Doping im Fußball

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Ipsissimus
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Fr 30. Aug 2013, 12:05 - Beitrag #1

Doping im Fußball

also vermutlich doch

Die verdächtigen Blutwerte tauchen in einer Studie von Tim Meyer, dem Teamarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, aus dem Jahr 2011 auf. Diese wissenschaftliche Untersuchung wurde bislang nur in medizinischen Datenbanken veröffentlicht und kann von der breiten Öffentlichkeit nicht sofort eingesehen werden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat zu den Studienergebnissen bislang keine Nachforschungen angestellt und öffentlich weiter argumentiert, Blutdoping sei im deutschen Fußball kein Thema. Das darf nun zumindest angezweifelt werden.

Denn die Werte sind außergewöhnlich: Hämoglobin bis zu 18,5 Gramm pro Deziliter, Hämatokrit hoch bis zu 54,9 Prozent. In vielen Ausdauersportarten gibt es Grenzwerte für diese Blutparameter, oft liegen diese bei 17 Gramm für Hämoglobin und 50 Prozent für Hämatokrit. Bei den Weltverbänden im Radsport, Triathlon und der Leichtathletik führt ein Wert darüber zu Konsequenzen wie weiteren Untersuchungen oder Schutzsperren.



http://www.spiegel.de/sport/fussball/doping-im-fussball-dfb-arzt-misst-auffaellig-hohe-blutwerte-bei-profis-a-919354.html

009
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Fr 30. Aug 2013, 14:19 - Beitrag #2

Kannman die Grenzwerte denn seriös übertragen oder sind bei legalem Verhalten bei den fußballspezischen Anforderungen/Einflüssen auf den Körper die Werte vielleicht doch "rein biologisch" erklärbar?

Wenn nicht wäre es wohl der (m.E. nicht wünschenswerte) Medien-Coup an sich, wenn ein blutdopender Homosexueller Bundesliga-Profi oder gar Nationalkaderangehöriger geoutet wird. Denn lt. DFB scheint es beides ja nicht zu geben...

Ipsissimus
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Mo 2. Sep 2013, 13:38 - Beitrag #3

wirklich wissen tue ich es nicht, allerdings würde ich gefühlsmäßig die Ansicht vertreten, dass die Belastungen von Profifußballern auch nicht höher liegen als von anderen Profisportlern, von daher sollten die Grenzwerte vergleichbar sein

janw
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So 8. Sep 2013, 21:57 - Beitrag #4

Wenn ich das richtig verstehe, sind die Werte nicht einfach übertragbar.
Der Hämatokritwert, das ist der Volumenanteil der Blutzellen (überwiegend Rote Blutkörperchen) am Gesamtvolumen des Blutes, liegt bei Männern zwischen etwa 42 und 50%.
Der Wert kann ansteigen durch Aufenthalt in großer Höhe (Höhentraining!) und durch Wassermangel.
Ausdauertrining führt zu einer Absenkung des Hämatokritwertes, weil das Blutvolumen stärker zunimmt als das Zellvolumen im Blut.

Das bedeutet nach meinem Verständnis, daß bei Ausdauersportlern wie Radfahrern und Langstreckenläufern durch Höhentraining und Manipulationen die Verringerung des Hämatokrit, die durch das Ausdauertrining verursacht wird, ausgeglichen bis überkompensiert wird.
Radfahrer und Langstreckenläufer nehmen auf der Strecke einiges an Flüssigkeit zu sich, so daß der Hämatokrit nicht erheblich durch Flüssigkeitsmangel weiter ansteigen sollte -> Messwerte am Ende geben etwa den Eingangswert wieder.

Bei Fußballspielern stellt sich die Frage, ob bei ihnen trainingsbedingt der Hämatokrit erniedrigt ist.
Nach einem Spiel würde ich hier von deutlichem Flüssigkeitsverlust ausgehen, so daß der Hämatokrit nach dem Spiel höher sein sollte als vor dem Spiel.
Sofern der Wert trainingsbedingt erniedrigt ist, sollte er nach dem Spiel nach meinem Verständnis nicht deutlich über 50% liegen, weil der Flüssigkeitsverlust die trainingsbedingte Erniedrigung ausgleichen sollte.
Um zu verlässlichen Aussagen zu kommen, könnte man mit der Probenahme warten, bis die Spieler etwas getrunken haben und damit der spielbedingte Flüssigkeitsverlust ausgeglichen ist.

Traitor
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Mo 9. Sep 2013, 20:42 - Beitrag #5

Wie Jan beschreibt, scheinen das tatsächlich nur sehr indirekte und leicht fehlinterpretierbare Messwerte zu sein. Ein direkter Substanzennachweis wäre etwas ganz anderes.

Misstrauisch werden (so man es nicht eh schon ist) lässt die Meldung trotzdem. Und die Standardverteidigung "Fußball ist kein Ausdauersport, deshalb lohnt sich Doping nicht, deshalb dopt niemand" ist immer noch lächerlich. Zwar machen Ausdauer und Geschwindigkeit im Fußball nicht den Großteil der Leistungsfähigkeit aus, einen deutlichen Einfluss haben sie trotzdem. Die Angleichung internationaler Niveaus geht zu einem nicht unerheblichen Teil auf professionelleres Training in genau diesem Bereich zurück, und natürlich bringt dann auch illegitime Steigerung etwas.

janw
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Mo 9. Sep 2013, 20:54 - Beitrag #6

Man müsste sich ansehen, wie das Training bei den Fußballspielern angelegt ist, wie es sich auf den Hämatokrit der Spieler auswirkt.
Die Art der Leistungsabforderung mit dem starken Wechsel zwischen sehr hoher Leistung und geringerer Leistung in wechselndem zeitlichem Umfang über eine längere Zeit hinweg erscheint mir schon mit Ausdauerleistungen vergleichbar.

Ipsissimus
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Di 10. Sep 2013, 11:39 - Beitrag #7

beim Höhentraining steigt der Hämatokrit auf bis zu 70%, außerdem trainiert kaum eine Fussballmannschaft in der Höhe, von daher kann diese Erklärung wohl entfallen

Ausdauertraining senkt den Hämatokrit, das ist richtig, umso auffallender also, wenn er doch erhöht wird, bei all dem Ausdauertraining, das auch Fußballer absolvieren müssen. Man kann das anhand von im Internet zugänglichen Trainingsplänen leicht überprüfen, wobei besonders der Anteil anaerober Phasen auffällt, was mit erniedrigtem Hämatokrit überhaupt nicht zusammen passt

janw
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Di 10. Sep 2013, 13:34 - Beitrag #8

Die deutsche Nationalmannschaft hat iirc vor einigen Jahren mal ein Höhentraining gemacht, in Mexiko vor irgendeinem Wettbewerb.
Das könnte sich dann kurzfristig entsprechend auswirken, wäre aber einfach zu erklären, wurde damals auch öffentlich thematisiert.

Maglor
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Di 10. Sep 2013, 19:07 - Beitrag #9

Fußball ist doch Mannschaftssport. Blut- und Urinwerte müssen natürlich auf die ganze Mannschaft hochgerechnet werden.
Es reicht ja wenn einer von denen normales Blut hat.

Ipsissimus
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Do 12. Sep 2013, 13:27 - Beitrag #10

also der Torhüter^^

Traitor
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Sa 14. Sep 2013, 11:36 - Beitrag #11

Es soll angeblich auch Mannschaften geben, in denen der Spieler, der am wenigsten Ausdauer braucht, der Mittelstürmer ist. Jede Mannschaft, in der Gerd Müller oder Mario Gomez spielt(e), z.B. ;)

Höhentraining hatte im Fußball meines Wissens nur vor den Höhen-WMs 1970 und 1986 in Mexiko größere Bedeutung. Danach wurde das Aufwands-Ertrags-Verhältnis vermutlich als mangelhaft angesehen. Es gibt ja simplere Alternativen. (U.a. Doping ;))

janw
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Sa 14. Sep 2013, 12:38 - Beitrag #12

Irgendwann in den 90ern oder um 2000 war Höhentraining nochmal Thema, meine ich.

Am meisten Ausdauer müssen doch wohl die Ersatzspieler haben. Da nicht irgendwann einzunicken...^^


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