Nach UEFA-Chef Platinis Willen soll die Europameisterschaft 2020 nicht wie üblich in 1-2 Ländern, sondern in einem Dutzend oder mehr stattfinden. Oder, genauer gesagt, gar nicht mehr von Gastgeberländern gesprochen werden, sondern der Bewerbungsprozess sich direkt auf einzelne Stadien beziehen.
Offizieller Hauptgrund sind Jubiläumsfeierlichkeiten und damit verbunden der Wunsch, mehr Beteiligung von mehr Ländern zu haben. Daneben geht es vor allem um das Vermeiden finanzieller Belastungen für Infrastruktur in nur einem Land, und um Wahlwerbung bei kleinen Verbänden.
Als Gegenargument wird vor allem Atmosphäre-Verlust genannt.
Der tatsächliche Atmosphäre-Verlust erster Ordnung dürfte sich meines Erachtens in Grenzen halten: Ein Topstadion pro Land wird eher besser besucht sein als die ganzen Provinzarenen, die sonst so hochgezogen werden, zumindest, wenn die Spiele geschickt nach geographischer Nähe zu den Teilnehmerländern verteilt werden. Und 99% der Zuschauer nutzen eh nur den Fernseher.
In zweiter Ordnung geht aber durch den Verlust von "EM in Land" viel verloren. Auf "Mission Gipfelsturm" und sonstige schlechte Wortspiele, angebliche Landesküchesonderangebote im Supermarkt usw. kann ich gerne verzichten, aber die besondere Konzentrationsatmosphäre eines solchen Turniers geht verloren, es wirkt mehr wie eine zufällig Nationalmannschaften verwendende Variante der Champions League.
Aber solange die Ausrichterausgaben zu großen Teilen von der öffentlichen Hand übernommen werden, überwiegt das finanzielle Argument doch deutlich, und sie sollen ruhig machen. Letztlich interessiert mich eh nur, wie gut die Spiele werden.