Risiko-Abschied auf Raten
Hertha BSC trennt sich am Saisonende von Trainer Röber - Noch kein Nachfolger
Berlin - Hertha BSC und Jürgen Röber haben ihre Fußball-Ehe nach sechs Jahren wie erwartet nun auch offiziell geschieden. Allerdings vereinbarten beide Partner einen Abschied auf Raten, der große Risiken in sich birgt. Röber soll und will bis zum Ende seines Vertrages im Sommer 2002 den Hauptstadtklub als Cheftrainer weiter voran bringen. "Wir haben noch viele Ziele für das neue Jahr", betonte der 47-Jährige am Mittwoch. Einen Nachfolger konnte Manager Dieter Hoeneß bei einer extra einberufenen Pressekonferenz noch nicht präsentieren. "Es gibt keinen Zeitrahmen", sagte der Geschäftsführer der Hertha-Aktiengesellschaft, aber ein neuer Trainer soll so schnell wie möglich gefunden werden.
Röber soll als Sieger gehen
Die Scheidung der "alten Dame" von Röber sei schon am 13. Oktober nach dem 0:4 beim Hamburger SV zum Juni 2002 so vereinbart worden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Manager und Trainer. "Ich habe damals eine Viertelstunde überlegt, vor der Mannschaft eine Brandrede gehalten und eine Entscheidung getroffen. Das HSV-Spiel war das letzte Signal für uns beide, einen Strich zu ziehen. Es ging auch darum, dass Jürgen Röber den Verein als Sieger verlässt", sagte Hoeneß. Gegen die Darstellung einer gebrochenen Freundschaft zu Röber wehrte sich der Manager: "Das hört sich gut an. Es stimmt aber nicht."
Immer wieder die Kurve gekriegt
Der Trainer hatte zuvor intern schon eingeräumt, das Verhältnis sei nicht mehr so wie am Anfang der gemeinsamen Arbeit. Doch Röber verwies auch auf die vielen kritischen Situationen, "in denen wir gemeinsam immer wieder die Kurve gekriegt haben". Deshalb stimme auch die Darstellung nicht: "Hier der böse Verein, der keinen neuen Vertrag mehr gibt, und dort der neue Trainer. Das ist Blödsinn."
Fünfmonatige Abschiedstour
Röber glaubt, dass er die schwierige fünfmonatige Abschieds-Tour unbeschadet übersteht. Schon jetzt warnte er seine Profis: "Auch in Zukunft gilt für jeden: Entweder er bringt seine Leistung oder er ist draußen." Mit verschärftem Konkurrenzkampf will er die Zügel nach dem Trainingsstart am 4. Januar anziehen und somit seine Position sichern. Dabei setzt Röber auf die Genesung seines Personals, allen voran von Sebastian Deisler. "Ein fitter Deisler wird die Qualität der Mannschaft weiter erhöhen", betonte der Coach.
Hertha will in die Champions League
Hoeneß bat um Unterstützung bei dem Versuch, etwas zu machen, das nicht selbstverständlich sei. Hertha wolle sich den Gesetzen der Branche nicht beugen. Allerdings liegen die Ziele auch nach neun Spielen in Serie ohne Niederlage sehr hoch. "Wir haben wieder die Möglichkeit, unser ursprüngliches Saisonziel anzugehen und in den internationalen Wettbewerb zu kommen, auch wenn ein Erfolg gegen St. Pauli noch eine bessere Ausgangsposition gebracht hätte", sagte Hoeneß nach dem enttäuschenden 2:2 zum Jahres-Abschluss gegen das Bundesliga-Schlusslicht. Und irgendwie solle man auch noch versuchen, Platz drei zu erreichen, mit dem die Qualifikationsrunde für die Champions League verbunden ist.
Röber wünscht vernünftigen Schlussstrich
Röber wünscht sich nun einen vernünftigen Schlussstrich: Am liebsten am 11. Mai 2002 im eigenen Stadion mit dem Gewinn des DFB-Pokals. "Wir wissen, was wir tun", meinte Hoeneß - schon jetzt davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Quelle: AOL