Ein Land im Fußball-Rausch
Ulsan/Seogwipo - Ganz Südkorea ist in diesen Tagen rot gekleidet. In Restaurants, Hotels, Flughäfen und an fast allen anderen Orten tragen die Leute die Trikots der "Roten Teufel" oder zumindest T-Shirts in den Farben der Nationalelf. Aus den Fenstern der meisten Häuser wehen Nationalflaggen. Und wenn die eigene Mannschaft bei dieser WM spielt, herrscht Ausnahmezustand.
So ist es auch am Samstag. Der Taxifahrer, der mich am Tag nach dem Spiel des deutschen Teams gegen die USA zum, Flughafen von Ulsan bringt, kann eigentlich kein Englisch. Aber zumindest die Worte "Today ? Korea ? good!" muss er mir noch mit erhobenem Daumen mit auf den Weg geben.
Am Flughafen drängeln sich die Menschen um wenige kleine Fernseher. Immer wieder stoßen die weniger fußballkundigen Zuschauer spitze Schreie aus oder jubeln alle paar Sekunden. Je nachdem, in welche Richtung der Ball gerade fliegt. Als um 16.10 Uhr zum Einstieg in die Maschine nach Cheju Island gebeten wird, bleiben alle sitzen und wollen noch die erste Halbzeit zu Ende sehen.
Selbst die Stewardessen im Flieger tragen Nationaltrikots. Nach der Landung in Cheju kommen wir kaum in die Eingangshalle. Der Raum ist überfüllt, weil sich um die 500 Menschen vor zwei kleinen Bildschirmen knubbeln. Viele sind im Gesicht angemalt, Sprechchöre und Applaus bei jeder gelungenen Aktion selbstverständlich.
Als der entscheidende Elfmeter verwandelt wird, kennt der Jubel keine Grenzen mehr. Autokorsos fahren hupend durch die Straßen der Insel. Die Begeisterung eint jung und alt. Sogar die Polizisten, die nach dem Training der deutschen Mannschaft vom Gelände fahren, feiern mit Sprechchören ihr Heimatland.
Beim Gedanken ans Halbfinale am Dienstag in Seoul bekomme ich eine Gänsehaut.
Wenn nur bei uns der Support so wäre ! *träum*
Aber nein, hier regt man sich nur auf anstatt sich zu freuen.
