Nivel-Prozess
Verfasst: Di 22. Mai 2001, 21:49
Nivel-Prozess: Gericht bleibt unter dem Höchstmaß
Saint-Omer - Im Fall Nivel verurteilte ein Gericht im französischen Saint-Omer den hauptverdächtigen WM-Hooligan Markus Warnecke zu einer Haftstrafe von fünf Jahren. Staatsanwalt Stephane Chassard hatte am Dienstagvormittag sogar zehn Jahre Haft für den 30-Jährigen aus Hannover gefordert, die Verteidigung dies als "ungerechtfertigt" zurückgewiesen.
Warnecke soll an den Angriffen auf den französischen Gendarmen Daniel Nivel am 21. Juni 1998 vor dem Fußball-WM-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Jugoslawien in Lens beteiligt gewesen sein.
Richter berieten drei Stunden über das Urteil
Die Richter benötigten rund drei Stunden Beratungszeit, ehe sie ihr Urteil verkündeten. Warneckes Verteidiger Bertrand Wambeke erhob im Anschluss schwere Vorwürfe: "Sie wollten Rache vollziehen an Markus Warnecke."
Hintergrund dafür sei die Tatsache, dass die `wahren Täter", so Wambeke, nicht in Frankreich vor Gericht gestanden haben. Nivel, der den Prozess persönlich mit seiner Frau verfolgte, hatte dabei schwere und irreversible Kopfverletzungen erlitten, lag sechs Wochen im Koma und kann seinen Beruf nicht mehr ausüben.
Staatsanwalt baute auf Zeugenaussagen
Der Staatsanwalt, dessen Plädoyer rund zwei Stunden dauerte, stützte sich vor allem auf die Aussagen von drei Augenzeugen, zwei Kollegen Nivels und ein heute zwölf Jahre alter Junge. Nach Aussage des damals neun Jahre alten Mathieu soll Warnecke Nivel zunächst mit einem Schild angegriffen und anschließend mit Tritten und Schlägen verletzt haben.
Die maximal mögliche Strafe für die Warnecke vorgeworfene bewaffnete gefährliche Körperverletzung gegen einen Beamten im Dienst wären 15 Jahre Haft gewesen.
Warnecke ist Hauptverantwortlicher
"Er hat eine große Verantwortung für die Vorfälle", erklärte der Staatsanwalt, der Warnecke vorwarf, dass eine von ihm angeführte Gruppe den Gendarmen angegriffen habe, woraufhin der seinen Helm verloren hatte und zu Boden gegangen war: "Er hat dann der Gruppe Zawacki erlaubt, die Arbeit zu vollenden und mit einem Schild zu schlagen."
Andre Zawacki aus Gelsenkirchen war im Juni 1999 von einem Gericht in Essen im "Nivel-Prozess" zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Essen hatte seinerzeit auch Tobias Reifschläger aus Hamburg zu sechs, Frank Renger aus Gelsenkirchen zu fünf und Christopher Rauch aus Magdeburg zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Wie lange war Warnecke am Tatort?
Staatsanwalt Chassard bezichtigte den Angeklagten in Saint-Omer der Lüge. Er sei "viel länger am Ort des Überfalls geblieben", als er zugegeben habe, weil er dort Nivel "getreten und mit einem Brett geschlagen" habe.
Warneckes Verteidiger Bertrand Wambeke hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass sein Mandant nicht auf den Fotos vom unmittelbaren Tatort zu sehen sei, aufgrund derer unter anderem die Angeklagten in Essen verurteilt worden waren.
Warnecke auf Foto als Randalierer zu erkennen
Allerdings gibt es Fotos, wie Warnecke zwei Stunden nach dem Überfall auf Nivel in einem Cafe randaliert und mit Stühlen wirft. "Wenn man sich nicht erinnern kann, einen Stuhl geworfen zu haben, kann man sich auch nicht erinnern, was man zwei Stunden zuvor gemacht hat", sagte Richter Michel Gasteau.
Die Verteidigung lud zudem Zeugen vor, darunter einen Sprachlehrer aus dem Gefängnis in Lille, in dem Warnecke zuletzt saß, um den Angeklagten als ruhig und höflich darzustellen.
Das Urteil ist genau richtig, denn man konnte ihn die Tat offensichtlich nicht Nachweisen. <IMG SRC="smilies/frown.gif" border="0">
Saint-Omer - Im Fall Nivel verurteilte ein Gericht im französischen Saint-Omer den hauptverdächtigen WM-Hooligan Markus Warnecke zu einer Haftstrafe von fünf Jahren. Staatsanwalt Stephane Chassard hatte am Dienstagvormittag sogar zehn Jahre Haft für den 30-Jährigen aus Hannover gefordert, die Verteidigung dies als "ungerechtfertigt" zurückgewiesen.
Warnecke soll an den Angriffen auf den französischen Gendarmen Daniel Nivel am 21. Juni 1998 vor dem Fußball-WM-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Jugoslawien in Lens beteiligt gewesen sein.
Richter berieten drei Stunden über das Urteil
Die Richter benötigten rund drei Stunden Beratungszeit, ehe sie ihr Urteil verkündeten. Warneckes Verteidiger Bertrand Wambeke erhob im Anschluss schwere Vorwürfe: "Sie wollten Rache vollziehen an Markus Warnecke."
Hintergrund dafür sei die Tatsache, dass die `wahren Täter", so Wambeke, nicht in Frankreich vor Gericht gestanden haben. Nivel, der den Prozess persönlich mit seiner Frau verfolgte, hatte dabei schwere und irreversible Kopfverletzungen erlitten, lag sechs Wochen im Koma und kann seinen Beruf nicht mehr ausüben.
Staatsanwalt baute auf Zeugenaussagen
Der Staatsanwalt, dessen Plädoyer rund zwei Stunden dauerte, stützte sich vor allem auf die Aussagen von drei Augenzeugen, zwei Kollegen Nivels und ein heute zwölf Jahre alter Junge. Nach Aussage des damals neun Jahre alten Mathieu soll Warnecke Nivel zunächst mit einem Schild angegriffen und anschließend mit Tritten und Schlägen verletzt haben.
Die maximal mögliche Strafe für die Warnecke vorgeworfene bewaffnete gefährliche Körperverletzung gegen einen Beamten im Dienst wären 15 Jahre Haft gewesen.
Warnecke ist Hauptverantwortlicher
"Er hat eine große Verantwortung für die Vorfälle", erklärte der Staatsanwalt, der Warnecke vorwarf, dass eine von ihm angeführte Gruppe den Gendarmen angegriffen habe, woraufhin der seinen Helm verloren hatte und zu Boden gegangen war: "Er hat dann der Gruppe Zawacki erlaubt, die Arbeit zu vollenden und mit einem Schild zu schlagen."
Andre Zawacki aus Gelsenkirchen war im Juni 1999 von einem Gericht in Essen im "Nivel-Prozess" zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Landgericht Essen hatte seinerzeit auch Tobias Reifschläger aus Hamburg zu sechs, Frank Renger aus Gelsenkirchen zu fünf und Christopher Rauch aus Magdeburg zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Wie lange war Warnecke am Tatort?
Staatsanwalt Chassard bezichtigte den Angeklagten in Saint-Omer der Lüge. Er sei "viel länger am Ort des Überfalls geblieben", als er zugegeben habe, weil er dort Nivel "getreten und mit einem Brett geschlagen" habe.
Warneckes Verteidiger Bertrand Wambeke hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass sein Mandant nicht auf den Fotos vom unmittelbaren Tatort zu sehen sei, aufgrund derer unter anderem die Angeklagten in Essen verurteilt worden waren.
Warnecke auf Foto als Randalierer zu erkennen
Allerdings gibt es Fotos, wie Warnecke zwei Stunden nach dem Überfall auf Nivel in einem Cafe randaliert und mit Stühlen wirft. "Wenn man sich nicht erinnern kann, einen Stuhl geworfen zu haben, kann man sich auch nicht erinnern, was man zwei Stunden zuvor gemacht hat", sagte Richter Michel Gasteau.
Die Verteidigung lud zudem Zeugen vor, darunter einen Sprachlehrer aus dem Gefängnis in Lille, in dem Warnecke zuletzt saß, um den Angeklagten als ruhig und höflich darzustellen.
Das Urteil ist genau richtig, denn man konnte ihn die Tat offensichtlich nicht Nachweisen. <IMG SRC="smilies/frown.gif" border="0">