Klinsmann-Entlassung

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Ipsissimus
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Mo 27. Apr 2009, 13:46 - Beitrag #1

Klinsmann-Entlassung

München - Jürgen Klinsmann ist nach nicht einmal zehn Monaten als Trainer bei Bayern München gescheitert. Zwei Tage nach der 0:1-Niederlage gegen Schalke 04 zogen die Verantwortlichen des Deutschen Meisters die Notbremse. "Der Vorstand sah nach den letzten Ergebnissen die Mindestziele für diese Saison gefährdet und hat sich deshalb zu diesem Schritt entschlossen", heißt es in der offiziellen Erklärung auf der Homepage des Clubs. Auch Klinsmanns Assistenten Martin Vasquez und Nick Theslof wurden entlassen.


http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,621292,00.html


ich bin ja gar nicht gehässig^^ aber den Klinsmann hätten sie gar nicht erst einstellen dürfen^^

Nachfolger wird Jupp Heynckes, bis zum Saisonende. Nicht optimal, aber alles ist besser, als an Klinsmann festzuhalten. Mein Optimismus hinsichtlich der Meisterschaft ist jedoch mittlerweile gründlich erschüttert^^


/edit

Uwe Seeler: "Die Bayern wollen Meister werden, und nach der Niederlage der Wolfsburger ist wieder alles möglich. Ich kenne keine Interna, aber sicherlich hat Klinsmann nicht erfüllt, was man sich erhofft hat. Ich halte nicht viel davon, wenn man zu viele Sachen auf einmal will. Ich glaube auch nicht, dass die Amerikaner uns das Fußballspielen oder die Fitness beibringen können."

http://www.sueddeutsche.de/sport/950/466531/bilder/?img=14.0

janw
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Mo 27. Apr 2009, 22:10 - Beitrag #2

Ich verfolge das ja nun wie immer etwas distanziert - warum hätten sie ihn nicht einstellen dürfen? Was war/ist prinzipiell gegen Klinsmann zu sagen?
Und ist es eigentlich in Ordnung, daß der Trainer gehen muss, wenn die Spieler Spiele verlieren?

Mein Optimismus hinsichtlich der Meisterschaft ist jedoch mittlerweile gründlich erschüttert^^

Ich bin eher optimistisch, daß mal eine vernünftige Mannschaft die Meisterschaft gewinnt, nicht so ein Haufen spätpubertierender sprachgestörter Edeltrottel^^

Ipsissimus
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Mo 27. Apr 2009, 23:15 - Beitrag #3

daß mal eine vernünftige Mannschaft die Meisterschaft gewinnt


sprechen wir von derselben Liga?^^

Klinsmann ist für mich nichts als ein hochgepuschter Dilettant, der in einer bestimmten Situation einfach ein bisschen Glück hatte und damit eine Massenhalluzination auslöste. Und die dämlichen Münchner Bosse sind prompt drauf reingefallen^^ wenn ich daran denke, wen sie dafür gehen ließen, könnte ich heute noch in den Tisch beißen^^

Traitor
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Di 28. Apr 2009, 00:06 - Beitrag #4

Die Fähigkeiten Klinsmanns kann ich nach wie vor nicht beurteilen - man könnte ebenso seinen Erfolg mit der Nationalmannschaft auf Löw abschieben wie seinen Misserfolg bei Bayern auf Vereinsführung und Umfeld, oder beides ihm zuschreiben, oder eine beliebige Kombination daraus. Die echten Qualitäten werden sich erst bei der nächsten Station, wohl einem ganz normalen Verein, zeigen.

In jedem Fall ist die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt ein Armutszeugnis für die Professionalität der Bayern. Trainerentscheidungen fällt man in der Sommer- oder Winterpause. Aber solche Notmaßnahmen im laufenden Betrieb bringen vielleicht manchmal doch noch kurzfristigen Erfolg, destabilisieren Mannschaft und Verein mittelfristig aber nur. Zu diesem Mittel sollten höchstens Abstiegskandidaten greifen, niemand mit Ambitionen auf die Weltspitze.

Was die Nachfolge angeht, gibt es ein großes Problem: nahezu jeder Kandidat ist entweder unter- oder überqualifiziert. Einen weiteren Neuling kann man sich nicht leisten, die meisten nationalen Kandidaten würden auch eine Nummer zu klein wirken. Die viel gehandelten internationalen Trainerstars haben aber allesamt besseres zu tun, als sich mit diesem deutschen Provinzverein abzugeben, der auch gerade nochmal bewiesen hat, nicht viel auf seine Trainer zu geben. Sowas können sich nur Madrid und Chelsea erlauben. Ein Arsène Wenger z.B. wäre ja völlig verblödet, gäbe er seine perfekten Arbeitsbedingungen bei Arsenal auf. (Allein schon des Namens wegen. ;) Da war nur Wolfgang Wolf in Wolfsburg noch perfekter.)
Die wenigen Kandidaten, die also gerade gut genug, aber nicht zu glamourös sind, dürften Schuster und van Gaal sein. National noch allerhöchstens Veh, aber der würde einen ähnlichen Stil wie Klinsmann zu etablieren versuchen und damit ebenso scheitern.

@Jan:
Und ist es eigentlich in Ordnung, daß der Trainer gehen muss, wenn die Spieler Spiele verlieren?
Ein seit langem angeprangertes Übel. Es ist aber nunmal die einzige große, nach klarem Schnitt und Neuanfang aussehende Maßnahme, die sich in einer laufenden Saison vornehmen lässt. Vielleicht sollte man ja einfach Transferregeln für Trainer erlassen, wie sie auch für Spieler gelten, sie also nur in den Spielpausen einstellbar machen.

Ipsissimus
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Di 28. Apr 2009, 16:30 - Beitrag #5

ich bezweifele, dass Klinsmann weiter Trainer bleiben will. Der wollte nicht Trainer sein, der wollte Trainer von Bayern München sein - zu hohe Ambitionen für zu wenig Können, welches notdürftig durch die neueingeführten Methoden kaschiert wurde.

Ich glaube nicht, dass Schuster noch mal nach Deutschland kommt, auch für die Bayern nicht^^ Van Gaal vielleicht, und als innerdeutschen Geheimtipp vielleicht Favre aus Berlin^^

Traitor
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Di 28. Apr 2009, 19:18 - Beitrag #6

Nun wird Klinsmann schon mit einem Premier-League-Job in Verbindung gebracht, aufgrund seines guten Rufes dort und des großen Abstands zur ihm verhassten deutschen Presse klingt das vielleicht realistisch. Bei Manchester City allerdings kann man nur scheitern...

Favre ist mit ziemlicher Sicherheit zu unspektakulär für Bayern. Das käme einer noch größeren Selbstüberwindung der Führung gleich als bei Klinsmann.

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Di 28. Apr 2009, 20:13 - Beitrag #7

genauso gut könnten sie uns Loddar einstellen, da bekämen sie vergleichbare Kompetenz. Meinst du wirklich, die CL-Clubs wüssten nicht sehr genau, was bei den Konkurrenten los ist? Der Club, der Klinsmann kauft, hat wirklich kein Mitleid verdient.

Traitor
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Di 28. Apr 2009, 20:56 - Beitrag #8

Von den CL-Clubs rede ich auch gar nicht. Die sind alle gut besetzt (ManU, Arsenal, Liverpool) oder haben eine weit größere Auswahl (Chelsea). Gerüchte-Kandidat ist Manchester City, das über Geld und Ambitionen, aber keine Kompetenz verfügt und nahezu alles versucht, was irgendwie auf dem Papier gut aussieht. Andere Kandidaten wären sein Exclub Tottenham, Newcastle oder sowas. Also die dortigen Äquivalente zu Schalke, Dortmund und Co hier, ambitioniertes Mittelfeld ohne Erfolg.

Und wie gesagt erscheint mir die Datenlage für deine völlige Verdammung seiner Fähigkeiten zu gering. Du kannst damit sehr gut Recht haben; vielleicht zeigt er aber doch wieder sein Talent, und sei es nur als Motivator und Ideengeber mit fachlicher Unterstützung durch einen starken Co. Das könnte ja durchaus auch in einem Verein funktionieren.

janw
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Di 28. Apr 2009, 21:32 - Beitrag #9

Angesichts dessen, daß er in usa nach neuem Fußball-Wissen gesucht hat - ist das nicht so, wie wenn man Eisbären über Pinguine ausfragt^^- und dann die Bayern mit einer Buddha-Statue zum Erfolg führen wollte - ist mir in meiner Zeitung so rübergekommen - ist mir die Kompetenzfrage auch schon durch den Kopf gegangen; andererseits hat er ja eine gewisse Distanz zu gewissen Medien gepflegt, die Mittel besitzen, sich ihnen gegenüber abweisend verhaltende Personen öffentlich hinzurichten, weshalb ich mir nicht sicher bin, wie weit das nicht alles genau darauf abzielende Propaganda ist - und die Spieler willige Helfer der Springer-Presse sind.
Was hat ein Klinsmann nicht, was ein guter Fußballtrainer braucht? Oder hat er etwas, was ein guter Fußballtrainer auf gar keinen Fall haben sollte?

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Mi 29. Apr 2009, 13:51 - Beitrag #10

nun, solche Medien wie der Stern haben das natürlich versucht, aber wer nimmt noch ernst, was im Stern steht. Die Bayern haben einfach über die gesamte Saison durchwegs nicht die Leistung gebracht, die man von solchen Spielern erwarten kann. Die Nationalmannschaft hat unter ihm auch nicht gut gespielt; ihr Glück war, dass andere noch schlechter gespielt haben. In den beiden Situationen, in denen ich ihn also bisher als Trainer beobachten konnte, hat er die Situation nicht zum Besseren wenden können, und das erachte ich unabhängig davon, was Medien berichten, für einen Trainer als tödlich.

Das Prolem Klinsmann ist sicher Teil der Misere des deutschen Fußballs, aber er ist halt einer der Exponenten des Problems.

janw
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Mi 29. Apr 2009, 14:29 - Beitrag #11

Woran würdest Du die Misere festmachen? Ist es vielleicht Teil einer übergreifenden Misere...gelegentlich wird ja ein zu geringer Kampfgeist der Fußballer beklagt. Sind sie übersättigt? Empfinden sie sich vielleicht als Kämpfer um das letzte Treibholz, während ihre Pendants in anderen Ländern noch wirklich glauben, etwas erreichen zu können ?

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Do 30. Apr 2009, 12:02 - Beitrag #12

jan, darüber hatten wir ja schon in dem anderen Thread über europäisches Niveau gesprochen.

Ich hatte mich neulich hier mal mit nem Arbeitskollegen drüber unterhalten, der früher immerhin mal Trainer von einer Regionalliga-Mannschaft war und heute noch in der Saarländischen Bezirksliga Trainer ist. Der meinte, es liege vor allem daran, dass im Vergleich zu früher der Nachwuchs fehlt. Die Vereine versuchen zwar auf allen Leistungsebenen bereits frühzeitig talentierte Spieler für sich zu gewinnen, aber es gibt einfach zu wenige. Früher war Fußball noch DAS Spiel für Kids, dann kam lange gar nichts und dann kam irgendwann Handball und Tischtennis. Mittlerweile ist das Angebot an Sportarten so vielfältig, dass selbst talentierte Jungfußballer nicht mehr sicher gehalten werden können, wenn die lieber Karate machen oder Tennis oder sonst was. Außerdem: neulich mussten in der Liga seiner C-Jugend-Mannschaft zwei Spiele abgesagt werden. Grund: zwei der Kids hatten Geburtstag, just am Spieltag, und mussten alle ihre Freunde einladen, das konnte nicht auf den nächsten Tag verschoben werden. Die Freunde waren zu 90 % die restlichen Spieler der Mannschaften. Und er meinte, das sei leider kein Einzelfall. Die Zumutung, drei mal die Woche zu trainieren und einmal an einem festen Wochentag zu einem Spiel zur Verfügung zu stehen, sei für viele zu viel.

Also der Topf, aus dem sie schöpfen, wird immer kleiner, und die Haie fischen die Becken von oben nach unten leer. Streetfußball ist in Deutschland eh noch nie in gewesen, und Bolzplatz-Fußball gibt es mangels Interesse immer weniger. Ich denke, damit dürften die wichtigsten Gründe abgedeckt sein


ps ich denke Guus Hiddink oder Louis van Gaal werden es. Letzterer steht laut Kicker auf der Wunschliste der Bayern ganz oben, ersterer wurde immerhin von Franz selbst ins Gespräch gebracht und verlässt Chelsea definitiv zum Saisonende

janw
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So 3. Mai 2009, 12:01 - Beitrag #13

Gut, das leuchtet ein, damit erweist sich Fußball aber eben auch als Teil der jeweiligen herrschenden Verhältnisse - die Zeiten der Arbeiterschaft als gesellschaftsprägender Größe sind vorbei, und damit auch die ihrer Attribute wie des sozial verbindenden, egalitär verstandenen ("11 Freunde...") Aufstiegsventils Fußball. Dieser ist selbst zum Subjekt von Kapitalinteressen verkommen, und die Jugendlichen treiben heute den Sport, den damals der Rest der Gesellschaft trieb, und einiges mehr dazu - eine im Grunde zwangsläufige Entwicklung, oder?

Was macht denn nun dieser neue Trainer anders, so daß sie gleich wieder Spiele gewinnen?

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Mo 4. Mai 2009, 10:26 - Beitrag #14

wenn man die Situation in Südamerika dazu nimmt, leuchtet das sogar um so mehr ein. Viele dortige Weltklassespieler stammten aus Slums, haben auf der Straße Tribbeln und Technik gelernt, und Fußball war für sie DIE Chance auf ein besseres Leben.

ich bin noch nicht sicher, ob er was besser gemacht hat. Ein 2:1 ist zwar ein Sieg, aber wenn man berücksichtigt, dass es ein Heimspiel war und dazu gegen einen Abstiegskandidaten, dann war das äußerst dünn. Vielleicht hat es die Mannschaft ja tatsächlich ein bisschen aufgerüttelt, aber der Anteil an Glück war doch erheblich


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