DFL-Kontrolle über die Bundesliga-Berichterstattung

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Mi 6. Jul 2011, 11:11 - Beitrag #1

Um nicht extra einen neuen Thread starten zu müssen, hier der Link zum NDR der kurz in Wort und länger in Film darüber berichtet, welchen m.E. teils doch einschränkenden Regelungen sich die (TV-)Medien gefallen lassen (müssen), um über die Bundesliga, bzw. neuerding ja DFL, berichten zu dürfen.

Traitor
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Mi 6. Jul 2011, 20:29 - Beitrag #2

Oh doch, das ist sehr wohl einen eigenen Thread wert. ;) Spaltung!

Zitat von NDR:Diese Bilder aus der Fußballbundesliga gibt es schon lange nicht mehr im deutschen Fernsehen zu sehen.
Hm, dann muss es wohl auch "schon lange" her sein, dass ich zuletzt im Fernsehen etwas über die Bundesliga gesehen habe. Sportschau, Ran etc. dürfte in der Tat schon >5 Jahre sein, das kommt hin. Aus der Tagesschau meine ich mich aber durchaus noch an rezente Spontaninterviews zu erinnern. Vielleicht waren die aber auch abgesprochen und/oder inszeniert.

Fußball-Interna gehören sicher nicht zu den Kernaufgaben des investigativen Journalismus, ein schwerer Schaden entsteht der Mediengesellschaft hier also nicht. Schade sind derartige Überkontrollen aber sicher, nehmen sie doch eine Menge Leben und Spannung aus dieser größten Unterhaltungsveranstaltung des Landes. Kurzfristig hält sich die DFL damit zwar vielleicht ein paar Skandälchen vom Hals, mittelfristig verliert ihr Produkt aber eher an Attraktivität.

009
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Mi 6. Jul 2011, 20:38 - Beitrag #3

Auch wen der Beitrag mit "Die DFL und ihre Macht über die Medien" übertitelt ist, sehe ich diese Macht als nicht zwingend an - wenn auch gegeben:

Bilder aus dem Mannschaftsbus? Fußballer, die fluchend in ihre Kabine gehen? Interviews am Spielfeldrand? Diese Bilder aus der Fußballbundesliga gibt es schon lange nicht mehr im deutschen Fernsehen zu sehen. Heute ist genau definiert, was gezeigt werden darf und was nicht. Auf keinen Fall leere Ränge, auch keine nackten Flitzer, die über das Spielfeld rennen. Und Interviews werden nur noch vor einer Sponsorenwand gegeben und sind maximal 90 Sekunden lang.

[...]

Für diese Bilder und die Möglichkeit, aus der sogenannten Mixed Zone zu berichten, wird nicht nur viel Geld etwa von Sky oder der ARD bezahlt, die Rechte sind zudem so begehrt, dass die DFL gut verhandeln kann. Sie hat eine "starke Marktmacht (...), die sie gegebenenfalls auch ganz gut ausspielt", wie André Bühler, Professor für Sportmanagement, meint.

[...]

Die Medienunternehmen scheinen sich den Bedingungen der DFL beugen zu müssen. Sie wollen die Rechte und die Quoten. Fußball ist eben ein Millionengeschäft und je höher der Preis, umso härter die Regeln.


Ich denke, dies funktioniert nur und solange mindestens ein Medienunternehmen die Regeln zu den verlangten Preisen akzeotiert. Denn sollte ein medienübergreifendes Einvernehmen entstehen, sich beispielsweis zu sehr in der Ausübung des journalistischen Berufes gegängelt zu sehen, könnte die Medien dies den Zuschauern vermitteln und dich der DFL verweigern.

Denn so ganz ohne visuelle Medienbegleitung dürfte die DFL sich auch nicht wohlfühlen können...

janw
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Mi 6. Jul 2011, 21:31 - Beitrag #4

Zensur der Bildberichterstattung während der Spiele, Interviews als erzwungene Werbeveranstaltung - in meinen Augen wären das gute Gründe, um den Übertragungsrechte-Kauf zu verweigern.

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Mi 6. Jul 2011, 21:37 - Beitrag #5

Zumindest mit Journalismus und freier Berichterstattung hat das soviel nicht mehr zu tun...
Aber dann gibt es auf einmal vielleicht Bundesliga zunächst exclusiv nur bei dem dafür neu etablierten B***d.TV. Zumindest das entsprechende Druckerzeugnis zeigt doch mannigfaltig, wie wenig es mit Presse und Journalismus zu tun hat...

Hmmh, ob die GEZ-Regelungen etwas hergäben, um gegen die Akzeotanz der DFL-Regeln durch die ÖR-Sender zu klagen? Denn ich meine/glaube/hoffe, das dort explizit drin steht, das journalistische Medien davon erschaffen werden sollen.

Traitor
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Do 7. Jul 2011, 20:53 - Beitrag #6

@Jan: Analog müsste man dann aber auch mit Regierungs-Pressekonferenzen und ähnlichen Veranstaltungen umgehen. ;)

@009: Eher würde ich erwarten, dass sich die DFL irgendwann ihren eigenen Fernsehsender bastelt. Anscheinend ist es aber weiterhin lukrativer, die Rechte zu verkaufen - womit sich die Frage stellt, wie die Käufer damit eigentlich Gewinne machen wollen. Sicher, sie haben die Infrastruktur schon, trotzdem erscheinen die gezahlten Summen aber wenig nachvollziehbar.
Per GEZ ist da sicher nichts herauszuklagen, wenn sich schon die weitaus mafiösere GEZ selbst nicht wegklagen lässt.

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Do 7. Jul 2011, 22:25 - Beitrag #7

Seltsam komischer Ansatz: die Käufer dürfen Material im TV senden, oftmals in Livestreams oder auch den für bestimmte Zeit verfügbaren Videos ganzer Sendungen der ÖR im Netz fehlen dann mit "keine Internet-Rechte"-Hinweis gerne die Fußballbeiträge.

janw
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Fr 8. Jul 2011, 01:00 - Beitrag #8

Zitat von 009:Hmmh, ob die GEZ-Regelungen etwas hergäben, um gegen die Akzeotanz der DFL-Regeln durch die ÖR-Sender zu klagen? Denn ich meine/glaube/hoffe, das dort explizit drin steht, das journalistische Medien davon erschaffen werden sollen.

Ich fürchte, eher nicht. Und selbst wenn, stell Dir mal die öffentlichen Reaktionen vor, wenn die ÖR-Sender sagen würden: "Die Ausstrahlung der Fußballspiele ist nicht möglich, weil sie den Grundwerten und Arbeitsgrundsätzen der guten journalistischen Praxis zuwiderlaufen müsste."
Ein erklecklicher Teil der Bevölkerung braucht den Fußball zur Triebabfuhr, die Politik braucht ihn, um einen Ausbruch der Frustration der Prekären zu vermeiden, und vor allem ist er ein Geschäft.

[quote="Traitor"]@Jan: Analog müsste man dann aber auch mit Regierungs-Pressekonferenzen und ähnliähnlichen Veranstaltungen umgehen. ]
Naja, die Bundespressekonferenz wird von Journalisten veranstaltet, die Politik dazu geladen.

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Fr 8. Jul 2011, 01:17 - Beitrag #9

Immerhin wurden ARD und ZDF doch nicht vom Mob gestürmt, als sie erstmals, weil nur die Privaten die wesentlich höheren Preise für die Rechte zahlen konnten bzw. wollten, deutlich weniger bzw. später von den Spielen berichten durften.

Einen Versuch der Kontrolle der Politik über die Bundespressekonferenz gab es doch, als dort ein Sprecher zu Guttenbergs irgendwas verkündete, während der damals noch Doktor und Minister von "ausgewählten" Journalisten eine Erklärung in eigener Sache abgab. Dies wurde von der Journaille zumindest nicht einfach so und mind. für interessierte auch medial bemerkbar nicht hingenommen, sondern aktiv dagegen protestiert.

Ipsissimus
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Fr 8. Jul 2011, 13:29 - Beitrag #10

es ist ein Einschwing-Prozess. Für viele Fernsehzuschauer werden die Berichte immer unattrativer, also schauen sie weniger, also erhalten die Werbekunden weniger Gegenleistung für ihr Geld, also kann das Fernsehen weniger für die Sendeminute verlangen, als kann sie der DFL nicht so viel bezahlen, also müssen die ihre Forderungen den Realitäten anpassen. Das schaukelt hoch und runter, irgendwann pendelt es sich ein.

Wenn die Fernsehzuschauer sich einfach verweigern würden, wäre der Spuk so was von schnell vorbei. Tun sie nicht. Müssen sie halt damit leben^^

Traitor
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Fr 8. Jul 2011, 17:22 - Beitrag #11

@009: Streams der Fernsehsender zählen anscheinend nur als Weiterverwertung des bereits lizenzierten TV-Materials, nicht als davon losgelöster Web-Inhalt. Technisch gesehen sonderlich viel Sinn ergibt das aber nicht.

@Jan: Beispiele wie das von 009 genannte gibt es durchaus einige. Und hierzulande können wir uns da noch glücklich schätzen, White-House-Pressekonferenzen beispielsweise haben nun wirklich gar nichts mehr mit freiem Journalismus zu tun.

@Ipsissimus: Nur mit der Einschränkung, dass die Preise bisher ausschließlich nach oben geschwungen sind. ;)
Und zumindest ich werde mich allein wegen der hier diskutierten Einschränkungen sicher nie verweigern, da für mich Interviews und Mannschaftsbusinterna im Vergleich zum Spiel selbst vollkommen irrelevant sind.

Ipsissimus
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Mo 11. Jul 2011, 12:05 - Beitrag #12

Nur mit der Einschränkung, dass die Preise bisher ausschließlich nach oben geschwungen sind.
es gibt halt noch zu viele, die gucken^^


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