)
Einiges, was Du ansprichst, Thod, kann ich nachvollziehen. Allerdings finde ich in Deiner Argumentationsweise im Vordergrund den Anspruch zur Erziehung, Meinunsbildung. Das ist nun, wie wir alle wissen, nicht der Fall. Unterhaltung ist das primäre Ziel, was sich die Fernsehindustrie (und Kino) gesetzt hat. Es gibt zwar öfters Versuche, auch lehrend an das Publikum heranzutreten, aber das ist eher die Ausnahme.
Insofern muss sich jeder bewusst sein, das er unterhalten wird. Ich gebe zu, es ist schwer das immer zu vergegenwärtigen, wenn man mit dieser Technik aufgewachsen ist.

Das die Föderation als solche nicht funktionieren würde, woher weisst Du das? Kommt die UN der Föderation nicht sehr nahe?

Was das Rassenbild in ST angeht, geb ich Dir teilweise Recht. Verschieden Rassen stehen für die verschieden menschlichen Eigenschaften (Betasoiden für die Einfühlsamen, Klingonen für die der Ehre verpflichteten Kämpfer, Vulkanier für die kalte Logik, Ferengi für den Handel und Profitgier, etc ...)
Aber was ist daran falsch? Denkst Du, dass dies eine neue Art des Rassenhasses heraufbeschwört? So kam das nämlich bei mir an.
Die Idee bei StarTrek, der friedliche Umgang der Völker untereinander, ist doch eine humanistische Idee, oder etwa nicht? Worin siehst Du die Gefahren? Wenn es Dir um Stereotypen geht - alle Rassen in Star Trek (vielleicht mit Ausnahme der Ferengi) haben eine nachvollziehbare Geschichte und gute, sowie schlechte Seiten. Also, wo ist da das Muster, dass von Jugendlichen falsch verstanden werden kann?

Soviel erstmal von mir.

Gruss,
Seeker

Thod
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Fr 17. Jan 2003, 21:37 - Beitrag #3

Zu allererst: ich distanziere mich vom Begriff des "Stänkethreads"

Dankä
Allerdings finde ich in Deiner Argumentationsweise im Vordergrund den Anspruch zur Erziehung, Meinunsbildung. Das ist nun, wie wir alle wissen, nicht der Fall. Unterhaltung ist das primäre Ziel, was sich die Fernsehindustrie (und Kino) gesetzt hat.

Nu, das ist klar der Komerzanspruch. Aber analysier doch mal die ganzen Soaps auf ihr Menschenbild und Anspruch... Ich komme mir äusserst manipuliert vor. Mag sein, dass ich das besonders empfinde, da die dort gezeigte Moral und Weltanschauung meiner völlig entgegen läuft.
Es gibt zwar öfters Versuche, auch lehrend an das Publikum heranzutreten, aber das ist eher die Ausnahme.

Ich kenne keinen amerikanischen Film, in dem nicht zumindest am Schluss so eine Sequenz da ist. Und in den TV-Serien ist das noch intensiver. (Auch z.B. oft im Zusammenhang mit den komischen eingeblendeten Lachern...)
Das die Föderation als solche nicht funktionieren würde, woher weisst Du das? Kommt die UN der Föderation nicht sehr nahe?

Verkürzt sagen mir das meine Erfahrungen mit unserer Geschichte, und meine Antropologischen Erkenntnisse. Mit der Zahnlosen UN hat sie imho nicht viel zu tun. Wie heisst eigentlich die oberste Direktive der UN?
Aber was ist daran falsch? Denkst Du, dass dies eine neue Art des Rassenhasses heraufbeschwört?

Nö, es wird nur ein eingeschränktes und somit falsches Menschenbild geliefert, und Schlüsse auf menschliches Verhalten (vor allem auch in Gruppen) völlig verzerrt und verdreht. Da vor allem Jungendliche das aber über visuelle UND audielle Kanäle aufnehmen prägt es somit ERFAHRUNG, und man kann später, im Unterbewussten nicht mehr von RL Erfahrung unterschieden werden, weil sie einfach zu zum Erfahrungsschatz gehört und keiner Reflexion entspringt.
Die Idee bei StarTrek, der friedliche Umgang der Völker untereinander, ist doch eine humanistische Idee, oder etwa nicht?

Ja, ich aber bin nicht Humanist, sondern Christ. Ich denke, Humanismus trägt nur in Wohlstandszeiten und ist letzlich ohne Wurzeln recht schnell purer Egoismus.
Worin siehst Du die Gefahren?

Um die unreflektierte Ethik und das dazugehörige Menschenbild, welches man in die Gesellschaft trägt, und welches bestenfalls einen Menschen grenzenlos naiv werden lässt.

Gruss,
Thod

Seeker
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Fr 17. Jan 2003, 23:27 - Beitrag #4

Da vor allem Jungendliche das aber über visuelle UND audielle Kanäle aufnehmen prägt es somit ERFAHRUNG, und man kann später, im Unterbewussten nicht mehr von RL Erfahrung unterschieden werden, weil sie einfach zu zum Erfahrungsschatz gehört und keiner Reflexion entspringt.


Du glaubst also, dass das Bücher lesen weniger gefährlich ist, als Fernsehen? Und in diesem Zusammenhang siehst Du auch eine gesteigerte Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen, die "Ballerspiele" spielen? Ich denke, die Gefährdung, die von Büchern, Fernsehen und Spielen ausgeht, steigt und fällt mit der seelischen Notlage des speziellen Jugendlichen. Will sagen, wenn jemand schon labil an dieses oder jenes herangeht und Antworten sucht, die er lieber bei den Eltern, oder Jugendberatern, o.ä. suchen sollte, dann verstehe ich Deine Bedenken. Einem "gesunden" Menschen dürfte es allerdings nicht viel anhaben.

Wenn ich so darüber nachdenke, kann ich Dir aber zustimmen. Ich habe bei mir schon ähnliche Tendenzen gefunden, reales Leben nach dem Vorbild eines Films, oder ähnlichem zu gestalten. Hört sich jetzt krass an, ist nicht so krass, wie sichs liest, aber die Tendenz dazu war da. Worum Du ja besorgt bist:
Um die unreflektierte Ethik und das dazugehörige Menschenbild, welches man in die Gesellschaft trägt, und welches bestenfalls einen Menschen grenzenlos naiv werden lässt.


Viele mögen das Fernsehen als "Erziehungsersatz" ansehen. Dann müsste man aber das gesamte TV-Angebot überarbeiten! Man sollte es tun.

Gruss,
Seeker

Fargo
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Sa 18. Jan 2003, 16:56 - Beitrag #5

Hier diskutieren wir jetzt aber sehr ungenau und unspezifisch, Leute - was bei einer generellen Attacke aufs Fernsehen sehr schnell zum Argumentationszapping führen kann. Lasst uns das doch mal ein bisschen auseinander dröseln.

Basis kann doch wohl sein, dass wir immer alle bei allem was 'lernen', ob wir wollen oder nicht: beim Lesen und Fernsehen, beim Kippenholen, beim Arbeiten, beim Quasseln in der Kneipe. 'Reine' Unterhaltung, die keinen irgendwie gearteten, wenn auch minbimalen Einfluss auf uns hat - und sei's nur die Bestärkung dessen, was wir sowieso Glauben, Denken, an Werten haben, gibt es nicht. Soweit sind wir doch wohl alle einig, oder?

Dann stellen sich bei Fernsehserien doch folgende Fragen:

- Wirkt dasselbe Angebot auf alle Nutzer immer gleich? Oder hängt die Wirkung (oder der Lerneffekt, wie immer Ihr das nennen wollt) nicht extrem stark vom Individuum ab? Von Intelligenz, Temperament, Sozialisation, Lebensumfeld, momentaner Befindlichkeit usw. des jeweiligen Mediennutzers?

- Hängt die Wirkung von der Art des Konsums ab? Oder von der Menge? Ist Gift nicht auch beim Fernsehen eine Frage der Dosis?

- Ist das Einzelangebot entscheidend, oder das Medium selbst? Setzt sich - schränken wir's der Diskussionsfokussierung zuliebe gleich mal ein - das Fiktionsangebot des Fernsehens aus divergenten, differenzierbaren Einzelangeboten zusammen, so dass ein Wechsel der Mischung ein anderes Fernsehen ergibt? Oder wird alles, was über den Sender geht, unweigerlich Fernsehen? Ist die Natur des Mediums (einschließlich der Rezeptionssituationen) unvergleichlich viel wichtiger als die einzelne Sendung?



Diese Fragen ziehen dann unweigerlich weitere nach sich. Falls das selbe Angebot auf unterschiedliche Nutzer sehr unterschiedlich wirkt, was folgt daraus? Welches gesellschaftliche Handeln ist erforderlich, wenn die gleiche Serie den einen schlauer und den anderen dümmer macht? Weitersenden, weil die Informationsfreiheit und Selbstverantwortung des Individuums für die Gesellschaft wichtiger sind als das Risiko durch Verdummte? Anders herum entscheiden und bestimmte Inhalten & Formen ausschließen? Oder doch lieber potenzielle Risikonutzer ausschließen? Wenn letzteres, wie erkennt man sie und wie schließt man sie aus? Wenn man das Medium beschränken will, wie soll ein medialer Binnenmarkt geschaffen und abgeschottet werden, auf dem solch eine Zensur auch greift ? Etc., etc.

Neben diesen Fragen wirft Thods Attacke aber auch Fragen auf, die wir am besten am konkreten, von ihm selbst gewählten Beispiel diskutieren, an Star Trek TNG. Will diese Serie pädagogisch wirken? Und ist sie im Resultat gefährlich? Was sind ihre gefährlichen Botschaften? Kein vernünftiger Zuschauer nimmt die Föderation für voll, gar für Realität. Die ist Teil einer erzählerischen Verkürzung, eines Spiels.

Dieses Spiel, hier hätten wir einen weiteren Einschränkungspunkt, verläuft ja gar nicht immer gleich. Ist nicht gerade TNG mit ca. 7 x 25 Folgen ein Sammelsurium unterschiedlicher Erzählniveaus und Tendenzen? Ist es nicht viel eher ein Spielfeld als schon ein Spiel, ein Feld, auf dem sehr unterschiedliche Matches ausgetragen wurden?

Thod, was sind für Dich die bestimmenden – und für Dich ja auch: gefährlichen - Charakteristika einer TNG-Folge?

Nicht-Trekkie Fargo

Seeker
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Sa 18. Jan 2003, 19:07 - Beitrag #6

Original geschrieben von Fargo
Basis kann doch wohl sein, dass wir immer alle bei allem was 'lernen', ob wir wollen oder nicht: beim Lesen und Fernsehen, beim Kippenholen, beim Arbeiten, beim Quasseln in der Kneipe. 'Reine' Unterhaltung, die keinen irgendwie gearteten, wenn auch minimalen Einfluss auf uns hat - und sei's nur die Bestärkung dessen, was wir sowieso Glauben, Denken, an Werten haben, gibt es nicht. Soweit sind wir doch wohl alle einig, oder?

Nun, wenn jemand das Angebot nicht interessiert, kann er auch vieles überhören - und somit stellt sich die Frage, ob er etwas dabei lernt. (Allerdings liese sich dieser Einwand auch annullieren, wenn man davon ausgeht, dass man sich nur Sachen ansieht, die einen interessieren. Was aber realistisch betrachtet nicht immer der Fall ist.)

Wirkt dasselbe Angebot auf alle Nutzer immer gleich? Oder hängt die Wirkung (oder der Lerneffekt, wie immer Ihr das nennen wollt) nicht extrem stark vom Individuum ab? Von Intelligenz, Temperament, Sozialisation, Lebensumfeld, momentaner Befindlichkeit usw. des jeweiligen Mediennutzers?

Ich denke, hier hast Du schon die Antwort geliefert.

Hängt die Wirkung von der Art des Konsums ab? Oder von der Menge? Ist Gift nicht auch beim Fernsehen eine Frage der Dosis?

Ich denke, es ist eine Frage der Dosis. Marathonsitzungen (am WE ungefähr 12 Einzelserien ST) verändert das Denken, es gleicht sich dem gewählten Unterhaltungsmedium an, ich spreche aus Erfahrung. Und so ist es bei allem, da bin ich mir sicher.

Setzt sich das Fiktionsangebot des Fernsehens aus divergenten, differenzierbaren Einzelangeboten zusammen, so dass ein Wechsel der Mischung ein anderes Fernsehen ergibt? Oder wird alles, was über den Sender geht, unweigerlich Fernsehen?

Ich denke Ersteres ist der Fall. "Guter Stoff" wird nicht dadurch schlecht, dass man ihn einfach sendet.

Ist die Natur des Mediums (einschließlich der Rezeptionssituationen) unvergleichlich viel wichtiger als die einzelne Sendung?

Könntest Du mir das erklären, ich steh gerade auf dem Schlauch. Was meinst Du mit Rezeptionssituationen?

Diese Fragen ziehen dann unweigerlich weitere nach sich. Falls das selbe Angebot auf unterschiedliche Nutzer sehr unterschiedlich wirkt, was folgt daraus? Welches gesellschaftliche Handeln ist erforderlich, wenn die gleiche Serie den einen schlauer und den anderen dümmer macht?

Wie soll das aussehen? Jemanden per TV dümmer machen? Meinst Du damit Vorurteile verbreiten und festigen, oder Falschmeldungen zur Wahrheit erheben? Die Gefahr lauert ebenso in den Zeitungen oder Büchern.

Anders herum entscheiden und bestimmte Inhalte & Formen ausschließen?

Wird, denke ich, schon betrieben. Gesendet wird nur, was Quote bringt. Ist doch ein Auswahlverfahren, das sich sicherlich nach anderen Kritierien richtet, als der Lehranspruch.

Oder doch lieber potenzielle Risikonutzer ausschließen? Wenn letzteres, wie erkennt man sie und wie schließt man sie aus? Wenn man das Medium beschränken will, wie soll ein medialer Binnenmarkt geschaffen und abgeschottet werden, auf dem solch eine Zensur auch greift ? Etc., etc.

Interessanter Gedankengang. Hab keine Ahnung.

Thod, was sind für Dich die bestimmenden – und für Dich ja auch: gefährlichen - Charakteristika einer TNG-Folge?

Das interessiert mich auch.

Gruss,
Seeker

Fargo
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Sa 18. Jan 2003, 19:48 - Beitrag #7

@ Seeker

Nun, wenn jemand das Angebot nicht interessiert, kann er auch vieles überhören - und somit stellt sich die Frage, ob er etwas dabei lernt.


'Lernen' meine ich hier im weitesten Sinn der Erfahrungsverarbeitung, um Thods Attacke so weit wie möglich mitzugehen. Also etwa in dem Sinn: Ich gehe abends Kippen ziehen, nichts weiters passiert - und ich habe mal wieder 'gelernt', dass die Stadtstraßen nicht so unsicher sind, wie alte Omas das gern mal glauben. Ich gehe Kippen ziehen, ein paar schmierige, widerliche Schlägervisagen lümmeln breit über den Gehweg - und ich habe wieder mal 'gelernt', dass die Stadt langsam doch so gefährlich ist, wie's den alten Damen kaum jemand glauben will. Der Tag ist voller solcher Lerneindrücke, die oft in krassem Widerspuch zueinander stehen.


Könntest Du mir das erklären, ich steh gerade auf dem Schlauch. Was meinst Du mit Rezeptionssituationen?


Fernsehen - zumindest wie wir's heute kennen, mit vielen dauersendenden Kanälen, Werbeunterbrechungen, stets präsenten Senderlogos etc. - ist etwas ganz anders als Kino oder auch DVD-Schauen. Du bist Dir zum Beispiel sehr bewusst, dass das, was Du gerade schaust, nur ein kleiner Teil des gerade durch den Äther flirrenden Bilderpanoptikums ist. Vielleicht zappst Du noch nicht, aber in Deinem Bewusstsein kommt es doch schon zu Interferrenzen, zu Überreichweiten. Die imaginären, leicht erreichbaren anderen Programme schieben sich in jenes, das Du gerade schaust. Wehe, es wird Dir ein bisschen zu lahm oder anstrengend - schnell ruft dein Daumen andere Reize herbei.

Spästetsen bei der Werbung zappst Du weg. Und kommst - vielleicht - wieder, nachdem Du ein Dutzend oder mehr Bild- und Erzählfetzen mit in Dein Hirn geleimt hast, die mit der eigentlichen Sendung nichts zu tun haben. Und weil deren Eindruck nun eh schon breiiger, wässriger, amorpher, widersprüchlicher, undefienierbarer wird, bleibst Du - ein bisschen frustriert, ein wenig ermattet, einen Tick interesselos neugierig - doch sitzen und schaust ein wenig über ihr Ende hinaus, zappst mal rasch durch. Kein Wunder, schließlich wollen Dich die Sender ja auch aus einem Beitrag in den nächsten ziehen, ein Ende-Gefühl darf nicht aufkommen, alles muss immer Anfang, Spannung, Erwartung sein: Bleiben-Sie-dran!

Und weil Herumgezappe sofort kirre macht im Kopf und Konzentration zerstreut, hast Du plötzlich keine Lust mehr, wie geplant ein Buch in die Hand zu nehmen, etc. sondern bleibst einfach sitzen und frisst noch mehr von dem in Dich hinein, wovon Dir schlecht geworden ist: der Glutamat-Effekt.

Falls Fernsehen so funktioniert, dann ist ziemlich egal, ob Du mit einer guten Serienepisode oder einem hochwertigen Spielfilm einsteigst, im Lauf des Abends wird alles Brei, und die mögliche Wirkung bei Einzelgenuss zerfließt im Katergefühl der medialen Völlerei.

Wie soll das aussehen? Jemanden per TV dümmer machen?


Das musst Du Thod fragen. Mein Begriff des Dümmermachens ist ja nur eine bewusst allgemeine, offene Formulierung für das, was er an schädlicher Wirkung vermutet.

Sorry, ich muss jetzt los,

Fargo

Seeker
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Sa 18. Jan 2003, 20:01 - Beitrag #8

Kein Problem, Frago. Ich denke, Du kommst wieder! ;)
Danke für die ausführliche Erklärung. Ich habs kapiert. Jetzt kenn ich auch den Grund, warum ich in Werbepausen den Ton abstelle und mich lieber mit Ratte unterhalte! ;)
Ich verstehe, was Du meinst. So gesehen muss man das Medium Fernsehen erst zu bedienen lernen. Besser noch, man geht davon weg, hin zu DVD, Büchern oder speziellen Reportagen ohne Werbung, etc ...

Ich finde diese Diskussion sehr interessant und ich sehe jetzt einiges klarer. Danke.

Gruss,
Seeker

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So 19. Jan 2003, 12:47 - Beitrag #9

Da es sich bei dem Thema wohl eindeutig um das Fernsehen handelt, werde ich dieses mal an seinen richtigen Platz verschieben....


In diesem Sinne....
Stud

Seeker
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So 19. Jan 2003, 21:05 - Beitrag #10

Ups ... ok.
Thod, noch da?

Gruss,
Seeker

Feuerkopf
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So 19. Jan 2003, 22:55 - Beitrag #11

Gefährlich wird Fernsehen dann, wenn ich das, was ich sehe, als reine Wahrheit nehmen und nicht damit rechne, gewollt oder ungewollt belogen zu werden.

Fernsehen ist für mich einen Tick "gefährlicher" als andere Medien, weil Menschen auf der visuellen Ebene am leichtesten zu beeinflussen sind. Nicht umsonst befasst sich ein Großteil unseres Hirns mit dem Gucken und dessen Verarbeitung.

Die Gefahr relativiert sich mit der Vielfalt des Angebots. Wenn ich - Beispiel Nachrichten - hier variiere und die unterschiedlichen Sender nutze und ihre Meinungen, so habe ich zumindest ein breiteres Spektrum.

Was die Hardcore-Trekker angeht, so orientieren sie sich schon im realen Leben an der Serie. Das finde ich genau so schräg, als machte ich mir die krude Akte-X-Verschwörungstheorie zu eigen.

Die Trekker sind wenigstens um Toleranz gegenüber anderen bemüht, das empfinde ich als einigermaßen angenehm.;)

Thod
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Mo 20. Jan 2003, 00:13 - Beitrag #12

@ Seeker,
Thod, noch da?

Ja, nur gestern und heute tagsüber nicht...
Du glaubst also, dass das Bücher lesen weniger gefährlich ist, als Fernsehen?

Nein, ich wollte keinen Vergleich zwischen Medien tätigen, sondern das Fernsehen gesondert betrachten, nur evtl gewisse Filme mit hinzunehmen, aber dort längst nicht alle. Es geht mir um diese Art von Massenproduktion und Massenberieselung auf unterstem Niveau, welche permanent ohne eigene Kraftanstrengung konsumert werden kann, und den Eindruck vermittelt, so etwas wie Wissen und Bildung zu vermitteln, unter deren Deckmantel starke Prägungen auftreten.
Und in diesem Zusammenhang siehst Du auch eine gesteigerte Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen, die "Ballerspiele" spielen?

Ich denke, hier schiebst du mir deine Klisches unter. Erstens sind Ballerspiele noch etwas anderes, und zweitens geht es mir nicht um Gewalt. Ich denke auch nicht, dass menschen so einfach gestrickt sind, dass man genaue Kausalitäten im Verhalten beschreiben könnte.
Will sagen, wenn jemand schon labil an dieses oder jenes herangeht und Antworten sucht, die er lieber bei den Eltern, oder Jugendberatern, o.ä. suchen sollte, dann verstehe ich Deine Bedenken. Einem "gesunden" Menschen dürfte es allerdings nicht viel anhaben.

Das Fernsehen, wie es sich heute bei uns präsentiert ist imho weit gefährlicher, da es mit Bild und Ton auf niedrigstem Niveau, ohne dass man selber in irgend einer Weise reagieren kann oder muss, das Weltbild beherrscht und prägt. Natürlich ist dies bei gefestigten Personen anders, aber die Berieselung im Kindes und Jugendalter kann man wohl nicht als etwas bezeichnen, wozu sich der Mensch in dieser Entwicklungsstufe kritisch verhalten könnte. (Natürlich gilt dies auch in eingeschränktem Ausmasse für andere Medien, da das aber sehr Differenziert zu betrachten ist, möchte ich hier nicht auf Bücher etc. eingehen.)
Nun, wenn jemand das Angebot nicht interessiert, kann er auch vieles überhören - und somit stellt sich die Frage, ob er etwas dabei lernt. (Allerdings liese sich dieser Einwand auch annullieren, wenn man davon ausgeht, dass man sich nur Sachen ansieht, die einen interessieren. Was aber realistisch betrachtet nicht immer der Fall ist.)

Ich gehe davon aus, dass auch Berieselung prägend wirkt. Eben das Phänomen, herumzuzappen und das geringste Übel zu akzeptieren. Ausserdem wählt der typische Konsument IMHO nach der Form. Also Arztsehrie, Dokumentation, Comedy, Krimi, SF ... Die Inhalte sind aber immer gleich.
"Guter Stoff" wird nicht dadurch schlecht, dass man ihn einfach sendet.

Das ist natürlich richtig, und da mag es auch gute Ausnahmen geben: allerdings. Guter Stoff ist selten massentauglich, und auch selten in einer kurzen Episode so darzustellen, dass es "ans Eingemachte" geht. Nimmt man nochdazu die Werbepausen etc. hinzu...
Ich denke, auch gute TV-Produktionen vermitteln oft den Eindruck beim Konsumenten, dass man bei einem Thema, für das sich Menschen Jahre oder Jahrzehnte interessieren, sich einarbeiten, etc. so einfach mal nach 45 Min. Sendung adäquat mitreden könnte. Was hierbei für ein Schaden durch die Inflation des Wissenschaftsbegriffes als solchen angerichtet wird, ist imho kaum ermesslich.
Besser noch, man geht davon weg, hin zu DVD, Büchern oder speziellen Reportagen ohne Werbung, etc ...

Dem kann ich mich nur anschliessen

@ Fargo
Hier diskutieren wir jetzt aber sehr ungenau und unspezifisch, Leute - was bei einer generellen Attacke aufs Fernsehen sehr schnell zum Argumentationszapping führen kann. Lasst uns das doch mal ein bisschen auseinander dröseln.

Dafür haben wir dich ja da :D
Thod, was sind für Dich die bestimmenden – und für Dich ja auch: gefährlichen - Charakteristika einer TNG-Folge?

Deine Fragen, die du so gliedernd stellst, denke ich, zu einem grossteil in meinen drei Punkten und dem voerherigen angesprochen zu haben.
Ich bin nicht der Ansicht, dass es sich hier nur um ST handelt, sondern um das generelle Erscheinungsbild unserer Unterhaltungsmedien, vor allem Serien, Hollywoodfilmen, aber auch Talkshows, Richterserien, etc...
Ihnen allen sind gleiche Strickmuster gemein, und ein gleichs Menschenbild. Die Dialoge sind platt und vorhersehbar, und imho auch bildungsmässig unterstes Niveau. Natürlich könnte man nun all diese Sachen an Einzelbeispielen dokumentieren, aber das würde imho nicht zu einem Ergebnis führen, weil wenn man ST durchgesprochen hat, käme halt wer, und würde sagen, beim A-Team oder sonstwo wäre es ganz anders. Meine Behauptung ist abre, dass dies überall gleich ist, und nur die Kulissen tauschen.
Das Problematische sehe ich darin, dass hier eine Art Bildungsersatz suggeriert wird, welcher gerade Jugendliche in entscheidenden Phasen prägt, und ich würde lieber auf diese Allgemeinstrukturen, wie das dahniterstehende Menschenbild (sozialistisch), die Reduktion auf 45 Minuten (Dokumentarsendungen) und die Kombination von Massenkommerz, Bildungsanspruch, Marktorientierung etc. kommen. Einzelne Sendungen könnten dann als Beispiele durchaus herangezogen werden, aber das ist kein muss. Mir geht es um das Phänomen des FreeTV im ganzen.

@ Seeker und Fargo,
Wie soll das aussehen? Jemanden per TV dümmer machen?

Das musst Du Thod fragen. Mein Begriff des Dümmermachens ist ja nur eine bewusst allgemeine, offene Formulierung für das, was er an schädlicher Wirkung vermutet.

Ich hab nicht gesagt, Fernsehen würde dümmer machen. Das würde voraussetzen, dass erst einmal der Intelligenzbegriff geklärt wird, und die Auswirkungen des TV auf dieses.
Ich kann mich in den beschriebenen Details gut Fargo anschliessen, denke ich. Allerdings bin ich da wohl weniger moderat und gehe in einigen Bereichen einfach noch weiter mit meiner Kritik.

@ Feuerkopf,
Gefährlich wird Fernsehen dann, wenn ich das, was ich sehe, als reine Wahrheit nehmen und nicht damit rechne, gewollt oder ungewollt belogen zu werden.

Tja, wer kann das schon?
Die Trekker sind wenigstens um Toleranz gegenüber anderen bemüht, das empfinde ich als einigermaßen angenehm.

Sich bemühen gut zu sein, bringt halt nichts. Die meisten Diktaturen entstehen auch aus diesem Bemühen, oder werden aus ihm heraus unterstützt.

Gruss,
Thod

Seeker
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Mo 20. Jan 2003, 00:39 - Beitrag #13

Original geschrieben von Thod
Ich denke, hier schiebst du mir deine Klisches unter.

Ich gebe zu, dass ich es hätte anders formulieren hätte sollen. War vielleicht missverständlich. Ich hätte die Allgemeinheit aufgreifen sollen und meine Überlegungen nicht an Deiner Person festmachen sollen. Sorry, mein Fehler.
"Meine" Klisches sind das aber nicht. ;) Ich hab die Retourkutsche verstanden. Quitt?
Das Fernsehen, wie es sich heute bei uns präsentiert ist imho weit gefährlicher, da es mit Bild und Ton auf niedrigstem Niveau, ohne dass man selber in irgend einer Weise reagieren kann oder muss, das Weltbild beherrscht und prägt.

Ok, versteh ich auch. Visuelle Datenvermittlung ist bei ungefähr 90% der Bevölkerung der effektivste Weg. Und somit stimmt Deine Ausführung. Hast Du schon mal was von neurolinguistischem Programmieren gehört? (kurz NLP?)
Ich gehe davon aus, dass auch Berieselung prägend wirkt.

Meines Wissens funktioniert Gehirnwäsche ebenso. Mürbe machen und irgendwann hat man die gewünschte Info im Kopf. Ich hab mir aber bis vorgestern keine Gedanken zwischen diesem Wissen und dem Medium TV gemacht. Ich kann nur sagen: stimmt.

... die Reduktion auf 45 Minuten (Dokumentarsendungen) und die Kombination von Massenkommerz, Bildungsanspruch, Marktorientierung etc. kommen.

Die 45 Minuten haben sich in der Schule doch gut bewährt, oder sollte ich sagen, haben sich durch die Schulstunden etabliert ... kann man natürlich nicht direkt vergleichen. Unterricht ist über eine längere Zeit aktuell und ermöglicht die Diskussion und Fragen. Das geht dem Fernsehen ab. Stimmt wieder.
Ich hab nicht gesagt, Fernsehen würde dümmer machen.

Stimmt wieder. Sorry, war von meiner Seite aus falsch forumliert (siehe erste Antwort in diesem Beitrag).

Gemeinhin könnte man jetzt sagen, dass das Fernsehen eine gute und eine schlechte Seite besitzt. Unterhaltung gut und schön, aber wir werden wirklich bombardiert, Tag für Tag. Niemand zwingt uns aber dazu und das mag das Schlimmste sein, dass in diesem Zusammenhang zu nennen ist. Nach dem Motto: wer fernsieht, ist selber Schuld!
Was müsste also geschehen? Totale Umorganisation? Weg von Quote, hin zu Qualität und Verantwortungsbewusstsein? Wenn jemand diesen Schritt gehen würde, wäre das der Tod der Fernsehkultur, wie wir sie heute kennen. Ich würde ihr nicht nachtrauern.

Nochwas zur Info: Ich bin bekennender ST-Fan, hasse aber die Werbung wie die Pest. Deswegen habe ich so gut wie nie im Fernsehen ST gesehen. Heute besitze ich die DVD´s und kann meine Zeit frei einteilen und somit besser geniessen, ohne von anderen Einflüssen "abgelenkt" zu werden.

Kennt jemand von Euch den Film "Sie"? Würde gut zum Thema passen.

Thod, wie sollte Deiner Meinung nach das Fernsehen aussehen?

Gruss,
Seeker

Thod
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Mo 20. Jan 2003, 00:49 - Beitrag #14

Nu, da sind wir doch gar nicht so weit auseinander.
Was die Schulstunden angeht: zum einen gibt es Doppelstunden, und zum anderen ist das lernen ja doch meist auf ausserhalb verlagert, hier wird nur der zu lernende Stoff vorgestellt.

Ich würde meine Kritik überspitzt dem heutigen Fernsehen gegenüber so formulieren:
"Ich denke, es kann charakter verderben und hemmt aktiv entwicklung"

Was man besser machen könnte? Nu, das ist schwer zu sagen. Ich finde durchaus auch gelungenes. Harald Schmidt mag ich z.B. recht gern, oder so Dokumentarreihen, wie z.B. die über die römische Inquisition im ZDF fand ich recht gut, über Tolkien kam letztens im ORF eine Sendung, die war unvergeleichlich besser als der Film...
Ich würde sagen: weg von der Quote, hin dazu, dass dasjenige, was gesendet wird, qualitativ hochwertig ist. Auch sollte man auf manipulative Elemente zur Formung von Ethik und Weltbildern, wie es gerade die Amerikaner andauernd machen, verzichten. Darstellen, nicht erziehen und manipulieren.

Gruss,
Thod

P.S. Ich denke, ich hab dich, auch wenn ich manchmal was barsch wirke, recht gut verstanden. Du brauchst dich also für nichts entschuldigen ;)

Seeker
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Mo 20. Jan 2003, 00:58 - Beitrag #15

Original geschrieben von Thod
Auch sollte man auf manipulative Elemente zur Formung von Ethik und Weltbildern, wie es gerade die Amerikaner andauernd machen, verzichten. Darstellen, nicht erziehen und manipulieren.


Darstellen, nicht erziehen ... das wird schwer werden. So gut wie kein Film erfüllt diese Kriterien. Höchstens die Dänischen, mit ihrer DOGMA95-Richtlinie.
Wie heisst es so schön in so gut wie jedem Buch über das Schreiben (und dazu gehören ja auch Drehbücher):
Show - don´t tell!

Ich sehe auch, dass unsere Meinung nicht mehr weit auseinanderliegen. Die Frage ist nur, mit welcher Leidenschaft man die Sache "Fernsehen" herangeht.

Zum Thema Entschuldigung: ok, ich werds nicht mehr tun! ;)

Gruss,
Seeker

Thod
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Mo 20. Jan 2003, 12:54 - Beitrag #16

Was meine Leidenschaft angeht: Ich hab ca fünf Jahre keinen Fernseher mehr gehabt, weil er mich so genervt hat. Nun hab ich seit einem Monat wieder einen, weil ich ihn zufällig bekommen habe. Ich überlege schon stark, ob ich ihn nicht wieder rausschmeisse. Auf jeden Fall ist das Programm keine GEZ wert ...

Gruss,
Thod

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Mo 20. Jan 2003, 18:06 - Beitrag #17

kleiner Nachtrag zur Philosophie:
Hab heute vormittag mal kurz durch die Programme gezappt, und im ZDF in ca. 30 Sek einen Dialog mitbekommen, über Philosophie.

Es war so schlecht synchronisiert wie in den billigen Soaps, und den genauen Kontext hab ich nicht mitbekommen, aber vom Niveau war ich dann doch schwer beeindruckt ;)

Sie: "Das hat Thomas Morus auch in Utopia schon geschrieben"
Er: "Der ist doch längst schon von Wissenschaftlern widerlegt worden"
Sie: "Aber nicht von allen: Lies mal Huxley, Orwell, Nietsche, Feuerbach, Platon" [ich weiss nicht, wen sie noch aufgezählt hat]
Er: "Hm. Du meinst..."
Sie: "Ja, das ist doch dein Ureigenstes Forschungsprojekt. Du solltest halt nur sehr vorsichtig sein"
Er: *Grins* " Ja, danke..."
Ich: Wegzapp.

Gruss,
Thod

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Mo 20. Jan 2003, 18:53 - Beitrag #18

Hohes Niveau? Weil viele Namen darin vorkamen und der Verweis auf eine wissenschaftliche Widerlegung gebracht wurde? ;)
Thomas Morus steht in meinem Regal neben Huxley und Nietsche. Direkt daneben Orwell und Samjatin. Platon ist ein Regal tiefer. So und um es jetzt interessant zu machen: zu lesen wären da noch Nietsche, Platon und einiges andere von Huxley. :D

Zum Thema Fernseher: Wir sehen uns kaum noch Filme im TV an. Meist gezielt und die Werbepausen werden "stummgeschaltet". Das häufigste Angebot in unserem "Programm": DVD´s aller Art und Playstation! ;)

Gruss,
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Mo 20. Jan 2003, 19:06 - Beitrag #19

ich finde auch gezieltes Schauen nach Programmzeitschrift sinnvoll...

Was mein Beispiel zeigen sollte ist, wie man auch in nicht ST-Reihen durchaus mit philosophischen Elementen spielt, aber absolut inhaltslos, einfach nur durch Namennennung den entsprechenden Protagonisten als gebildet hinstellt. Die Frau wirkt dadurch dem Mann überlegen und umfassend gebildet, sagt aber gar nichts.
Ich glaube, herauslesen zu können, dass es thematisch wohl auch um das übliche ging: Weltverbesserung durch wissenschaftliche Forschung am Menschen...

Gruss,
Thod

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Mo 20. Jan 2003, 20:29 - Beitrag #20

Aha. Einbände kennen und nicht den Inhalt. Tja, immer schön oberflächlich bleiben, damit eine möglichst breite Masse angesprochen werden kann. Da haben wir wieder das Zeitproblem.

Gruss,
Seeker

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