Glasgow - Enttäuscht und ausgepumpt sackten die Spieler von Bayer Leverkusen auf den Rasen des Hampden Parks.
Es hatte wieder nicht gereicht. Nach packenden 90 Minuten und sieben dramatischen Minuten der Nachspielzeit blieb Bayer am Ende nur der Trost, die bessere Mannschaft gewesen zu sein.
"Das haben wir schon oft genug erlebt"
"Warum? Warum ist es so gekommen? Warum haben wir das eine oder andere Ding nicht reingemacht? Das haben wir schon oft genug erlebt", beschrieb Kapitän Carsten Ramelow seine Gedanken nach der 1:2-Niederlage im Champions-League-Finale gegen Real Madrid.
Ungläubig starrten Schneider, Bastürk und Co. in den Nachthimmel von Glasgow. In der Westkurve führte Raúl mit einer spanischen Fahne einen symbolischen Stierkampf auf. "Olé! Olé!" hallte es aus mehr als 25.000 Kehlen.
César zeigt Mitgefühl
Auf der einen Seite "Olé", auf der anderen "Oh weh!" - innerhalb von zwei Wochen verspielte Bayer den dritten Titel.
"Es tut mir sehr, sehr leid für Leverkusen", fand Reals Torhüter César tröstende Worte für die Unterlegenen. "Aber so ist es leider am Ende einer Saison und in einem Endspiel. Die einen sind glücklich und zufrieden, die anderen sind traurig," ergänzte der Keeper, der wegen einer Fußverletzung die Schlussphase des Spiels von der Bank aus verfolgen musste.
Ganz bitterer Moment
Auch Trainer Vicente Del Bosque, der nach 2000 seinen zweiten Champions-League-Erfolg feierte, fühlte mit der Mannschaft von Klaus Toppmöller.
"Es ist natürlich ein ganz bitterer Moment für sie. Für die Spieler und den Trainer, die eine Saison lang sehr hart gearbeitet haben und nun ohne Titel dastehen", erklärte der Coach, der im Falle einer Niederlage wohl seinen Abschied als Cheftrainer hätte nehmen müssen.
"Der Fußball-Gott ist halt kein Leverkusener"
Das Glück war an diesem Abend auf Seiten der "Königlichen". Am Tag von Madrids Schutzheiligen San Isidrio hatte dieser wohl seine Hand über den Hampden Park gehalten.
"Der Fußball-Gott ist halt kein Leverkusener", versuchte Michael Ballack die Niederlage zu erklären. Der Mittelfeldspieler, der am Mittwoch sein letztes Spiel im Bayer-Trikot machte, war, wie seine Teamkollegen gerannt, hatte alles versucht - ohne Erfolg.
Ballack hadert mit dem Schicksal
"Ich wäre natürlich gerne mit einem Titel weggegangen. Statt dreimal Zweiter wäre ich lieber einmal Erster geworden", zog der Nationalspieler Bilanz.
"Es gehört auch ein Quäntchen Glück dazu. Leverkusen hat es einfach nicht. Normalerweise muss solch eine Leistung auch mal belohnt werden", haderte der 25-Jährige mit dem Schicksal.
"Bayer hat Klasse bewiesen"
"Leverkusen hat uns mächtig unter Druck gesetzt. Aber am Ende hatten sie sehr viel Pech und Iker Casillas hat phänomenal gehalten. Bayer hätte leicht ausgleichen können und wer weiß, was dann noch passiert wäre", sagte ein sichtlich erleichterter Steve McManaman.
"Bayer kann erhobenen Hauptes weitermachen. Sie haben Klasse bewiesen", zeigte Fernando Morientes Respekt vor den unglücklichen Verlierern.
Stolz auf eine tolle Saison
"Alles in allem haben wir eine Super-Saison gespielt", sagten Carsten Ramelow und Klaus Toppmöller übereinstimmend. "Aber wir stehen leider Gottes ohne Titel da."
Auf keinen Fall wird man am Rhein nun die Köpfe hängen lassen im Gegenteil: "Ich werde das Positive daraus ziehen und auf keinen Fall deprimiert sein", kündigt Ramelow an. "Wenn wir alles hinter uns gelassen haben - darauf können wir stolz sein."
Droht Bayer auseinander zu brechen
Wohin Bayers Weg nun führt, ist ungewiss. Neben dem zum FC Bayern München wechselnden Michael Ballack wird wohl auch Zé Roberto den Klub verlassen. München, Barcelona und Liverpool kämpfen um die Dienste des Brasilianers.
Sein Landsmann Lucio steht ebenfalls auf den Wunschlisten finanzkräftiger Klubs. Real Madrids Generalmanager Jorge Valdano wird sich seine Notizen gemacht haben.
Positiver Blick nach vorn
"Wir werden nicht aufgeben", hatte Carsten Ramelow in der Nacht der bitteren Niederlage sein Kämpferherz nicht verloren. "Nächstes Jahr geht es weiter, da werden wir wieder oben angreifen."
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