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VFL Bochum: Oliseh zeigt Reue - VfL bleibt hart

BeitragVerfasst: Mo 1. Mär 2004, 19:39
von Student27NRW
Bochum/München - Vor rund einer Woche war es, da tanzte Sunday Oliseh ausgelassen in der BayArena. Bochum hatte 3:1 in Leverkusen gewonnen, die Fans feierten, das Team zog mit einer Polonäse über den Rasen.

"Momentaufnahme", gab Trainer Peter Neururer zum Besten. So wie seit Monaten. Sehr stolz sei er aber auf sein Team, mit dem er arbeiten dürfe. Nun ist die heile Märchenwelt böse aufgewacht.

Eklat in der Kabine

Schon während der Partie gegen Rostock staunten 25.000 Zuschauer, als nur die Mitspieler eine Schlägerei zwischen Oliseh und Vahid Hashemian auf dem Rasen verhinderten.

In der Kabine kam es dann zum Eklat. Der Nigerianer brach seinem Teamkollegen per Kopfstoß das Nasenbein, das noch am Samstagabend im Krankenhaus gerichtet wurde.

Verbale Verletzungen

"Er hat mich mit Worten übel verletzt", erklärte Oliseh der "Bild". Der Verein reagierte mit einer sofortigen Trennung vom 29-Jährigen.

"Sunday Oliseh wird von seinen arbeitsrechtlichen Verpflichtungen freigestellt. Ursache sind die Ereignisse nach dem Heimspiel gegen Hansa Rostock. Auf Grund der Fürsorgepflicht des VfL Bochum als Arbeitgeber wird von der Mitteilung weiterer Einzelheiten derzeit abgesehen", heißt es in einer Pressemitteilung des Klubs.

Oliseh erfuhr von seinem Rauswurf in seinem Haus im belgischen Baelen nahe Eupen. "Es ist unfassbar. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so etwas passiert", meinte Trainer Peter Neururer. "Wir sind zwar mit Oliseh, aber nicht nur wegen ihm derzeit so erfolgreich." Eine Rückkehr wird es nicht geben, weil sich die Mannschaft gegen den Routinier ausgesprochen hat.

Private Probleme

Im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt nahm Hashemian zum Eklat Stellung: "Sunday und ich haben auf dem Platz über das Spiel diskutiert. Er hat gesagt: Warum dribbelst du immer? Da habe ich ihm gesagt, dass er nicht der Trainer oder Co-Trainer und auch nicht der Kapitän sei. Nach dem Spiel kam Sunday dann in der Kabine auf mich zu. Wir haben fünf Sekunden geredet, dann hatte ich plötzlich seinen Kopf im Gesicht. Meine Nase war gebrochen, ich war geschockt."

Oliseh hat seit dem Vorfall bereits zweimal bei dem Iraner angerufen. Hashemian: "Er hat sich entschuldigt und gesagt, dass er eine schwere Woche mit privaten Problemen hinter sich gehabt hat. Ich habe ihm gesagt, dass er seine Probleme aber nicht mit auf den Platz nehmen darf." Allerdings werde er die Entschuldigung akzeptieren und "keine Anzeige erstatten".

"Das ist seine Schuld"

Zur Trennung des VfL vom Nigerianer meinte der Bochumer Torjäger: "Ich habe Sunday gesagt, dass ich ihm nicht helfen kann. Die Mannschaft und der Klub müssen entscheiden. Dem Verein habe ich gesagt, dass ich nicht traurig wäre, wenn Sunday wieder zum Training käme, aber auch nicht glücklich wäre, wenn er gehen müsste. Das Schlimmste für mich ist, dass ich nicht spielen kann. Und das ist leider seine Schuld."

Nach der entzauberten Ruhr-Romantik steht Neururer jetzt vor seiner schwersten Aufgabe beim VfL. Der unverständliche Nasen-Skandal, der in der Bundesliga Seinesgleichen sucht, lässt vermuten, dass in der schönen neuen Bochum-Welt wohl nicht alles so glitzerte, wie es der Erfolg der letzten eineinhalb Jahre suggerierte.