Fußball und Jugendarbeit

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janw
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Do 25. Apr 2013, 09:46 - Beitrag #1

Fußball und Jugendarbeit

Zitat von Padreic:@Jan: Dazu muss man noch bedenken, dass viele der wichtigen Vereine auch eine gute Jugendarbeit machen und von den selbst ausgebildeten Spielern profitieren. Besonders extrem natürlich bei Barcelona, aber auch bei Real Madrid und Bayern München (Lahm, Contento, Badstuber, Schweinsteiger, Müller). Natürlich sind auch diese Spieler teilweise extra zu einem guten Verein hingezogen, aber das schon im Kindesalter. Es geht also nicht alles ums Einkaufen und um Söldner.

Hm, was ist gute Jugendarbeit? Wenn ich mir die hohlen Gestalten ansehe, für die Hoeneß' trotz seiner Machenschaften immer noch der King ist und der Verein, der wahrscheinlich selbst ähnliches macht, dessen andere wichtige Exponenten (z.B. Beckenbauer) sich gleich ganz verweigern, dem Land etwas dafür zurückzugeben, ohne das sie nicht da wären, wo sie sind, nährt das eher meine Skepsis.
Welche Kompetenzen werden denn durch Fußball vermittelt? Teamgeist? Nur bis zum besseren Angebot eines zahlungskräftigeren Vereins. Irgendetwas brauchbares Gelerntes? Jeder Kopfball zerstört Hirnzellen, und kommt man mit Fußballsprech und Dribbeln gut durchs Leben? Toleranz und Rücksichtnahme? Dannn bräuchten wir nicht so viel Polizei im Umfeld der Spiele.
Es ist für mich eine geistig unaufwendige, in dem Sinne "billige" Ablenkung von wirklicher geistiger Betätigung und Entfaltung.

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Do 25. Apr 2013, 10:25 - Beitrag #2

[...]

@Jan: Gute Jugendarbeit im Sinne der Ligen ist, viele gute Profis heranzuzüchten. Dafür sind vermittelte Werte völlig egal, und dank der geringen Anzahl der Profis auch für die Gesamtgesellschaft.
Das andere Bewertungskriterium wäre gute Arbeit in der Breite. Da werden Werte spannend. Natürlich ist klar, das Fußball nicht die beste Betätigung für den intellektuellen Nachwuchs ist. Aber dass gut organisierter Sport für Kinder aus Problembereichen oder -familien besser ist als reines Rumhängen oder schlecht organisierter Sport, dürfte halbwegs anerkannt sein.

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Ipsissimus
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Do 25. Apr 2013, 10:52 - Beitrag #3

dessen andere wichtige Exponenten (z.B. Beckenbauer) sich gleich ganz verweigern, dem Land etwas dafür zurückzugeben, ohne das sie nicht da wären
Na, da werden einige Exponenten aber mit etwas befrachtet, was nicht mehr wirklich etwas mit Fußball, und schon gar nicht mit Profifußball zu tun hat (oder was, alternativ, auch zahlreichen anderen reichen Menschen vorgehalten werden müsste). Außerdem könnte man speziell im Fall Beckenbauer sagen, dass der Mann Deutschland durchaus etwas zurückgegeben hat, wenn man bedenkt, dass er Deutschland letztmalig zum Weltmeister gemacht hat und eine weitere Ausrichtung einer WM nach Deutschland holte. Davon abgesehen ist er gelernter Versicherungskaufmann, was willst du da großartig an Moral erwarten^^

janw
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Do 25. Apr 2013, 11:24 - Beitrag #4

Zitat von Traitor:@Jan: Gute Jugendarbeit im Sinne der Ligen ist, viele gute Profis heranzuzüchten. Dafür sind vermittelte Werte völlig egal, und dank der geringen Anzahl der Profis auch für die Gesamtgesellschaft.
Das andere Bewertungskriterium wäre gute Arbeit in der Breite. Da werden Werte spannend. Natürlich ist klar, das Fußball nicht die beste Betätigung für den intellektuellen Nachwuchs ist. Aber dass gut organisierter Sport für Kinder aus Problembereichen oder -familien besser ist als reines Rumhängen oder schlecht organisierter Sport, dürfte halbwegs anerkannt sein.

Unter "guter Jugendarbeit" habe ich bisher gute Jugendarbeit verstanden, eine Jugendarbeit im Sinne der Jugendlichen als diese in ihrer Entwicklung und Entfaltung fördernde und ihnen gesellschaftlich wichtige Werte vermittelnde Beschäftigung mit Jugendlichen. Die Ligen sind kommerziellen Interessen verpflichtet, das macht sie suspekt.

Gesamtgesellschaftlich ist das aber nicht ganz egal, weil diese Profis als Rollenmodelle wirken.

Was "Problemfamilien" betrifft, sehe ich das besonders kritisch, weil dort eben von zu Hause aus keine intellektuelle Förderung kommt und von der Jugendarbeit dann auch nicht.

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Traitor
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Do 25. Apr 2013, 13:24 - Beitrag #5

@Jan: Wieso sollen die Fußballunternehmen weniger Rechte haben, sich ihre Arbeitnehmer nach eigenem Gutdünken auszubilden, als andere Wirtschaftsunternehmen? Gut, weil sie damit nicht erst mit 16 anfangen, sondern schon viel früher, und somit stärker in Erziehung und Fürsorgepflicht eingreifen. Aber zum einen sind auch die Kinder und Jugendlichen, die schon deutlich früher direkt von den Profivereinen herangezogen werden, nur eine kleine Minderheit, die Mehrzahl spielt bei Breitensportvereinen, die eben nicht primär finanzielle Ziele verfolgen. Zum anderen ist, diesseits einer gewissen Belastungsgrenze, sportliche Ausbildung weitgehend orthogonal zu schulischer (stärker als musische sogar, würde ich mal behaupten) und wenn Auswüchse (Causa Draxler) eingedämmt werden die parallele Bildung auf beiden Wegen kein furchtbar großes Problem.

Man könnte auch fragen, wenn das Schulsystem nicht hinreichend in der Lage ist, Werte zu vermitteln, warum und wie sollen das dann Fußballvereine schaffen?

Vorbildfunktion, gut, die gibt es. Aber überraschenderweise scheint das heutige intensive Jugendarbeitssystem deutlich sozialverträglichere Vorbilder hervorzubringen als in vergangenen Jahrzehnten - auf einen KP Boateng kamen zehn Matthäuse und Effenbergs. ;) Obwohl, ein neuer Bode ist auch nirgends zu sehen... Vermutlich werden von diesem System sowohl die Spitzen als auch die tiefsten Abgründe ausgeschaltet. Praktisch, nicht idealistisch, betrachtet in Bezug auf die unteren Schichten vermutlich sogar eine Verbesserung.

Zu den Problemfamilien s.o., das ist eher Aufgabe der Schule. Zu glauben, wenn es weniger Fußballvereine gäbe, gingen mehr Problemkinder in die Musikschule oder Kinderuni, ist wohl ein kleines bisschen illusorisch.

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