Nowotny: Ich würde gern wieder unter Daum spielen
Trainer Vogts ist abgehakt. Und Jens Nowotny glaubt zu wissen, warum er in eine Krise geriet. Eine Lösung sieht er auch.
Sport-Bild: Für Ihr schwaches Spiel in Finnland wurden Sie hart kritisiert. Haben die Trainer-Wechsel in dieser Saison bei Ihnen so tiefe Spuren hinterlassen?
Jens Nowotny: Die Art und Weise der Wechsel haben ihre Spuren hinterlassen.
Sport-Bild: Ist es gut, dass Berti Vogts nicht mehr Trainer in Leverkusen ist?
Nowotny: Der Einstieg von Berti Vogts war sehr positiv. Er hat sich um jeden gekümmert, mit jedem gesprochen er war auch dicht an der Mannschaft dran. Er wollte nicht den Fehler von Christoph Daum machen, zu distanziert zu sein. Aber er hatte mit Pierre Littbarski einen Co-Trainer, der genau das Gegenteil gemacht hat. Der ist sehr auf Distanz zu uns gegangen, das war unglücklich.
Sport-Bild: Littbarski auf Distanz und Vogts ganz nah bei den Spielern?
Nowotny: Wir haben bei Christoph Daum immer bemängelt, dass er von uns zu weit weg ist. Aber unterm Strich war es der Mannschaft lieber, dass der Cheftrainer Distanz hält und nicht der Co-Trainer. Aber es gab von Anfang an diese Spekulationen, dass Litti mal Cheftrainer werden will. Dann gab es Spekulationen, dass Berti Vogts in den Beraterstab geht und Litti Cheftrainer ist - das hat sich alles negativ ausgewirkt.
Sport-Bild: Müsst ihr an der kurzen Leine gehalten werden?
Nowotny: Wir sind eine Mannschaft, die klare Anweisungen braucht. Unter Christoph Daum wussten wir alle, wohin der Weg geht. Bei Berti Vogts war das nicht so, weil ihm die Autorität gefehlt hat.
Sport-Bild: Was war noch anders?
Nowotny: Bei Christoph Daum wurde im Training aufbauend gearbeitet. Erst das Einmaleins des Fußballs, und so weiter. Du hast eine Linie gespürt. Das hat uns bei Berti Vogts ein bisschen gefehlt. Er hatte auch eine Linie und Fußballverstand, aber die Umstellung von Daum zu Vogts war groß. Deshalb war der Schritt von Bayer, sich von Berti Vogts zu trennen, gut überlegt.
Sport-Bild: Was denken Sie nun, wenn Sie lesen, dass Daum vor Gericht soll?
Nowotny: Ich bin immer noch der Ansicht, dass es die Sache von Christoph Daum ist, was er in seinem Privatleben macht. Er hat in Leverkusen hervorragende Arbeit geleistet, er hat hervorragende Arbeit an mir geleistet - dafür bin ich ihm dankbar.
Sport-Bild: Haben Sie noch mal Kontakt zu Christoph Daum gehabt?
Nowotny: Nein, kein einziges Mal. Ich habe einmal ganz kurz mit Roland Koch (seinem Co-Trainer; d. Red.) telefoniert, da wollte er sich erkundigen, wie es bei uns so läuft.
Sport-Bild: Können Sie sich vorstellen, dass Christoph Daum noch mal in die Bundesliga zurückkehrt?
Nowotny: Warum nicht, möglich ist alles. Wenn man noch ein paar Jahre ins Land ziehen lässt, wird es heißen: "Christoph Daum - war da mal was?" Aber mehr auch nicht.
Sport-Bild: Könnten Sie sich vorstellen, noch mal unter ihm zu spielen?
Nowotny: Mit Sicherheit, auf jeden Fall. Dafür bin ich zu intelligent, um so eine Chance wegzuschmeißen. Weil ich wüsste, dass ich mit ihm Erfolg hätte.
Sport-Bild: Sind Sie neidisch darauf, dass Robert Kovac zu den Bayern wechselt und Sie in Leverkusen bleiben müssen?
Nowotny: Ich hätte vor fünf, vor drei, vor zwei Jahren auch die Chance gehabt. Ich freue mich für ihn, es ist ein guter Schritt.
Sport-Bild: Sie liebäugeln auch auffällig oft mit einem Wechsel...
Nowotny: Ich habe nicht gesagt, dass ich wechseln will oder Angebote habe. Mein Onkel, der mich berät, wird sich jetzt mit Bayer zusammensetzen. Vielleicht kommt ja auch der Moment, in dem Reiner Calmund sagt: "Sorry, aber wir müssen dich verkaufen!" Und auf diese Momente muss man vorbereitet sein. Am Ende des Jahres wird es eine Entscheidung geben.
Sport-Bild: Könnte es sein, dass Sie mit Robert Kovac und Michael Ballack gemeinsam beim FC Bayern spielen?
Nowotny: Ich bin immer vorsichtig damit, "niemals" zu sagen. Es besteht mit Sicherheit die Möglichkeit. Es gibt so viele Unbekanntheiten in der Zukunft, die sich nicht berechnen lassen.
Interview: Mathias Sonnenberg
Also ich würde mich freuen, wenn Daum wieder in die Buli kommt. So einen wie ihn kann die Buli gut gebrauchen.