Herber Rückschlag für Völler
DFB-Rumpfteam verliert in Wales 0:1 - Deisler und Kahn einzige Lichtblicke
Cardiff - 18 Tage vor dem WM-Ernstfall gegen Saudi-Arabien hat sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in einem Besorgnis erregenden Zustand präsentiert. Beim völlig verdienten 0:1 (0:0) am Dienstag in Cardiff gegen Wales offenbarte das allerdings noch um einige Schlüsselspieler dezimierte Team von Rudi Völler große Defizite. Beim vorletzten Test vor der Abreise nach Japan lieferte nur Kapitän Oliver Kahn eine WM-reife Leistung ab.
Blitztor nach der Halbzeit
Doch auch der Torhüter konnte vor 30.000 Zuschauern den Siegtreffer des walisischen Drittliga-Spielers Robert Earnshaw 17 Sekunden nach der Halbzeitpause nicht verhindern. Die deutsche Mannschaft hatte in der gesamten Spielzeit lediglich in der Schlussphase durch die Alluminium-Treffer der eingewechselten Bremer Marco (Bode (76.) und Carsten Jancker (85.) zwei Chancen zum Ausgleich.
Abstimmungsprobleme offensichtlich
Beim Hallentest - auch gegen Saudi-Arabien spielt die DFB-Auswahl in Sapporo in einer überdachten Arena - erwiesen sich die Waliser erwartungsgemäß weitaus spielstärker als Sparringspartner Kuwait. Und dadurch wurden auch die Abstimmungsprobleme im deutschen Team offensichtlicher. Ohne die fünf Champions-League-Finalisten von Bayer Leverkusen und ohne die angeschlagenen Defensivkräfte Christian Wörns und Marko Rehmer fehlten der deutschen Mannschaft Spielverständnis und Kombinationssicherheit.
Netzer prophezeit düstere WM-Aussichten
Nach Ansicht von Experte Günter Netzer steht Völler vor einem Dilemma. "Wir haben keine Abstimmung, keine Harmonie, und das wird sich auch bis zur WM nicht ändern", prophezeite der ehemalige Nationalspieler und befand: "Es ist uns nicht gelungen, im Verlauf der Saison zu einem eingespielten Team zu kommen."
Keine Impulse von den Außen
Zudem produzierte Völlers Elf ihr Stückwerk in einem bescheidenen Tempo, setzte die international zweitklassigen Waliser nicht unter Druck. Stattdessen erstreckte sich der Spielaufbau in Sicherheitspässen und in Einzelaktionen. Von den Außen kamen überhaupt keine Impulse. Jörg Heinrich, auf der für ihn ungeliebten rechten Position als Platzhalter für Rehmer eingesetzt, präsentierte sich gänzlich indisponiert. Auf der linken Seite offenbarte Christian Ziege bei seinem Comeback vier Wochen nach einer Sprunggelenks-Operation, dass er noch einiges von WM-Form entfernt ist.
Keine Chance in der ersten Halbzeit
Zu den wenigen positiven Aspekten zählte der 63-Minuten-Auftritt von Rekonvaleszent Sebastian Deisler. Der künftige Münchner bemühte sich als Antreiber hinter den Spitzen um Ideen und Akzente, suchte die Zweikämpfe und kam - im Gegensatz zu Torsten Frings - immerhin zu einigen hoffnungsvollen Ansätzen. Allerdings war das deutsche Spiel insgesamt viel zu drucklos, um die Abwehr der Gastgeber in Verlegenheit zu bringen. Folgerichtig brachte die DFB-Auswahl in der ersten Halbzeit kein einziges Mal das Waliser Tor in Gefahr.
Kahn verhindert frühen Rückstand
Auf der Gegenseite bewahrte Kapitän Oliver Kahn seine Elf in der 9. Minute vor einem frühen Rückstand, als er nach einem Stellungsfehler von Heinrich den Schuss des frei vor ihm auftauchenden Manchester-Star Ryan Giggs parierte. Vorausgegangen war ein Zuspiel von Lokalmatador Robert Earnshaw, der bei seiner Länderspiel-Premiere für viel Unruhe sorgte und die deutschen Abwehrspiele phasenweise wie Lehrlinge aussehen ließ.
Drittligist verpasst DFB-Team Tiefschlag
Seine Leistung krönte der 21-Jährige vom Drittligisten Cardiff City, als er 17 Sekunden nach Wiederanpfiff den kollektiven Tiefschlaf der DFB-Mannschaft zur Führung nutzte: Nachdem sich Hartsen im Kopfballduell gegen Linke durchgesetzt hatte, behauptete sich Earnshaw gegen Metzelder und Ziege und ließ Kahn keine Chance.
Kahn erneut mit Glanzparade
Danach wirkte die deutsche Mannschaft bedenklich orientierungslos und hatte Glück, dass sie nicht drei Minuten nach dem 0:1 ein zweites Tor kassierte. Mit einer Glanzparade wehrte Kahn einen gefährlichen Schuss von Davis ab. In der 62. Minute verweigerte Schiedsrichter Olsen (Norwegen) einem weitere Treffer Earnshaw wegen Abseitsstellung zurecht die Anerkennung.
Bode und Jancker treffen nur Aluminium
Mit der Einwechslung von Gerald Asamoah und Marco Bode für Deisler und Ziege, die nach ihren Verletzungspausen nicht unnötig "verheizt" werden sollten, erhoffte sich Völler nach gut einer Stunde eine Wende. Zählbarer Erfolg blieb jedoch auch nach der Hereinnahme von Jancker für den schwachen Bierhoff aus. Der Münchner hatte mit einem Pfostenschuss Pech, nachdem zuvor Bode an die Latte geköpft hatte.
Quelle: AOL