München - Alemannia Aachen ist die Zweitliga-Mannschaft der Stunde. Zuletzt feierte das Team einen 3:0-Erfolg gegen Union Berlin, rangiert auf Platz vier und träumt nach 33 Jahren von einer Rückkehr in die Bundesliga. Nun der Schock am späten Sonntagabend: Aachens Trainer Jörg Berger ist an Darmkrebs erkrankt.
Der 58-Jährige informierte den Verein darüber und legte am Montag der Mannschaft die neue Situation offen.
"Ein erneuter Schicksalsschlag"
"Das ist ein erneuter Schicksalsschlag für den Verein", sagte der designierte Präsident Horst Heinrichs. "Dennoch haben wir eine große Priorität: Wir werden alles tun, damit unser Trainer baldmöglichst auf die Bank zurückkehrt." Im Mai 1999 war Alemannias damaliger Coach Werner Fuchs nach einem Waldlauf an Herzversagen verstorben.
Am vergangenen Freitag, eineinhalb Stunden vor dem Union-Spiel, bekam der in Branchenkreisen als "Retter" bezeichnete Berger nach einer Untersuchung die schockierende Nachricht.
Berger: "Ich bin ein Kämpfer, ich schaffe das"
"Zuerst war ich schwer getroffen. Doch dann habe ich mir gesagt: Nur wer an das Unmögliche glaubt, kann das Mögliche schaffen - und ich schaffe es! Ich gebe nicht auf, ich schaue nur nach vorne", sagte Berger.
Und weiter: "Ich komme wieder und bin nicht zurückgetreten. Ich bin ein Kämpfer. Ich bin immer wieder aufgestanden: Ich bin bin positiv eingestellt, ich schaffe das."
Co-Trainer Frank Engel übernimmt das Training
Berger wird sein Amt - zumindest vorübergehend - niederlegen. Sein langjähriger Weggefährte, Co-Trainer Frank Engel, mit dem der 58-Jährige schon die Frankfurter Eintracht trainierte, wird bis auf weiteres die Leitung des Trainings übernehmen.
"Das Ausmaß der Krankheit ist zum aktuellen Zeitpunkt noch genauso unbekannt wie mögliche Therapieformen", erklärte Alemannias Pressesprecher Avy Tiedemann.
Schmadtke: "Berger wird den Kurs vorgeben"
Ob Berger sein Amt ganz aufgeben muss, hängt von der Schwere der Erkrankung ab. Fest steht nach Angaben von Horst Heinrichs, dass sich der Sachse in Kürze einer Operation unterziehen muss.
Die Verantwortlichen des Vereins, das Präsidium, die Geschäftsleitung, sowie Sportdirektor Jörg Schmadtke, wollten das weitere Vorgehen zuerst intern besprechen. "Den Kurs wird Jörg Berger vorgeben. Der Trainer und ich werden uns zusammensetzen, und der Verein wird alles im Sinne Bergers regeln", sagte Schmadtke.
Die Mannschaft steht "unter Schock"
Auch die Mannschaft reagierte geschockt auf die Hiobsbotschaft. "Ich stehe unter Schock. Wir wussten von der Untersuchung, aber das kommt jetzt unvorbereitet, gerade in einer solchen Phase der Euphorie", sagte Torjäger Josef Ivanovic der "Aachener Zeitung". Und Ivo Grlic meinte: "Der erste Gedanke ist jetzt, dass der Trainer die Krankheit besiegt. Gute Besserung."
Kapitän Karl-Heinz Pflipsen: "Das ist ein Hammer, man kann Jörg Berger nur die Daumen drücken."
"Aachen ist wie Schalke"
Berger, früher unter anderem bei Schalke 04 und Frankfurt tätig, kam im Oktober 2001 nach Aachen und rettete den Skandal-Verein damals vor dem Abstieg. Trotz Schulden von etwa 2,5 Millionen Euro baute Berger zusammen mit Schmadtke eine schlagkräftige Mannschaft zusammen, die nun Ambitionen auf die Bundesliga hegt.
"Aachen ist wie Schalke. Hier lässt sich mit den tollen Fans und dem Umfeld etwas bewegen, hier zu arbeiten macht mächtig Spaß", erklärte Berger kürzlich.
"Wir heben nicht ab"
"Die Mannschaft musste reifen und an sich glauben", hatte der Trainer noch nach dem Sieg gegen Union Berlin gesagt. "Der positive Trend ist bestätigt, aber wir heben jetzt nicht ab."
Diese Gefahr besteht für den deutschen Vize-Meister von 1969 nach der Tragödie um Berger nicht mehr.