Schiedsrichter empört über Milde des Kehl-Urteils

München - Die Länge der Sperre von Dortmunds Nationalspieler Sebastian Kehl nach dessen Attacke gegen Schiedsrichter Jürgen Aust beim Ligapokal-Finale gegen den Hamburger SV in Mainz sorgt für Diskussionen.
In den kommenden sechs Wochen sowie bei den ersten zwei Begegnungen im nächsten Ligapokal-Wettbewerb muss der ehemalige Freiburger zusehen. Vielen Schiedsrichtern ist das Urteil zu mild.
Empörung im Schiedsrichterlager
"Ich habe schon meherer Anrufe und E-Mails von empörten Referees aus der Bundesliga und aus unteren Klassen bekommen", bestätigte Volker Roth, der Schiedsrichter-Obmann des Deutschen Fußball-Bundes, der "Bild".
Der ehemalige Zweitliga-Unparteiische Carsten Byernetzki sieht in der kurzen Sperre ein problematisches Exempel für den Amateur- und Jugendfußball.
Keine Tätlichkeit
"Mit diesem Urteil setzen die DFB-Richter ein falsches Signal für die unteren Klassen mit sowieso schon verrohten Sitten", sagte der Hamburger Schiedsrichter. "Das war ein klarer tätlicher Angriff." Genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister.
Dr. Rainer Koch, der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts, verteidigt den Rechtsspruch im Fall Kehl. "Wenn jemand in der Körpergegend zwischen Hals und Bauchnabel mit offenen Händen weggestoßen wird und dabei nicht zu Fall kommt, ist das zwar eine massive Unsportlichkeit, aber keine Tätlichkeit. Für eine Unsportlichkeit sind sechs Wochen schon ein recht hohes Strafmaß."
Fall Kruse nicht vergleichbar
Mit dem Urteil gegen den ehemaligen Stuttgarter Axel Kruse, der 1993 mit einer Sperre für zehn Wochen und 8000 DM Strafe belegt worden war, sei der aktuelle Fall insofern nicht zu vergleichen.
Kruse hatte Schiedsrichter Hans Joachim Osmers zu Fall gebracht und ihm anschließend noch den "Scheibenwischer" gezeigt. Ungeachtet der vom DFB ausgesprochenen Konsequenzen wird Kehl auch von seinem Klub zur Rechenschaft gezogen.
Zorc sieht Tabu angegriffen
"Bei allem Verständnis für die aufgeheizte Atmosphäre - der Unparteiische muss tabu sein", erzürnte sich Dortmunds Sportmanager Michael Zorc. Er kann davon ausgehen, dass Kehl seine Lektion gelernt hat.
Der Mittelfeldmann hat gleich nach dem Spiel am Montag seine "Dummheit" (Zitat Kehl) erkannt und sich bei Schiedsrichter Aust entschuldigt.
Reuiger Sünder
"Ich gehe davon aus, dass mir so etwas nicht mehr passiert", gelobt der 23-Jährige Besserung. "Öfter kann ich mir solche Sachen ohnehin nicht erlauben."
Also auch ich muss sagen, dass ich das Urteil zu milde finde. Man sollte gerade darüber nachdenken, was das für Folgen gerade im Jugendfußball hat, wenn selbst schon die großen "Strars" so ne Scheisse abziehen.