Ballack

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janw
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Sa 18. Jun 2011, 13:12 - Beitrag #1

Ballack

Mittlerweile haben die Geschehnisse um den Fußballer Michael Ballack es in die allgemeinen Nachrichten geschafft, insofern ein Grund, sich der causa zu widmen.

Wenn ich das richtig sehe, war Ballack ein gefeierter Spieler der Nationalmannschaft, bis er durch ein Foulspiel, iirc aus den eigenen Reihen, verletzt wurde, woran er länger litt.
Nach seiner Genesung gab es längere Zeit Unsicherheiten, ob und wann er wieder in die Nationalmannschaft zurückkehren werde.
Vor einigen Tagen verkündete dann der Trainer Löw, er werde nicht wieder in die Nationalmannschaft zurückkehren, vom DFB war zu hören, man wolle ihm ein 99.Lämderspiel zum Abschied anbieten.
Ballack war zu der Zeit im Urlaub.

Ballack äußerte sich dann mit sehr scharfen Worten zu der Äußerung des Trainers, kritisierte dabei auch die Art der Mitteilung, während seines Urlaubs und ohne vorherige Unterrichtung. Das Angebot für das Abschiedsspiel lehnte er ab.


Wenn es sich etwa so zugetragen hat, stellt das Geschehen für mich einen Tiefpunkt in der Umgangsweise des Trainers mit seinen Spielern dar.
Die Verletzung ist ein Ereignis, das IMHO Rücksicht erfordert und nicht zu einer derartigen Abservierung führen darf.

blobbfish
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Sa 18. Jun 2011, 13:23 - Beitrag #2

Nunja, zwischen Ballack und Löw gab es ja schon immer mal wieder Probleme, insofern wundert mich das jetzt nicht so sehr. Dass Ballack seit der WM im Prinzip abserviert ist, war ja auch abzusehen, spätestens als Lahm die Kapitänsbinde nicht mehr hergeben wollte.

janw
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Sa 18. Jun 2011, 20:27 - Beitrag #3

Die Reibungen zwischen Ballack und Löw waren mir auch nicht entgangen, aber ein Trainer sollte da eigentlich drüber stehen und von seiner Seite den guten Stil wahren. Und letztlich ist er es, der über das Kapitän-sein entscheidet, nicht ein Spieler. Außerdem macht sich IMHO ein Spieler besser als Kapitän, der schon vom Namen her mit dem Ball auf Zack ist ;)

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Sa 18. Jun 2011, 22:13 - Beitrag #4

Mir deucht, Ballack macht(e) letztlich in dieser Arie nicht so die gute Figur, wie es, beispielsweise bei den Schilderungen von janw, zunächst berechtigt den Eindruck macht. Belege bzw. mindestens serh starke Indizien dafür sehe ich ua. (inhaltlich so gewiss auch in anderen Medien zu finden) in einem Kommentar und Artikel des KStA:

Kommentar mit dem Titel Ein Ende mit Bitterkeit:
Die Ära des Nationalspielers Michael Ballack geht unangemessen zu Ende; mit Zähneknirschen, Zerwürfnissen und Bitterkeit. Der Versuch des Deutschen Fußball-Bundes, den Anschein von Einvernehmen zwischen Bundestrainer Joachim Löw und seinem Ex-Kapitän zu erwecken, kann niemanden täuschen. Dafür sorgt schon Ballack selbst. Es gab keine gemeinsame Erklärung, keinen gemeinsamen Auftritt, noch nicht einmal eine Einigung darauf, ob es ein letztes Spiel mit dem Adler auf der Brust geben wird. Ballack wollte alles vermeiden, was nach Rücktritt aussah, nach Freiwilligkeit. Er wollte Joachim Löw zu einer Aktion zwingen, die einem Rauswurf ähnelte. Das ist ihm gelungen. Andererseits muss das ein Bundestrainer ja auch ertragen können – öffentlich zu seiner eigenen Meinung zu stehen. Und wie diese Meinung war, darüber herrschte schon lange Klarheit. Joachim Löw wollte Ballack nicht mehr um sich haben.

Nach den Gründen der fühlbar gewordenen Abneigung muss niemand lange suchen. Joachim Löw hat Ballack nicht verziehen, dass er ihm nach der Europameisterschaft 2008 die Loyalität aufgekündigt hat. Nie zuvor hatte sich ein deutscher Fußball-Bundestrainer von seinem Kapitän öffentlich Respektlosigkeit vorwerfen lassen müssen. Aus purer sportlicher Notwendigkeit hat Löw, der sich durchaus auch verstellen kann, wenn es sein muss, nach dem spektakulären Interview an seinem damals noch wichtigsten Mann festgehalten. Aber es war eine reine Zweckbeziehung, die sofort endete, als der Zweck entfiel. Dass ein tragisches Ereignis, die Verletzung im englischen Pokalfinale 2010, das Unvermeidliche einleitete, ist ebenso bitter für Michael Ballack wie die Tatsache, dass der Mann, der ihn verletzte, danach Karriere gemacht hat.


Artikel Nach Ballack-Kritik: DFB reagiert zurückhaltend:
«Es ist schade, dass Michael jetzt so reagiert hat. Seit Ende März stand der Bundestrainer ständig mit ihm in Kontakt und hat in aller Offenheit mit Michael über seine sportliche Situation geredet, weil er das verdient hat», teilte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach mit.


Artikel „Gespräche waren korrekt und fair“:
DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach hat die massiven Vorwürfe von Michael Ballack nach dessen unfreiwilligem Ende in der Fußball-Nationalmannschaft gekontert. „Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis, schon gar nicht für Begriffe wie 'Scheinheiligkeit' und 'Farce', die er in diesem Zusammenhang gewählt hat“, sagte Niersbach am Samstag in einem Interview auf der Webseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Aus meiner Sicht sind alle Gespräche absolut korrekt und fair verlaufen.“

Detailliert stellte er die DFB-Sicht dar, wie und wann die Treffen mit dem langjährigen Kapitän stattfanden. Niersbach bestätigte, dass Bundestrainer Joachim Löw bereits am 30. März dem 34 Jahre alten Leverkusener gesagt habe, dass er nicht mehr mit ihm plane.

„Es wurde gemeinsam - ich betone: gemeinsam - vereinbart, zunächst Stillschweigen zu bewahren, Michael auch Zeit zu geben, nochmals in aller Ruhe nachzudenken, um dann in einem abschließenden Gespräch mit Joachim Löw festzulegen, wie die Entscheidung letztlich kommuniziert werden sollte“, sagte der Generalsekretär.

Nach den drei Länderspielen zum Abschluss der Saison gegen Uruguay, Österreich und Aserbaidschan habe sich Ballack laut Niersbach äußern wollen. Doch gab es seitdem keinen Kontakt mehr.


Wenn ich dann noch im Artikel Ballack wirft Löw Scheinheiligkeit vor folgendes lese:
„Ein längst vereinbartes Freundschaftsspiel jetzt als Abschied zu deklarieren, ist aus meiner Sicht eine Farce. Ich weiß, dass ich meinen Fans dieses Spiel eigentlich schuldig bin, aber ich kann dieses Angebot nicht annehmen“, sagte Ballack am Freitag dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Ich habe gestern im Urlaub durch eine Pressemitteilung erfahren, dass der Bundestrainer nicht mehr mit mir plant. Form und Inhalt der Mitteilung sind leider bezeichnend dafür, wie sich der Bundestrainer mir gegenüber seit meiner schweren Verletzung im Sommer letzten Jahres verhalten hat.“ Der Mittelfeldspieler vom Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen bezichtigte den Bundestrainer sogar, in der Öffentlichkeit die Unwahrheit gesagt zu haben. „Form und Inhalt der Nachricht überraschen und enttäuschen mich zugleich, weil sie die vom Bundestrainer mir gegenüber gemachten Aussagen in keinster Weise widerspiegeln“, erklärte ein tief enttäuschter Ballack.

Tja, dann habe ich das Gefühl, das da wohl einer von beiden eine vorsichtig formuliert leicht verzerrte Sicht/Wahrnehmung der Dinge hat. Und theoretisch, je nach dem wie das was durch Beweise oder Zeugen zu belegen wäre, könnte das auch in einem Rechtsstreit bzw. mind. in Gegendarstellungen münden.

Ipsissimus
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Di 21. Jun 2011, 14:08 - Beitrag #5

wir können es nicht wissen, weil wir bei keinem Gespräch und keinem Kontakt dabei waren; und die beiden Fronten werden so sicher wie der Tod ihre jeweiligen Versionen präsentieren, deren Ähnlichkeit mit der Faktizität eine rein zufällige sein dürfte. Von daher neige ich zu der Bewertung, dass es mir egal ist^^

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Di 21. Jun 2011, 20:35 - Beitrag #6

Wie ua der Stern kommentiert, hat das m.E. bei Ballack aber auch schon was von Selbstzerstörung.
Tragisch ist wohl, das es am Ende nur Verlierer gibt, sofern sich das ganze nicht doch noch unerwartet aufklären lässt.
Als Nebenaspekt bin ich gerade unsicher, wie ich im Vergleich den Presserummel um den nun nicht mehr Nationalspieler mit dem Presserummel um die beginnende WM der Frauen im eigenen Land bewerten soll - isteine Herrenpersonalie diue größere Nachricht bzw. Sache als die ganze WM der Damen?

Ipsissimus
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Di 21. Jun 2011, 21:10 - Beitrag #7

solange der Frauenfußball nicht die Stammtische erobert hat, ist das wohl so

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Di 21. Jun 2011, 22:19 - Beitrag #8

Dazu wiederum müßte er wohl stärker in die Medien gelangen - wäre das ggf. ein Ansatz, bei dem Vermarktungsinteresse Frauenfußball und für ARD Sportschau wohl zu hohe Rechtepreise für Erstbericherstattung der Herren-Bundesliga zu einer neuen Lösung führen könnten?

Und wird Ballack nun noch mal eigentlich bei Leverkusen (groß?) rauskommen oder wird er eher am Ende seiner aktiven Karriere gesehen?

Und dann? Kommentator für - hmmh, denkt euch selber was^^

janw
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Mi 22. Jun 2011, 00:33 - Beitrag #9

Ich finde allein das Vorgehen, den Rauswurf während des Urlaubs des Betreffenden zu verkünden, geschmacklos und ungehörig.
Mag Ballack auch stilwidrig agiert haben, der Trainer sollte IMHO darüber stehen.

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Mi 22. Jun 2011, 01:27 - Beitrag #10

Gerade das finde ich jetzt nicht so problematisch - worauf sollten Löw und DFB noch warten außer auf weiter ausufernde Gerüchte und durchsickernde Informationen zu warten? Und Ballack hat immerhin nicht bestritten, das es die vielen erfolglosen Kontaktversuche des DFB gab. Insofern ist drüber stehen die eine Sicht, sich als DFB bzw. Trainer nicht vorführen lassen das andere.

janw
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Mi 22. Jun 2011, 12:33 - Beitrag #11

Erfolglose Kontaktversuche waren eben erfolglos und eben kein Kontakt, in dem die Entscheidung hätte vermittelt und in dem Möglichkeiten der gemeinsamen Verkündung hätten erörtert werden können.
Ich sehe kein Vorführen des Trainers.

Aber im Grunde hat die Unsäglichkeit schon damit begonnen, daß der Trainer nicht eingeschritten ist, als Lahm sich nach Ballacks Verletzung die Kapitänsbinde angemaßt hat.
Und für sowas werden horrende Rundfunkgebühren-Beträge und beste Sendezeit aufgewendet.

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Mi 22. Jun 2011, 12:49 - Beitrag #12

Erfolglose Kontaktversuche - zur Zeit wo mE unbestritten Ballack sich äußern wollte wie sollte - das hat - wieder mE schon etwas von den anderen zur Offensive zwingen..

Traitor
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So 26. Jun 2011, 20:45 - Beitrag #13

Für mich haben beide ihre Fehler gemacht.
Löws erster war, die Sache nicht direkt nach der WM geklärt zu haben - nach einem ohne ihn erfolgreichen Turnier auf einen seit Jahren abbauenden, fast 34-Jährigen auf einer gut besetzten Position zu verzichten, was wäre einfacher gewesen? Sicher hätten einige verbliebene Ballack-Fans gegrummelt, aber Löw hätte sich zu diesem Zeitpunkt so ziemlich alles erlauben können.
Später dann wurde das andauernde "wir werden bald darüber sprechen, oder auch doch noch etwas später, ach ne, jetzt nicht, aber bestimmt bald" einfach unglaubwürdig, spätestens seit der Winterpause war jedem klar, dass Ballack endgültig draußen war.
Letztlich ist Löws Position aber immer noch stark genug, dass er sich damit nicht ernsthaft geschadet hat.
Ballack dagegen hat sich seinen Abschied selbst vermasselt, ein freiwilliger Rücktritt nach der WM oder im Winter mit einem "leider macht der Körper halt nicht mehr mit" hätte seine Ehre gerettet, so ist er nur der jammernde Nicht-Loslassen-Könner.

@Jan: Lahms "Anmaßung" war vollkommen angemessen und notwendig, da es mit Ballacks ungeklärter Zukunft ein Machtvakuum gab. Hätte er sich weiterhin als Aushilfskapitän verstanden und wäre von der restlichen Mannschaft und der Öffentlichkeit so wahrgenommen worden, hätte Deutschland das Jahr über vermutlich weniger solide gespielt. Und zu dem Zeitpunkt sah auch noch niemand etwas stilwidriges in Löws Verhalten, sein nominelles Festhalten an Ballack galt eher als großmütiges Angebot. Erst durch das unnötige Lavieren in den letzten Monaten wurde die Sache so peinlich.


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