Singapur - Der Rauswurf von Südkoreas Golden-Goal-Schützen Ahn Jung-Hwan beim AC Perugia schlägt erste Wellen. Generalsekretär Peter Velappan vom asiatischen Fußball-Verband (AFC) hat alle Spieler und Vereine des Kontinents zu einem Boykott des italienischen Erstligisten aufgerufen.
"Ich habe allen betroffenen Seiten vor allem in China, Südkorea und Japan geraten, keine Geschäfte mit Perugia zu machen. Alles, wofür dieser Verein sich interessiert, ist der Profit durch die Vermarktung unserer Spieler. Ihre Entwicklung interessiert sie nicht", sagte der Malaysier. Die ganze Geschichte wird immer skuriller.
Der Malaysier nannte Gauccis Begründung "geschmacklos" und ein Zeichen für eine falsche Einstellung: "Italien sollte sich wie ein guter Verlierer verhalten. Sie haben gegen eine bessere Mannschaft verloren und sollten das akzeptieren. Aber sie erweisen sich als schlechte Sportsleute."
Ahns Vertrag wurde nicht verlängert
Velappans Aufruf erfolgte als Reaktion auf die Tatsache, dass Ahn unmittelbar nach seinem Siegtreffer zum 2:1 über Italien im Achtelfinale von seinem bisherigen Klub gekündigt worden war.
Der Vertrag des 26-Jährigen läuft am 30. Juni aus. Perugias Präsident Luciano Gaucci hat auf eine Verlängerung des Kontrakts verzichtet.
"Ich werde mein Bestes tun, um in einer besseren Meisterschaft und bei einem besseren Verein zu spielen", erklärte Ahn am Donnerstag.
"Kindische Reaktion"
"Dieser Herr" solle niemals mehr einen Fuß "auf unseren Boden setzen", hatte der Vereinschef klargemacht. Er zahle "doch kein Geld für einen, der den italienischen Fußball ruiniert hat", so Gaucci.
Eine Reaktion, die verständlicherweise auch Südkoreas Trainer Guus Hiddink übel aufgestoßen ist. Er nannte Gauccis Entscheidung "kindisch".
Fifa mischt sich nicht ein
"Angenommen England spielt gegen Frankreich - bekommen Leboeuf und Desailly dann gesagt, dass sie nicht gegen England treffen dürfen? Es ist fast zu lächerlich, um darüber zu sprechen", befand Hiddink verärgert.
Der Coach weiter: "Ahn hat Verantwortung sowohl gegenüber seinem Klub als auch gegenüber seinem Nationalteam, und bis zum Ende der WM gilt seine Loyalität seinem Land. Das ist doch normal. Wenn Druck auf Nationalspieler in Spielen gegen ihre Gastländer ausgeübt wird, ist das der Anfang vom Ende des Sports."
Matthäus: "Gaucci sollte Arzt aufsuchen"
Dem früheren Italien-Profi Lothar Matthäus ist Gauccis Entscheidung unbegreiflich. "Man sollte mal nachfragen, ob er nicht einen Arzt aufsuchen will. Ich habe gegen Italien auch gute Spiele gemacht und durfte jedes Mal wieder einreisen", berichtete der deutsche Weltmeister-Kapitän von 1990 in einem Sat.1-Interview über seine Erfahrungen bei Inter Mailand.
Die Fifa hat bereits bekannt gegeben, dass sie sich in die Angelegenheit nicht einmischen werde. "Das ist eine Sache zwischen dem Spieler und dem Klub", sagte Sprecher Keith Cooper. "Wir müssen uns nicht einmischen. Niemand hat sich bei uns beschwert."